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Können Tiere denken? Teil II

Können auch unsere Tiere denken?
Ich möchte euch helfen, diese Antwort selbst herauszufinden- mit einem eigenen Experiment.  Dieser Versuch dauert mehrere Wochen, kann aber von jedem Hundebesitzer selbst durchgeführt werden
(soweit der Hund dafür geeignet ist).

Bevor wir fortfahren, hier nochmal zur Erinnerung aus dem Teil I, der Versuchsaufbau:

Versuchsaufbau

  1. Wir brauchen 2 große Kisten, eine schwarz, die andere weiß (Farbe innen & außen)
  2. Eine Seite ist bei jeder Kiste offen. Der Hund muss bequem hineinlaufen können
  3. Die Kisten werden in unterschiedlichen Räumen aufgestellt
  4. Sie sind nicht zu sehen und auch nicht auf direktem Weg zu erreichen
  5. Der Hund muss sich also in die eine oder andere Richtung bewegen
  6. In jeder Kiste stellt ihr exakt das gleiche Futter bereit (natürlich lecker)

Versuchsablauf

  1. Die Fütterung erfolgt immer zur gleichen Zeit
  2. Ausgangspunkt ist immer der selbe /z.B. Diele
  3. Der Hund läuft dann in die eine oder andere Richtung
  4. Die Räume mit den Kisten sind gut beleuchtet
  5. Dieser Ablauf wird 2x täglich mindestens 2 Wochen durchgeführt
  6. Nach 2 Wochen erfolgt ein Umbau
  7. Die zwei Kisten werden in einen anderen, bisher noch nicht genutzten Raum gestellt
  8. Jede Kiste in eine Ecke des gleichen Raumes (also ein komplett anderer Versuchsaufbau)
  9. Zu den Räumlichkeiten des ersten Versuches haben sie jetzt keinen Zugang
  10. Die schwarze Kiste wird innen mit starkem Gebläse ausgestatte, welches durch einen Kontakt beim Betreten des Hundes startet. Zudem wird ungeeignetes Futter angeboten
  11. Die weiße Kiste bleibt neutral und beinhaltet gutes Futter (auch wieder lecker)
  12. Dieser Ablauf wird 2x täglich 1 Woche durchgeführt
  13. Nach 1 Wochen erfolgt ein Umbau
  14. Rückbau auf den ersten Versuchsaufbau
  15. Dieser Ablauf wird nur 1x durchgeführt (um sicher zu stellen, dass die Richtungsentscheidung ausschließlich ein Resultat des geistigen Innenlebens ist)!

Was ist passiert?
Dieses Experiment geht auf Edward Tolmann zurück, der bereits vor über 60 Jahren ähnliche Forschungen mit Ratten  durchgeführt hat. Viele dieser Pioniere sind in Vergessenheit geraten und waren damals ihrer Zeit weit voraus. Sinn dieses Versuchsaufbaus ist, etwas über das tatsächliche Innenleben unserer Tiergefährten zu erfahren, denn damals wie noch bis vor einigen Jahren, wurde diese Gefühlswelt den Tieren generell abgesprochen. Warum? Nun, zum einen wegen Unwissenheit und es war ja auch so wunderbar bequem. Man musste beim Umgang keine Rücksicht nehmen.
Wir kommen immer auf dieselbe Frage zurück, die uns beschäftigt: Läuft ein antrainiertes Programm ab (wie noch heute allgemein verbreitet) oder entstehen eigene Vorstellungen?

Hört sich für nicht Eingeweihte banal an, ist aber ein erdrutschartiges Thema. In diesem Versuch steckt das große Fragezeichen: Können hochentwickelte Tiere eigene Vorstellungen entwickeln, Schlussfolgerungen ziehen und aufgrund dessen eigene Entscheidungen treffen?

Können Tiere denken oder sind sie nur Reiz-Reaktions-Maschinen?

Werden sie ausschließlich von Trieben gesteuert und reagieren auf Reize oder ist da noch mehr? (Bei einigen Exemplaren unserer eigenen Spezies habe ich da so meine Zweifel – ob da noch mehr ist.) Wir Tierfreunde sagen: Natürlich ist da noch mehr, aber so einfach ist das leider nicht. Wir müssen es nicht nur mit Überzeugung darstellen, sondern auch beweisen. Genau das werden wir tun. Natürlich spielen Triebe immer eine große Rolle, übrigens auch bei uns Menschen. Aber nur weil wir die Tiere nicht verstehen, heißt es nicht, dass sie nicht auch eigenständige Entscheidungen treffen können. Vielleicht sträuben wir uns auch gegen diesen Gedanken, da es mächtig an unserem Ego kratzt, die Einzigen mit diesen Fähigkeiten zu sein. Wir halten uns ja bekanntlich für das Beste, was das gesamte Universum hervorgebracht hat und selbst in zahlreichen Glaubensrichtungen bezeichnen wir uns selbst als die Krönung der Schöpfung, was auch immer das heißen mag.

Können Tiere denken? Foto Martin Schulte

Können Tiere denken? Teil II   Foto Martin Schulte

Treten wir nun einen Schritt zurück, betrachten das ganze Bild und analysieren neutral, was wir beobachtet und erfahren haben. Unser Hund hatte in zwei unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Futterangebote, registrierte dies und nahm es auf. Im dritten Teil erfolgte der Rückbau auf Versuchsaufbau 1. Nun stellt sich die Frage: Spult er das bereits erlernte Verhalten wieder ab oder passiert etwas Anderes? Was könnte aber anderes als das Erlernte passieren?

  1. Der Hund hat zunächst gelernt, auf welchen Umwegen er zu einer der beiden Futterkisten gelangt. Die eine ist schwarz und die andere weiß. Beide sind gleichwertig und nur auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen.
  2. Der zweite Aufbau ist völlig anders und die Futterkisten haben extrem unterschiedliche Qualitäten. Auch das erkennt und lernt der Hund durch direkte Erfahrung sehr schnell.
  3. Nun steht der Hund wieder im bekannten ersten Versuchsaufbau, doch diesmal mit der Erfahrung aus Versuch zwei.
  4. Da die Futterkisten (schwarz & weiß) nur über unterschiedliche Wege erreichbar sind, beginnt nun der eigentliche Versuch.
  5. Entweder- er prescht blindlings los, egal in welche Richtung, um an eine der Futterkisten zu gelangen, oder…
  6. Er erkennt die aktuelle Situation, visualisiert- hinter welchem Weg- welche farbige Futterkiste steht, kombiniert, trifft eine Entscheidung und nimmt den Weg, der zur weißen Kiste führt.
  7. Wirklich bemerkenswert ist dabei, dass er aus völlig unterschiedlichen Versuchsaufbauten eine Schlussfolgerung zieht, die sein Handeln verändert und diese Entscheidung nicht aus optischen Reizen, sondern aus einer geistigen Visualisierung entsteht.

Diese Leistung können wir mit ruhigem Gewissen als- denken- bezeichnen.

Falls einige meinen, das ist doch nichts Besonderes, so kann ich nur sagen:
Wenn wir belegen können, dass Hunde zu so abstrakten Denkweisen fähig sind…
Was erfahren wir in Zukunft da noch alles? Wunder sind solange unmöglich, bis das
Gegenteil bewiesen wird… und das ist oft nur eine Frage der Zeit!

Kleiner Tipp: Bei diesen Überlegungen kommt man nur weiter,
wenn wir unsere Überheblichkeit ablegen.

 

 

Meine Tiergefährten

Als ich anfing, meinen wundersamen Alltag auf zu schreiben, dachte ich eher an ein Tagebuch für meinen Sohn, oder an einen Blog, merkte aber schnell, dass da eine gewaltige Lawine auf mich zu rollte und ich hatte große Mühen, meine täglichen Ereignisse aufzuschreiben. Mein Alltag glich einem Schnellzug, der mit Höchstgeschwindigkeit über die Schienen rast, spannend, aufregend und immer Hände schüttelnd mit neuen interessanten Menschen…

Nun könnten einige behaupten: Was soll der ganze Stress. Auf dem Sofa liegen ist doch viel besser.

Aber was soll man machen, wenn einem das Faulenzen nicht so recht in die Wiege gelegt wurde? Natürlich etwas unternehmen und das auch noch möglichst mit Tieren. So kam es, wie es kommen musste, meine Welt wurde bunt. In dieser rasanten, bunten Welt regierten von nun an viele Farben, jedoch nicht rosarot. Es gibt auch Endtäuschungen, Rückschläge und Niederlagen, aber hinfallen ist nicht das Problem, sondern das liegen bleiben. Es war nie meine Sache liegen zu bleiben, denn das Geheimnis unseres Alltags liegt im:  immer wieder Aufstehen. Es ist nicht wichtig, was du bist, sondern was du daraus machst.

H.P.Schaarschmidt /Autor: Tiergefährten

H.P.Schaarschmidt /Autor: Tiergefährten

Denke ich zurück,  – was alles in den letzten 10 Jahren passiert ist, wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte, all diese 1000 Geschichten aus dem Wunderland zu erzählen. Manchmal kam ich mit tatsächlich wie Alice im Wunderland vor, die immer tiefer in den Kaninchenbau vordrang. Ich lernte nicht nur viel über die Schafzucht, sondern dass auch jedes Tier eine wirkliche Persönlichkeit ist, dass Tiere, wenn man sie lässt, ihren eigenen Regeln folgen und manchmal Dinge tun, die wie ein ausgetüftelter Plan erscheinen. Also habe ich angefangen, das tägliche Staunen im Wunderland aufzuschreiben und musste mir nach einigen Monaten selbst verwundert darüber, wie mein Alltag aussieht. Aufregend, bunt, anstrengend, aber wunderbar. Zumindest wunderbar für einen Zweibeiner wie mich, der in diesem Kaninchenbau von Alice seine Heimat gefunden hat.

Zu den wundersamen monatlichen Aufzeichnungen über meine Tiere, gesellten sich die Erlebnisse mit den vielen Individualisten, die im Kaninchenbau nebenan wohnen. Viele dieser Bewohner sind so besonders, dass sie vom Otto Normalverbraucher so weit entfernt sind, wie eine Weinbergschnecke vom Marathonlauf. Dennoch finden viele der Nicht-Kaninchenbau-Bewohner gerade diese Individualisten spannend, denn sie leben ein Leben, dass der eine oder andere sehr gern selbst leben möchte. Zumindest projektieren einige ihre Wünsche in sie hinein, wie es doch wäre, wen man auch so leben würde. Ich darf euch aber versichern, dass die viel beschriebene Schäfer-Romantik nur an eure Tür klopft, wenn ihr euch harte Arbeit, sterbende Tiere, Trauer und auch Kummer gefallen lasst. Dann, aber auch nur dann, habt ihr eine realistische Chance auf tolle Momente.

Mein Buch Tiergefährten Autor H.P.Schaarschmidt

Mein Buch Tiergefährten Autor H.P.Schaarschmidt

Mein Buch Tiergefährten  Autor H.P.Schaarschmidt

Ich habe diese Momente und viel mehr, aber auch eine ganze Menge Schufterei, die mir zugegeben ziemlich viel Spaß macht. In Tiergefährten berichte ich über diese Momente und über die Weggefährten im Kaninchenbau nebenan, die mein Leben ebenfalls bereichert haben.Man muss nicht unbedingt mit Border Collies arbeiten oder schottische Schafe züchten, um sich in die Erlebnisse von Tiergefährten hinein ziehen zu lassen, denn das Natur- und Tierwohl sollte bei uns allen auf dem Merkzettel stehen. Ob humorvoll, kritisch oder spannend, die wichtigste Botschaft in meinem Buch lautet:  Begegne den Tieren mit Respekt.

Tiergefährten
von Hunden, Schafen und Individualisten

Viel Spaß beim lesen

Hunde, Schafe, Tiergefährten

 

Baywatch

Was haben David Hasselhof, Pamela Anderson und vier Border Collie gemeinsam?

Sie sind gerne am Strand, genießen die Freiheit und machen eine ziemlich gute Figur, zumindest die Hunde…und vielleicht auch Pamela Anderson. Kaum sind wir an dem fast menschenleeren Küstenabschnitt angelangt, laufen auch schon die Kollegen von David und Pamela im chilligen Schritt an uns vorbei, aber weder im engem Badeanzug noch in extrem körperbetonter Kleidung, sondern in dicken Jacken. Haben die denn nie Baywatch gesehen? Mit Baywatch ist es so wie mit der Bildzeitung. keiner will sie gelesen haben, aber wieso ist sie dann mit Abstand die meistverkaufte Zeitung in Good Old Germany?

Da steht der Schaf-Peter, der eher Berge gewohnt ist, am Strand, schaut auf die winzige Linie am Horizont und ist mächtig beeindruckt, was ihn hinter dieser Linie erwarten würde. Wie haben, verdammt noch mal, die alten Seefahrer vor 500 Jahren neue Welten entdeckt? Waren sie alle Helden oder einfach nur rund um die Uhr betrunken? Vielleicht beides.

Baywatch Was haben David Hasselhof, Pamela Anderson und vier Border Collie gemeinsam?

Baywatch  Was haben David Hasselhof, Pamela Anderson und vier Border Collie gemeinsam?

Für das Foto haben sie schnell ihre Winterjacken ausgezogen.

Nachdem ich das Foto geschossen habe, will ich die Damen eigentlich noch fragen, ob sie für mich in zu engen Badeanzügen und in Zeitlupe über den Strand laufen würden, aber aus irgendeinem Grund traue ich mich das dann doch nicht. Vermutlich hätte mich meine bessere Hälfte mit dem Schlag einer Boje hart auf den Boden der Realität zurückgeholt. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt: Ich will ja nur realistische Fotos wie aus dem Film machen.

Was fasziniert uns eigentlich an einer Wasserfläche, die bis zum Horizont reicht? Der Anschein von Unendlichkeit, eine unbezwingbare Naturgewalt oder einfach nur Fernweh? Obwohl wir bequeme Langzeiturlauber geworden sind, steckt in uns allen ein neugieriger Kämpfer und Entdecker. Wir leben in Deutschland wie auf einer kleinen Insel der Glückseeligen und bemühen uns nach besten Kräften, die böse Welt um uns herum zu ignorieren. Werte Damen und Herren, Sie können gern alle Fenster Ihres trauten Heimes schließen, aber trotzdem atmen wir alle immer noch die gleiche Luft und leben alle gemeinsam auf einem kleinen Planeten. Zahlreiche Wissenschaftler beschäftigen sich inzwischen mit der Frage, wie das „Leben“ der Pflanzen wirklich ist und ob sie untereinander kommunizieren können. Einige Forscher wollen bereits bewiesen haben, dass sich Pflanzen gegenseitig vor Gefahren warnen. Was für eine Wunderwelt sich da wohl in Zukunft noch offenbaren wird? Aber das ist eine andere Wundertüte, die wir an dieser Stelle nicht öffnen wollen.

Ich stehe noch immer am Strand und starre auf die kleine Linie am Horizont, genau wie meine bessere Hälfte, die ihr Foto-Verhinderungs-Schlaggerät inzwischen beiseite gelegt hat. Das wird wohl nichts mit Baywatch-Fotos.

Baywatch Was haben David Hasselhof, Pamela Anderson und vier Border Collie gemeinsam?

Traumhafter Ausblick und die Quelle der Sehnsucht.

Durch die schmale Linie da hinten kommt das Schiff nie durch.

Heute wissen wir, dass die Erde rund ist und man nach dieser Linie am Horizont nicht von der Erde herunter fällt. Damals wie heute begründen wir das plausibel und mit größter Gewissheit: „So ist es.“ Was wäre also, wenn wir eines Tages doch herausfinden, dass Pflanzen miteinander reden und Steine ein Gedächtnis haben? Das hört sich ziemlich verrückt an, aber genau das hat man von Nikolaus Kopernikus auch behauptet. Nicht die Erde, sondern die Sonne sollte nach seiner Ansicht im Zentrum stehen. Seine Gegner hielten seine Überlegungen für ein wirres Hirngespinst, denn wenn das wahr wäre, müsse man ja durch die Bewegung um die Sonne einen Fahrtwind spüren. Heute lachen wir darüber, weil wir es besser wissen, aber damals…

Was könnte also noch dahinter stecken, dass wir diese kleine Linie am Horizont faszinierend finden?

Die Antwort ist mal wieder ziemlich simpel:  Weil wir noch immer Entdecker sind, die nach neuen, besseren Lebensräumen suchen.  Wie schon vor 100.000 Jahren. Leider ignorieren wir vieles von dem, was uns in tausenden von Jahren geprägt hat. Die Erde ist unser Zuhause und die Tiere sind unsere Mitbewohner. Wir alle sind aber auch nur Teil eines Kreislaufes. Unsere tapferen Vorfahren waren ganz einfach gezwungen,  neue Lebensräume zu entdecken und das steckt noch immer in uns.

Baywatch Was haben David Hasselhof, Pamela Anderson und vier Border Collie gemeinsam?

Das Tor zur Welt

Das Tor zur Welt – und ein Hilfsmittel für die schmale Linie am Horizont

Es ist schon faszinierend, was sich unbewusst in unserem Inneren abspielt. Ob nun die Gedanken über die schmale Linie am Horizont, durch die sowieso niemand durchkommt, oder der Drang, Tiere zu halten: Wir sind fast immer Opfer unseres 90%-igen Ichs, dem Unterbewusstsein, das auf 200.000 Jahre Entwicklungsgeschichte zurückgreift. Ihr schüttelt den Kopf? Nun gut, kein Problem, das stören die 90% nicht. Wenn Ihr also in Zukunft mal wieder tiefsinnig nachdenkt „warum-wieso-weshalb“: Genießt einfach den Moment.

Wir tun, was wir tun müssen. Ich für meinen Teil lebe mit Hunden und Schafen, weil ich meine, es machen zu müssen.

PS.: Vielleicht schau ich mir auch irgendwann mal die schmale Linie am Horizont an, doch wichtiger ist das HIER und JETZT.

Eine tolle Zeit mit Gleichgesinnten

 

Ein tolles Wochenende mit Gleichgesinnten, das ist es doch, was wir uns alle wünschen. Ich hatte mal wieder das Glück, zwei wundervolle Tage zu erleben. Leider war meine bessere Hälfte Jasi nicht mit dabei, aber das Wochenende war trotzdem unvergesslich. Eigentlich habe ich zwei Tage mit Sandra  im Richterwagen zugebracht, aber wir hatten so extrem viel Spaß, dass selbst der Fotograf Martin Schulte schon anfing, über unsere extrem gute Laune Scherze zu machen.

Falls jemand auf den Gedanken kommt, wir könnten unsere Aufgabe nicht ernst genommen haben, dem kann ich versichern: Doch, wir haben unseren Job erledigt – und dabei einen Riesenspaß gehabt. Eigentlich sind wir ganz schön verrückt: Wir lassen unsere Partner zu Hause, obwohl wir mit ihnen ein tolles Wochenende verbringen könnten, stellen uns bei Wind und Wetter auf irgendeinen Acker und schauen zu, wie Border Collies fünf Schafe über die Fläche schieben. Ich gebe aber zu, dass es schon mächtig faszinierend ist, diesen vierbeinigen Raketen bei der Arbeit zuzuschauen und ihre Fähigkeiten zu bewundern.

Ich gestehe aber auch, dass man ein Border Collie Bewunderer sein muss, wenn man sich stundenlang, ach, was sage ich, tagelang hinstellt, um bei strömendem Regen diesen schwarz-weißen kleinen Genies zuzusehen. Sandra, die Richterin an meiner Seite, ist ständig im Zwiespalt zwischen Kritik und Motivation. Lässt sie das jetzt durchgehen? Motiviert sie dieses Team, weiter zu machen, auch wenn ein anderer dann vielleicht fragt „Warum warst du bei mir härter?“

Wir haben mehr als einmal darüber diskutiert, ob das jetzt zu lieb bewertet war und ob sie deshalb positiver von der Wettkampffläche gehen. Gerade in den Klassen 1 und 2 spielt die Motivation eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn viele Teams schnuppern zum ersten Mal Trial-Luft und sind vor jedem Start so aufgeregt, dass sie fast erstarren. Aber sein wir doch ehrlich: Gerade diese Aufregung macht die Tage zu etwas Besonderem.

Nun sitze ich, wie so oft in diesem Jahr, wieder in einem Hotel. Diesmal in Thüringen, denn Morgen haben Bianca und ich wieder Hütevorführungen. Vormittags sind wir mit einem Schäfer aus der Region verabredet, der sich nicht nur um 2.500 Muttertiere kümmert, sondern auch mit Isegrim zu kämpfen hat. In den letzten Wochen wurden 80 Tiere gerissen. Das treibt dem Schaf-Profi deutliche Sorgenfalten auf die Stirn. Auf einmal wirken unsere Problemchen eher als Luxussorge. Ich komme nicht umhin, die Berufsschäfer voll Hochachtung zu betrachten, denn sie leisten täglich Wunder. Ein Schäfermeister, der seinen Megabetrieb im Griff hat, ist einfach ein tolles Erlebnis.

Prost /Eine tolle Zeit mit Gleichgesinnten

Prost /Eine tolle Zeit mit Gleichgesinnten

Ich habe beim Einschlafen zwar keine Schäfchen gezählt, bin aber mit großer Neugier auf den nächsten Morgen eingeschlafen.

Die Nacht war schnell vorbei und der neue Tag hatte gleich zu Beginn Erstaunliches zu bieten. Einen umsichtigen Schäfermeister, der sich neben 2.500 Muttertiere auch noch um Angestellte und Azubis zu kümmern hat. Nach einer freundlichen Begrüßung stellten Bianca Jacobi und ich uns kurz vor. Nachdem wir einen Vorraum mit unzähligen Auszeichnungen an der Wand durchquert hatten, traten wir in die erste Halle ein. „Wow“, fiel mir da nur ein, denn die Ausmaße waren gigantisch. Ich vermute, man könnte auch zwei Reithallen daraus machen. Aber Schafe sind mir hier lieber. Toll, dass es überhaupt noch solche großen Betriebe gibt, die noch nicht von dem allgemeinen Industrie-Wahn aufgefressen wurden. Um es vorweg zu nehmen, wir haben uns für die nächste Lammzeit wieder verabredet. Das Gewimmel möchte ich unbedingt sehen. Zwei Megahallen voller Wollis mit Lämmern bekommt man in unserem Land so gut wie gar nicht mehr zu sehen. In der übrigen Zeit sind alle Tiere auf unendlichen Weiden.

Wunderbar

Wärend er uns den Ablauf ausführlich erklärte, begutachtete ich die wenigen aufgestallten Tiere. Sie sollten verkauft werden. Ich dachte: „Die haben ihren Laden wirklich im Griff.“ Die vielen Auszeichnungen in der Eingangshalle haben sie zu Recht bekommen, denn die Merino Schafe sind wirklich vorzeigbar. Da wir bereits vor Sonnenaufgang vor Ort waren, konnte ich mit meinem Handy nur Geister-Fotos schießen.

 

Keine Geister Merinos

Keine Geister Merinos

Keine Geister Merinos, sondern eine Unzulänglichkeit meines Handys.

Auf dem Rückweg hielten wir an einer Tankstelle und mussten uns erst Mal von den überwältigten Eindrücken erholen. Die Tankstelle glich eher einem Supermarkt und zu unserer großen Verwunderung gab es hier Dinge, die bei uns in Niedersachsen unvorstellbar währen.

Zum Kaffee noch einen Schlagstock to go    Schaf-Land.de

Zum Kaffee noch einen Schlagstock to go Schaf-Land.de

Zum Kaffee noch einen Schlagstock to go gefällig? Thüringen ist wunderschön, aber das hat uns dann doch verwirrt. Nochmal zu Erinnerung: Wir waren in einer Tankstelle!

Trotzdem, Thüringen ist toll. Allerdings muss man hin und wieder mit Straßensperren und Polizeikontrollen rechnen, weil gerade Stiefelträger im Nachbarort aufmarschieren. Und ich meine damit nicht die Feuerwehr.

Wir kommen wieder.

 

Hütevorführung oder Hüte-Vorführung?

„Wie? Sie wollen bei uns eine Hüte-Vorführung präsentieren?“ fragt ein Schlossverwalter, willigte aber im gleichen Moment ein. Er wundert sich nur, dass wir so viel Fläche dafür benötigen. Hüte passen ja wunderbar zu einem Schloss, aber eine gewisse Verwirrung ist dem Hausherren deutlich anzusehen.

Ich trage Gummistiefel und eine Wachsjacke, habe zwei Border Collies dabei und erzähle von meinen Laufenten, aber irgendwie will sich der Nebel in seinem Kopf noch nicht verziehen. Ich überlege kurz: „Gefällt mir diese Verwechselung?“ Die Antwort ist schnell gefunden: „Ja, echt witzig!“ Eigentlich müsste ich diesen Herrn auf den Boden der Tatsachen holen, aber die Wortspiele und das offensichtliche Missverständnis machen mir ziemlich viel Spaß.

Wir reden noch immer über eine Hütevorführung, oder doch eine Hüte-Vorführung?

Die Frage nach Absperrgittern und Strom für die Technik bringen ihn nicht auf andere Gedanken, aber das Thema Heu macht den Freiherrn von ich weiß nicht genau dann doch etwas stutzig.

„Heu? Sie brauchen Heu?“ „Ja, das wäre super, wenn die Wiesen so weit runter gemäht sind, dass sie nicht mehr ergiebig sind.“ „Die Wiesen müssen ergiebig sein?“ „Naja“, antworte ich „unsere schottischen Kolleginnen müssen ja ordentlich versorgt werden“. So langsam werde ich mutig und erwähne noch: „Schließlich bin ich für die vielen hübschen Damen verantwortlich“.

Vor mir steht ein Mann, der ein Schloss von seiner Familie übernommen hat und in seiner ganz eigenen Welt lebt. Ich gebe zu, seine mit Wappen bestickten Hemden und seine Lack-Schühchen finde ich etwas lächerlich, aber jeder mag so leben, wie es ihm beliebt. Über mein Leben mit den Tieren werden sicherlich auch viele Menschen den Kopf schütteln.

Doch dann findet er seine Sprache wieder und stellt die richtige Frage: „Was machen Sie eigentlich genau?“ Nun wird es Zeit, die Situation aufzulösen. Eigentlich schade. „Wir präsentieren den Border Collie Arbeitshund in der Tradition der schottischen Farmer und das mit Hilfe von schottischen Schafen und Laufenten.“ Ich sehe in aufgerissene Augen und wieder folgt Schweigen.

Hütevorführung Border Collie May / Schaf-Land.de

Hütevorführung Border Collie  / Schaf-Land.de

Dann aber bricht es aus ihm heraus: „Das ist ja wunderbar und es passt perfekt in diese Umgebung“. Ich mochte den schottischen Landadel schon immer, denn er ist das Paradebeispiel für Pragmatismus und Tradition. „Werter Freiherr von ich weiß nicht genau, bei uns geht es weniger um den schottischen Adel, sondern eher um den Border Collie. Genau gesagt, um den Arbeitshund Border Collie“. Ich kann fast sehen, wie seine grauen Zellen auf Hochtour laufen, er aber versucht, diese Gehirnakrobatik zu verstecken.

„Wieviel Fläche brauchen Sie und kann man diese Präsentation in einem Schloss-Event integrieren?“ „40m x 60m wäre wunderbar, aber wir kommen auch mit etwas weniger zurecht. Es ist aber sehr schön, auch für die Zuschauer, wenn die Hunde genügend Platz haben, um ihren Job zu erledigen. Es sieht einfach besser aus und das Publikum sieht Border Collies, wie sie wirklich agieren. Das ist ziemlich spektakulär. Und was die Einbindung in ein Schlossfest betrifft, so haben wir mit dieser Kombination nur gute Erfahrungen gemacht. Der Veranstalter benutzt unsere Hütevorführung sogar als zusätzliche Werbung für sein Fest.“ „Ok, das kann ich mir alles gut vorstellen“, ist seine spontane Antwort.

Während er betont lässig hinter seinem ehrwürdigen Schreibtisch sitzt, der vermutlich von seinem Ur-Ur-Urgroßvater stammt, beschleicht mich ein komisches Gefühl. So ganz genau kann ich es nicht beschreiben, aber seine übertriebene Lässigkeit passt irgendwie nicht zu ihm. Dieser Freiherr versucht doch tatsächlich, einen auf Kumpel zu machen, aber meine Magengegend rebelliert. Nein, kein Durchfall. Mit dem Mann, der in den Lackschühchen steckt, stimmt etwas nicht.

„Für die Programminhalte geben wir auf unseren Schlossfesten nichts aus, weil unser Event eine tolle Plattform ist, bei der alle dabei sein wollen.“ OK, das erklärt meine Bauchschmerzen. Sie wollen sehr viel für Null. Am besten alles. Die Lackschühchen suchen nur Einnahmequellen, da vermutlich die Unterhaltskosten der Schlossmauern drücken. So habe ich mir eine Zusammenarbeit nicht vorgestellt. Ich wünsche mir eine gewisse Begeisterung und Achtung für und vor uns und unseren Hunden. Ich mag die Geschichte, Burgen und Schlösser auch, aber keine arroganten Fatzke, die den Verfall mit Überheblichkeit verdecken wollen. Bin ich jetzt zu streng oder zu intolerant?  Mir ist es egal.

H.P.Schaarschmidt /Foto: Jasemin B

H.P.Schaarschmidt /Foto: Jasemin B

Auf diesem herrschaftlichen Schlossgelände werden wir dann wohl nicht den Arbeitshund Border Collie vorstellen. Bei der Arbeit mit Schafen und Hunden spielen Ideale mehr als nur eine große Rolle.

Einige „Otto Normalverbraucher“ halten uns Schaf- und Hundeleute sicher für verrückt. Als ich meinen Lektor in Berlin frage, ob da etwas dran sei, fällt seine Antwort so kurz wie simpel aus: „Natürlich sind Sie etwas verrückt, sonst würden Sie das doch alles nicht machen. Schafe, Border Collies, Hütevorführungen, ein Buch schreiben und dabei noch einem Beruf nachgehen ist verrückt. Aber schön, dass Sie es tun.“

 

Bucherscheinung 2017 – Tiergefährten –

Meine täglichen Erlebnisse rauschen wie ein Schnellzug in voller Fahrt an mir vorbei und ich komme gar nicht dazu, all das Erlebte festzuhalten. Das Erleben, das Machen und das Aktiv sein sind ja aber auch nur eine Seite meines Lebens, worum es mir noch geht, nämlich das Schreiben, ist eine ganz andere.

Eigentlich sollte mein Erstlingswerk „Tiergefährten“ bereits im Sommer auf dem Markt sein, aber bei der Abschlussbesprechung in Berlin flogen mir nicht nur die Kritikpunkte meines Lektors um die Ohren, sondern auch die von einer guten Freundin, die der schreibenden Kunst mächtig ist. Das Schreiben und Veröffentlichen eines Buches hatte ich mir bis dahin ganz anders vorgestellt.

Bucherscheinung 2017 - Tiergefährten -

Bucherscheinung 2017 – Tiergefährten –

Aber da jede Krise auch ein produktiver Prozess ist, sollte ich froh sein, dass ich so kompetente Freunde an meiner Seite habe. Deshalb ist des vermeintlich fertige Buch nun wieder für eine neue Überarbeitung freigegeben. Nein, ich bin nicht deprimiert, vielleicht ein bisschen enttäuscht. Mit meinem Erstlingswerk male ich mir natürlich keine Chancen auf den Pulitzer Preis aus, der mir sowieso egal ist, aber ich möchte unbedingt, dass der Schnellzug meines Lebens einen Moment anhält, Ihr eine Strecke mit mir reisen könnt und ich Euch dabei meine Geschichten über die Tiere und Mutter Natur lebendig und fesselnd erzählen kann.

Mutter Natur? Mit diesem Namen sollte ich mich auch mal näher beschäftigen..

Auch wenn ich dachte, wir hätten alle Arbeiten abgeschlossen, haben sich nun alle Beteiligten wieder in die Arbeit gestürzt und aus dem Sommer-Buch wird wohl eher ein Herbst-Buch 2017.

Ganz mit den Worten des genialen Oscar Wilde: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende“. Ihr dürft also weiter gespannt sein und ich informiere Euch über Neuigkeiten.

 

Herzliche Grüße aus dem schönen Nienburg
H.P.Schaarschmidt

 

Schafschur

Eigentlich waren wir dieses Jahr spät dran, aber beim ersten Versuch hat der Himmel unverhofft alle Schleusen geöffnet und meine Mädels ordentlich eingeweicht. Ich möchte einmal das Gesicht des „Frisörs“ sehen, wenn er  über 100 klatschnasse Damen scheren soll. Nun ging es aber endlich los und der Wettergott hatte glücklicherweise ein Einsehen mit uns.

Der Frisör und ich waren um 7.30 Uhr verabredet. Neugierige hatten sich auch angesagt, denn schottische Damen nackt zu machen ist ein Ereignis. Manche behaupten ja, Blackis haben immer einen Plan. Das vermute ich schon lange, aber bei dem Thema „Wolle ab“ sind wir einer Meinung  – meine Damen und ich.

Rainer, der Schaffrisör, war super pünktlich. Um 07.30 Uhr fuhr er auf den Hof. Gut gelaunt und voller Tatendrang begrüßte er mich und machte gleich seinen ersten Scherz:  „Du, eigentlich habe ich gar keine Lust.“

Da ich aber Rainer kenne, weiß ich, er macht seinen Job mehr als nur gerne  – er liebt ihn geradezu. In der Halle war alles vorbereitet. Strom für die Schermaschine, Scheinwerfer positioniert, Gatter aufgestellt und die angemeldeten Zaungäste wollten für Kaffee und Brötchen sorgen. Das Treffen von netten Menschen und vielen schottischen Damen war arrangiert. Naja, viele Damen ist relativ, denn ich habe ja noch immer eine Hobbyzucht, auch wenn ich die 100er Marke längst überschritten habe   – und dabei meine ich nicht mein Alter.

Rainer schaute sich die vorbereitete Arbeitsstelle an: „Sehr schön, aber hatte ich schon erwähnt, dass ich gar keine Lust habe?“ „Ist ja gut, Rainer, du musst nicht verheimlichen, dass du deinen Job sehr gerne machst“, war meine Antwort.

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Maschine aufbauen und dann geht es den Damen an die „Wäsche“,
Foto Hardi P. Schaarschmidt

Nur noch Messer aufstecken und schon konnte die Aktion „nackte Damen“ beginnen. Gleich bei der ersten Lady hatte Rainer ein Problem. Die Unterwolle löste sich schlecht, so dass der Tag mit richtiger Arbeit begann. Eigentlich hatte ich sechs Stunden mit Pause eingeplant, aber das stand nun auf der Kippe. Doch es lief besser als vermutet. „Der gleiche Herr – die nächste Dame“, nach diesem Motto lief es zügig bis zur ersten Pause.

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Die Chefin beobachtete Rainer ganz genau. Wer ist der Fremde? Was hat er vor?
Foto Hardi P.Schaarschmidt

Pünktlich zur Pause trafen unsere Zaungäste Karin, Tessa und Wilhelm F. ein. Bewaffnet mit Kaffee, Brötchen und guter Laune. Es waren sehr nette, kreative „Schreibtisch-Täter“, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schafschur live erleben wollten. Wir hatten alle viel Spaß, aber die Schäferromantik hatte ihren Platz mit Arbeit getauscht. Unsere Besucher machten reichlich Fotos und überraschten uns mit liebevoll belegten Brötchen. Zu unserer Verwunderung stand dann plötzlich auch noch ein ganzer Pulk von Menschen vor uns.

„Wow, wo kommt Ihr den aller her?“ „Guten Morgen, wir machen gerade eine Klosterführung und haben gehört, dass hier eine Schafschur stattfindet.“ „Ok, herzlich willkommen.“ Dann prasselten tausend Fragen auf mich ein. Rainer trank in Ruhe seinen Kaffee, unsere Besucher posierten zwischen den Schafen und ich stand Rede und Antwort. Viele schlaue Fragen, aber auch einige, über die man sich schon mal wundern darf.  „Was machen Sie, wenn jetzt plötzlich Wölfe kommen?“
„Ich hole meine Schrotflinte und erschieße alles, was sich meinen Schafen nähert.“ Wenn ich eine Flinte hätte. Eine schlaue Antwort auf eine schlaue Frage.

Nach diesen tiefsinnigen Weisheiten des Lebens war unsere Pause auch schon wieder vorbei und es wartete noch einen Menge Arbeit auf uns. Eine Dame nach der anderen ließ ihre Wolle und, oh Wunder oh Wunder, wir hatten mehr Platz im Stall. Angezogene Frauen nehmen doch schon eine ganze Menge Platz weg. Als ich nebenbei davon erzählte, dass ich nach der Schafschur viel mehr „ausgezogene“ Damen in den Anhänger bekomme, überraschte unsere Besucherin mit der Frage:
„Gilt das auch fürs Bett“?

Rainers Kommentar: „Die Frau überrascht mich positiv.“ und ich bekam einen Lachanfall.

Und wieder ging es zügig voran. Ich reichte die Schafe an, Rainer „zog sie aus“ und unsere Besucher hatten offensichtlich viel Spaß. Ganz besonders erstaunlich war die Wandlung ihrer Tochter Tessa. Als sie bei uns eintraf, hatte sie eine Riesenangst und traute sich nicht an meine Mädels heran. Nach einem Vormittag  – das Foto spricht für sich selbst

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Schafschur /H.P.Schaarschmidt

Tessa und Rosemarie, Foto privat

Das war sie also wieder, die Schafschur für dieses Jahr. 100 nackte Damen, ein witziger Schafscherer und die kleine Tessa, die ihre Liebe zu Schafen entdeckt und eine Schaf-Freundin gefunden hat. Die vierbeinige Freundin wurde Rosemarie getauft   – warum, um Himmelswillen, gerade Rosemarie?

Kann eine Schafschur noch besser laufen?
Wohl kaum, denn wir alle hatten eine GUTE Zeit.

Sommerfest mit Freunden

Ja, ich habe auch richtige Freunde und nicht nur meine Hunde und die auf Facebook. Was kann es da Besseres geben, als an einem sonnigen Wochenende mit Freunden zu feiern? Natürlich auf einem Bauernhof, mit Weiden, eigenem Wald, vielen Tiere und großrahmigen, langhaarigen Damen.
(ich meine Schafe)
Dabei fing der Tag recht satirisch an. Noch unterwegs zur Party, musste ich bei den Wegelagerern und Raubrittern Halt machen, an einer Tankstelle. Das Allererste, was mir an diesem Tag entgegen sprang, war Donald Duck, von einigen auch Trump genannt.

Donald Duck Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Donald Duck Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Donald Duck soll die Welt zerstören? Mal ganz ehrlich, kann „DER“ echt sein? Ich für meinen Teil, bin der festen Überzeugung, dass Donald im Weißen Haus eine Marketing Idee von Coca Cola ist und wir bald die Wahrheit erfahren.

Wir hatten zwei Tage eingeplant, Samstag und Sonntag, doch als wir ankamen, war die „unendliche“ Feier schon lange in Gang. Einige reisten bereits Freitag an und blieben bis Montag. Wow- dachte ich und das macht diese Truppe nun schon seit 15 Jahren. Klasse!
Sara & Ralf laden jedes Jahr zu dieser Land-Party ein und sie hat tatsächlich was Besonderes.

Ohne Stress Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Ohne Stress Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Alles ganz ohne Stress, mit Freunden chillen.

Ob lachen, spiele, grillen oder eine Ausfahrt mit der Pferdekutsche, wenn jemand meint, er müsste sich ein paar Stunden auf das „berühmte“ Ohr legen und später wieder dazu kommen – wunderbar.

Haflinger Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Haflinger Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Haflinger/Kutschfahrt Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Haflinger/Kutschfahrt Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Klar wird am Abend auch ordentlich gefeiert. Laut Musik gehört und dem Alkohol „abgeschworen“, doch vorher musste er „vernichtet“ werden. Übernachtungsmöglichkeiten gab es viele. Sofa, Wohnwagen, Zelt, Strohballen oder wie wir im Pferdeanhänger. Unser Schlafplatz hört sich vielleicht komisch an, war aber echt toll. Eine wilde Truppe mit viel Spaß, Lebensfreude und vor allem ganz viel Herz.
Neben Kutschfahrten, Mini- Helikopter und einem beeindruckenden Sportbogen, standen auch diverse „eigenartige“ Spiele auf dem Programm. Ich darf euch sagen, Spaß in Reinkultur. Blödsinn, lustige Freunde und super Wetter – eine explosive Mischung.
Hier eine Auswahl:

Sommerspiele Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Sommerspiele Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Nicht die Olympischen Spiele, aber dafür hatten wir deutlich mehr Spaß. Die größte Herausforderung war hierbei das Kopf-Pingpong, das wahrscheinlich nur zu gewinnen war, wenn man eine Spezialausbildung bei einem Sondereinsatzkommando – SEK durchlaufen hat.

So ein ganz kleines Stück „Heile Welt“, die man irgendwie mit einem Schuss Wehmut verlässt, da nun wieder der ganz normale Wahnsinn wartet. Toll war`s und alle freuen sich jetzt schon auf das nächste Jahr, wenn es dann wieder heißt:

Sommerfest bei Sara & Ralf.
PS.: Ob es wohl nächstes Jahr noch „Donald Duck“ im Weißen Haus gibt?

…manchmal rede ich mit mir selbst

Nein, ich bin nicht „verrückt“ geworden (auch wenn einige vielleicht etwas anderes behaupten), aber manchmal tobt in meinem „Inneren“ eine „angeregte „Diskussion“.
Man, man, man, was habe ich mir bloß dabei gedacht, als ich vor Jahren mit den Schafen angefangen habe?! Ob das wohl alles so richtig war. Natürlich liebe ich meine Schotten, ich meine Schafe, aber sie halten mich ganz schön auf Trapp. Auf der anderen Seite bringen mir diese „Biester“ auch ganz viel Freude und wenn ich so darüber nachdenke, die viele Arbeit macht mir eigentlich auch gar nix aus. Im Gegenteil, irgendwie stellt sich ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit ein und genau dafür machen wir das doch alles. Oder?

Denke ich zurück, so muss ich mich am Anfang ziemlich „dumm“ angestellt haben. Bei den ersten Lämmern bin ich gleich in Panik verfallen uns sofort den Tierarzt angerufen. Na ja, besser so als „andersherum“. Die erfahrenen Berufsschäfer bewundere ich nach wie vor, denn sie besitzen nicht nur unglaubliches Schaf-Wissen, sondern auch eine ganz besondere Berufsehre, gepaart mit Leidenschaft und Fleiß. Wenn ich die von mir sehr geschätzte Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein anschaue, bekomme ich fast ein „schlechtes Gewissen“, denn gegen ihren täglichen Arbeits-Wahnsinn habe ich bei meinen „Mädels“ Dauerurlaub. Es geht mir einfach nicht aus den Kopf, was hat Kerstin dazu getrieben, nach ihrem Biologie Studium den Beruf des Schäfers zu erlernen, ihn natürlich abzuschließen und weil sie ja sonst nix zu tun hat (außer ihren 1.000 Schafen) auch noch ihren Schäfermeister zu machen. Hierzu fällt mir nur „wow“ ein und meine vermeintlichen „stressigen Arbeiten“, an den „Damen“, werden auf einmal ganz klein. Hobby Schafhaltung nennt man das wohl. Ich glaube, ich nehme mich manchmal einfach zu „wichtig“. Mit zwei Border Collies 120 Schafe zu bewegen und die Mädels so artgerecht wie möglich zu züchten, ist ja nun auch kein „Hexenwerk“. Ach, manchmal gehen mir so viele Dinge durch den Kopf, dass er fast „explodiert“. Was macht man da, klar, hinsetzen und erst mal in Ruhe eine „Friedenspfeife“ rauchen – quatsch, höchsten ein Bier trinken.

„Baumausreißtag“

„Baumausreißtag“

„Baumausreißtag“

An manchen Tagen könnte man ganze Bäume ausreißen (mit Wurzel) und an anderen, fallen einem ganz „normale Dinge“ schwer – mir zumindest. Ich weiß ja nicht, wie es euch da draußen allen so geht? Mir macht meine „Schinderei“ ziemlich viel Spaß und ich wollte auch nichts anderes tun.
Denke ich so an die guten und erfahrenen Hundetrainer, schießt es mir geradezu blitzartig in den Kopf: „ du musst dich viel mehr mit der Ausbildung beschäftigen, sonst wird das nie was Vernünftiges“. Ok, leichter gesagt als getan, denn was läuft denn sonst noch so „nebenher“? :
120 Schafe, Artikel für zwei Zeitschriften schreiben, den Blog aktuell halten, mein erstes Buch (na ja, die jetzige Arbeit machen eigentlich andere, denn ich bin mit meiner durch) und Hütevorführungen. …wenn ich also mal ein lockeres Wochenende erleben möchte, so melde ich mich, oder besser gesagt meine Hunde, zu einem Trial an. Aufgeregt bin ich schon, aber das ist doch irgendwie positiver „Stress“ und die frühere „Panik“ am Startpfosten, hat inzwischen auch das Weite gesucht. Meinen ersten Start werde ich nie vergessen, denn bereits am Start schossen mir wirre Gedanken durch den Kopf wie: bin ich eigentlich total verrückt geworden, oder die anderen sind alle viel besser als wir, hoffentlich verletzt mein Hund keines der Schafe. Wenn einem 10 Sekunden vor dem Start solche seltsamen „Blitze“ durch den Kopf schießen, kann die ganze Sache eigentlich gar nicht gut gehen. Vielleicht sollte ich mich bei den Starts nach den Sternen richten. Einige schwören ja darauf. Horoskope, Sternzeichen, Aszendent, vielleicht wissen die Bescheid und haben immer den „Durchblick“ – diese Variante weckt bei mir doch den einen oder anderen Zweifel.

Wobei mir schon mal jemand sagte: „Waage Menschen lieben das Schöne“ und ich bin „Waage“. Nicht die, die bei manchen im Bad auf dem Boden steht, sondern am Himmel prangt. Mich fragte tatsächlich mal jemand: „was bist du für ein Sternzeichen“? Ich sagte „Waage“ und die obligatorische Antwort war: „das habe ich mir gleich gedacht“. So so, man kann also sehen was ich für ein Sternzeichen bin…
Wenn ich also das nächste Mal zu meiner Bank gehe und sie mich noch immer ohne Anwendung von Gewalt einlässt, sollte ich vielleicht mit meinem Sternzeichen etwas schummeln und statt „Waage“ das Thema „Schütze“ ins Gespräch bringen. Ich ändere bei den Damen und Herren ganz einfach mein Geburtsdatum und werde fast automatisch zum hofierten Kunden. Beim Schütze Menschen wirkt angeblich der Jupiter als Geburtsplanet und der verheist Wohlstand. Mist, wegen der „Wage“ habe ich also mit meiner Bank immer diese „Meinungsverschiedenheit“. Meine Bank kennt diese „Probleme“ auch schon lange und ich sollte mal etwas unternehmen, um unsere „Beziehung“ zu verbessern. Eine Variante wäre, bei Vollmond Aktien zu kaufen und sie bei Neumond wieder „auf den Markt zu werfen“. Ein noch „besserer Plan“ ist Aktien eines Unternehmens zu erwerben, nach dem man das Horoskop der Firma erstellt hat. Wo bekomme ich aber ihr Horoskop her? Natürlich von einem „ernsthaften Profi“

„Sternengeld“

„Sternengeld“

Dann gibt es Geld von den Sternen – „Sternengeld“

Wann wurde das Unternehmen gegründet, das wäre das „Geburtsjahr“ und wenn ich nun auch noch die Zeit in Erfahrung bringen könnte, wann die Firmengründung unterschrieben wurde, kann doch garnichts mehr schief gehen.

…ich glaube, darüber denke ich nochmal nach

...besser nicht

…besser nicht

Diese Variante verwerfe ich lieber auch gleich wieder

Ach so, ehe ich es vergesse,
zu all dem habe ich auch noch einen sehr guten Freund verloren. Er hat mit mir Schluss gemacht. Wir hatten tolle Jahre, haben viel gemeinsam erlebt, waren in ganz Deutschland unterwegs und haben uns gegenseitig geholfen. Musste ich dringend irgendwo hin, hat er mich ohne zu fragen gebracht und hat er was benötigt, habe ich es ihm gekauft. Wir waren ein tolles Team und das alles soll nun vorbei sein? Na ja, alles hat seine Zeit und die „Welt bleibt bekanntlich nicht stehen“. Ich werde ihn vermissen, auch wenn er mich manchmal Nerven gekostet hat, oder mal wieder nicht in die Gänge kam. Egal, es war toll mit ihm und ich werde noch lange an ihn denken, schließlich hat er mich tausende von Kilometer durch Old Germany gebracht, mein alter Geländewagen – „Leb wohl“

…wie schon gesagt, manchmal rede ich mit mir selbst.

…was für ein Tag, Lamm Zeit, Gebärmuttervorfall und andere „Ereignisse“

Ich weiß nicht ob ihr das auch kennt, aber manchmal gibt es Tage, da könnte man immerzu den Kopf schütteln uns sagen: …was für ein Tag?! Hätte es was gebracht, wenn ich einfach im Bett geblieben wäre und dieses Datum am Kalender gestrichen hätte? Mist, mit Hunden und Schafen geht das leider nicht, also ran an den Tag. Dabei wusste ich noch nicht einmal was im Laufe der nächsten Stunden so alles auf mich zu-rollen sollte und das hätte mich bis Sonnenuntergang auch fast über-rollt. Eben der ganz normale Wahnsinn eines Schafhalters.
Immer wenn ich solche „ereignisreichen“ Zeiten habe, fallen mir die zwei befreundeten Berufsschäfer in Leipzig und Holland ein. Dann schäme ich mich fast, dass ich so „wehleidig“ bin. Was diese Zwei jeden Tag leisten, dafür müsste ich mich klonen. (H.P.Schaarschmidt doppelt, ob das einer will?)

Lamm Zeit und Gebärmuttervorfall Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Lamm Zeit und Gebärmuttervorfall Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Lamm Zeit, Gebärmuttervorfall und andere aufregende „Ereignisse“

Angefangen hat dieser Katastrophentag mit einer schlaflosen Nacht. Leider nicht, weil wir die ganze Nacht durchgefeiert hatten, nein, sondern weil der 6 Zylinder des sonst sehr netten Nachbarn mich geweckt hat. Nur dumm, dass mir sogleich ganz viele Themen durch den Kopf „schossen“

…und der Schlaf hatte sich verabschiedet.

Vielleicht lag es auch daran, dass ich am Vortag gemeinsam mit meinem Tierarzt einem Schaf den Scheidenvorfall behoben und genäht hatte. Doch leider stand die Dame schon kurz vor der Geburt, was die „Angelegenheit“ alles andere als einfach machte. „Eigentlich“ wäre noch Zeit gewesen, aber der Eingriff hatte sie wohl so durcheinander gebracht, das die Geburt kurz bevor stand. Scheidenvorfall und kurz vor der Geburt?! Auch das kann einen schon mal um den Schlaf bringen.

Also stand ich auf, es war ja immerhin „schon“ 4 Uhr, mache mir einen Kaffee, lud meine Hunde ein und fuhr zu meinen Schafen. Was sollte man auch sonst 4 Uhr morgens machen? In der Regel bekommen meine Mädels in den Morgen- oder Vormittagsstunden ihre Lämmer, so dass die kleinen Neuankömmlinge bis zur Nacht schon recht stabil und munter sind. Im Stall angekommen, startete gleich das volle „Programm“. Der Nachtfrost hatte alles Wasser gefrieren lassen, so dass die komplette Truppe einen recht unzufriedenen Eindruck machte. Eine Mutter lag auf dem Rücken und hatte sich mit der Wolle so verfangen, dass sie nicht wieder hochkam. Diese „Käferstellung“ und das Kämpfen um das Freikommen hatte sie schon so geschwächt, dass Kreislauf und Kräfte fast am Ende waren. Ihr Lamm stand hilflos daneben. Das Schaf mit dem Scheidenvorfall hatte die Naht gesprengt und vorzeitig zwei Lämmer geboren. Eines war bereits tot und das Zweite extrem unterentwickelt und als ob dies Alles nicht schon schlimm genug war, hatte sie auch noch einen Gebärmuttervorfall. Neben ihr lagen nicht nur zwei Lämmer, sondern auch ihre gesamte Gebärmutter.

Bei diesem Anblick musste ich dann doch erst mal kurz durchatmen, denn liegt sie etwas länger draußen! schwillt sie an und das zurück, ja wie sagt man das am besten …legen („stopfen“ passt besser), wird extrem kompliziert.

Nein, nein, nein …was für ein Tag!

Als Erstes habe ich die geschwächte Mutter aus der „Käferstellung“ befreit. Sie wankte, konnte aber stehen. Das Wasser hatte Zeit, denn der Anblick der angeschwollenen Gebärmutter bereitete mir wirkliche Kopfschmerzen. Mit 4 Horden (Gittern) sperrte ich das Schaf ab und versucht keine Hektik aufkommen zu lassen. Die „angeschlagene“ Dame sollte keine schnellen Bewegungen machen. Sie war schwach und wollte eigentlich nur liegen – dass war ok. Nun holte ich meinen „Medizinkoffer“, große Mülltüten und einen Eimer kaltes Wasser. Die Lämmer legte ich an den Rand und auch da schoss mir der Gedanke durch den Kopf: das Zweite schafft es bestimmt auch nicht. Während ich die Mutter am Boden hielt, schob ich unter die Gebärmutter eine große Plastikfolie. Dann spülte ich das „Ganze“ vorsichtig mit reichlich kaltem Wasser ab, um den Dreck zu entfernen. Wichtig ist dabei, das Wasser muss unbedingt kalt sein, damit sich die Gebärmutter wieder zusammen zieht. Ich habe aber sofort gesehen, „bei dieser angeschwollenen Gebärmutter brauchst du Hilfe“. Also das Telefon ans Ohr, um meinen Tierarzt aus dem Bett zu werfen. Dieser fleißige Mensch war aber auch schon auf Arbeit, ein Notfall im Rinderstall.

„Wenn ich hier fertig bin, komme ich sofort. Es dauert nicht mehr lange“. – sagte er.

In der Zwischenzeit habe ich die zwei Lämmer untersucht, die Mutter beruhigt, die Gebärmutter kalt gespült und dann versucht das Wasser für die restliche Truppe, wieder in Gang zu setzen. Als es mit dem Tierarzt doch länger dauerte, warf ich einen Blick hinter den Stall, zu den anderen Ladys. Wie konnte es an diesem Tag anders sein – auch hier eine Überraschung: Zwei Geburten mit drei Lämmer. Die Zwillinge waren aber von einer Erstgebärenden, die einen leicht verwirrten Eindruck machte. Na toll, „dass passt ja gerade gut“…

Wenn ich sicherstellen will, dass sie ihre zwei Lämmer problemlos annimmt, muss ich sie sofort einfangen und gemeinsam mit ihren Babys in einer Box unterbringen, damit sie eine Bindung entwickeln. Das Wasser eingefroren, die „Käferstellung“ wankt noch immer durch den Stall, ein totes und unterentwickeltes Lamm sowie eine erschöpfte Mutter mit einer daneben liegenden Gebärmutter …und ich „flitzte“ nun über die Weide, um eine verstörte Mutter einzufangen. Zuerst habe ich es mit den Lämmern versucht, doch die Zwillingsmutter war noch so durcheinander, dass sie ihren Babys nicht folgte, also die schweißtreibende Variante.

Noch während ich das Trio in ihrem neuen zu Hause unterbrachte, traf der „Gesundmacher“ ein. Sein sorgenvoller Blick auf die Gebärmutter, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. „Das wird schwierig, sie ist stark angeschwollen“, waren seine ersten Worte. (Soweit war ich auch schon)

Lamm Zeit, Gebärmuttervorfall und andere aufregende „Ereignisse“

Lamm Zeit, Gebärmuttervorfall und andere aufregende „Ereignisse“

Der „Gesundmacher“

Handschuhe, Gleitmittel, viel kaltes Wasser und sie muss unbedingt hinten hoch, sonst kriegen wir die Gebärmutter nicht wieder zurück… Also postierten wir das bedauernswerte Tier mit Strohballen und allem was wir zur Verfügung hatten, in eine ungewöhnliche und bestimmt belastende Position, aber die Alternative war der Tod. Ich finde, ein überzeugendes Argument. In dieser Position, den Hintern weit nach oben gestreckt, begannen wir mit dem „Unmöglichen“. Eine viel zu groß gewordene Gebärmutter wieder zurück zu schieben. Ich darf euch versichern, keine schöne „Mission“ und nichts für zartbeseidete Gemüter.

Im ersten Versuch gelang es nicht, also eine Pause, weiter kalt spülen und erneut ans „Werk“. So verging die Zeit und zwischendurch hatte ich schon mal die Befürchtung, dass der Kreislauf von unserem Sorgenkind zusammenbricht. Aber sie hielt durch. Nach gefühlten 10 Stunden hatten wir es geschafft. Nach einigen „Zaubermittelchen“, andere würden Aufbau Präparate sagen und einer nun gut hergerichteten Box, entließen wir die tapfere Dame in die verdiente Ruhe. Sie machte aber einen so geschwächten Eindruck, dass meine Sorgenfalten nicht kleiner wurden.

Als ich am frühen Nachmittag nach all meinen Patienten schaute, war die Mutter mit der „Käferstellung“ etwas stabiler, der Zustand der Mutter mit den zwei neu geborenen Lämmern unverändert verwirrt und die tapfere Dame mit der schwierigen OP war noch immer geschwächt. Ich hatte vorsichtshalber für ihr zweites unterentwickeltes Lamm eine Trinkflasche mitgebracht, doch leider war es nun tot. Die Natur ist ein Kreislauf, hat ihre ganz eigenen Regeln und verdient unseren Respekt, auch wenn uns ihre Wege manchmal nicht gefallen. Denken wir immer daran: wir sind nur kurz zu Gast.

…was für ein Tag!

Nachtrag: Bis auf die zwei unterentwickelten Lämmer, sind heute alle Sorgenkinder, von diesem Tag, wohl auf und freuen sich des Lebens. Doch wo war die Schäfer-Romantik? An diesem Tag hatte sie wohl gerade frei.