Archiv für den Monat: November 2016

Hütetraining bei Hans-Jürgen Werbke

Es ist Sonntagmorgen 5.45 Uhr, eigentlich die richtige Zeit, sich nochmal auf die andere Seite zu drehen, aber da schreit mich plötzlich der Wecker an „Los, aufstehen“. Verdammt, ist die Nacht denn schon vorbei? Nach einem kurzen Moment zünden auch meine „grauen Zellen“: „Ach ja, heute geht es zu Hans Jürgen Werbke“. Mein jüngster Neuzugang May, ist aus seiner Zucht und diese schwarz-weiße kleine Rakete bereichert mein Leben sehr. Sie soll Abby unterstützen, aber später mit mir auch auf Trials gehen. Na ja, lassen wir uns überraschen, denn jeder neuer Tag ist bekanntlich eine Wundertüte.

Wieder zurück zu meinem Wecker. Irgendwie wird er nicht mehr mein liebster Gegenstand, denn er  ist immer so rücksichtslos zu mir. Nachdem seine Stimme verstummt ist, wobei ich etwas „nachgeholfen“ habe, springe ich voller Tatendrang aus dem Bett und kümmere mich um meinen „Lebensretter“, eine Tasse Kaffee. Ich schalte das Radio an und „suche“ mir was zu essen. Glück gehabt, „Futter“ ist vorrätig. Die Hunde habe meine Aktivitäten kurz zur Kenntnis genommen, sich aber wieder hingelegt, denn 5.45 Uhr ist normaler Weise nicht unsere Zeit. Kaffee, wach werden und ab unter die Dusche. Nun melden sich meine Plagegeister auch wieder (keine Flöhe) und lasse sie hinter das Haus. In unserem kleinen Örtchen, muss ich der einzige sein, der zu so einer „unchristlichen“ Zeit seine Hunde pinkeln lässt. Alles erledigt, nun aber auf nach Schleswig Holstein.

Der Empfang war herzlich und zur Begrüßung gab’s erst mal einen Kaffee. Kurze Besprechung, wie der aktuelle Stand seiner/meiner jungen Hündin May ist, wie sie sich bei mir entwickelt hat und was ich bisher gemacht habe. Genau so muss ein Trainingstag beginnen: Ruhig, entspannt, freundschaftlich und nach Vorbereitungen mit einem Plan.

Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt /So sehen die Schränke von Siegern aus.

Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt /So sehen die Schränke von Siegern aus. www.schaf-land.de

Es macht einfach Freude, Hans-Jürgen bei der „Arbeit“ zuzusehen. Immer mit Ruhe und viel Geduld, von der ich mir noch einiges „besorgen“ muss.

„Eigentlich“ gibt er ja kein Training mehr, da aber May aus seinem letzten Wurf stammt und er ein großes Interesse daran hat, was aus den kleinen Raketen wird, treffen wir uns von nun an regelmäßig. Klar liebe ich alle meine Tiere, aber May zeigt deutlich mehr Talent als meine Abby. Ich möchte mit Hilfe von Hans-Jürgen Werbke so wenig Fehler wie möglich machen  – bin mir aber ziemlich sicher, dass ich auch diesmal wieder „grobe Schnitzer“ produzieren werde.  Selbstkritik bringt uns immer nach vorn, denn bekanntlich liegt das größte Hindernis nicht bei den Vierbeinern, sondern bei uns Zweibeinern.

Balancearbeit hatte ich bereits als Hausaufgabe, doch nun wollten wir mit May anfangen, etwas konkreter zu arbeiten – natürlich ohne Druck und mit viel Zeit. May bot uns viele Lösungen an, die ich nicht immer auf Anhieb erkennen konnte, doch Hans-Jürgen erklärte sie mir sofort. May macht mir wirklich viel Freude und Hans-Jürgen ist mit seinem vierbeinigen Zauberlehrling offensichtlich auch zufrieden. Da wäre nur noch ein klitzekleines Problem, ich muss sie auch gut anleiten und ausbilden.

Outrun, rechts, links, wegtreiben, dass waren die Hauptthemen. Hans-Jürgen und ich probierten, wie May auf verschiedene Situationen reagiert und er gab mir einige ganz spezielle Übungen als Hausaufgabe mit auf den Weg, die ich mit May erarbeiten soll. Bei erfahrenen Trainern sieht immer alles so ruhig, gelassen und selbstverständlich aus, aber gerade das macht sie wohl aus, unsere Besten. Klar gibt es auch einige „Border-Collie-Künstler“, die sehr „lautstark“ agieren und über das Trialfeld brüllen, als wären alle Hunde auf dieser Welt extrem schwerhörig  – doch es geht eben auch anders.

Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt /Hier Hans-Jürgen werbke mit May

Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt /Hier Hans-Jürgen Werbke mit May

Zwischendurch kam ein kurzer Besuch aus Meggerdorf. Der Landwirt hatte einen jungen Hund an der Leine und wollte um Rat fragen. „Dann lass ihn doch mal laufen, denn ich möchte sehen, wie ihr zusammen arbeitet. Mach alles wie immer“. Gesagt – getan. Der Hund lief, brachte die Schafe und sollte sich kurz vor uns ablegen. Wow, aber was passierte dann, das down Kommando donnerte wie ein Kanonengeschütz, doch der Hund war höchsten 10m von uns entfernt. Das Ergebnis: Der Hund hörte nicht, erst nach einigen lautstarken Wiederholungen.

„Alles anhalten, so können wir nicht arbeiten“.

Jetzt habe ich die erste Aufgabe für dich, rede leise und nett mit deinem Hund.
„Bisher kannte ich das gar nicht anders“, war seine Antwort.

In Meggerdorf mag das ja so üblich sein, dass alle Nachbarn im Umkreis von 300m immer genau wissen, was trainiert wird, aber ganz sicher nicht hier. Dann nahm Hans-Jürgen den Hund, ging auf die Schafe zu, postierte ihn und fing an, leise mit ihm zu reden. Anschließend schickte er ihn auf den Outrun und als die Damen wieder kurz vor ihm waren, ging er im richtigen Moment einen Schritt auf dem Hund zu und gab ein leises down Kommando. Wunder, oh Wunder, völlig stressfrei legte sich der Hund hin. Das war gut, dachte ich und der Hundebesitzer stand sprachlos da. Ehe ich dir zu irgendwelchen anderen Problemen Ratschläge gebe, trainierst du erst mal (mindesten einen Monat) den ruhigen Umgang mit deinem Hund  – dann sehen wir weiter. „Ich gebe ja kein Training, aber für die Nachbarschaft habe ich gern hilfreiche Ratschläge“. Der Besuch war schnell vorbei, doch für die zwei sicher sehr hilfreich.

So Peter und wir besprechen jetzt, was wir heute alles gemacht haben.

Abschlussbesprechung /Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen WerbkeⒸ Hardi P.Schaarschmidt

Abschlussbesprechung /Trainingsmethode Dr. Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Es war bereits Nachmittag und ein Kaffee wäre jetzt auch super. Ab in die Küche, Kaffeeautomat in Gang gesetzt und die Frage: Was haben wir heute alles ausprobiert und gesehen? Einiges ausprobiert und mein kleiner Zauberlehrling hat uns viel gezeigt. Genau das sollte unser Ansatz werden, denn der erfahrene Blick auf May ist von Hans-Jürgen Werbke natürlich ein ganz anderer als von mir. Wir besprachen einige Übungen und wie ich mich zu verhalten habe. Auweia, bei dieser Arbeit geht es  nicht nur um meinen Hund, sondern auch um mich. Ich muss mir einige „Unarten“ abgewöhnen und klarer kommunizieren. Hört sich verdammt schlau und logisch an, aber …es gibt immer ein „aber“, das ist alles andere als eine „lockere“ Übung.

Da waren sie also, meine Hausaufgaben für die nächsten 6 Wochen.

 

Charles Darwins Evolutionstheorie, oder werden Frauen aus Rippen gemacht?

Ich glaube, er dreht sich noch im Grab um, wenn er diesen ganzen Müll lesen könnte, der über Tiere verbreitet wird. Wer? Charles Robert Darwin?, Vater der Evolutionstheorie? Falls ihr euch nun fragen solltet, wer ist Darwin und was hat er mit Tieren zu tun? So muss ich euch verkünden und das wird einige völlig überraschen, die Wurst stammt nicht aus dem Supermarkt und die Milch nicht von einer lila Kuh.

Unser alter Kumpel Charles hat Zusammenhänge erkannt, auf die unsere Welt bis dahin noch nicht gekommen ist. Natürlich gab es Stress mit mächtigen Glaubensrichtungen, denn wie sollte man dem Volk plausibel erklären, dass Darwins Evolutionstheorie völlig revolutionär ist, da die erste Frau ja bekanntlich aus der Rippe eines Mannes gemacht sein soll. Hier mein Tipp: Mit einem ordentlichen Marketing Konzept, hätten sie diese „Rippen-Nummer“ etwas länger durchhalten können. Es kommt also wie es kommen musste, Darwins Theorie setzte sich durch, denn die Sache mit Adam, Eva und der Rippe war ja nun wirklich verwirrend.

Adam und Eva, die wildeste Love Story aller Zeiten Ⓒ Steffen Reuter

Adam und Eva, die wildeste Love Story aller Zeiten Ⓒ Steffen Reuter

Was hat sich vom damaligen Naturverständnis zu heute verändert? Auch Dank der Arbeit von Darwin, wissen wir heute viel mehr. Aber Vorsicht, wir wollen zwar zum Mars fliegen, aber über das Leben auf unserer Erde hält sich die Flut unserer Erkenntnisse in Grenzen. Zum Beispiel wissen wir über unsere vertrautesten vierbeinigen Begleiter (dem Hund) noch immer sehr wenig und damit meine ich nicht den Körperbau, sondern sein Verhalten. Einer der erfolgreichsten Jäger unseres Planeten ist noch immer ein Rätsel mit sieben Siegeln. Wir wissen bis heute nicht, weshalb der Hai so gut wie nie Krebs bekommt oder mit welchen Sensoren er auf seine erfolgreiche Jagd geht. Wir haben zwar Vermutungen und Theorien, aber diese besagen eigentlich nichts anderes als: Wir haben keinen blassen Schimmer.

Das sind nur zwei Beispiele, aber wenn wir über so wichtige Spezies schon wenig wissen, was klafft da erst über die unzähligen anderen Lebewesen für eine riesige Wissenslücke. Diese Lücken lassen reichlich Platz für Aberglaube und haarsträubende Theorien, damals wie heute. Was würde wohl Charles Darwin zu Massentierhaltung, Zirkus oder den Nackthunden sagen? Oder weshalb wir noch immer nicht mit dem Einklang zwischen Mensch-Natur weiter gekommen sind. Das Gegenteil ist eingetreten. Wir, die Lebensabschnittsgefährten der Erde, waren noch nie so weit von der Natur entfernt wie heute. Mit den Tieren und unserer eigenen Umwelt, gehen wir eben so desinteressiert um, wie zum Beispiel mit Atommüll. Spricht es für ein hochbegabtes Wesen, wenn es für den Preis der kurzfristigen Energie tödlichen, unzerstörbaren Müll produziert? So liegen die Zerfall-Zeiten bei Plutonium bei 24110 Jahren, bei Uran bei 704 Millionen Jahren und bei Tellur bei 7 Quadrillionen Jahren. Einer Zahl mit 24 Nullen!

Wen wundertes also, dass wir bei vollem Bewusstsein (was noch zu beweisen wäre) an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Ihr seht, Charles könnten wir heut gut gebrauchen und damit meine ich ganz bestimmt nicht den ewigen Thronfolger Englands. Wo Unwissenheit, oder noch schlimmer Ignoranz regiert, blüht nicht nur Dummheit sondern auch Aberglaube und Fanatismus

…und Frauen werden dann aus Rippen gemacht.

Charles Robert Darwin Ⓒ Steffen Reuter

Charles Robert Darwin Ⓒ Steffen Reuter

Sollte es jemals eine Zeitmaschine geben, so kommt Charles auf meiner persönlichen Wunschliste, gleich nach Leonardo da Vinci und Kurt Cobain, ganz nach oben. Wobei sich das Tagebuch von Kurt ja recht verstörend liest. Ich glaube, Kurt tausche ich dann doch lieber gegen Jesus, der war ja auch ein „Popstar“, vielleicht der aller erste. Michael Jackson ist nach neusten Umfragen zwar der beliebteste und erfolgreichste Sänger aller Zeiten, aber unser erster „Held“ Jesus, versammelt noch heute über 30% der gesamten Menschheit hinter sich. Das macht ihm so schnell keiner nach. Da Vinci, Jesus und Darwin in einer Runde, was für eine Vorstellung.
Keine Sorge, ich habe keinen Alkohol getrunken  – wobei, wenn ich das jetzt hier alles so lese, sollte ich mir welchen besorgen.

PS.: Falls jemand den Namen Kurt Cobain noch nicht gehört hat, so kann er mit diesem „Nichtwissen“ quietschvergnügt weiterleben, wenn ihr aber Michael Jackson und Jesus noch nicht kennt

…so sollten wir uns Gedanken machen.

Der „Border Collie Wahnsinn“

Nein, es ist keine neu entdeckte Krankheit bei den Border Collies. Sie befällt auch keine Hunde. Dieser ansteckende Virus befällt nur „Zweibeiner“, uns Menschen. Anstatt mit meiner „besseren Hälfte“ ein schönes Wochenende zu erleben, verbringe ich mit der Trial Richterin Sandra Bremicker zwei Tage in einem kleinen Auto (ich als Schreiber). Zugegeben, wir hatten sehr viel Spaß, aber so ganz „normal“ ist das doch auch nicht. Da stellen sich einige von uns Samstagmorgen um 5 Uhr den Wecker, fahren 3 oder gar 4 Stunden über die Autobahn, „nur“ um den eigenen Hund 5 Schafe holen zu lassen. Was auch schon mal nach 30 Sekunden vorbei sein kann (starten, stoppen, schade), weil gerade an diesem Tag so gar nichts funktioniert.

„Das hat mein Hund ja noch nie gemacht“.

Abby Ⓒ Jasemin Be

Abby Ⓒ Jasemin Be

In diesen zwei Tagen mit Sandra habe ich eine ganze Mange gelernt, denn bis dahin wusste ich noch nicht mal genau, wann und wo wie viel Punkte im Trial abgezogen werden  – jetzt schon! Meine zwei Trainingsläufe waren zwar unter aller „Kanone“, aber zumindest hatte ich einige Unterrichtsstunden zur Bewertungen auf Wettkämpfen. Was mache ich aber nun mit meinem Wissen? Voller Entsetzen dachte ich an unseren zweiten Lauf: „gruselig“. Na-ja, was soll‘s, es ist gerade Halloween.

Noch Sonntagabend habe ich über unsere „unterirdische“ Leistung nachgedacht und mich heimlich darüber geärgert. Ich weiß nicht wie es euch allen so geht, aber mich beschäftigt das schon. Doch das ganze wird mir echt zu viel, wenn ich nachts wegen einem lauten Auto kurz aufwache, aber mir dann sofort unser „Grusel-Lauf“ einfällt und ich nicht wieder einschlafen kann. Was soll man gegen diesen „Virus“ machen? Da lag ich doch tatsächlich wach und dachte an die Arbeit mit meinen Hunden. Die Arbeit zu Hause mit meinen über 100 Schafen funktioniert hervorragend, aber auf dem Trial treten wir irgendwie auf der Stelle und teilweise habe ich das Gefühl wieder „rückwärts“ zu gehen. Hilfe muss her. Nochmal zur Erinnerung: All diese „Erkenntnisse“ kamen mir nachts im Bett, neben meiner „besseren Hälfte“ und da sage noch einer: „Der Border Collie Wahnsinn“ sei nicht schlimm“.

Jasi fährt einen großen Mondeo Kombi mit viel Platz und ich einen alten, auch nicht kleinen Geländewagen, doch wenn wir gemeinsam mit unseren 4 Border Collies wegfahren wollen, brauchen wir tatsächlich ein noch größeres Auto. Verdammt, der Virus hat uns voll erwischt.

Was hängen bei euch zu Hause für Bilder an der Wand? Kinder, Landschaften oder Malereien? Bei uns sind es Border Collies. Border Collie auf der Weide, Border Collie auf einem Trial, Border Collie als Welpe oder auch auf einem Border Collie Kalender. Um ein gewisses „Gleichgewicht“ herzustellen, habe ich Fotos von meinen Schafen dazu gehängt, doch ich vermute, für „gesunde, nicht infizierte“, macht das die Sache auch nicht besser.

May Ⓒ Jasemin Be /Ein wunderbares Foto

May Ⓒ Jasemin Be /Ein wunderbares Foto

Bei einem Trainingsbesuch (die Adresse verrate ich lieber nicht), habe ich kürzlich eine Familie vorgefunden, die dieser Virus voll im Griff hatte. Haus-Nr.: ein großer Border Collie mit Zahl, Gartentor: Border Collie Schild, Türklopfer:  Border Collie mit Schaf, Fußmatte: natürlich mit Border Collie Motiv, Border Collie Tassen und auf allen Autos reichlich Border Collie Aufkleber. Ach so, ehe ich es vergesse, ihr 2 Jahre alter Sohn hatte selbstverständlich auch ein Border Collie T-Shirt an
…so, und nun kommt ihr.

Was übrigens diesen „Virus“ selbst betrifft, so meint mein Hausarzt: „Da gibt es kein Gegenmittel“   Ein „Teufelskreis“.

Aber mal ehrlich, schon jeder Tierliebhaber bekommt bei solchen Fotos (z.B. May) einen höheren Pulsschlag. Wie ergeht es dann erst den Border Collie Besitzern selbst? Sie sind quasi hilflos diesen Tieren ausgeliefert und können sich ihrer Faszination nicht entziehen. Dabei gib es von diesen „Wunder Hunden“ zwei große Richtungen: Die ursprüngliche Arbeitslinie und die später entstandene sogenannte Show-Linie. Beide begeistern Millionen Hundebesitzer in der ganzen Welt, aber eins bleibt immer gleich: Jeder Hund braucht seiner Veranlagung entsprechende Arbeit und Beschäftigung.

Die Arbeitslinie muss ein Arbeitsleben führen und alle anderen Border Collies sollten intensiven Sport betreiben. Dabei meine ich aber nicht Spaziergänge, wo man sich mit der Nachbarin zu einem Plausch trifft, sondern Agility, Obidience oder andere anspruchsvolle Sportarten. Dazu kann ich euch versichern, dass auch die Agilityleute ihre Leidenschaft ziemlich intensiv betreiben, denn wen trifft man am Wochenende auf den Autobahnen unserer Republik? Hunde- und Pferdeleute.

Anscheinend geht nicht nur der „Border Collie Wahnsinn“ um.

Können Tiere lügen?

Können Tiere traurig sein? wäre die nettere Überschrift gewesen, hätte aber den gleichen Inhalt.

Sind Tiere zu Emotionen fähig? Können sie durch bewusstes Verhalten täuschen? Das sind Fragen, die schon ganze Bücher gefüllt haben, in den verschiedensten Varianten. Nicht nur in den verschiedensten Varianten, sondern vor allem auch in den verschiedensten Ansichten –oder gar „Lagern“. Das ist ein unbekanntes Universum, denn wir Menschen benehmen uns zwar immer wie Dr. Allwissend (die Krone der Schöpfung), wissen aber noch nicht einmal, wieso Hunde Gras fressen oder sich in Unrat wälzen. Doch die wenigen, zaghaften Erkenntnisse lassen uns aufhorchen und staunen.

Meine schottischen Schafe können in jedem Fall lügen. Zunächst versuchen sie den Anschein zu erwecken, als könnten sie kein Wässerchen trüben, doch im Hinterkopf haben sie bereits einen ausgetüftelten Plan, wie sie auf die Nachbarweide kommen. Nun aber ganz im Ernst, Wissenschaftler haben zum Beispiel das Verhalten von Affen untersucht und beobachtet, wie Einzeltiere lautes Allarmgeschrei von sich geben, um von ihrem gefundenen Futter abzulenken. So können sie es allein fressen und müssen es nicht mit anderen teilen. Ganz schön link, oder?

Bei diesem Verhalten darf ich doch schon mal fragen: „ist das noch tierisch, oder schon menschlich“? Das würde aber auch bedeuten, dass wir Menschen die Falschheit für uns gebucht hätten. Mit diesen Gedankengängen sind wir mal wieder auf dem Holzweg, denn eine von unseren vielen Schwächen ist, wir nehmen uns viel zu wichtig. Wir, die „Weltenlenker auf Probe“, haben zwar die Erde nach unseren Bedürfnissen umgestaltet, aber auch den Kontakt zu ihr verloren. So bereitet es uns „Genies“ größte Schwierigkeiten, mit all unseren heutigen Sinnen uns den Tieren zu nähern. Warum? Weil wir einige Fähigkeiten bereits wieder verloren haben. Wir jagen ja bekanntlich nicht mehr selbst, sondern „besorgen“ uns bedrucktes Papier und tauschen es gegen „Fleisch“. Wen wundert’s da, dass wir mit dem „Innenleben“ anderer Lebewesen auf unserem Planeten große Probleme haben.

Natürlich können Tiere lügen und natürlich können Tiere auch trauern.

So ganz werden wir das „Innenleben“ der Tiere nie klären, denn wir können weder mit ihnen ausführlich kommunizieren, noch uns ihnen mit unseren „Ur-Sinnen“ nähern. Ich habe weder an einer Studie teil genommen, noch gerade dieses Verhalten der „Mitbewohner“ erforscht, sondern spreche von meinem direkten Umfeld, von meinen eigenen Beobachtungen. Wenn auch auf einer ganz anderen Ebene, aber zwischen Tieren gibt es ebenso ganz besondere Freundschaften, wie Trauer bei „Verlust“ und sie sind auch zu einer Art emotionalen Bindung fähig – die wir natürlich auch nicht verstehen.

Hunde können bei leichten Verletzungen schon mal übertreiben und Schaf-Mütter trauern, wenn ihr 2 Monate altes Lamm stirbt. Zu diesem und ähnlichen Themen gibt es zwei Lager. Nein sie sind „stumpf“ und ausschließlich Instinkt gesteuert und meine Fraktion, die in den Tieren ein viel größeres „Universum“ sehen, als wir kennen. Das alles ähnelt der Frage: Beweise den Glauben. Wir haben keinen Schlüssel zu diesem Schloss und bewegen uns mal wieder auf dem Holzweg der Vermutungen.

Familie Ⓒ Steffen Reuter /Schlau, durchtrieben, aber auch gefühlsbetont und sozial

Familie Ⓒ Steffen Reuter /Schlau, durchtrieben, aber auch gefühlsbetont und sozial

 

Zumindest bei der geplanten Lüge gibt es fundierte Untersuchungen, die uns aufhorchen lassen. Hier einige Beispiele: Junge Schimpansen fangen fürchterlich an zu schreien, wenn  ältere ihr Futter wegnehmen wollen, sie schreien aber nur sehr laut und aggressiv, wenn der Clan Chef in der Nähe ist, um Aufmerksamkeit zu erregen. Allein trauen sie es sich nicht. Können sie einen Artgenossen nicht „leiden“ beginnt das gleiche Spiel (auch ohne ersichtlichen Grund) Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Grund für dieses Verhalten ist, der Chef soll andere Gruppenmitglied in die Schranken weist.  Das ist nach unseren Maßstäben schon fast Mobbing. Fühlen sich Krähen von Artgenossen beobachtet, legen sie Schein-Futterlager an, um die Kollegen bewusst in die Irre zu führen. Hähne locken ihre Damen mit einem Futterruf an, was es aber gibt ist „Sex“.

„Schaaatz, ich habe tolles Essen gefunden“.

Die Liste ist der „Wunder im Tierreich“ ist lang und überrascht uns immer wieder. Wieso überraschen uns eigentlich diese neuen Erkenntnisse? Der Grund ist immer der gleiche: Wir verstehen diese Welt nicht mehr und wir haben auch keinen Schlüssel zu ihr.