Scottish Blackface http://www.schaf-land.de
Gleich neben den Schafen war Ingrid fleißig. Nachdem ich meine schottischen Damen umsorgt hatte, konnte ich nicht vorbeifahren. Sie war mit großem Gerät am Arbeiten, denn gute Ernte will vorbereitet sein. Ingrid ist ganz einfach von einem anderen Schlag. Jedes Mal schießt mir der Gedanke durch den Kopf: Was sind wir doch alle für Weicheier. Dabei wird sie nicht müde, meinen Schaf-Aufwand zu loben und ich schaue beschämt zur Seite.
Ingrid und ihr Traktor
Ich fuhr also rechts ran, stieg aus und Ingrid kam mit ihrem Trecker gerade in meine Richtung, hielt an und begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln.
Nach der Begrüßung fragte ich: „Was soll hier in die Erde?“ – „Das werden Kartoffel“, war die Antwort. „Auf der anderen Seite Getreide und da“, sie zeigte auf eine andre Fläche, „viel Gemüse. Wegen dem vielen Regen bin ich zwar etwas spät dran, aber das schaffe ich.“ Voller Bewunderung betrachte ich die zu pflügende Fläche, die sie klein nennt. Um alles gut pflügen zu können, hat sie auch den Zaun vor der Gemüse-Fläche abgebaut. Ihr Gemüsebeet ist etwas größer als das, was sich Hobbygärtner unter Gemüse-Beet vorstellen würden. Willst du ordentliches BIO-Gemüse, musst du Arbeit, Zeit und Schweiß investieren. Rinder, Schweine und anderes Getier hatte Ingrid früher. Schon als Kind war sie in der Landwirtschaft fleißig. Sie sagt, sie kenne das gar nicht anders. ( überflüssig Nix mit Work live Balance.) Ich glaube, Work live Balance kennt Ingrid gar nicht. Was getan werden muss, wird getan.
Ich bin beeindruckt. Seltsamerweise viel mir in diesem Moment meine neue Show- Kollegin Sandra bei Schaf-Land ein. Sie hat 3 Hunde ist aktiv, jung, sehr schlank und Doktor der Tiermedizin. Beim Kennenlernen sagte sie zur Begrüßung: „Ich bin kein Püppchen. Wenn Hilfe gebraucht wird, melde ich mich.“ Das fand ich super. Eine Frau mit Charakter.
Ingrid war es etwas unangenehm, dass ich sie fotografiere und wieder über sie schreiben möchte. Sie ließ es zu, da ihr der letzte Artikel auch bekannt war und sie ihn ok fand. Mich packt bei ihr immer der Gedanke an Fleiß und Pflichtbewusstsein. Sie sollte uns alle zur Selbstkritik anregen. Doch so wie ich diese Frau kennengelernt habe, möchte Ingrid kein Leitbild sein, sondern nur ihre Arbeit erledigen.
Gelegentlich habe sie Hilfe aus der Familie und wenn sie, etwas von Ihrem Gemüse übrighat, verkauft Ingrid es auf dem Markt. Viele Kunden scheinen noch das Handgemachte, Gesunde zu mögen. Großartig. Die vielen Überfluss-Tempel, auch Super-Märkte genannt, mit 40 verschiedenen Zahnpasta Sorten und anderem Wahnsinn, braucht nun wirklich niemand. Ingried ist Gesundheit, Pflicht und Fleiß zum Anfassen. Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht halten andere sie sie nur für eine ausgeflippte alte Frau – dabei sollten sie sich liebe eine Scheibe von ihrem Verhalten abschneiden
– bevor es für sie zu spät ist.
Die Zeit fließt unaufhörlich und die Arbeit ist noch viel. Wir verabschieden uns. Ingrid wirft den Motor an und schon geht es weiter, mit dem Tagwerk was getan werden muss. Respektvoll fahre ich nach Hause. Ingrid ist ein echtes Vorbild, was sie um nichts in der Welt sein möchte. Ich denke oft an sie und bei schwierigen Entscheidungen frage ich mich: Was würde Ingrid machen?
Ingrid ist wieder fleißig