Ich erinnere mich gern, denn es waren großartige Zeiten und ich hatte
eine wirklich super Jugend.
Was habe ich doch alles Verrücktes in diesem Alter gemacht. Ich hatte bereits eine eigene Disco und sogar nachts auf der Terrasse die Disco-Anlage getestet, wie weit man den Sound hören kann. Die Nachbarn waren verwirrt, um Himmels Willen – was ist das? Das war auch die Zeit, in der ich meine Jugendliebe geheiratet habe.
Zudem hatte ich weiße Mäuse. Eines Tages kam meine Mutter ins Zimmer und sagte mit ernsthafter Stimme: So geht das nicht, deine Mäuse laufen nachts durch die ganze Wohnung und auf den Balkon. Auweia.
Ich war aber zu sehr mit meiner Disco beschäftigt, um mich damals auch noch um die Befindlichkeiten der Nachbarn zu kümmern. Heute weiß ich, dass es doof war. Aber na-ja, so ist das Leben. Da hatte ich also meine Disco, den Spaß an Musik und das Gefühl, unabhängig zu sein. Da war meine Ausbildung zum Kälte-Klima-Techniker unpassend. Damit ich meine Qualifikation auch tatsächlich durchzog, besuchte mich in den Pausen meine Jugendliebe – die ich dann später auch heiratete. In besonderer Erinnerung ist mir unser Polterabend geblieben. Auf der Wiese meiner Großeltern hatten sich viele Freunde mit Zelten versammelt, wo abends, an einem gigantischen Lagerfeuer und reichlich kulinarisches verzehrt wurde. Musik, Bier und Schampus brachten die Massen in Stimmung.
Zu dieser ausgelassenen Truppe, gesellte sich am Abend der Bürgermeister. Stunden später und reichlich Leckereien, kam er auf die schlaue Idee und Frage: Ist die Veranstaltung angemeldet? Ich sage nur so viel, er hatte Glück, dass wir zum Polterabend keine größere Auseinandersetzung haben wollten – und geleitete ihn zum Ausgang des Festes.
Als ich sie nach einem Treffen, vor unserer Hochzeit, zum Bus brachte, sah ich in ihren Haaren Stroh. Das fiel mir aber erst auf, als sie einstieg. In der Scheune lagerte viel Stroh.
Das war meine Jugendliebe, an die ich noch immer denke.
Wir haben kirchlich geheiratet und waren der festen Überzeugung, es sei für immer. Das Universum hatte aber andere Pläne, nach 13 Jahren kam die Scheidung.Schick ausgedrückt, es war eine ereignisreiche Zeit. Abends trafen wir uns oft am Kiosk – auf dem Markt und spielten Gitarre. Die wenigsten beherrschten das Instrument, was für uns aber kein Grund war, den Passanten diesen Kunstgenuss zu verweigern. Samstags, wenn ich nicht selbst Veranstaltung hatte, ging es in den Nachbarort. Eine MEGA-Turnhalle war zum Veranstaltungs-Saal umgebaut worden, wie er auch hieß. Auf in die Turnhalle. So hatten wir bereits nach kurzer Zeit ein Ritual:
Nachmittags mit dem Zug zur Disco fahren, alle trafen sich in einer kleinen Kneipe und erzählten uns die spektakulärsten Neuigkeiten der Woche, bevor es in den Saal ging.
Einmal beglückte uns einer der Kumpels mit der frohen Botschaft: „Meine Eltern sind 14 Tage im Urlaub, wir haben das Haus.“ Nach dem Konzert begann eine mächtige Verabredung. Wow, dachte ich, die wollen alle zu dir? Gesagt getan – die Party ging bis in die Morgenstunden. Wir hatten noch kurz ausgelost, wer zum Bäcker geht. Als sich die Dämmerung am Morgen verzog und wir merkten, dass beim Frühstück nicht alle Platz hatten, war ich über unseren
gigantischen Freundeskreis erstaunt.
Eine verrückte Zeit, von der ich nichts bereue.