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Anita Hermes, zwischen Kritik und Erfolg

Jeder, in den einschlägigen Kreisen, verbindet mit dem Namen von Anita Hermes zuerst Mitch und die wirklich unzähligen Siege und guten Platzierungen dieses Teams. Inzwischen ist er 9 Jahre alt und es stellt sich die Frage: Gibt es eigentlich einen „Kronprinzen“?  Es gibt ihn, und sein Name ist Roger.

Es war einmal ein kleiner Welpe, der lebte glücklich und zufrieden mit seiner Familie im Harz. Doch eines Tages kam die Zeit, hinaus in die Welt zu ziehen, um große Abenteuer zu erleben. Wie hat es mit Roger und Anita tatsächlich angefangen, wie hat dieser kleine „Wunderknabe“ seine Lektionen gelernt und wie haben die beiden es geschafft zu so einem gut funktionierenden Team zu werden ? Roger ist erst 4 Jahre jung und hat dennoch kürzlich auf einem Internationalen Hütewettbewerb (trotz strengem Richter) die magischen 100 Punkte erreicht. Das sollte uns alle aufhorchen lassen: „Denn Roger ist los“.

Nach einem kurzen Facebookaustausch, haben wir einige Tage später miteinander telefoniert. Wie konnte es anders sein, sie saß im Auto und war mit ihren vierbeinigen „Kollegen“ unterwegs zu einem Trial.

„Hallo Anita, ich wollte dich eigentlich nach einem Treffen fragen, aber ihr seid ja unterwegs?“ „Hi, ja zur Holstein-Meisterschaft, ich hoffe, ich komme gut durch, denn freitags sind Elbtunnel und die vielen Baustellen ein großes Risiko für eine staufreie Fahrt. „Aber auf dem Rückweg könnte ich bei Dir vorbei kommen“, meinte Anita, „doch am Sonntag war ich leider nicht zu Hause.“ Kurzerhand verabredeten wir uns für den darauffolgenden Donnerstag auf ihrer Trainingswiese. „Schön, ich freu mich drauf“, sagten wir fast gleichzeitig, mussten beide lachen und legten auf.

Anita Hermes Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Anita Hermes Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Noch auf dem Weg zu Anita, es regnete mal wieder wie aus Kannen, dachte ich daran, was Mitch so alles gewonnen hat  – echt atemberaubend. Eigentlich müsste er doch von allen Seiten hochgejubelt werden, aber die allgemeinen Beifallsbekundungen halten sich in Grenzen. Während ich so darüber nachdachte, vielen mir viele Fragen ein, die ich Anita unbedingt mal stellen wollte. Ich war gespannt und wenn ich geahnt hätte, was am Abend alles auf den Tisch kommt, wäre ich wohl vor Ungeduld geplatzt.

Ich halte Anita für eine bemerkenswerte Border-Collie-Trainerin mit viel Wissen und Talenten im Umgang mit ihren vierbeinigen Freunden. Dazu gesellen sich aber auch „Reibungsflächen“, die es einigen – nicht positiv Gesinnten – ziemlich leicht machen, ebenfalls ihre Ansichten und Meinungen kund zu tun. An dieser Stelle fällt mir fast automatisch der Satz ein: „Ganz oben wird die Luft dünn“ und Anita ist mit ihren Hunden „oben“.

Treten wir einmal einen Schritt zurück und betrachten das Ganze aus der Ferne und neutral. Anitas Hunde gehören mit zu den erfolgreichsten unserer Republik und das sollten wir auch so wahrnehmen. Zudem gehört sie zu den wenigen Trainern, die mit Rückenwind eines Sponsors in den „Wettkampf“ ziehen. Bei unserem Treffen haben wir auch über die „alten Zeiten“ gesprochen, in denen alles angefangen hat; (Anita und Freunde waren schließlich die Ersten in Old Germany und haben den Verein für diese „Spezialisten“ gegründet). Wie ist das mit den „alten Weggefährten“? Da standen sie noch gemeinsam auf der Trainings-Weide, was heute, vorsichtig und zurückhaltend ausgedrückt, nicht mehr mit allen möglich ist. Wir sprachen an diesem Abend auch noch über viele andere Themen, über die ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten werde.

Na ja, nichts bleibt wie es war, denn die Welt dreht sich bekanntlich immer weiter.

Anita Hermes /Hütetraining Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Anita Hermes /Hütetraining Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Mitch hat uns in den letzten Jahren so manches Mal verblüfft und den Mund vor Staunen offen stehen lassen, auch bei einigen heimlichen und unheimlichen Beobachtern und Kritiker. Aber auch seine Zeit ist nicht unendlich. Wen überrascht es da wirklich, dass es bereits einen Kronprinzen gibt, der schon mit den Pfoten scharrt, um in die Welt hinaus zu ziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch er uns überraschen wird. Bei Anita klingt das dann in etwa so: „Roger passt super zu mir, denn er ist ein junger, starker Hund mit weichem Bewegungsmuster“. Hört sich zunächst sehr „trocken“ an, aber jeder, der Anita näher kennt, weiß, dass diese vierbeinigen Zauberlehrlinge zu ihrem Leben und ihrer Familie gehören.

Roger, der „Kronprinz“ Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Roger, der „Kronprinz“ Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Falls also jemand auf den abwegigen Gedanken kommt, Anita würde „irgendwann mal“ kürzer treten wollen, dem möchte ich nach meinem Treffen sagen: „Ihr werdet weiterhin mit Anita Hermes und ihren Hunden rechnen müssen, auch in einem Finale der Europameisterschaft.“

Eine Trainerin mit unglaublichen Fähigkeiten, aber auch mit zahlreichen Ecken und Kanten. Es ist schon erstaunlich, wenn jemand ein karges auskommen in Kauf nimmt und sein Leben derart auf die Hunde fokussiert, „nur“ um alle Kraft diesen vierbeinigen Spezialisten widmen zu können. Anita Hermes ist extrem, doch besondere Leistungen fordern meist besonderes Handeln.

Aber hey, freuen wir uns einfach darüber, dass auch solche Talente in unserer Nachbarschaft wohnen,

…dann ist alles Roger!

Hütehunde / 7. Meißendorfer Schnuckenderby bei Ulrike Galler

Endlich war es soweit, dass Schnuckenderby bei Ulrike stand wieder vor der Tür und sie hatte auch dieses Jahr wieder viele Border Collie „Verrückte“ aus ganz Deutschland eingeladen. Verrückt hört sich vielleicht zu hart an, nennen wir es Begeisterung. Diesmal wollte ich mich schon Freitagmittag auf den Weg machen, um gaaanz entspannt dieses Wochenende anzugehen. Dumm nur, das bei der morgendlichen Schaf Kontrolle, ich zwei Patienten entdeckt habe. Verdammt dachte ich, dass mit dem entspannten Freitag wird wohl wieder nix. Ein Bocklamm hatte zwar nur eine kleine Verletzung am Schwanz, aber es waren bereits die ersten Fliegenlarven zu sehen und der zweite Kandidat hatte quasi über Nacht Durchfall vom „feinsten“ bekommen. Die Larven bekomme ich leider nicht mit Hausmittelchen weg, also auf zu meinem Doc und holen was „Tante Bayer“ zu bieten hat. Der Durchfallpatient war schnell verarztet, aber die kleinen Eindringlinge sind da schon hartnäckiger. Sud anrühren, freischneiden, abtupfen, abwaschen und zum Schluss noch eine Spritze setzen. …und wieder ist unsere ungeliebte Tante zum Einsatz gekommen. Keiner will sie, aber alle laden sie regelmäßig ein.

Zur Klarstellung: meine Tante Ursula ist auch ohne Chemie immer herzlich willkommen.

Nun bin ich aber auf dem Weg, zwar etwas später als gedacht, aber für meine Verhältnisse noch immer früh, denn mein Navi flüsterte: Ankunft in 25 Minuten und das war 17.30 Uhr. Weil ich den „Bürgerkrieg“ auf deutschen Autobahnen umfahren habe, hatte alles super geklappt  – das mit der Fahrt meine ich. Ulrike läuft sicher bereits zur „Hochform“ auf und ist vermutlich kurz vor einem „Herzinfarkt“.  Ulrike, halte durch! Die Welt ist eine Nussschale. Warum? Ich trete Samstagmorgen gegen 07.00 Uhr aus der Tür meiner Pension. Im Umland vom Derby gibt es hunderte von Übernachtungen, was sehe ich aber als erstes, einen VW Bulli dessen Nummer ich kannte. In dieser kleinen, bescheidenen Behausung hatten auch Hans-Jürgen und Marlis (Werbke) Quartier bezogen. Wow, die Welt ist eine Nussschale.

Der erste Tag des 7. Meißendorfer Schnuckenderbys begann um 08.30 Uhr mit einem Briefing der Klasse 3. Das Schnuckendeby ist auch einer der wenigen Trials in Old Germany, auf denen alle 3 Klassen am Start stehen. Ganz besonders gespannt war ich auf die Teams: Sonja Müller, Hans-Jürgen Werbke und Viola Hebeler in der Klasse 3, aber auch auf Stefan Ostholt,  Sarah Suer und Hauke Thomsen, der mit Moss zum zweiten Mal in der Klasse 2 gestartet ist und natürlich auch auf die Klasse 1.

Team Sonja Müller am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Team Sonja Müller am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Nach einer kurzen Begrüßung eröffnete Sonja Müller mit ihrer Look das Schnuckenderby 2016. Look lief und lief und lief, fand aber keine Schafe. Als er dann doch in Richtung Schafe kam, bogen die Damen aus dem Stand links ab und galoppierten in Endgeschwindigkeit Richtung Ruhepferch. Der Lauf war vorbei und alle fragten sich „was zum Teufel war das jetzt“? Ok, im hinteren Teil war das Gras vielleicht etwas höher als sonst, aber die Schafe im gestreckten Galopp sofort Richtung Ruhepferch? Das konnte sich keiner erklären, denn Sonja und ihre Hunde machten sonst einen guten Job. Dem folgten 3 erfahrene Teams. Tina Eichler mit Nuts, Hans-Jürgen Werbke mit Juli und Viola Hebeler mit Gismo. Wow, war das aufregend. Aber auch hier wurde alles auf den Kopf gestellt. Keines der Teams konnte seinen Lauf an diesem Tag zufriedenstellend beenden. Am Nachmittag wurden die Mädels langsam ruhiger, aber wir befanden uns noch immer auf einem „Minenfeld“, denn die Schafe hatten irgendwie einen ganz anderen Stundenplan.

Das Schnuckenderby ist für eine nette Atmosphäre und gut gängige Damen bekannt. (Mit gut gängigen „Damen“ meine ich natürlich die Schafe) Atmosphäre und Stimmung war super, doch was sind das für Läufe? Am Abend beim gemeinsamen Grillen, lerne ich zum ersten Mal auch einen Verein, meinen Verein ABCD (Arbeitsgemeinschaft für Border Collies in Deutschland) kennen, der am Lagerfeuer nicht nur Geselligkeit, sondern auch Zusammenhalt repräsentierte. Der Tag wurde besprochen, Scherze gemacht und Tina Eichler hatte für eine gemeinsame Moderation mit mir ganz „besondere Vorschläge“  …die ich hier im Einzelnen nicht wiederholen möchte. Nur so viel, es hat mit tanzen und einem Schafskostüm zutun. Viola Hebeler stand der Veranstalterin Ulrike Galler am Nachmittag bei einem sehr schweren Gang zur Seite. Ihr allererster Border Collie musste mit 16 Jahren eingeschläfert werden. Sie verbrachte viele Stunden bei den beiden und tat alles, was nur irgendwie möglich war. Am Lagerfeuer hörte ich einen wunderbaren Satz: „Das Wochenende ist so schön, das lasse ich mir doch nicht von einem 10 minütigen schlechten Lauf versauen“. Wie schon gesagt, einfach wunderbar. Was den Lauf von Abby und mir betrifft, so hat sie alles richtig gemacht. Super Outrun, gute Annahme, Tor getroffen (was an diesem Tag nicht so ganz selbstverständlich war) und lies sich zu meiner großen Freude auch auf großen Entfernungen gut steuern. Nach meiner Umrundung brachen die Damen kurz aus und meine Abby stoppte sie mit einer Schein Attacke, um sie weiter in Richtung Quertreibtor zu bringen. Ich war ganz happy, dass sie nicht härter in die Mädels gegangen ist, sondern nur angedeutet hat  – aber dies empfand der Richter bereits als unangebracht, so dass wir dafür ein Dis bekamen. Ich war so überrascht, dass ich beim Richter nachfragte, aber ich erhielt erneut ein „ Thank You“. Der Richter (James P. McGee) hat halt immer recht. Ähnliches Unverständnis viel mir bei den Punkten in der Klasse 3 auf. Sorry, vielleicht bin ich einfach noch zu unerfahren und kann das ganze Wunderland noch nicht so richtig beurteilen, aber wundern im „Wunderland“ kann man sich doch schon. Wie auch immer, an diesem Tag (nicht nur am abendlichen Lagerfeuer) habe ich eine ABCD, kennen gelernt, die mir gut gefallen hat.

Neuer Tag neues Glück und so war es dann auch. Der zweite Tag begann toll. Klasse Läufe, entspannte Schafe und gute Stimmung  -die ohnehin fantastisch war. Karin Ahnemann hatte als Course Director den Laden im Griff und machte einen guten Job. Was den Richter und Ex Weltmeister betrifft, so hat er ohne Zweifel tolles geleistet und außergewöhnliche Fähigkeiten, aber seine Punktevergabe führten sehr oft zu Diskussionen. Sein eigener Demonstrationslauf war sensationell und zeigte die ganze Klasse eines Weltmeisters und vielen Zuschauern war sicher gar nicht bewusst, was sie für eine Besonderheit auf dem Schnuckenderby 2016 zu sehen bekommen haben. Aber, ja genau es gibt ein aber, denn den Sieger Lauf von Dr. Hans-Jürgen Werbke mit seiner Ebby, fanden einige besser, weil der Ablauf noch flüssiger war. Ich weiß, dass ist etwas anmaßend, aber sorry, das sind nur Meinungen und was die Punktebewertung von James P. McGee für diesen Siegerlauf betrifft (76_Punkte), lasst mich kurz nachdenken, fand ich  …sagen wir neutral „sehr überraschend“.

Hans-Jürgen Werbke /Konzentration Ⓒ Jasemin Be

Hans-Jürgen Werbke /Konzentration Ⓒ Jasemin Be

Die zweiten „Superstars an diesem Tag waren für mich Viola Hebeler und Gismo, ein traumhaftes Team.  Noch größer war meine Verwunderung, als ich von Viola erfahren habe, das dieser  „Überflieger“ Gismo erst 3 Jahre jung ist. Ihr könnt sicher sein, da kommt noch was „Großes“ auf uns zu. Große Freude kam bei mir aber auch auf, als ich Hansi Lehmann am Startpfosten gesehen habe. Leider lief an diesem Tag nicht alles so, wie wir es von diesem Team gewohnt sind. Was soll`s, ein Tag ist nicht wie der andere und beim nächsten Trial bringen sie uns sicher wieder zum Staunen. Eine wahre Freude war an diesem Tag auch Marcus Fiske und Cap, in der Klasse 1. Herzlichen Glückwunsch. Abby und ich schafften es auf Platz 4.

Hardi P.Schaarschmidt mit Abby am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Hardi P.Schaarschmidt mit Abby am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Ein tolles Trial, mit leichten Anlaufschwierigkeiten am Samstagvormittag, doch danach und vor allem am Sonntag hat uns eine traumhafte Zeit beschert hat. Wir bedanken uns bei Ulrike Galler, den Schafstellern , aber auch bei den Teams Viola Hebeler mit Gismo, Hans-Jürgen Werbke mit Ebby & Juli und allen anderen Teams, die ihr Können gezeigt haben und uns vor Begeisterung Beifall klatschen ließen.

Vielen Dank, ihr habt uns tolle Momente beschert.

 

Hüte-Trial in Ellerdorf bei Susan Mester

Mein Trial in Ellerdorf begann nicht am Startpfosten, sondern gemeinsam mit Elke Lackmann und ihrer Familie auf einer Bockauktion. Ich bin einen Tag früher in den „Echten Norden“ gefahren, um einen wunderbaren Nachmittag auf einer regionalen Auktion zu verbringen  – hat Spaß gemacht. Am Abend ging es wieder auf die Straße, zu einer weiteren Border Collie Freundin, Regine Frerichs. Um es vorweg zu nehmen, wir haben uns so gut verstanden, dass ich gleich bis Montag geblieben bin.

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Am nächsten Tag stehe ich vor dem Ortseingangsschild von Wacken, doch ich möchte nicht zum größten Heavy Metall Festival der Welt (das bekanntlich jedes Jahr in Wacken stattfindet), sondern zum Festival der Individualisten. Ich bin unterwegs zum Ellerdorfer Hüte-Trial bei Susan Mester. Die Sonne „brütet“ gefühlt wie in Afrika und in ca. 2 Stunden stehe ich mit Abby am Startpfosten. Also die kurze Pause in Wacken beenden und auf zum Trial.

Festiwal der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Festival der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Viele halten die Wacken-Besucher für „verrückt“ oder zumindest für seltsam  – denn tagelang im Regen campen, um Bands zu sehen, will nicht jedem einleuchten. Was ist aber mit uns Border Collie Leuten? Wir sind Samstag und Sonntag jeweils nur 10 Minuten auf dem Trialfeld, fahren quer durch die Republik und sind das ganze Wochenende unterwegs. Ist das etwa „vernünftiger“? Natürlich nicht, das ist Leidenschaft und Leidenschaft fragt in der Regel selten nach Vernunft. Noch unterwegs musste ich einige Trial Kollegen anrufen, da mein Navi die Straße am Trialfeld nicht finden konnte. Bis mir Hauke am Telefon von Ellerdorf aus die ungefähre Richtung der „Arbeitsfläche“ angeben konnte. Auweia dachte ich, was soll das bloß werden, es ist jetzt schon so warm und meine Uhr zeigt erst 08.50 Uhr. Die Begrüßung ist jedes Mal toll, denn man trifft Mitstreiter, mit denen man die Wettkampf-Zeit sehr gern verbringt. Ob nun Nele, Elke, Sonja, Katja, Ulrike, Stefan, Hauke oder auch der Richter Hans-Jürgen Werbke, „Es ist schön, dass auch ihr da ward“. Die Parcoursbegehung wurde schnell erledigt, denn die Veranstalterin Susan Mester hatte alles gut organisiert, nur das Gras fand ich etwas zu hoch und musste gleich an Elkes kleine Hündin Dita denken, die an manchen Stellen vom „Grün“ sicher ganz „verschluckt“ würde.

Na ja, was muss das muss.

Trotz 32° im Schatten, lieferten wir gute Leistungen ab. Die Teams waren konzentriert, die Schafe uns gnädig und so präsentierten sich am ersten Tag auch die Ergebnisse. Ich war mächtig stolz auf meine Abby, dass wir bei den vielen guten Leistungen mit 81 Punkten den 2. Platz erringen konnten. Nachmittags stellten Abby und ich die Schafe für die Klasse 2 und ich muss sagen, dieser Job was 10-mal härter als unser Lauf am Vormittag. Nach 2 Stunden Schafe stellen, waren wir so geschafft, dass ich schon überlegt habe, uns ablösen zu lassen. Die Sonne hat uns derart heftig „durchgebraten“, dass ich mir wie ein Steak in der Pfanne vorkam und Abby fing an, meine Kommandos zu ignorieren. Deshalb an dieser Stelle: Respekt vor allen Schafstellern, die zwar diese Aufgabe gern erledigen, aber meist (nicht immer) zu wenig Beachtung finden. Darauf werden wir in Zukunft mehr achten, denn es ist einer der wichtigsten Jobs auf jedem Trial.

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

Als Schafsteller finde ich es besonders spannend, wie der Hund eines jeden Teams die Schafe annimmt. Einige mussten ganz dicht an die Mädels heran, um sie in Bewegung zu setzen und bei anderen konnte ich sie im hohen Gras noch nicht einmal sehen und die Schafe marschierten bereits los. Unsere vierbeinigen Kollegen sind eben auch echte Individualisten.

Samstag war ein anstrengender, aber guter Trial Tag.

Samstag ist Samstag und Sontag? Was war am Sontag?  Der Sontag war „wild“. Die Ergebnisliste spricht Bände. Kaum gute Läufe, viele „Dis“ und wenige Punkte. Die Hundeführer namens recht unterschiedlich auf. Die einen waren ärgerlich (was verständlich ist, aber natürlich so garnix bringt), die anderen waren gelassen (Beifall) und die nächsten wurden still. Ein solcher Tag bringt auch für den Richter wenig Freude und wir hatten die Vermutung, dass er bei jedem „Dis“-Signal (mit seiner Autohupe) aus „Verzweiflung“ schon mit seinem Kopf aufs Lenkrad und Hupe schlägt. Aber Hans-Jürgen Werbke schlug sich wacker und gab uns viele Tipps mit auf den Weg. So ist das aber manchmal, wir arbeiten mit Lebewesen, da müssen wir es uns einfach abgewöhnen, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen.

Auf Grund der Autobahnsperrung bin ich bei Regine bis Montagmorgen geblieben, was kein ärgerlicher Umstand war, sondern im Gegenteil, einen Riesenspaß gemacht hat. Regine, „du bist nicht nur eine Individualistin in Reinkultur, sondern auch sehr gastfreundlich und ich freue mich auf meinen nächsten Besuch bei Dir“.

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Einige haben sich am Sonntag schon früher auf den Weg gemacht und waren zum Abschlussfoto bereits auf dem Heimweg, denn die A7 wurde komplett gesperrt und das lies nix GUTES erahnen. Vielen Dank an die Veranstalterin Susan Mester  …auch für den tollen Grill-Abend.

So war es, das Trial in Ellerdorf bei Susan Mester und
wir kommen nächstes Jahr sehr gern wieder.

 

Hütewettbewerb Schnuckenderby oder Versteckte Kamera

Ich habe es immer gewusst, meine „Schaffreundin“ Ulrike Galler hat anscheinend einen geheimen Vertrag mit RTL und ihr Mann, Dr. Galler, fährt Montagmorgen nicht in seine Firma, sondern zu einem Fernsehsender. Ich gehe fast jede Wette ein, dass es sich beim Schnuckendarby um eine Neuauflage der Sendung  „Versteckte Kamera“ handelt.

Für alle Nichteingeweihten, das Schnuckenderby ist in Nord-Deutschland eines der beliebtesten Hütewettbewerbe für Border Collies und Ulrike ist die Veranstalterin. Was hat aber nun die Neuauflage der „Versteckten Kamera“ mit diesem Wettkampf zu tun? Berechtigte Frage!
…dann solltet ihr mal miterleben, was sich am Anmeldetag abspielt, um einen der begehrten Startplätze zu „erkämpfen“. Anja legt bei der Arbeit eine Sonderpause ein, um sich per Firmen-PC anzumelden, Stefan nimmt sein Laptop mit auf eine Familienfeier und erklärt, dass er 21,45 Uhr sich erstmal um einen Startplatz kümmern muss. Kann das nicht noch warten? war die Reaktion. „Warten? Beim „Schnuckenderby“? In einigen Minuten ist alles gelaufen“ war Stefan`s Antwort.
Hunderte sitzen in Old Germany zur Anmeldezeit  vor ihren Bildschirmen und das ist der erste Wettkampf bei diesem Trial.

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Wer ist „schuld“? Natürlich Ulrike. Meine Vermutung ist: dieser Anmelde-Wettkampf ist immer spannender geworden, so dass manche Szenen zu Hause filmreif sind. Da manche Fernsehsender so ziemlich alles auf die Bildschirme bringen, könnten die „millionenfachen“ Anmeldedramen ein lohnendes Sendeprofil sein, denn nicht nur Anja und Stefan wollen bei diesem Derby starten, sondern auch viele andere

…und natürlich auch ich.

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Was stellt man nicht alles an, um auf diesem Trial am Startpfosten zu stehen. Ich zum Beispiel, habe mich gemeinsam mit Jasi am Anmeldetag 21.30 Uhr startbereit gemacht. Der Wettstreit beginnt ja beim Schnuckenderby nicht auf dem Trialfeld, sondern bekanntlich am Anmeldetag. Hast du hier eine schlechte „Platzierung“, sieht der Rest auch nicht rosig aus. Was benötigt man für diese erste „Leistungsprüfung“?

–              Weingläser
–              Rotwein
–              2 Laptops
–              Zuversicht
–              und eine große Portion Glück

Nach diesen „gewissenhaften“ Vorbereitungen gingen wir ans Werk. Der Plan war: Jasi kümmert sich um die Anmeldung am Samstag und ich um Sonntag. Ab 22.00 Uhr war die Anmeldung freigegeben und genau in diesen Minuten, im ganzen Land, saßen Hunderte von Startern voller Spannung vor ihren Monitoren. „WOW ist das aufregend“, sagt Jasi, „sowas habe ich auch noch nicht erlebt“.

…3-2-1 meins

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Jubel, Korken knallen, anstoßen, wir haben es tatsächlich geschafft. Startplätze für Samstag und Sonntag. Zwei Tage später habe ich mich mit Stefan (der sich beim Anmeldewettkampf ebenfalls gut platzieren konnte) unterhalten. Ich war der Meinung, dass Schnuckenderby sei nach ca. 10 Sekunden voll gewesen, aber Stefan hatte dies noch genauer beobachtet, und  kam auf 6 Sekunden. Nochmal in Worten: sechs Sekunden. Damit waren aber auch gleichzeitig ca. 100 Warteplätze gemeint. Was meine Vermutung zur Sendung „Versteckte Kamera“ angeht, so durchsuche doch jeder einmal sein Büro, ob er nicht vielleicht eine Cam mit dem Logo eines Fernsehsenders findet.

Wenn diese Startplätze immer begehrter werden und irgendwann in Demos, Kundgebungen oder gar Aufständen enden, kommt vielleicht der eine oder andere auf den Gedanken: ich versteigere meinen Startplatz bei eBay  – für sehr viel Geld. Ich dachte da so an 10.000,- und würde dann eventuell meinen Startplatz gegen einen gebrauchten Geländewagen umtauschen. Ein fairer Tausch.

Wer ist „schuld“?, natürlich die Veranstalterin Ulrike Galler.
Was organisiert sie ach so ein tolles Event.

Nachtrag:
Für Außenstehende und Nicht – Border Collie Besitzer hört sich das Anmelde Chaos ziemlich wirr an, aber sprecht einmal selbst mit Wettkampfteilnehmern  …oder einem, der es versucht hat.

Border Collie bei der Arbeit – oder der ganz normale Wahnsinn

Immer wenn wir glauben, dass geht schnell, wir haben alles im Griff, lauert bereits der „Wahnsinn“ hinter der nächsten Ecke. Border Collies bei der Arbeit heißt meistens, Schafe auf eine andere Weide umtreiben. Das ist ok und diesen Job beherrschen sie wie kein anderer „Kollege“. Die Herde zusammenhalten, nachtreiben, Ausreisser zurückholen oder eine Flanke absichern, so läuft das auch bei mir auf dem Kloster. Doch zuweilen passieren „Dinge“, die uns das Herz in die Hose rutschen lassen und an diesem Tag hatte ich zum ersten Mal wirklich Angst um das Leben meiner Abby.

Schafe umtreiben Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Schafe umtreiben Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Zunächst verlief wieder alles wie geplant, bis zu dem Zeitpunkt, als meine Truppe (90 meiner 120 Schafe) die neu abgesteckte Fläche betraten. 15 unerfahrene Lämmer von „The Next Generation“ liefen etwas seitlicher und blieben nicht wie vermutet bei ihren Müttern. Die große Truppe „donnerte“ also innen und die Kleinen außen am Zaun entlang. Alles natürlich im gesteckten Galopp. Verdammt, dachte ich, so war das jetzt nicht geplant. Diese Weide reicht bis an die Hauptstraße und genau in diese Richtung liefen sie wie von der Tarantel gestochen. 75 innen und 15 außen. „Normaler Weise“ hält Abby die Schafe immer an und bringt sie zurück, aber 15 Lämmer in voller Fahrt von ihren Müttern zu trennen, eine schwierige Mission. Bei all dem hatte ich natürlich auch noch keinen Strom auf dem Zaun und hoffte, dass die Damen wegen ihrer fehlenden Lämmer keinen Unsinn machten. Irgendwie lief alles langsam aus dem Ruder und wer hatte Schuld? Natürlich PAN, der Gott aller Hirten. Dieser stressige Kerl hat mal wieder ganze Arbeit geleistet und aus „nix“ eine große Aktion gemacht.

The Next Generation Ⓒ Jasemin Be

The Next Generation Ⓒ Jasemin Be

90 Schafe wie Raketen in Richtung Hauptstraße unterwegs, mein Hund hinterher und ich im Übergang in einen panischen Zustand. Man soll ja immer Ruhe bewahren, aber dieser Anblick war alles andere als „beruhigend“.

Nicht nur das meine Haupt-Truppe am Zaunende der Bundesstraße ankam, sondern nun auch noch der Absperrung entlang der Straße lief. Dies war ja kein Problem, nur die 15 Lämmer waren außerhalb auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Straße und Zaun …inkl. meiner Abby. Falls jemand auf den Gedanken kommen sollte, dass sie den Verkehr blockierten, nein, alle Fahrzeuge fuhren unbeirrt weiter. Nun war es mit meinem Vorsatz, immer Ruhe zu bewahren, endgültig vorbei. Nicht, dass dies alles schon schlimm genug gewesen wäre, versuchte auch noch eines der Lämmer mit aller Macht durch den E-Zaun zu seiner Mutter zu gelangen und hing darin fest. Das Chaos war perfekt. 75 aufgebrachte Tiere innen, ein Lamm im Zaun, 14 panische Lämmer vor dem Zaun auf dem schmalen Grünstreifen und meine Abby zwischen den Lämmern und der Straße. Von den vorbeifahrenden Autos war mein Hund jetzt noch 50 cm entfernt. Falls es den PAN wirklich gibt und er auch hier seine Hände im Spiel hatte, so muss ich ihn jetzt leider verhauen. Pfeif auf Gottheit oder nicht, denn meine Abby schwebte tatsächlich in Lebensgefahr. Bei all dem Durcheinander durfte sie sich keinen Zentimeter bewegen, sondern NUR langsam vorwärts zwischen die wild gewordenen Lämmer gehen. Ich holte tief Luft, und sprach so ruhig es nur irgendwie ging auf meine Abby ein
…und sie vertraute mir.

Danach stellte ich mich mitten auf die Straße, hielt mit quietschenden Bremsen und Verkehrschaos   den kompletten Verkehr an und brachte die Lämmer zurück in die große Gruppe.

Der ganz normale Wahnsinn.

Scottish Blackface, Koppelbau …und gewagte Experimente

Ich liebe es ja wirklich, „mein“ Klostergelände, aber die Landschaftspflege ist zu weilen doch recht abenteuerlich. Besucher fassen an den E-Zaun, obwohl sie direkt vor einem Warnschild stehen, betrunkene Hochzeitsgäste versuchen nachts ab 1,8 Promille meine Schafe mit Bratwürsten zu füttern, oder meine Scottish Blackface heben in Gemeinschaftarbeit einen Bauzaun hoch, um auf die grünere Nachbarwiese zu gelangen. Das sind nur einige Überraschungen aus der Wundertüte, den „Rest“ behalte ich lieber für mich, dass glaubt mir eh keiner.

Ein Schreckmoment ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben und schürt noch heute gruselige Gedanken bei mir. „Eigentlich“ stand an diesem Tag nichts Besonderes an, nur die Schafe von einer Weide auf die Nachbarweide umzutreiben. Alles ganz entspannt, nur über die schmale Zufahrtsstraße zum Kloster. Das haben wir schon unzählige Male gemacht. Nachbarweide war abgesteckt, zwei direkt gegenüberliegende Netz-Öffnungen geschaffen und die Herde mit dem Hund „rüberschieben“. Die Straße ist nur 4m breit und mit dem neuen satten Grün vor Augen ist das alles nun wirklich kein Problem. Meine Scottish Blackface wären keine Scottish Blackface, wenn sie nicht immer für Überraschungen sorgen würden, denn es kam anders. An diesem Tag hatte ich 65 Schafe auf dem Kloster stehen, und das Umtreiben sollte „eigentlich“ in 10 Minuten erledigt sein, eigentlich…

Trotz des saftigen Grüns vor Augen, drehten sie mitten auf der schmalen Straße ab und bewegten sich in einem „fliegenden“ Galopp Richtung Bundesstraße. Ich war sprachlos und starrte zunächst fassungslos den Schafen hinterher. Der Feierabendverkehr war auf der Bundesstraße bereits im Gange und ich hätte meine Mädels nie einholen können. Ich hatte nur eine einzige Chance, um eine Katastrophe zu verhindern, meine Abby. Das alles musste aber ziemlich schnell passieren und mein Hund durfte mein „P“ in den Augen nicht lesen können. Also holte ich einmal tief Luft uns sprach ganz leise zu meinem Hund „Come by“. Mein Hund schoss wie ein Blitz den galoppierenden Schafen hinter her, links an ihnen vorbei und stellte sich kurz vor der der Straße den wild gewordenen Damen entgegen. Ich hätte sie nie aufhalten können, aber Abby schaffte es tatsächlich, sich breitbeinig und mit ziemlicher Drohkulisse hinzustellen und ihnen klar zu machen: „an mir kommt ihr nicht vorbei“. Etwas Ähnliches ist einer befreundeten Berufsschäferin Kerstin Doppelstein passiert, nur bei ihr waren es 650 Schafe und die „Notbremse“ bestand aus 3 ausgeflippten und deutlich aggressiveren Schäferhunden   …plus einer ohrenbetäubend schreienden Schäferin.

Ihr seht, beim Koppelbau sollte ich keine großen Fehler machen, da sonst der Stundenplan meiner „Blackis“ ganz anders als meiner aussieht. Weide ich (natürlich meine Mädels) direkt an der Straße, baue ich einen zusätzlichen Schutz aus Bauzäunen auf. Doch dieser Aufwand ist groß und die zusätzlichen Maßnahmen rauben mir Zeit, also ist Erfindergeist gefragt

Sehr gewagt Ⓒ Jasemin Be

Sehr gewagt Ⓒ Jasemin Be

Sieht ziemlich „verwegen“ aus, hat aber super geklappt. So konnten wir viele Wege sparen und meine Damen hatten an der Straße einen doppelten Schutz. Man kann zwar etwas ruhiger schlafen, aber Vorsicht, Scottish Blackface Züchter wissen, wirklich sicher ist bei Blackis Garnichts.
(man beachte die „Spezial-Haltevorrichtung“)

Abenteuer „Leben“ Ⓒ Jasemin Be

Abenteuer „Leben“ Ⓒ Jasemin Be

Wow Ⓒ Jasemin Be

Wow Ⓒ Jasemin Be

Die zusätzliche Absperrung habe ich gemeinsam mit Jasemin Be aufgestellt. Die natürlich nicht widerstehen konnte, den „Blitz Transport“ mit ihrer Kamera fest zu halten. Falls man meint, „schlimmer kann es nicht kommen“, so darf ich euch mitteilen, „da können wir noch toppen“. Auf der Rückfahrt, stand meine abenteuerlustige Fotografin Jasemin Be hinten auf der Stoßstange und hielt sich am Dachkorb fest. (…davon gibt es aber zum Glück kein Foto)

Border Collie Ausbildung – Abby & May

Beim letzten Training hat Jasemin Be einige Fotos von uns geschossen …und es hat gar nicht wehgetan. Fotos habe immer ein gewisse „Magie“. Sie sind eine Momentaufnahme aus dem Leben  -„meinem“ Leben. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich der Blick auf manche Ding so völlig anders darstellen kann, als man sie selbst wahrgenommen hat. Bei  jeder Fotosession  gibt es viele Blickwinkel und Wahrheiten.

Hier nun die Wahrheiten der Fotografin Jasemin Be:

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Tolle Aufnahmen, wobei  jedes Foto seine eigne Geschichte erzählt  – aber darum geht es ja auch. Vielen Dank an die Fotografin Jasemin Be, für diese 8 Momentaufnahmen (aus einer ganzen Serie), die so nie wiederkehren.

 

 

Hütetraining

Das Training mit Border Collies ist kein Freizeitspass, sondern ein „ernsthaftes Vergnügen“. Ernsthaft, weil man sich auf diesen Hund konzentrieren muss und ein Vergnügen, weil es Spass macht diesen Spezialisten bei der Arbeit zusehen. Jede Hunderasse hat seine besonderen Fähigkeiten und jedes Tier kann etwas besonders gut, wir müssen es nur lassen. Unsere chaotische Welt, mit Google, Facebook und schnellen E-Mails, ist so ganz und gar nicht auf die Bedürfnisse unserer vierbeinigen Mitbewohner ausgelegt  -und damit meine ich nicht nur unsere Hunde. Ihre Welt hat einen andern Lebensrhythmus als unsere.

Diese Woche, auf dem Weg zum Hütetraining, stand ich an einer Ampel. Rot, gelb und grün, ich lege den Gang ein und will losfahren. Noch bevor ich den Gang einlegen konnte, hupte ein wild gewordener Autofahrer hinter mir und hat wohl einen Raketenstart erwartet. Aber sorry, ich fahre einen alten Geländewagen mit 2,5 t Eigengewicht, der beim Anfahren nur „normal“ kann. Mit einem Maserati ginge das sicher schneller, aber wo setze ich da die Anhängerkupplung hin?

…also bleibe ich bei meinem alten Schätzchen.

Es gibt aber Tage, da denkt man sich, man man man, dass kann doch alles nicht euer Ernst sein. Ihr wisst schon, solche Tage, an denen man Dinge erlebt, die alles andere als normal sind. Da stellt sich aber gleich wieder die Frage „was ist schon normal?“. Normal ist relativ. Sorry, lassen wir Albert mal lieber aus dem Spiel, denn er war zwar ein genialer Physiker, aber im Alltag und Familienleben eine „riesen Pleite“. „Normal“ ist das was passiert, während wir etwas anderes planen.

Gibt es eine messbare Normalität? Oder ist Normalität nur Ansichtssache? Ich für meinen Teil habe eine ganz persönliche und vor allem einfache Formel gefunden. „Normal ist Ansichtssache  – solange sie andern nicht schadet“. Na-ja, ich gebe zu, ziemlich einfach, aber irgendwie muss man sich ja in dieser Welt zurechtfinden. Die Herren Wissenschaftler beschäftigen sich natürlich auch mit diesem Begriff und wollen alles ganz genau berechnen, doch da helfen weder schlaue Formeln noch kluge Sprüche. Ein Ansatz ist die These: „Normal ist was wir gewohnt sind“. Zumindest leuchtet diese ein und reicht für uns Otto Normalverbraucher. Eine zweite These besagt: „Alles Natürliche ist normal“. Nun wird es schon komplizierter, denn diese Aussage stellt so ziemlich alles in unserem Leben in Frage. Warum? Weil wir nicht „natürlich“ leben, sondern in einer selbst gebastelten „Blase“. In einer eigenen Welt, von uns geschaffen.

Ich vermute aber, meine Abby interessiert das weniger, denn sie hat nur die Schafe vor ihrer Nase im Kopf und wann sie endlich diese Damen bewegen darf. Sie folgt ihren ganz natürlichen Veranlagungen, wobei wir nach der zweiten These, bei der absoluten Normalität angelangt wären.

…somit ist mein Hund normal und ich unnormal?
Wow, was für eine Erkenntnis, meine Ex-Frau hätte also recht.

Abby Ⓒ Jasemin Be

Abby Ⓒ Jasemin Be

Damit meine Hunde auch fremde Weide Flächen als „normalen“ Arbeitsplatz ansehen, fahre ich regelmäßig zu befreundeten Schafhaltern, natürlich mit meinen Border Collies. Da stehen wir also, irgendwo im Nirgendwo, am Rande einer abgelegenen Weide, mit 10 Border Collies, wovon 5 trainiert werden sollen.  Meine Hündin Abby ist gerade läufig und ich will ausprobieren, ob ihre Hormone sie so durcheinander gebracht haben, dass sie auf fremden Weideflächen nur eingeschränkt arbeiten kann. Ja es ist schon ein Drama, „Hormone bei der Arbeit“. Das geht den Hunden wie den Menschen und ich habe den Verdacht, dass diese kleinen Hormon-Männchen oder auch Frauen, einen heimlichen Hauptschalter für das Gehirn besitzen, den sie bei Bedarf betätigen. So schalten sie ihre Kongruenz im Gehirn einfach ab.

Ich war erstaunt, trotz dieses inneren hormonellen Kleinkrieges, gelang es mit Abby ganz gut zu arbeiten. Nur ihre Nerven waren nicht auf der Höhe und einige Handling-Fehler meinerseits taten das Übrige. Ich bin trotzdem gespannt, ob nächste Woche auf dem Trial in Kühsen Abbys Hormone unter Kontrolle zu bringen sind, denn in der Läufigkeit ist es eher ein Glücksspiel, als stabile Leistungen.

Bei all dem sollte ich auch noch „fotogen“ aussehen, denn Jasemin schoss während des Trainings eine Fotoserie. Unter uns gesagt, auf Fotos finde ich mich immer „ziemlich blöd“  – ich meine natürlich nicht gut getroffen. Abby & May sind da deutlich fotogener.

Nachtrag:
Das darauffolgende Trial in Kühsen, haben wir komplett „versemmelt“. Was ist nun die Weisheit aus dieser Geschicht?  „Wenn Abby läufig ist – starte nicht“.

 

Panik oder Konzentration

Das Wort Panik kennen wir alle und haben es fürchten gelernt, aber wo kommt dieser Begriff eigentlich her? Er stammt von den Griechen, oder besser gesagt aus ihrer Sagenwelt. Der griechische Hirten Gott „PAN“, soll ein ziemlich frecher Typ gewesen sein. In der größten Mittagshitze, schrie er so ohrenbetäubend, dass Schafherde und Menschen in einer plötzlichen Massenflucht davon preschten. In der griechischen Götter Welt war PAN eine imposante „Erscheinung“. Nicht nur das er frech und immer für eine Überraschung gut gewesen ist, sondern auch halb Mensch, halb Ziege war. Schon im „normalen“ Leben, bereiten uns diese klugen Tiere gelegentliche Kopfschmerzen, aber als „Überflieger“, als Gott und noch dazu halb Mensch, halb Tier, für die Hirten eine echte Zumutung.  Aus dem frechen PAN wurde Panik und überfällt uns noch heute in den unmöglichsten Situationen. Nur diesmal flüchten nicht die Schafe, sondern unser Verstand. Kommt dieser wilde „PAN“ über uns, können wir nicht mehr klar denken und die Logik verabschiedet sich komplett.

Ob im Studium, bei der Arbeit oder beim Blick auf unsere Kontoauszüge: stehen wichtige Termine an, haben wir fast alle ein Problem. Da geht es mir nicht anders, als dem Rest der Menschheit. Man will etwas besonders gut machen und setzt sich dadurch unter zusätzlichen Druck. Nur blöd, dass man dies nicht so ohne weiteres abstellen kann.  …nicht ohne weiteres, aber man kann.

Genau dieses berühmte „P“ in den Augen, ging mir  gewaltig auf den „Keks“. Aber auch solche Verhaltensweisen haben eine Geschichte. Jeder macht an einem ganz bestimmten Punkt mit diesem unangenehmen „Gast“ Bekanntschaft. Die einen vor der Klausur, andere vor der Meisterprüfung und viele wenn es in Richtung Fahrprüfung geht.

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Bei mir hatte sich dieser Eindringling breit gemacht, als ich mit einem Thema konfrontiert wurde, dass man gar nicht zu 100% unter „Kontrolle“ bringen kann. Wettkämpfe mit Hütehunden. Bei dieser komplexen Aufgabe, treffen 4 unwegsame Faktoren aufeinander: Natur, Schafe, Hunde und ich als der Kapitän des ganzen. Habe ich Wind, reagieren alle Tiere anders, die Schafe machen was ihre Tagesform sagt, der Hund hat gute oder nicht so gute Tage und ich „sollte“ bei alle dem Chaos besonders ruhig sein, um Sicherheit auszustrahlen. Sicherheit und Ruhe, um meinem Hund das Signal zugeben: “Alles OK“.

Dumm nur, dass auch ich am Anfang Hilfe nötig gehabt hätte, denn ich war alles andere als ruhig, konzentriert und gelassen. Ich hatte ein „Doppel – P“ in den Augen und dies bedeutete nicht „ Prima Pause“, sondern „Pure Panik“. Wie sollte ich da meinem Hund helfen? Ich hatte sogar manchmal den leisen Verdacht, dass mein Hund mir geholfen hat, um nicht ganz den Faden zu verlieren. Wir standen also in einem Minenfeld ohne Spürgerät und Schutzweste, das konnte nicht gut gehen, also musste schnell etwas passieren.

Die vielen nett gemeinten Ratschläge helfen da nicht wirklich, jeder muss selbst aktiv werden. Ob man in einer Prüfung sitzt, oder ich mit meinem Hund an einem Startpfosten stehe, jeder hat seinen eigenen Weg runter zu kommen, um konzentriert seinen Job zu erledigen. Ich habe sehr lange gebraucht, um den einzig nützlichen Rat zu verstehen.

„Leere deinen Kopf, wäge nichts ab, lass alles fließen und folge deinem Bauch“

Ich weiß, das ist auch wieder so ein Ratschlag, aber dafür der einzig mögliche. Beschäftigt Euch mit ihm und ihr werdet sehen, nur so geht es. Welchen Weg ihr allerdings wählt, um den Kopf zu leeren, dass kann euch keiner sagen, dass müsst ihr selbst herausfinden.  Dein Verstand muss glauben können, dass es möglich ist. An dieser Stelle ist „fast alles“ erlaubt (was hilft), nur vom Teufel Alkohol ist dringendst abzuraten. Dieser fiese, kleine Troll ist schlau, denn er meldet sich bereits einen Tag vorher und will uns am Abend ins Ohr flüstern: „Trink 2-3 Gläser Wein, dann schläfst du besser und bist morgen ausgeschlafen und ruhig“. Dieser kleine Schelm verrät aber nicht, dass diese Vorabend-Partys meist viel zu lange dauern und seine Überredungskünste oft für mehr als 3 Gläser Wein gut sind. Also, traut ihm nicht und schlagt einen anderen Weg ein  – auch wenn er protestiert.

Machst du, was du immer getan hast, bekommst du auch, was du immer bekommen hast. Willst du etwas ändern, so verlasse deinen eingefahrenen Weg. Begib dich auf neue, vielleicht auch unbequeme Wege, denn nur diese bringen dich zu neuen Zielen.  Mach einfach ganz andere Dinge.

Was mich betrifft, so bin ich am Start nun ruhig und konzentriert, was aber nicht heißen soll, dass keine Baustellen mehr vorhanden sind  -im Gegenteil. Erst jetzt ist es möglich, auch an diesen „Schlaglöchern“ zu arbeiten, doch diese Arbeit wird aufreibend, hart und lang   …wie jedes Ziel.

Da ich aber in Sachen Hütetraining einen ganzen „Baustellen-Katalog“ vor mir liegen haben,
würde ich sagen:  Frisch ans Werk, denn der PAN ist tot.

Was ist mein Weg? …Border Collies, Schafe und vielmehr

…das ist die Frage aller Fragen, wenn man sich mit der eigenen Person auseinander setzt. Die Wahrheit ist aber oft eine ganz andere, als sie im ersten Moment scheint. Ein Beispiel lässt uns da ganz besonders schmunzeln. Der heute weltweit bekannte Erfinder Thomas A. Edison. war in seiner Kindheit alles andere als eine große Leuchte. Er sei desinteressiert und geistig langsam gewesen, also nicht gerade ein Kind, das später die Welt verändern würde. Seine Lehrer verzweifelten an ihm und bezeichneten klein Edison sogar als dumm. So relativiert sich also das „Woher & Wohin“, denn das Leben geht zuweilen recht seltsame Wege, dies aber mit ziemlicher Sicherheit.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Tiere gehörten schon immer zu meinem Haushalt, aber das waren eher Katzen, Familienhunde und Pferde. Dies alles ist ja nun wirklich meilenweit von meinem heutigen Leben entfernt. Hätte mir vor 25 Jahren jemand gesagt, dass ich einmal stolz auf meine eigene Schafherde bin, Klauen schneide, Mist schaufle, vierbeinige schottische Mitarbeiter habe und das Ganze auch noch aufschreibe, so hätte ich ihn sicher gefragt, ob er irgend welche verbotenen Substanzen eingenommen hat.

Heute beschäftige ich mich mit Themen, die in Deutschland von unseren 80 Millionen Mitbewohnern nicht gerade als allgemeine Freizeitbeschäftigung angesehen werden. Dabei habe ich viele spannende Menschen kennengelernt, die von der gleichen „Krankheit“ befallen sind wie ich, dem Border Collie Fanatismus. Der Border Collie ist ein außergewöhnlicher Spezialist, zwischen Wahnsinn & Genie. Falls dies nach Übertreibung klingt, so versucht doch bitte einmal euren Hund in einer Entfernung von 400 m zu dirigieren…  Es wird nicht gelingen, doch für einen ausgebildeten Border Collie ist dies Alltag.

Funktioniert bei dieser Arbeit etwas nicht, liegt die Schwierigkeiten meist nicht bei diesen kleinen Genies, sondern bei uns, wie es fast immer um die Unzulänglichkeiten der Hundeführer geht. Der allgemeine Kontrollwahn hat uns nicht auf diese Hunde vorbereitet, denn mit Border Collies arbeiten heißt Verantwortung teilen. Gerade dieses bewusste Abgeben, bereitet uns Kopfschmerzen (natürlich auch mir). Schon im Kindergarten haben wir fleißig gelernt, „du musst alles ordentlich machen“ und ordentlich heißt in Old Germany: behalte die Kontrolle. „Eigentlich“ nichts Schlimmes, aber das Zusammenspiel von Natur, Schafen, Border Collies und Hundeführer, zaubert uns in eine ganz andere Welt und in diesem „Wunderland“ gelten andere Gesetze.

Wo geht meine Reise noch hin? Das kann ich nicht genau sagen, aber egal in welche Richtung, immer mit meinen Tieren. Freunde von mir richten ihr ganzes Leben auf Wettkämpfe aus und rechnen alles in Trial-Punkte um, bei mir ist das anders. Natürlich möchte ich mit meinen Hunden auf Trials unser Bestes geben, aber bei mir sind diese Trials eben nur ein Teil vom Ganzen. Es könnte aber auch ebenso gut sein, dass ich in Zukunft öfters an Wettkämpfe teilnehme, fotografiere oder  mehr schreibe. Was ist mein Weg?

Woher- weiß ich, aber
wohin – weiß nur der Wind, oder diese kleine Stimme im Ohr.