Border Collie Ausbildung – Abby & May

Beim letzten Training hat Jasemin Be einige Fotos von uns geschossen …und es hat gar nicht wehgetan. Fotos habe immer ein gewisse „Magie“. Sie sind eine Momentaufnahme aus dem Leben  -„meinem“ Leben. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich der Blick auf manche Ding so völlig anders darstellen kann, als man sie selbst wahrgenommen hat. Bei  jeder Fotosession  gibt es viele Blickwinkel und Wahrheiten.

Hier nun die Wahrheiten der Fotografin Jasemin Be:

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Tolle Aufnahmen, wobei  jedes Foto seine eigne Geschichte erzählt  – aber darum geht es ja auch. Vielen Dank an die Fotografin Jasemin Be, für diese 8 Momentaufnahmen (aus einer ganzen Serie), die so nie wiederkehren.

 

 

Hütetraining

Das Training mit Border Collies ist kein Freizeitspass, sondern ein „ernsthaftes Vergnügen“. Ernsthaft, weil man sich auf diesen Hund konzentrieren muss und ein Vergnügen, weil es Spass macht diesen Spezialisten bei der Arbeit zusehen. Jede Hunderasse hat seine besonderen Fähigkeiten und jedes Tier kann etwas besonders gut, wir müssen es nur lassen. Unsere chaotische Welt, mit Google, Facebook und schnellen E-Mails, ist so ganz und gar nicht auf die Bedürfnisse unserer vierbeinigen Mitbewohner ausgelegt  -und damit meine ich nicht nur unsere Hunde. Ihre Welt hat einen andern Lebensrhythmus als unsere.

Diese Woche, auf dem Weg zum Hütetraining, stand ich an einer Ampel. Rot, gelb und grün, ich lege den Gang ein und will losfahren. Noch bevor ich den Gang einlegen konnte, hupte ein wild gewordener Autofahrer hinter mir und hat wohl einen Raketenstart erwartet. Aber sorry, ich fahre einen alten Geländewagen mit 2,5 t Eigengewicht, der beim Anfahren nur „normal“ kann. Mit einem Maserati ginge das sicher schneller, aber wo setze ich da die Anhängerkupplung hin?

…also bleibe ich bei meinem alten Schätzchen.

Es gibt aber Tage, da denkt man sich, man man man, dass kann doch alles nicht euer Ernst sein. Ihr wisst schon, solche Tage, an denen man Dinge erlebt, die alles andere als normal sind. Da stellt sich aber gleich wieder die Frage „was ist schon normal?“. Normal ist relativ. Sorry, lassen wir Albert mal lieber aus dem Spiel, denn er war zwar ein genialer Physiker, aber im Alltag und Familienleben eine „riesen Pleite“. „Normal“ ist das was passiert, während wir etwas anderes planen.

Gibt es eine messbare Normalität? Oder ist Normalität nur Ansichtssache? Ich für meinen Teil habe eine ganz persönliche und vor allem einfache Formel gefunden. „Normal ist Ansichtssache  – solange sie andern nicht schadet“. Na-ja, ich gebe zu, ziemlich einfach, aber irgendwie muss man sich ja in dieser Welt zurechtfinden. Die Herren Wissenschaftler beschäftigen sich natürlich auch mit diesem Begriff und wollen alles ganz genau berechnen, doch da helfen weder schlaue Formeln noch kluge Sprüche. Ein Ansatz ist die These: „Normal ist was wir gewohnt sind“. Zumindest leuchtet diese ein und reicht für uns Otto Normalverbraucher. Eine zweite These besagt: „Alles Natürliche ist normal“. Nun wird es schon komplizierter, denn diese Aussage stellt so ziemlich alles in unserem Leben in Frage. Warum? Weil wir nicht „natürlich“ leben, sondern in einer selbst gebastelten „Blase“. In einer eigenen Welt, von uns geschaffen.

Ich vermute aber, meine Abby interessiert das weniger, denn sie hat nur die Schafe vor ihrer Nase im Kopf und wann sie endlich diese Damen bewegen darf. Sie folgt ihren ganz natürlichen Veranlagungen, wobei wir nach der zweiten These, bei der absoluten Normalität angelangt wären.

…somit ist mein Hund normal und ich unnormal?
Wow, was für eine Erkenntnis, meine Ex-Frau hätte also recht.

Abby Ⓒ Jasemin Be

Abby Ⓒ Jasemin Be

Damit meine Hunde auch fremde Weide Flächen als „normalen“ Arbeitsplatz ansehen, fahre ich regelmäßig zu befreundeten Schafhaltern, natürlich mit meinen Border Collies. Da stehen wir also, irgendwo im Nirgendwo, am Rande einer abgelegenen Weide, mit 10 Border Collies, wovon 5 trainiert werden sollen.  Meine Hündin Abby ist gerade läufig und ich will ausprobieren, ob ihre Hormone sie so durcheinander gebracht haben, dass sie auf fremden Weideflächen nur eingeschränkt arbeiten kann. Ja es ist schon ein Drama, „Hormone bei der Arbeit“. Das geht den Hunden wie den Menschen und ich habe den Verdacht, dass diese kleinen Hormon-Männchen oder auch Frauen, einen heimlichen Hauptschalter für das Gehirn besitzen, den sie bei Bedarf betätigen. So schalten sie ihre Kongruenz im Gehirn einfach ab.

Ich war erstaunt, trotz dieses inneren hormonellen Kleinkrieges, gelang es mit Abby ganz gut zu arbeiten. Nur ihre Nerven waren nicht auf der Höhe und einige Handling-Fehler meinerseits taten das Übrige. Ich bin trotzdem gespannt, ob nächste Woche auf dem Trial in Kühsen Abbys Hormone unter Kontrolle zu bringen sind, denn in der Läufigkeit ist es eher ein Glücksspiel, als stabile Leistungen.

Bei all dem sollte ich auch noch „fotogen“ aussehen, denn Jasemin schoss während des Trainings eine Fotoserie. Unter uns gesagt, auf Fotos finde ich mich immer „ziemlich blöd“  – ich meine natürlich nicht gut getroffen. Abby & May sind da deutlich fotogener.

Nachtrag:
Das darauffolgende Trial in Kühsen, haben wir komplett „versemmelt“. Was ist nun die Weisheit aus dieser Geschicht?  „Wenn Abby läufig ist – starte nicht“.

 

Panik oder Konzentration

Das Wort Panik kennen wir alle und haben es fürchten gelernt, aber wo kommt dieser Begriff eigentlich her? Er stammt von den Griechen, oder besser gesagt aus ihrer Sagenwelt. Der griechische Hirten Gott „PAN“, soll ein ziemlich frecher Typ gewesen sein. In der größten Mittagshitze, schrie er so ohrenbetäubend, dass Schafherde und Menschen in einer plötzlichen Massenflucht davon preschten. In der griechischen Götter Welt war PAN eine imposante „Erscheinung“. Nicht nur das er frech und immer für eine Überraschung gut gewesen ist, sondern auch halb Mensch, halb Ziege war. Schon im „normalen“ Leben, bereiten uns diese klugen Tiere gelegentliche Kopfschmerzen, aber als „Überflieger“, als Gott und noch dazu halb Mensch, halb Tier, für die Hirten eine echte Zumutung.  Aus dem frechen PAN wurde Panik und überfällt uns noch heute in den unmöglichsten Situationen. Nur diesmal flüchten nicht die Schafe, sondern unser Verstand. Kommt dieser wilde „PAN“ über uns, können wir nicht mehr klar denken und die Logik verabschiedet sich komplett.

Ob im Studium, bei der Arbeit oder beim Blick auf unsere Kontoauszüge: stehen wichtige Termine an, haben wir fast alle ein Problem. Da geht es mir nicht anders, als dem Rest der Menschheit. Man will etwas besonders gut machen und setzt sich dadurch unter zusätzlichen Druck. Nur blöd, dass man dies nicht so ohne weiteres abstellen kann.  …nicht ohne weiteres, aber man kann.

Genau dieses berühmte „P“ in den Augen, ging mir  gewaltig auf den „Keks“. Aber auch solche Verhaltensweisen haben eine Geschichte. Jeder macht an einem ganz bestimmten Punkt mit diesem unangenehmen „Gast“ Bekanntschaft. Die einen vor der Klausur, andere vor der Meisterprüfung und viele wenn es in Richtung Fahrprüfung geht.

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Bei mir hatte sich dieser Eindringling breit gemacht, als ich mit einem Thema konfrontiert wurde, dass man gar nicht zu 100% unter „Kontrolle“ bringen kann. Wettkämpfe mit Hütehunden. Bei dieser komplexen Aufgabe, treffen 4 unwegsame Faktoren aufeinander: Natur, Schafe, Hunde und ich als der Kapitän des ganzen. Habe ich Wind, reagieren alle Tiere anders, die Schafe machen was ihre Tagesform sagt, der Hund hat gute oder nicht so gute Tage und ich „sollte“ bei alle dem Chaos besonders ruhig sein, um Sicherheit auszustrahlen. Sicherheit und Ruhe, um meinem Hund das Signal zugeben: “Alles OK“.

Dumm nur, dass auch ich am Anfang Hilfe nötig gehabt hätte, denn ich war alles andere als ruhig, konzentriert und gelassen. Ich hatte ein „Doppel – P“ in den Augen und dies bedeutete nicht „ Prima Pause“, sondern „Pure Panik“. Wie sollte ich da meinem Hund helfen? Ich hatte sogar manchmal den leisen Verdacht, dass mein Hund mir geholfen hat, um nicht ganz den Faden zu verlieren. Wir standen also in einem Minenfeld ohne Spürgerät und Schutzweste, das konnte nicht gut gehen, also musste schnell etwas passieren.

Die vielen nett gemeinten Ratschläge helfen da nicht wirklich, jeder muss selbst aktiv werden. Ob man in einer Prüfung sitzt, oder ich mit meinem Hund an einem Startpfosten stehe, jeder hat seinen eigenen Weg runter zu kommen, um konzentriert seinen Job zu erledigen. Ich habe sehr lange gebraucht, um den einzig nützlichen Rat zu verstehen.

„Leere deinen Kopf, wäge nichts ab, lass alles fließen und folge deinem Bauch“

Ich weiß, das ist auch wieder so ein Ratschlag, aber dafür der einzig mögliche. Beschäftigt Euch mit ihm und ihr werdet sehen, nur so geht es. Welchen Weg ihr allerdings wählt, um den Kopf zu leeren, dass kann euch keiner sagen, dass müsst ihr selbst herausfinden.  Dein Verstand muss glauben können, dass es möglich ist. An dieser Stelle ist „fast alles“ erlaubt (was hilft), nur vom Teufel Alkohol ist dringendst abzuraten. Dieser fiese, kleine Troll ist schlau, denn er meldet sich bereits einen Tag vorher und will uns am Abend ins Ohr flüstern: „Trink 2-3 Gläser Wein, dann schläfst du besser und bist morgen ausgeschlafen und ruhig“. Dieser kleine Schelm verrät aber nicht, dass diese Vorabend-Partys meist viel zu lange dauern und seine Überredungskünste oft für mehr als 3 Gläser Wein gut sind. Also, traut ihm nicht und schlagt einen anderen Weg ein  – auch wenn er protestiert.

Machst du, was du immer getan hast, bekommst du auch, was du immer bekommen hast. Willst du etwas ändern, so verlasse deinen eingefahrenen Weg. Begib dich auf neue, vielleicht auch unbequeme Wege, denn nur diese bringen dich zu neuen Zielen.  Mach einfach ganz andere Dinge.

Was mich betrifft, so bin ich am Start nun ruhig und konzentriert, was aber nicht heißen soll, dass keine Baustellen mehr vorhanden sind  -im Gegenteil. Erst jetzt ist es möglich, auch an diesen „Schlaglöchern“ zu arbeiten, doch diese Arbeit wird aufreibend, hart und lang   …wie jedes Ziel.

Da ich aber in Sachen Hütetraining einen ganzen „Baustellen-Katalog“ vor mir liegen haben,
würde ich sagen:  Frisch ans Werk, denn der PAN ist tot.

Was ist mein Weg? …Border Collies, Schafe und vielmehr

…das ist die Frage aller Fragen, wenn man sich mit der eigenen Person auseinander setzt. Die Wahrheit ist aber oft eine ganz andere, als sie im ersten Moment scheint. Ein Beispiel lässt uns da ganz besonders schmunzeln. Der heute weltweit bekannte Erfinder Thomas A. Edison. war in seiner Kindheit alles andere als eine große Leuchte. Er sei desinteressiert und geistig langsam gewesen, also nicht gerade ein Kind, das später die Welt verändern würde. Seine Lehrer verzweifelten an ihm und bezeichneten klein Edison sogar als dumm. So relativiert sich also das „Woher & Wohin“, denn das Leben geht zuweilen recht seltsame Wege, dies aber mit ziemlicher Sicherheit.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Tiere gehörten schon immer zu meinem Haushalt, aber das waren eher Katzen, Familienhunde und Pferde. Dies alles ist ja nun wirklich meilenweit von meinem heutigen Leben entfernt. Hätte mir vor 25 Jahren jemand gesagt, dass ich einmal stolz auf meine eigene Schafherde bin, Klauen schneide, Mist schaufle, vierbeinige schottische Mitarbeiter habe und das Ganze auch noch aufschreibe, so hätte ich ihn sicher gefragt, ob er irgend welche verbotenen Substanzen eingenommen hat.

Heute beschäftige ich mich mit Themen, die in Deutschland von unseren 80 Millionen Mitbewohnern nicht gerade als allgemeine Freizeitbeschäftigung angesehen werden. Dabei habe ich viele spannende Menschen kennengelernt, die von der gleichen „Krankheit“ befallen sind wie ich, dem Border Collie Fanatismus. Der Border Collie ist ein außergewöhnlicher Spezialist, zwischen Wahnsinn & Genie. Falls dies nach Übertreibung klingt, so versucht doch bitte einmal euren Hund in einer Entfernung von 400 m zu dirigieren…  Es wird nicht gelingen, doch für einen ausgebildeten Border Collie ist dies Alltag.

Funktioniert bei dieser Arbeit etwas nicht, liegt die Schwierigkeiten meist nicht bei diesen kleinen Genies, sondern bei uns, wie es fast immer um die Unzulänglichkeiten der Hundeführer geht. Der allgemeine Kontrollwahn hat uns nicht auf diese Hunde vorbereitet, denn mit Border Collies arbeiten heißt Verantwortung teilen. Gerade dieses bewusste Abgeben, bereitet uns Kopfschmerzen (natürlich auch mir). Schon im Kindergarten haben wir fleißig gelernt, „du musst alles ordentlich machen“ und ordentlich heißt in Old Germany: behalte die Kontrolle. „Eigentlich“ nichts Schlimmes, aber das Zusammenspiel von Natur, Schafen, Border Collies und Hundeführer, zaubert uns in eine ganz andere Welt und in diesem „Wunderland“ gelten andere Gesetze.

Wo geht meine Reise noch hin? Das kann ich nicht genau sagen, aber egal in welche Richtung, immer mit meinen Tieren. Freunde von mir richten ihr ganzes Leben auf Wettkämpfe aus und rechnen alles in Trial-Punkte um, bei mir ist das anders. Natürlich möchte ich mit meinen Hunden auf Trials unser Bestes geben, aber bei mir sind diese Trials eben nur ein Teil vom Ganzen. Es könnte aber auch ebenso gut sein, dass ich in Zukunft öfters an Wettkämpfe teilnehme, fotografiere oder  mehr schreibe. Was ist mein Weg?

Woher- weiß ich, aber
wohin – weiß nur der Wind, oder diese kleine Stimme im Ohr.

Wir waren wild…

Erinnerung an eine wunderbare Zeit.
Meine Kindheit war toll. Nicht alle können das sagen und das ist schade, denn mit einer glücklichen Kindheit haben wir einen guten Start in das Leben, welche Überraschungen dieses auch immer für uns bereit hält. Die Ferien verbrachte ich meist bei meinen Großeltern auf dem Land. Zwischen Hunden, Katzen, Hühnern und Bienen. Eine Welt voller Wunder, Spass und ganz viel Natur. Auch mein Urgroßvater Martin Vogel ist mir noch schwach in Erinnerung. Ein alter Herr mit Schnauzbart und Taschenuhr in der Weste, eben ein Mann vom „alten Schlag“. Fleißig, bescheiden aber immer irgendwie der Boss. Er hatte meist eine Pfeife im Mund und war sehr gelassen. Heute würde ich sagen: er war richtig cool. In seinem Wohnzimmer hing ein „Monster“.  Das Monster hieß Kuckucksuhr, oder besser gesagt ein Vogel an ihr, der mir damals riesig vorkam und mich immer bedrohlich anschaute. Wie oft waren wir gemeinsam im Bienenhaus und haben Bienenwaben geschleudert. Es war eine tolle Zeit, spannend und immer ein großes Abenteuer.

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Mein Großvater Rudi kam aus dem Schwarzwald, „ein Baum von einem Kerl“. Im Krieg war er Marine Offizier und ziemlich selbstbewusst noch dazu. Wie das Leben aber so spielt, diente der
Bruder Hans meiner Oma Else als Matrose zufällig auf dem gleichen Schiff. Bei einem der täglichen Kontrollgänge, bemerkte er im Spind des Matrosen Hans ein Foto. Dieses eine Foto, mit einer hübschen Frau, sollte noch so einiges verändern.

„Wer ist das? Ihre Frau?“ fragte Offizier Kopper. „Nein meine Schwester“. „Ist sie verheiratet?“ Ja Herr Offizier. Ihr Mann ist auch an der Front“. So verging einige Zeit und zwischen den beiden entstand ein Vertrauensverhältnis (Freundschaften waren nicht so gern gesehen, schon gar nicht zwischen Offizier und Matrose)  Matrosen Hans aber den einen oder anderen Tag Sonderurlaub. Leider starb er bei einem Einsatz, so dass wie üblich alle persönlichen Dinge an seine Heimat Adresse geschickt werden sollten. In diesem Fall übernahm es der Offizier Rudi Kopper selbst und überbrachte die schreckliche Nachricht persönlich. Aus dieser Begegnung entstand nach dem Tod ihres Mannes (er starb in Stalingrad), erst eine Freundschaft und dann eine Liebe, die sie bis zu ihrem Tod vereinte. Hört sich fast wie die Story aus  einem alten Schwarz-weiß-Film an, bei dem es immer ein Happy End gibt  – aber so war es bei meinen Großeltern, Else & Rudi.

Nun sind beide schon lange Tod, aber ich denke oft an sie.

Einige Jahre später kamen wieder Abenteuer auf mich zu, doch diesmal ohne Hühner, Bienen oder Kuckucksuhr. In der Schulzeit waren wir „The Big Five“ – fünf Freunde. Olaf, Frank, Ullrich, Heiko und ich. Wir saßen alle noch auf der Schulbank und hatten doch nichts anderes als Partys, Konzerte und Disco im Kopf. Frei nach dem Motto: Was geht es uns an,  was später ist. Erstaunlicher Weise hatten wir aber nicht die schlechtesten Noten. Erstaunlich deshalb, da wir Hausaufgaben und sonstige Lernaktivitäten für pure Zeitverschwendung hielten. Dummerweise wohnte der Schuldirektor direkt neben mir und das fand ich ganz und gar nicht witzig. Er war Dr. von „irgendwas“, trug graue Anzüge, weiße Hemden mit Krawatte und einen „Beamtenhaarschnitt“, wie man ihn sich in den schlimmsten Klischees nicht vorstellen konnte. Klaus Förster ließ sich von all seinen Untergebenen, von seinem „Volk“ mit Herr Dr. Föster anreden. Wir hatten aber herausgefunden, dass er auch auf Kotzbrocken und Sklaventreiber reagierte.

So lange er uns nicht „belästigte“, hielten wir Waffenstillstand, denn schließlich hatten wir ganz andere Pläne. Dieser unausgesprochene Waffenstillstand endete an einem ganz normalen Tag in einer Pause. Wir hatten Tickets für ein cooles Konzert am Wochenende gekauft und Frank die „Super“-Idee, alle zu erschrecken, die Karten in seine Tasche zu stecken und wegzulaufen. Wir natürlich hinterher. Olaf kam auf einen noch schlaueren Einfall, ihn mit einem nassen Handtuch die verdiente Strafe um die Ohren zu klatschen. So rauschten wir durch das komplette Gebäude. Dann lauerten wir dem dreisten Dieb hinter einer Tür auf und hörten ihn kommen. Olaf holte aus und das Handtuch wickelte sich mit seltsamen Geräuschen um den Kopf.

Blöd war nur, dass unser Lärm auch noch andere auf den Plan gerufen hatte. Das nasse Handtusch hing nicht Frank, sondern Dr. Förster vom Kopf, dem Kotzbrocken. Nach einem kurzen Schock wussten wir alle, dass bedeutet Ärger. Das ehrwürdige Gebäude des Nexö Gymnasiums war plötzlich totenstill, denn diese „Klatsche“ hatten auch andere gesehen. Natürlich waren wir nicht immer so und hatten auch ganz normale Tage, aber solche Ereignisse ragen in den Erinnerungen immer heraus. Wegen dieser „Klatsche“ hatten wir eine ganze Menge Stress und bereiteten uns eigentlich schon auf einen Schulverweis vor. Die Eltern wurden einbestellt, für jeden von uns eine schriftliche Abmahnung und vor versammelter Mannschaft erhielten wir eine Verwarnung, mit der Bemerkung: bei einer weiteren „Auffälligkeit“ würden wir der Schule verwiesen.

Puuh, nochmal Glück gehabt.

 

Nach diesen Ereignissen konnte aber keiner von uns tiefsinnig über diese „Klatsche“ nachdenken, denn wir hatten bereits eine neue Mission, unsere eigene Diskothek und haben es damals doch tatsächlich geschafft, eine eigene Disco auf die Beine zu stellen

…aber das ist bereits eine andere Geschichte.

 

Tierschutz, Schmerzen und Massentierhaltung

Bei diesem heiklen Thema landet man schnell auf Glatteis, aber es gibt ja auch elegante Schlittschuhläufer. Also legen wir den Gang und Allrad ein, geben Gas und los. Sitzen wir auf dem Zahnarztstuhl, haben wir unseren „Gegner“ direkt vor Augen, den Zahnarzt. Die Arbeit mit „schwerem Gerät“ an unseren Zähnen bereitet äußerst unangenehme Gefühle, bis hin zu noch unangenehmeren Schmerzen. Wie sieht es aber im Tierreich aus? Da gibt es keine Ärzte, Schmerztherapie oder Notaufnahme. Sie müssen allein damit klar kommen.

Fühlen sie etwa weniger als wir?

Bei diesem Thema müssen wir ganz nüchtern auf den Entwicklungsstand der Spezies achten. Weniger weit entwickelte Arten haben ganz andere Verknüpfungen als hoch entwickelte Säugetiere. Insekten haben also ein völlig anderes Schmerzempfinden (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) als wir. Doch die These, dass auch hochentwickelte Lebewesen kaum bis gar keinen Schmerz empfinden, ist schlicht und einfach Unsinn. Ein Hund verletzt seine Pfote, Körper gibt seinem Gehirn das Signal „Körper defekt“. Der Hund leckt seine Pfote, um den Schmerz zu lindern und humpelt auf drei Beinen weiter oder gar zu uns. Weshalb sollte er das  tun, wenn es keine Schmerzen wären?

Dabei ist aber die Frage aller Fragen: Reagiert ein Tier nur reflexartig auf einen Schmerz oder werden diese Reize in höheren Hirnregionen verarbeitet und folgt darauf eine Handlungsänderung? Bei vielen Tieren entsteht zwar ein „Schmerz“, dieser wird aber nicht in wichtigen Hirnregionen weiter verarbeitet. Doch unsere allseits geliebten, hoch entwickelten Säugetiere verarbeiten diesen Signale. …so dass sie den Tierarzt auch nicht als ihren persönlichen Freund ansehen, wie wir den Zahnarzt. Das ist auch eines der großen Probleme, die Tierärzte haben. Sie können die Gefühlswelt ihrer Patienten nicht ergründen. Der Patient kann bei der Genesung nicht mithelfen und „Onkel Doktor“ versucht einen Spagat zwischen Weissagung und Schulmedizin. Im schlimmsten Fall hat alles „gut geklappt“ und endet doch mit dem Spruch: Operation gelungen, Patient tot.

Eine sprechende Kuh wäre also die Lösung für alle Probleme, wenn es da nicht einige Verständigungsschwierigkeiten geben würde. Solange wir aber nicht das „Innenleben“ unserer Tiere ergründen können, bleiben unsere Erkenntnisse immer im Bereich der Weissagungen. Zumindest wissen wir, dass zum Beispiel bei Insekten „bösartige“ Reize nicht an das Gehirn weitergeleitet werden. Etwas höher entwickelt Wesen nehmen „vermutlich“ Schmerzen als Kontakt-Reiz wahr und nur die am höchst entwickelten Säugetiere empfinden einen ähnlichen Schmerz wie wir, aber wir wissen es nicht.

Um diesen misslichen Zustand zu verbessern, habe ich schon oft versucht, mit Nachbars Kühen in Kontakt zu treten, leider ist es trotz größter Anstrengungen noch nicht gelungen, mit Moni (der pfiffigsten von allen) zu quatschen. Unsere Hunde sind da schon anders. Durch das dichte Zusammenleben mit uns, sind sie sozialisiert und die Verständigung ist deutlich besser als mit anderen Lebewesen. Wir können ihr Verhalten besser deuten und auch der Hund kommuniziert mit uns. Er gibt uns deutliche Signale und „übertreibt“ zu weilen schon mal.

Abby /Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Abby /Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Für einige hat unsere Unwissenheit auch ganz handfeste Vorteile. Dies hört sich komisch an, ist aber bedauerlicher Weise so. Nicht nur die Massentierhaltung, sondern bereits der Begriff „Nutztier“ ist eine Ausrede. Eine Ausrede- mit empfindsamen Wesen rücksichtslos umgehen zu dürfen. Gerade Schweine sind uns viel näher als Einigen lieb sein dürfte, was wir aber mit größter Beharrlichkeit ignorieren. Zum Beispiel wurde noch bis Ende der 80er Jahre den Studenten in den USA vermittelt, dass Tiere generell kein Schmerz-empfinden haben. Das war für eine ganz bestimmte Industrie ziemlich bequem. Denn in den Schlachtereien muss man weniger Rücksicht walten lassen denn die Tiere sind ja eh „nur“ Fleischlieferanten ohne Gefühle.

Heute wissen wir es besser oder anders gesagt: wir haben zu diesem großen Haus zwar noch immer keinen passenden Schlüssel gefunden, aber wir kennen wenigstens den Grundriss.

Tierschutz und Zirkus

Meine sehr verehrten Damen, meine sehr verehrten Herren, hier kommt der gefährliche Dickhäuter direkt aus dem Urwald und zeigt uns sein Können. An diesem Satz ist so ziemlich jedes Wort gelogen, bis auf das Wörtchen „und“. Der Dompteur steht mit einer Fantasie Uniform in der Manege und knallt mit der Peitsche. Sofort erscheinen die Giganten des Dschungels und trotten in die Mitte des Zeltes.  Das sind sie also, die „Bestien“ aus der Wildnis und zeigen uns nun ihr „Können“.

Ich bin nicht nur betroffen, sondern schäme mich für alle Anwesenden in diesem Zirkuszelt. Ein junges Mädchen springt vom Rücken einer der Elefanten, legt sich auf den Boden und die Giganten laufen über sie hinweg. Natürlich ohne sie zu verletzen. Nun lässt der Dompteur, die Tiere sich im Kreis drehen und verkündet voller Stolz, dass sie im Takt des Orchesters tanzen. Nach einigen Minuten ist dieses „Schauspiel“ vorbei und die Elefanten trotten aus der Manege.

Wieso ist der Tanzbär mit Ring in der Nase auf dem Marktplatz verboten, aber Wildtiere im Zirkus erlaubt? Falls irgendjemand glaubt, einen Elefanten gesehen zu haben, so war dies nur sein Schatten, der dressiert wurde, um uns zu amüsieren. Ein 3 Tonnen schweres Tier  soll uns unterhalten indem es lächerliche Bewegungen zur Musik ausführt?

Zirkus -nein danke

Das umfangreichste Elefanten- Wissen haben wir zum Großteil Iain Douglas-Hamilton zu verdanken. Douglas-Hamilton hat über 4 Jahre in einem Nationalpark in Tansania zugebracht, um diese beeindruckenden Wesen zu studieren. Zum Beispiel hat er herausgefunden, dass nicht wie allgemein angenommen, die Tiere mit all ihren Instinkten geboren werden. Nein, sie lernen vor allem von Familienmitgliedern das richtige Handeln. Die Elefanten geben in verstärktem Maße Wissen an ihre nächste Generation weiter und das zeugt von hoher Intelligenz. Zudem pflegen Elefanten einen ähnlich engen Familienverband wie wir Menschen und sorgen sich aufopferungsvoll umeinander. Natürlich ist in der Elefanten- Welt nicht immer nur Sonnenschein. Bullen können zu weilen schon recht aggressiv werden

…aber das ist die Natur in ECHT.

Tierschutz und Kinderprojekt

In Zusammenarbeit mit dem Wald- Kindergarten Steyerberg habe ich ein Projekt ins Leben gerufen, welches bereits unsere „Kleinsten“ (zwischen 3-6 Jahre) einen engeren Bezug zu Tier & Natur erleben lässt. Regelmäßige Besuche im Stall, auf der Weide und natürlich auch zur Lammzeit, lassen Neugier und eine Verbindung zum natürlichen Lebenskreislauf entstehen.
Tiere & Natur zum Anfassen.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Mein ganz persönliches Anliegen in diesem Kindergarten Projekt:
Bereits unseren „Jüngsten“ zu vermitteln, dass nicht „Wegwerfmentalität“ und „Schnelllebigkeit“ das wirkliche Leben sind, sondern: Achtung, Respekt und Bodenständigkeit. Das Miterleben des Entwicklungsweges von Lämmern unterstützt diese bodenständige Sichtweise und lässt bereits in jungen Jahren die Natur als Kreislauf  begreifen. Der respektvolle Umgang mit meinen Schafen und das Entdecken ihres Lebensraumes, in dem sich diese kleine Herde fantastisch selbst organisiert (in der sogar Streitigkeiten intern geschlichtet werden), machen diese regelmäßigen „Schaf-Besuche“ wertvoll.

Hundeausbildung & Geduld

Geduld zu warten, das ist uns heute abhanden gekommen (auch mir). Geduld kommt aus dem althochdeutschen „dulten“ tragen, ertragen und hängt mit dem lateinischen „tolerare“

tolerieren zusammen. Im griechischen wird das Wort „hypomone“ für Geduld verwendet und steht für Ausharren, Aushalten. Ich persönliche habe bisher nur 2 Trainier kennenlernen dürfen, die mir Ruhe, Gelassenheit und vor allem Geduld vermitteln konnten. John Johnes aus Wales und Dr. Hans-Jürgen Werbke aus Hollingstädt.

In diesem Sinne erinnere ich mich auch gern an den Ausspruch einer von mir sehr geschätzten, lieben Freundin Ingrid Stottmann. „Verabschiede Dich davon, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen“.

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ein unvergesslicher Moment

Scottish Blackface -das 1.Lamm

Das 1.Lamm ist jedes Jahr etwas Besonderes. Ich habe schon einige Lammzeiten erlebt, zolle aber jedes Mal Respekt, wie souverän meine Mädels dies meistern. Bekanntlich ist die Geburt kein Spaziergang und wir alle sollten immer daran denken, was die Damen leisten. Ein Wunder der Natur und doch „nur“ ein Kreislauf! Ich bin jedes Jahr glücklich, dass ich an diesem Wunder teilhaben darf und schaue mit Hochachtung auf Berufsschäfer, die für 1.000 Lämmer verantwortlich sind. In der heutigen hektischen Zeit, helfen wir nicht diesen Tieren, sondern sie helfen uns. Sie helfen uns, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und einen klaren Kopf zu behalten. Sie erinnern uns daran, dass auch wir nur ein Teil des Kreislaufs sind. Größenwahn, Arroganz und Oberflächlichkeit funktionieren hier nicht -denn das ist die wirkliche Welt.

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Nun könnte der eine oder andere auf den Gedanken kommen, das geht mich nichts an, das ist nicht meine Welt. Lasst es mich so beschreiben:  würde das stimmen, währt ihr aus dem Sternbild Kassiopeia, Pegasus oder Andromeda, aber nicht von unserer Erde. Bei uns hängt alles zusammen, auch wenn wir diese Tatsache zeitweise ignorieren. Wer kann schon sagen, wo uns die Wege noch hinführen. Nichts ist unmöglich. Beethoven zum Beispiel, war bereits als Kind an der Musik interessiert  -nur sein Umgang mit der Geige, alles andere als perfekt. So bereitetes es ihm große Schwierigkeiten, fremde Kompositionen nach zu spielen. Um an seiner Leidenschaft festhalten zu können, fing er an, selbst zu komponieren und schuf eigene Werke. Sein Musiklehrer sagte damals über ihn „ Als Komponist ist Beethoven hoffnungslos“. Das Blatt hatte sich aber für Beethoven gewendet, denn er wurde zu einem der bekanntesten Komponisten der Welt.