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Wir waren wild…

Erinnerung an eine wunderbare Zeit.
Meine Kindheit war toll. Nicht alle können das sagen und das ist schade, denn mit einer glücklichen Kindheit haben wir einen guten Start in das Leben, welche Überraschungen dieses auch immer für uns bereit hält. Die Ferien verbrachte ich meist bei meinen Großeltern auf dem Land. Zwischen Hunden, Katzen, Hühnern und Bienen. Eine Welt voller Wunder, Spass und ganz viel Natur. Auch mein Urgroßvater Martin Vogel ist mir noch schwach in Erinnerung. Ein alter Herr mit Schnauzbart und Taschenuhr in der Weste, eben ein Mann vom „alten Schlag“. Fleißig, bescheiden aber immer irgendwie der Boss. Er hatte meist eine Pfeife im Mund und war sehr gelassen. Heute würde ich sagen: er war richtig cool. In seinem Wohnzimmer hing ein „Monster“.  Das Monster hieß Kuckucksuhr, oder besser gesagt ein Vogel an ihr, der mir damals riesig vorkam und mich immer bedrohlich anschaute. Wie oft waren wir gemeinsam im Bienenhaus und haben Bienenwaben geschleudert. Es war eine tolle Zeit, spannend und immer ein großes Abenteuer.

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Mein Großvater Rudi kam aus dem Schwarzwald, „ein Baum von einem Kerl“. Im Krieg war er Marine Offizier und ziemlich selbstbewusst noch dazu. Wie das Leben aber so spielt, diente der
Bruder Hans meiner Oma Else als Matrose zufällig auf dem gleichen Schiff. Bei einem der täglichen Kontrollgänge, bemerkte er im Spind des Matrosen Hans ein Foto. Dieses eine Foto, mit einer hübschen Frau, sollte noch so einiges verändern.

„Wer ist das? Ihre Frau?“ fragte Offizier Kopper. „Nein meine Schwester“. „Ist sie verheiratet?“ Ja Herr Offizier. Ihr Mann ist auch an der Front“. So verging einige Zeit und zwischen den beiden entstand ein Vertrauensverhältnis (Freundschaften waren nicht so gern gesehen, schon gar nicht zwischen Offizier und Matrose)  Matrosen Hans aber den einen oder anderen Tag Sonderurlaub. Leider starb er bei einem Einsatz, so dass wie üblich alle persönlichen Dinge an seine Heimat Adresse geschickt werden sollten. In diesem Fall übernahm es der Offizier Rudi Kopper selbst und überbrachte die schreckliche Nachricht persönlich. Aus dieser Begegnung entstand nach dem Tod ihres Mannes (er starb in Stalingrad), erst eine Freundschaft und dann eine Liebe, die sie bis zu ihrem Tod vereinte. Hört sich fast wie die Story aus  einem alten Schwarz-weiß-Film an, bei dem es immer ein Happy End gibt  – aber so war es bei meinen Großeltern, Else & Rudi.

Nun sind beide schon lange Tod, aber ich denke oft an sie.

Einige Jahre später kamen wieder Abenteuer auf mich zu, doch diesmal ohne Hühner, Bienen oder Kuckucksuhr. In der Schulzeit waren wir „The Big Five“ – fünf Freunde. Olaf, Frank, Ullrich, Heiko und ich. Wir saßen alle noch auf der Schulbank und hatten doch nichts anderes als Partys, Konzerte und Disco im Kopf. Frei nach dem Motto: Was geht es uns an,  was später ist. Erstaunlicher Weise hatten wir aber nicht die schlechtesten Noten. Erstaunlich deshalb, da wir Hausaufgaben und sonstige Lernaktivitäten für pure Zeitverschwendung hielten. Dummerweise wohnte der Schuldirektor direkt neben mir und das fand ich ganz und gar nicht witzig. Er war Dr. von „irgendwas“, trug graue Anzüge, weiße Hemden mit Krawatte und einen „Beamtenhaarschnitt“, wie man ihn sich in den schlimmsten Klischees nicht vorstellen konnte. Klaus Förster ließ sich von all seinen Untergebenen, von seinem „Volk“ mit Herr Dr. Föster anreden. Wir hatten aber herausgefunden, dass er auch auf Kotzbrocken und Sklaventreiber reagierte.

So lange er uns nicht „belästigte“, hielten wir Waffenstillstand, denn schließlich hatten wir ganz andere Pläne. Dieser unausgesprochene Waffenstillstand endete an einem ganz normalen Tag in einer Pause. Wir hatten Tickets für ein cooles Konzert am Wochenende gekauft und Frank die „Super“-Idee, alle zu erschrecken, die Karten in seine Tasche zu stecken und wegzulaufen. Wir natürlich hinterher. Olaf kam auf einen noch schlaueren Einfall, ihn mit einem nassen Handtuch die verdiente Strafe um die Ohren zu klatschen. So rauschten wir durch das komplette Gebäude. Dann lauerten wir dem dreisten Dieb hinter einer Tür auf und hörten ihn kommen. Olaf holte aus und das Handtuch wickelte sich mit seltsamen Geräuschen um den Kopf.

Blöd war nur, dass unser Lärm auch noch andere auf den Plan gerufen hatte. Das nasse Handtusch hing nicht Frank, sondern Dr. Förster vom Kopf, dem Kotzbrocken. Nach einem kurzen Schock wussten wir alle, dass bedeutet Ärger. Das ehrwürdige Gebäude des Nexö Gymnasiums war plötzlich totenstill, denn diese „Klatsche“ hatten auch andere gesehen. Natürlich waren wir nicht immer so und hatten auch ganz normale Tage, aber solche Ereignisse ragen in den Erinnerungen immer heraus. Wegen dieser „Klatsche“ hatten wir eine ganze Menge Stress und bereiteten uns eigentlich schon auf einen Schulverweis vor. Die Eltern wurden einbestellt, für jeden von uns eine schriftliche Abmahnung und vor versammelter Mannschaft erhielten wir eine Verwarnung, mit der Bemerkung: bei einer weiteren „Auffälligkeit“ würden wir der Schule verwiesen.

Puuh, nochmal Glück gehabt.

 

Nach diesen Ereignissen konnte aber keiner von uns tiefsinnig über diese „Klatsche“ nachdenken, denn wir hatten bereits eine neue Mission, unsere eigene Diskothek und haben es damals doch tatsächlich geschafft, eine eigene Disco auf die Beine zu stellen

…aber das ist bereits eine andere Geschichte.

 

Tierschutz und Kinderprojekt

In Zusammenarbeit mit dem Wald- Kindergarten Steyerberg habe ich ein Projekt ins Leben gerufen, welches bereits unsere „Kleinsten“ (zwischen 3-6 Jahre) einen engeren Bezug zu Tier & Natur erleben lässt. Regelmäßige Besuche im Stall, auf der Weide und natürlich auch zur Lammzeit, lassen Neugier und eine Verbindung zum natürlichen Lebenskreislauf entstehen.
Tiere & Natur zum Anfassen.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Mein ganz persönliches Anliegen in diesem Kindergarten Projekt:
Bereits unseren „Jüngsten“ zu vermitteln, dass nicht „Wegwerfmentalität“ und „Schnelllebigkeit“ das wirkliche Leben sind, sondern: Achtung, Respekt und Bodenständigkeit. Das Miterleben des Entwicklungsweges von Lämmern unterstützt diese bodenständige Sichtweise und lässt bereits in jungen Jahren die Natur als Kreislauf  begreifen. Der respektvolle Umgang mit meinen Schafen und das Entdecken ihres Lebensraumes, in dem sich diese kleine Herde fantastisch selbst organisiert (in der sogar Streitigkeiten intern geschlichtet werden), machen diese regelmäßigen „Schaf-Besuche“ wertvoll.

Hundeausbildung & Geduld

Geduld zu warten, das ist uns heute abhanden gekommen (auch mir). Geduld kommt aus dem althochdeutschen „dulten“ tragen, ertragen und hängt mit dem lateinischen „tolerare“

tolerieren zusammen. Im griechischen wird das Wort „hypomone“ für Geduld verwendet und steht für Ausharren, Aushalten. Ich persönliche habe bisher nur 2 Trainier kennenlernen dürfen, die mir Ruhe, Gelassenheit und vor allem Geduld vermitteln konnten. John Johnes aus Wales und Dr. Hans-Jürgen Werbke aus Hollingstädt.

In diesem Sinne erinnere ich mich auch gern an den Ausspruch einer von mir sehr geschätzten, lieben Freundin Ingrid Stottmann. „Verabschiede Dich davon, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen“.

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ein unvergesslicher Moment

Scottish Blackface -das 1.Lamm

Das 1.Lamm ist jedes Jahr etwas Besonderes. Ich habe schon einige Lammzeiten erlebt, zolle aber jedes Mal Respekt, wie souverän meine Mädels dies meistern. Bekanntlich ist die Geburt kein Spaziergang und wir alle sollten immer daran denken, was die Damen leisten. Ein Wunder der Natur und doch „nur“ ein Kreislauf! Ich bin jedes Jahr glücklich, dass ich an diesem Wunder teilhaben darf und schaue mit Hochachtung auf Berufsschäfer, die für 1.000 Lämmer verantwortlich sind. In der heutigen hektischen Zeit, helfen wir nicht diesen Tieren, sondern sie helfen uns. Sie helfen uns, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und einen klaren Kopf zu behalten. Sie erinnern uns daran, dass auch wir nur ein Teil des Kreislaufs sind. Größenwahn, Arroganz und Oberflächlichkeit funktionieren hier nicht -denn das ist die wirkliche Welt.

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Nun könnte der eine oder andere auf den Gedanken kommen, das geht mich nichts an, das ist nicht meine Welt. Lasst es mich so beschreiben:  würde das stimmen, währt ihr aus dem Sternbild Kassiopeia, Pegasus oder Andromeda, aber nicht von unserer Erde. Bei uns hängt alles zusammen, auch wenn wir diese Tatsache zeitweise ignorieren. Wer kann schon sagen, wo uns die Wege noch hinführen. Nichts ist unmöglich. Beethoven zum Beispiel, war bereits als Kind an der Musik interessiert  -nur sein Umgang mit der Geige, alles andere als perfekt. So bereitetes es ihm große Schwierigkeiten, fremde Kompositionen nach zu spielen. Um an seiner Leidenschaft festhalten zu können, fing er an, selbst zu komponieren und schuf eigene Werke. Sein Musiklehrer sagte damals über ihn „ Als Komponist ist Beethoven hoffnungslos“. Das Blatt hatte sich aber für Beethoven gewendet, denn er wurde zu einem der bekanntesten Komponisten der Welt.