Immer wenn ich zu den Schafen fahre, führt mein Weg an einer kleinen Plantage vorbei. Hier sehe ich so gut wie immer eine, ältere Dame in den Furchen schuften. Sie ist nichtmehr so gut zu Fuß, doch ihr Tagwerk muss geschafft werden. Also fährt sie täglich, mit dem Traktor, zu ihrer Anbaufläche, wo fast das ganze Jahr frisches gesundes allerlei gedeiht.
Ingrid, eine fleißige Frau.
Was sind wir doch für Waschlappen geworden. Haben wir Husten – werfen wir Pillen ein, Schmerzt der Rücken – gehen wir zum Arzt und kann man den Arm nur unter Schmerzen bewegen – machen wir krank. Willkommen in der schönen neuen Welt.
Heute konnte ich es nicht lassen, diese fleißige Dame anzusprechen. Die Arbeit an den Schafen war erledigt und ihr Traktor fuhr mal wieder vor mir. Also folgte ich der bewundernswerten Frau und als sie anhielt, sprach ich die Dame an. Die Bezeichnung Dame würde ihr bestimmt nicht gefallen, aber es soll auch ein Zeichen meiner Hochachtung sein.
Sie sei Rentnerin, aber davon kann man ja nicht leben – sagte Ingrid und baut ihre
Bio-Lebensmittel selbst an. …und wir regen uns auf, wenn im Supermarkt mal was nicht korrekt sortiert oder ausgezeichnet ist.
Sind wir alle etwas fehlgeleitet und im Laufe des Lebens irgendwo falsch abgebogen?
Vollgestopft mit Tatendrang und Sympathie
Unsere Unterhaltung war wunderbar und Ingrid berichtetet auch davon, dass sie meine Schaf-Arbeit schon lange mit Begeisterung beobachtet. OK, meine Arbeit macht Spaß und ist auch kein Zuckerschlecken, doch was diese Frau leistet, dagegen verblasst mein Tun. Sie war herzlich, offen und machte einen Grund-Ehrlichen Eindruck.
Ich dachte schon, dass ich nicht so recht in die heutige hektische Welt passe, aber diese Frau lebt in einem ganz anderen Universum und ist uns allen ein Vorbild. Ich war beeindruckt.
Porree Tag
Ingrid möchte heute Porree ernten. Ich fragte: Was sie macht, dass alles so gesund und frisch aussieht? Ingrid: Keine Hilfsmittel und keine Chemie, ich kümmere mich einfach immer gut darum.
Eine fleißige Frau – dachte ich.
Wird etwas geerntet, kommt gleich das nächste nach
Sie betonte mehrmals, wie oft ich doch bei den Schafen sei und alles tue, etwas Scham stieg bei mir hoch. Ihr Lachen und ihre Zufriedenheit waren ansteckend es war eine Freude sich mit ihr über den Alltag in der Landwirtschaft zu unterhalten. Da schoss mir ein Bild durch den Kopf, wie früher Korn-Felder gemäht wurden. In einer Kette aufgestellt, die Sensen geschärft und Felder bis zum Horizont
– unglaublich.
Ingrid erinnert mich daran, wie tapfer, hart und fleißig wir sein können.