Ich bin kein abergläubischer Mensch und mit dem Thema Wiedergeburt habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Obwohl- es hat ja noch niemand das Gegengenteil bewiesen. Also besteht ja theoretisch doch eine kleine Rest-Chance.
Während ich gedankenversunken meine Schafe beobachte beim genüsslichen Zupfen an ihrem neuen Heu, gehen mir die eigenartigsten Gedanken-Spiele durch den Kopf. Nehmen wir einfach mal an, ich habe das Zeitliche gesegnet. Meine Tiere sind gut untergekommen und meine Freunde feiern. Nicht weil ich endlich Tod bin (hoffe ich), sondern weil eine/ einer von ihnen meine Lebensversicherung bekommen, sich davon einen Hof gekauft und alle Freunde eingeladen hat. Die Party ist vorbei, der Hof macht Arbeit und der Alltag hat wieder Einzug gehalten.
Eines Tages läuft ihr, wenn es ein weiblicher Freund wäre, ein fremder Hund über den Weg. Er steht, eines Morgens direkt vor ihrem Tor und schaut sie an. Er bellt nicht, er knurrt nicht, sondern sitzt einfach nur da.
„Ach wie niedlich, wer bist du denn?“, sprudelt es freudig aus ihr heraus.
„Hast du dich verlaufen?“ Schwanzwedelnd läuft er auf sie zu und sein Gesicht scheint irgendwie zu lachen. Beide haben das Gefühl sich zu kennen, …einfach nur ein Gefühl.
Kennen wir uns?
Ja, aber die Zwei wissen es nicht, sonder leben erneut glücklich Seite an Seite.
In unserem großen Universum soll angeblich keine Energie verloren gehen und alle Lebewesen sind Energie. Wäre es wirklich so unvorstellbar, dass genau diese Energie sich ihren eigenen Weg sucht?! Ich gebe zu, gewagte These, von der aber hunderte Millionen Menschen überzeugt sind. Sie glauben ganz fest an Wiedergeburt und Karma, um dass sich jeder kümmern sollte.
Ist euch das auch schon mal passiert, dass man einem völlig fremden Menschen begegnet und sofort nicht nur ein gutes, sondern auch ein vertrautes Gefühl hat?! Klar, die Psychologen haben dafür eine schlüssige Erklärung, das Gleiche gilt für ein Déjà-vu, aber wissen wir Schlaumeier wirklich alles? Dabei kennen wir noch nicht mal gesichert den Grund dafür, weshalb Hunde sich in Unrat wälzen. Es gibt auch hier eine schlüssige Theorie …und was bedeutet Theorie: Wir haben keine Ahnung. Wir erklären ganz wissenschaftlich immer das, was wir gerade glauben zu wissen. Ihr denkt ich erzähle Unsinn? Nun, wir haben zum Beispiel früher, rein wissenschaftlich und überzeugend erklärt, dass die Erde eine Scheibe ist….
Nehmen wir einfach mal an, rein theoretisch, unser Dasein wäre ein Kreislauf, dann hätten wir doch fast unendliche Möglichkeiten beim nächsten Mal alles besser zu machen, was wir im jetzigen Leben verbockt haben. Man müsste nur immer wissen, wer man gerade ist und was man aus dem vorherigen Leben gelernt hat. Gerade da habe ich so meine Zweifel. Zumindest wäre es eine fairere Lösung, als wenn der aufopferungsvolle Nazarener all unsere Missgeschicke auf sich nehmen würde.
Meine Schafe zupfen noch immer fleißig an dem neuen Heu, wobei sich die Ersten bereits, glücklich und vollgefressen, ein Ruheplätzchen suchen. Spinne ich diesen Gedanken weiter, könnte es doch einmal sein, dass auch ich, als Schaf, auf dieser Weide stehe und an dem Heu zupfe. Auweia, weshalb kommt ein Schafzüchter auf solche wilden Theorien? Rein theoretisch könnten dann unsere Plätze vertauscht sein…
Eigentlich glaube ich nicht an Karma, aber was wäre wenn…? Also sollten wir unsere Tiere so behandeln, dass wir mit vertauschten Rollen auch glücklich leben könnten. Natürlich muss man generell mit anderen Lebewesen rücksichtsvoll umgehen. Wer weiß, vielleicht füttert mich mal mein Leitschaf?
Nur vorsichtshalber: Du bist das tollste Schaf der Welt