Können Tiere lügen?

Können Tiere traurig sein? wäre die nettere Überschrift gewesen, hätte aber den gleichen Inhalt.

Sind Tiere zu Emotionen fähig? Können sie durch bewusstes Verhalten täuschen? Das sind Fragen, die schon ganze Bücher gefüllt haben, in den verschiedensten Varianten. Nicht nur in den verschiedensten Varianten, sondern vor allem auch in den verschiedensten Ansichten –oder gar „Lagern“. Das ist ein unbekanntes Universum, denn wir Menschen benehmen uns zwar immer wie Dr. Allwissend (die Krone der Schöpfung), wissen aber noch nicht einmal, wieso Hunde Gras fressen oder sich in Unrat wälzen. Doch die wenigen, zaghaften Erkenntnisse lassen uns aufhorchen und staunen.

Meine schottischen Schafe können in jedem Fall lügen. Zunächst versuchen sie den Anschein zu erwecken, als könnten sie kein Wässerchen trüben, doch im Hinterkopf haben sie bereits einen ausgetüftelten Plan, wie sie auf die Nachbarweide kommen. Nun aber ganz im Ernst, Wissenschaftler haben zum Beispiel das Verhalten von Affen untersucht und beobachtet, wie Einzeltiere lautes Allarmgeschrei von sich geben, um von ihrem gefundenen Futter abzulenken. So können sie es allein fressen und müssen es nicht mit anderen teilen. Ganz schön link, oder?

Bei diesem Verhalten darf ich doch schon mal fragen: „ist das noch tierisch, oder schon menschlich“? Das würde aber auch bedeuten, dass wir Menschen die Falschheit für uns gebucht hätten. Mit diesen Gedankengängen sind wir mal wieder auf dem Holzweg, denn eine von unseren vielen Schwächen ist, wir nehmen uns viel zu wichtig. Wir, die „Weltenlenker auf Probe“, haben zwar die Erde nach unseren Bedürfnissen umgestaltet, aber auch den Kontakt zu ihr verloren. So bereitet es uns „Genies“ größte Schwierigkeiten, mit all unseren heutigen Sinnen uns den Tieren zu nähern. Warum? Weil wir einige Fähigkeiten bereits wieder verloren haben. Wir jagen ja bekanntlich nicht mehr selbst, sondern „besorgen“ uns bedrucktes Papier und tauschen es gegen „Fleisch“. Wen wundert’s da, dass wir mit dem „Innenleben“ anderer Lebewesen auf unserem Planeten große Probleme haben.

Natürlich können Tiere lügen und natürlich können Tiere auch trauern.

So ganz werden wir das „Innenleben“ der Tiere nie klären, denn wir können weder mit ihnen ausführlich kommunizieren, noch uns ihnen mit unseren „Ur-Sinnen“ nähern. Ich habe weder an einer Studie teil genommen, noch gerade dieses Verhalten der „Mitbewohner“ erforscht, sondern spreche von meinem direkten Umfeld, von meinen eigenen Beobachtungen. Wenn auch auf einer ganz anderen Ebene, aber zwischen Tieren gibt es ebenso ganz besondere Freundschaften, wie Trauer bei „Verlust“ und sie sind auch zu einer Art emotionalen Bindung fähig – die wir natürlich auch nicht verstehen.

Hunde können bei leichten Verletzungen schon mal übertreiben und Schaf-Mütter trauern, wenn ihr 2 Monate altes Lamm stirbt. Zu diesem und ähnlichen Themen gibt es zwei Lager. Nein sie sind „stumpf“ und ausschließlich Instinkt gesteuert und meine Fraktion, die in den Tieren ein viel größeres „Universum“ sehen, als wir kennen. Das alles ähnelt der Frage: Beweise den Glauben. Wir haben keinen Schlüssel zu diesem Schloss und bewegen uns mal wieder auf dem Holzweg der Vermutungen.

Familie Ⓒ Steffen Reuter /Schlau, durchtrieben, aber auch gefühlsbetont und sozial

Familie Ⓒ Steffen Reuter /Schlau, durchtrieben, aber auch gefühlsbetont und sozial

 

Zumindest bei der geplanten Lüge gibt es fundierte Untersuchungen, die uns aufhorchen lassen. Hier einige Beispiele: Junge Schimpansen fangen fürchterlich an zu schreien, wenn  ältere ihr Futter wegnehmen wollen, sie schreien aber nur sehr laut und aggressiv, wenn der Clan Chef in der Nähe ist, um Aufmerksamkeit zu erregen. Allein trauen sie es sich nicht. Können sie einen Artgenossen nicht „leiden“ beginnt das gleiche Spiel (auch ohne ersichtlichen Grund) Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Grund für dieses Verhalten ist, der Chef soll andere Gruppenmitglied in die Schranken weist.  Das ist nach unseren Maßstäben schon fast Mobbing. Fühlen sich Krähen von Artgenossen beobachtet, legen sie Schein-Futterlager an, um die Kollegen bewusst in die Irre zu führen. Hähne locken ihre Damen mit einem Futterruf an, was es aber gibt ist „Sex“.

„Schaaatz, ich habe tolles Essen gefunden“.

Die Liste ist der „Wunder im Tierreich“ ist lang und überrascht uns immer wieder. Wieso überraschen uns eigentlich diese neuen Erkenntnisse? Der Grund ist immer der gleiche: Wir verstehen diese Welt nicht mehr und wir haben auch keinen Schlüssel zu ihr.

 

 

Anita Hermes, zwischen Kritik und Erfolg

Jeder, in den einschlägigen Kreisen, verbindet mit dem Namen von Anita Hermes zuerst Mitch und die wirklich unzähligen Siege und guten Platzierungen dieses Teams. Inzwischen ist er 9 Jahre alt und es stellt sich die Frage: Gibt es eigentlich einen „Kronprinzen“?  Es gibt ihn, und sein Name ist Roger.

Es war einmal ein kleiner Welpe, der lebte glücklich und zufrieden mit seiner Familie im Harz. Doch eines Tages kam die Zeit, hinaus in die Welt zu ziehen, um große Abenteuer zu erleben. Wie hat es mit Roger und Anita tatsächlich angefangen, wie hat dieser kleine „Wunderknabe“ seine Lektionen gelernt und wie haben die beiden es geschafft zu so einem gut funktionierenden Team zu werden ? Roger ist erst 4 Jahre jung und hat dennoch kürzlich auf einem Internationalen Hütewettbewerb (trotz strengem Richter) die magischen 100 Punkte erreicht. Das sollte uns alle aufhorchen lassen: „Denn Roger ist los“.

Nach einem kurzen Facebookaustausch, haben wir einige Tage später miteinander telefoniert. Wie konnte es anders sein, sie saß im Auto und war mit ihren vierbeinigen „Kollegen“ unterwegs zu einem Trial.

„Hallo Anita, ich wollte dich eigentlich nach einem Treffen fragen, aber ihr seid ja unterwegs?“ „Hi, ja zur Holstein-Meisterschaft, ich hoffe, ich komme gut durch, denn freitags sind Elbtunnel und die vielen Baustellen ein großes Risiko für eine staufreie Fahrt. „Aber auf dem Rückweg könnte ich bei Dir vorbei kommen“, meinte Anita, „doch am Sonntag war ich leider nicht zu Hause.“ Kurzerhand verabredeten wir uns für den darauffolgenden Donnerstag auf ihrer Trainingswiese. „Schön, ich freu mich drauf“, sagten wir fast gleichzeitig, mussten beide lachen und legten auf.

Anita Hermes Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Anita Hermes Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Noch auf dem Weg zu Anita, es regnete mal wieder wie aus Kannen, dachte ich daran, was Mitch so alles gewonnen hat  – echt atemberaubend. Eigentlich müsste er doch von allen Seiten hochgejubelt werden, aber die allgemeinen Beifallsbekundungen halten sich in Grenzen. Während ich so darüber nachdachte, vielen mir viele Fragen ein, die ich Anita unbedingt mal stellen wollte. Ich war gespannt und wenn ich geahnt hätte, was am Abend alles auf den Tisch kommt, wäre ich wohl vor Ungeduld geplatzt.

Ich halte Anita für eine bemerkenswerte Border-Collie-Trainerin mit viel Wissen und Talenten im Umgang mit ihren vierbeinigen Freunden. Dazu gesellen sich aber auch „Reibungsflächen“, die es einigen – nicht positiv Gesinnten – ziemlich leicht machen, ebenfalls ihre Ansichten und Meinungen kund zu tun. An dieser Stelle fällt mir fast automatisch der Satz ein: „Ganz oben wird die Luft dünn“ und Anita ist mit ihren Hunden „oben“.

Treten wir einmal einen Schritt zurück und betrachten das Ganze aus der Ferne und neutral. Anitas Hunde gehören mit zu den erfolgreichsten unserer Republik und das sollten wir auch so wahrnehmen. Zudem gehört sie zu den wenigen Trainern, die mit Rückenwind eines Sponsors in den „Wettkampf“ ziehen. Bei unserem Treffen haben wir auch über die „alten Zeiten“ gesprochen, in denen alles angefangen hat; (Anita und Freunde waren schließlich die Ersten in Old Germany und haben den Verein für diese „Spezialisten“ gegründet). Wie ist das mit den „alten Weggefährten“? Da standen sie noch gemeinsam auf der Trainings-Weide, was heute, vorsichtig und zurückhaltend ausgedrückt, nicht mehr mit allen möglich ist. Wir sprachen an diesem Abend auch noch über viele andere Themen, über die ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten werde.

Na ja, nichts bleibt wie es war, denn die Welt dreht sich bekanntlich immer weiter.

Anita Hermes /Hütetraining Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Anita Hermes /Hütetraining Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Mitch hat uns in den letzten Jahren so manches Mal verblüfft und den Mund vor Staunen offen stehen lassen, auch bei einigen heimlichen und unheimlichen Beobachtern und Kritiker. Aber auch seine Zeit ist nicht unendlich. Wen überrascht es da wirklich, dass es bereits einen Kronprinzen gibt, der schon mit den Pfoten scharrt, um in die Welt hinaus zu ziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch er uns überraschen wird. Bei Anita klingt das dann in etwa so: „Roger passt super zu mir, denn er ist ein junger, starker Hund mit weichem Bewegungsmuster“. Hört sich zunächst sehr „trocken“ an, aber jeder, der Anita näher kennt, weiß, dass diese vierbeinigen Zauberlehrlinge zu ihrem Leben und ihrer Familie gehören.

Roger, der „Kronprinz“ Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Roger, der „Kronprinz“ Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Falls also jemand auf den abwegigen Gedanken kommt, Anita würde „irgendwann mal“ kürzer treten wollen, dem möchte ich nach meinem Treffen sagen: „Ihr werdet weiterhin mit Anita Hermes und ihren Hunden rechnen müssen, auch in einem Finale der Europameisterschaft.“

Eine Trainerin mit unglaublichen Fähigkeiten, aber auch mit zahlreichen Ecken und Kanten. Es ist schon erstaunlich, wenn jemand ein karges auskommen in Kauf nimmt und sein Leben derart auf die Hunde fokussiert, „nur“ um alle Kraft diesen vierbeinigen Spezialisten widmen zu können. Anita Hermes ist extrem, doch besondere Leistungen fordern meist besonderes Handeln.

Aber hey, freuen wir uns einfach darüber, dass auch solche Talente in unserer Nachbarschaft wohnen,

…dann ist alles Roger!

Deutsche Sprache, …schwere Sprache

Das gilt aber nicht nur für Neubürger in unserem Land, nein, auch wir haben so unsere Probleme mit den Fallstricken im Wort-Dschungel. Das folgende Beispiel von meiner Freundin Jasi könnte auch aus dem Programm von Mario Barth stammen. Nur mit dem Unterschied, alles hat sich genau so zugetragen und jeder Satz wurde original so erlebt. Ich muss noch heute herzlich darüber lachen, doch bei Jasi hält sich die Begeisterung in Grenzen  …ihr werdet erfahren warum.

Jasemin ist gelernte Arzthelferin, hatte aber schon immer eine große Leidenschaft für Pferde. Nicht für irgendwelche, sondern für arabische Pferde. Schön, temperamentvoll, sensibel und schnell. Es kam also wie es kommen musste, Jasi bewarb sich um eine offene Stelle auf einem Reiterhof. Dieses Kleinod der Pferdezucht hatte aber nicht nur Stress und „Knochenarbeit“ zu bieten, sondern vor allem auch Araberpferde. Jasi war glücklich, trotzdem der Wecker jeden Morgen um 05.45 Uhr brutal und völlig rücksichtslos die Nacht beendete. Der Job machte ihr Spaß, die Anzahl der Pferde wuchs auf 50 und der Tierarzt hatte mit diesem Reiterhof auch ein festes Einkommen, denn irgendwas ist ja immer.

Jasi & Mujiza Ⓒ Anna M

Jasi & Mujiza Ⓒ Anna M

Fast automatisch muss ich an meine Zeit im Reitstall Bückeburg denken und da unvergesslich, der für den Stall verantwortliche Olaf. Rätselhafte Verständigungsschwierigkeiten gab es des Öfteren mit Olaf, bis heute. Ein fröhlicher, rundlicher junger Mann, der recht unbelastet von Pflichten durchs Leben ging. Sehr erstaunlich fand ich, dass Olaf zwar keinen blassen Schimmer von Pferden hatte, aber unbedingt in diesem Reitstall aushelfen wollte und noch überraschender, es bis heute macht. Dieser fröhliche „Hans im Glück“ hatte seine eigenen Definitionen von Worten und Sätzen gefunden. „Nach dem Füttern mistest du noch zwei Ställe aus“, hört sich für Olaf so an, dass er nach dem Füttern erst mal eine Pause einlegen soll, um Kaffee zu trinken. Das ist schade, denn „Hans im Glück“ sucht noch immer nach seiner „Goldene Gans“, die er aber durch seine „Verständigungsschwierigkeiten“, oder auch dem fehlenden Glück noch nicht gefunden hatte. Die Welt macht es ihm ja auch schwer, da „erledige bitte“ immer als das Wort „Pause“ bei ihm ankommt.

Nun aber wieder zurück zu Jasi. Viel spannender sind hingegen die regelmäßigen Tierarztbesuche im Stall. Jasi geht stets gemeinsam mit dem Tierarzt von Box zu Box und genau so war es auch diesmal. Nur, dass sie mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war, da ihre geliebte Araberstute Mujiza sich einen Tag zuvor verletzt hatte. Mujiza hört sich für europäische Ohren ziemlich ungewöhnlich an und so bekam ihr Pferd das Kürzel Muschi. Eigentlich waren es die Kinder auf dem Reiterhof, denn keiner von ihnen konnte den Namen je richtig aussprechen, auch ich nicht. Ich gebe zu, Muschi ist nicht ganz glücklich gewählt, aber bei einem Anteil von 90% Frauen im Stall, dann doch nicht ganz so peinlich, sondern eher witzig. Bis dahin war es nur ein Kürzel, was von allen verwendet wurde und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist. Ich habe mich zwar am Anfang gewundert, aber Katzen werden ja auch so gerufen.

Jasi und der Tierarzt gingen also durch den Stall und behandelten einige Kandidaten. Jasi war aber ständig in Gedanke bei ihrer verletzten Stute Muschi. Nun standen sie vor einem der Einstellpferde, dass sich eine Schnittwunde zugezogen hat. Rein in die Box, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. „Das ist zu groß, dass müssen wir klammern“ sagte der Tierarzt. Weiter merkte er an, „die Wunde muss schon eine bestimmte Größe und Tiefe haben, damit sie geklammert werden kann“. Jasi war zwar anwesend, verglich aber diese Wunde mit der Wunde ihre Stute. Plötzlich schoss es, ganz in Gedanken versunken, aus ihrem Mund:

„Na toll, bei uns war es auch so tief, da hätte meine Muschi ja auch getackert werden müssen“.

Noch währen die Worte aus ihrem Mund purzelten, alarmierten einige Gehirnzellen „nicht gut“.
Jasi stand in kurzer Schockstarre und schickte mit aufgerissenen Augen noch das einzelne Wort „Pferd“ hinterher. Leider waren sie nicht allein, denn bei solchen Behandlungen gesellen sich auch Besitzer und Neugierige hinzu. Eines war aber sicher, diese „Behandlung“ hat in der Chronik des Reiterhofes einen festen Platz gefunden und wird in Zukunft auf jeder Weihnachtsfeier erzählt.

Eine Mail von Jasi, später an mich

Hahaaaaa das war lustig, für alle Personen um mich herum
Mir war es peinlich vor allem weil der Tierarzt so ein freches Grinsen im Gesicht hatte

 

 

Hütewettbewerb in Kulmbach – südwärts

Was? Wo willst du hin? Kulmbach? Du bist ganz schön „verrückt“, das sind doch bestimmt 400 Km. Na- ja, was sollte ich dazu sagen, die Trial-Gemeinde in unserem „Ländle“ ist sehr überschaubar und im Süden habe ich noch nie am Startpfosten gestanden. Falls also nichts mit meinen Tieren anliegt und sich der Autobahn-Krieg in Grenzen hält – so war der Plan – sollte es südwärts gehen. Kurz vor der Abreise habe ich nochmal meinen Beraterstab zusammengeholt und das waren: Der Autobahndirektor, der Wetter Gott, der Motivationstrainer und der Kassenwart. Was waren ihre Aussagen? Auf der Autobahn findet eine Völkerwanderung statt, das Wetter ist wechselhaft, gute Motivation – sofort losfahren und der Kassenwart: Die Reise ist gestrichen. Das war alles nicht wirklich hilfreich, aber zumindest einen Überblick zum aktuellen Stand. Den Miesmacher Kassenwart ignoriere ich ganz einfach, verbünde mich mit dem Motivationstrainer und packe meine Sachen. Die A7 ist in der Regel so gefährlich, wie ein Minenfeld, doch an diesem Freitagnachmittag hatten sich alle 80 Millionen Bundesbürger am Autobahnkreuz Kassel verabredet. Ich war einer davon und das Ganze glich tatsächlich einer Völkerwanderung  – wenn ich es recht überlege, eher den „Kreuzzügen“, wegen der Aggressionen und so…  Es ging aber besser als gedacht und ich konnte „unbeschadet“ zum angekündigten Vorabendessen erscheinen. Die Wirtschaft war schnell gefunden, denn es gab in diesem Örtchen nur eine. Das allererste was ich gelernt habe, „wir sind nicht in Bayern, sondern in Oberfranken“. Wichtig!  Als ich in die Runde fragte, was man hier so trinkt, erhielt ich von Claudia Gebelein (ganz liebe Grüße) die Antwort: „Radler mit Eigen-Urin“. Ok dachte ich, die „Oberfranken“ sind witzig, deftig und gerade heraus  – das passt.

Blick aus meinem Fenster Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Blick aus meinem Fenster Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

So, der erste Tag ist vorbei. Nette Veranstalter, familiäre Atmosphäre, steiles aber tolles Feld, eine faire Richterin Jeanny und super Schafe. Ich aber, habe eine Lehrstunde zum Thema Hundeausbildung, Geduld, Selbstbeherrschung und Durchhaltevermögen erhalten. Meine Abby war außer Kontrolle und ich danach zum ersten Mal deprimiert. Klar weiß ich, dass dies falsch ist und so gar nichts bringt, aber hallo, man ist auch nur ein Mensch. Nachdem am Nachmittag netter Weise alle noch einen Trainingslauf erhielten und wir (Abby und ich) auch diesen Durchgang wieder „versemmelt“ hatten, war es mit meiner guten Laune endgültig vorbei. „Verdammt“ dachte ich „was läuft denn da ab?“ Das können wir doch viel besser. Ich gebe es zu, mein Zustand bewegte sich nun zwischen Enttäuschung und Ärger  …auch wieder falsch. Was waren aber an diesem Tag die Fehler? Ich habe falsch reagiert und konnte Abby nicht die nötige Ruhe geben. „Eigentlich“ wollte ich nach weiteren vernünftigen Läufen mit ihr in die Klasse 2 wechseln, aber nach diesem Desaster, ist das erst mal „gestorben“.

ABCD Trial Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

ABCD Trial Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

An alle da draußen, die das Gefühl haben, mit ihren Hunden bei der Ausbildung auf der Stelle zu stehen: „Ihr seid nicht allein“. Was ist aber das „Geheimnis“? Sich Unterstützung holen und weitermachen. Wow, das ist ja gar nicht so schwer, sondern fordert „nur“ unser Durchhaltevermögen. Braust man dann schon mal 400 Km südwärts zu einem Trial und fährt alles vor die Wand, so jubelt man natürlich nicht wie nach einem Lottogewinn, aber auch das ist eine wichtige Erfahrung. Hört sich ziemlich schlau an, aber in Kulmbach habe ich genau zu diesem Thema eine Bruchlandung hingelegt. Warum? Nicht weil wir am Samstag keinen guten Job abgeliefert hatten, nein, sondern weil ich hinterher enttäuscht gewesen bin.

Das war der tatsächliche Fehler  – mein Fehler.

Trial in Kulmbach Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Trial in Kulmbach Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Sonntag: Neuer Tag, neues Glück. Noch im Frühstücksraum der Pension Grampp in Kulmbach, die im Übrigen fantastisch ist, habe ich das Trialfeld vor Augen und überlegt, was ich beim Handling ändern könnte. Vielleicht sollten Abby und ich auch mal ein ernstes Wort miteinander sprechen, wobei ich ihr erkläre, dass diese 5 Damen vorsichtiger zu bewegen sind. Wie schon gesagt: Neuer Tag, neues Glück.
Dieser Sonntag brachte uns zwar den 3. Platz, war aber alles andere als eine Sternstunde deutscher Trial Geschichte. Sehen wir es positiv, dieses Wochenende hat lehrreiche Spuren hinterlassen und das ist ja auch schon mal was. Zwei der ganz wichtigen Aufgaben, die ich mit nach Hause nehmen konnte waren: An mir zu arbeiten um stets neutral zu bleiben und die Kommandos konsequenter durchsetzen.  …das nennt man wohl Hausaufgaben.

Luxus Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Luxus Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Schön war`s, mit einem Hauch von Luxus, den direkt an der Weide einen Kaffeeautomaten zu haben, der alle Wünsche erfüllt, ist schon was Besonderes. WOW sage ich da nur, aber das bekommt man wahrscheinlich, wenn man südwärts fährt.

Schächten – was ist das für ein „Scheiß“

Schächten, ein heikles Thema  – wieso eigentlich?
Meine Tiere werden nach bestem Wissen und Gewissen umsorgt. Mit meinen bescheidenen Mitteln versuche ich, ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen und freue mich, wenn meine Damen ruhig und zufrieden auf ihren Weiden stehen.  Da haben sich doch die Mühen im Winter und in der Lammzeit gelohnt. Es macht mich einfach glücklich, wenn meine kleine Herde sich intensiv um die Kürzung der Graslänge kümmert. Ein tolles Bild.

Es vergeht aber keine Woche, in denen nicht Autos gaaanz langsam an meinen Mädels vorbei fahren und sie in Augenschein nehmen. Da fällt mir doch Hänsel und Gretel ein: strecke mal den Finger durch das Gitter, bist du schon fett? Oft biegen sie in die Straße zu meinem Kloster ein und halten neben mir. „Du verkaufen Schafe?“ höre ich dann als nächstes. Eigentlich sollte es mich ja freuen, dass so großes Interesse an  meinen Tieren besteht, aber leider liegt hier die Sache ganz anders. Ich bin grundsätzlich allen Religionen positiv aufgeschlossen und jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden, aber schonender und respektvoller Umgang mit Tieren gehört nun mal zu meiner Lebensphilosophie. Genau diese Lebensphilosophie deckt sich nicht mit den wöchentlichen Fragen:

„Du verkaufen Schaf ? “

Scottish Blackface Lämmer Ⓒ Jasemin Be

Scottish Blackface Lämmer Ⓒ Jasemin Be

Hier geht es aber eigentlich nicht um den Verkauf, sondern um die Art und Weise wie mit meinen Tieren nach dem Verkauf umgegangen wird. Stichwort. Stressfreie und vor allem schmerzlose Tötung und nicht Schächten. Für alle die sich damit noch nicht auseinander gesetzt haben, das ist möglich. Dies Thema kann aber nur zufriedenstellend umgesetzt werden, wenn sich zu Fachkenntnis auch ein grundlegender Respekt gegenüber diesen Tieren dazugesellt. Doch in einigen Kulturen gelten viele Tiere als „unrein“ oder „minderwertig“. Stellt euch doch ganz einfach mal die Frage: „wieso waren dann diese Tiere bereits Millionen Jahre vor uns Menschen da?“ Ich würde sagen, Biologie nicht aufgepasst  – 5 setzen.

Doch die 5 in Biologie nützt mir nix, denn sie stehen vor meinen Tieren. „Schaf verkaufen?“
Den einzigen, den ich meine Schafe lebend verkaufe, ist die Schäferei Rose. Ein alter Familienbetrieb, bei dem der Sohn den Betrieb übernommen hat. Er geht toll mit seinen Tieren um. Respektvoll, fürsorglich und immer auch mit einem Hauch von Bewunderung. Ich möchte nicht andere Kulturen verurteilen, denn beim Thema Massentierhaltung und „Tierfabriken“ sind wir in der Welt Vorreiter, aber meine Tiere lebend in den Kofferraum eines PKWs zu verladen, kommt bei mir so gar nicht in Frage. Was passiert dann zu Hause? Muss ich das wirklich in allen Farben ausmalen? Es geht aber noch schlimmer. Damit das viele Blut nicht hinter dem eigenen Haus verteilt wird, bekam ich doch tatsächlich den Satz zu hören: „Verkaufen Schafe, können hier schlachten“? ( Schächten )

Was ist das für ein „Scheiß“.

Leute, in euren Ländern kann ich das leider nicht verhindern, aber bei uns bitte nicht. Berufsschäfer kümmern sich in einem 14 Stunden Tag liebevoll um ihre Herden und Schafzüchter mit 30, 50 oder 100 Tieren haben meist eine noch engere Bindung zu ihren Schützlingen. Da ist die Frage nach einer Schächtung, auf der eigenen Weide schon üble Beleidigung.

Kauft das Fleisch doch bitte ganz einfach in einer Schlachterei und alle sind zufrieden.

Hütehunde / 7. Meißendorfer Schnuckenderby bei Ulrike Galler

Endlich war es soweit, dass Schnuckenderby bei Ulrike stand wieder vor der Tür und sie hatte auch dieses Jahr wieder viele Border Collie „Verrückte“ aus ganz Deutschland eingeladen. Verrückt hört sich vielleicht zu hart an, nennen wir es Begeisterung. Diesmal wollte ich mich schon Freitagmittag auf den Weg machen, um gaaanz entspannt dieses Wochenende anzugehen. Dumm nur, das bei der morgendlichen Schaf Kontrolle, ich zwei Patienten entdeckt habe. Verdammt dachte ich, dass mit dem entspannten Freitag wird wohl wieder nix. Ein Bocklamm hatte zwar nur eine kleine Verletzung am Schwanz, aber es waren bereits die ersten Fliegenlarven zu sehen und der zweite Kandidat hatte quasi über Nacht Durchfall vom „feinsten“ bekommen. Die Larven bekomme ich leider nicht mit Hausmittelchen weg, also auf zu meinem Doc und holen was „Tante Bayer“ zu bieten hat. Der Durchfallpatient war schnell verarztet, aber die kleinen Eindringlinge sind da schon hartnäckiger. Sud anrühren, freischneiden, abtupfen, abwaschen und zum Schluss noch eine Spritze setzen. …und wieder ist unsere ungeliebte Tante zum Einsatz gekommen. Keiner will sie, aber alle laden sie regelmäßig ein.

Zur Klarstellung: meine Tante Ursula ist auch ohne Chemie immer herzlich willkommen.

Nun bin ich aber auf dem Weg, zwar etwas später als gedacht, aber für meine Verhältnisse noch immer früh, denn mein Navi flüsterte: Ankunft in 25 Minuten und das war 17.30 Uhr. Weil ich den „Bürgerkrieg“ auf deutschen Autobahnen umfahren habe, hatte alles super geklappt  – das mit der Fahrt meine ich. Ulrike läuft sicher bereits zur „Hochform“ auf und ist vermutlich kurz vor einem „Herzinfarkt“.  Ulrike, halte durch! Die Welt ist eine Nussschale. Warum? Ich trete Samstagmorgen gegen 07.00 Uhr aus der Tür meiner Pension. Im Umland vom Derby gibt es hunderte von Übernachtungen, was sehe ich aber als erstes, einen VW Bulli dessen Nummer ich kannte. In dieser kleinen, bescheidenen Behausung hatten auch Hans-Jürgen und Marlis (Werbke) Quartier bezogen. Wow, die Welt ist eine Nussschale.

Der erste Tag des 7. Meißendorfer Schnuckenderbys begann um 08.30 Uhr mit einem Briefing der Klasse 3. Das Schnuckendeby ist auch einer der wenigen Trials in Old Germany, auf denen alle 3 Klassen am Start stehen. Ganz besonders gespannt war ich auf die Teams: Sonja Müller, Hans-Jürgen Werbke und Viola Hebeler in der Klasse 3, aber auch auf Stefan Ostholt,  Sarah Suer und Hauke Thomsen, der mit Moss zum zweiten Mal in der Klasse 2 gestartet ist und natürlich auch auf die Klasse 1.

Team Sonja Müller am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Team Sonja Müller am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Nach einer kurzen Begrüßung eröffnete Sonja Müller mit ihrer Look das Schnuckenderby 2016. Look lief und lief und lief, fand aber keine Schafe. Als er dann doch in Richtung Schafe kam, bogen die Damen aus dem Stand links ab und galoppierten in Endgeschwindigkeit Richtung Ruhepferch. Der Lauf war vorbei und alle fragten sich „was zum Teufel war das jetzt“? Ok, im hinteren Teil war das Gras vielleicht etwas höher als sonst, aber die Schafe im gestreckten Galopp sofort Richtung Ruhepferch? Das konnte sich keiner erklären, denn Sonja und ihre Hunde machten sonst einen guten Job. Dem folgten 3 erfahrene Teams. Tina Eichler mit Nuts, Hans-Jürgen Werbke mit Juli und Viola Hebeler mit Gismo. Wow, war das aufregend. Aber auch hier wurde alles auf den Kopf gestellt. Keines der Teams konnte seinen Lauf an diesem Tag zufriedenstellend beenden. Am Nachmittag wurden die Mädels langsam ruhiger, aber wir befanden uns noch immer auf einem „Minenfeld“, denn die Schafe hatten irgendwie einen ganz anderen Stundenplan.

Das Schnuckenderby ist für eine nette Atmosphäre und gut gängige Damen bekannt. (Mit gut gängigen „Damen“ meine ich natürlich die Schafe) Atmosphäre und Stimmung war super, doch was sind das für Läufe? Am Abend beim gemeinsamen Grillen, lerne ich zum ersten Mal auch einen Verein, meinen Verein ABCD (Arbeitsgemeinschaft für Border Collies in Deutschland) kennen, der am Lagerfeuer nicht nur Geselligkeit, sondern auch Zusammenhalt repräsentierte. Der Tag wurde besprochen, Scherze gemacht und Tina Eichler hatte für eine gemeinsame Moderation mit mir ganz „besondere Vorschläge“  …die ich hier im Einzelnen nicht wiederholen möchte. Nur so viel, es hat mit tanzen und einem Schafskostüm zutun. Viola Hebeler stand der Veranstalterin Ulrike Galler am Nachmittag bei einem sehr schweren Gang zur Seite. Ihr allererster Border Collie musste mit 16 Jahren eingeschläfert werden. Sie verbrachte viele Stunden bei den beiden und tat alles, was nur irgendwie möglich war. Am Lagerfeuer hörte ich einen wunderbaren Satz: „Das Wochenende ist so schön, das lasse ich mir doch nicht von einem 10 minütigen schlechten Lauf versauen“. Wie schon gesagt, einfach wunderbar. Was den Lauf von Abby und mir betrifft, so hat sie alles richtig gemacht. Super Outrun, gute Annahme, Tor getroffen (was an diesem Tag nicht so ganz selbstverständlich war) und lies sich zu meiner großen Freude auch auf großen Entfernungen gut steuern. Nach meiner Umrundung brachen die Damen kurz aus und meine Abby stoppte sie mit einer Schein Attacke, um sie weiter in Richtung Quertreibtor zu bringen. Ich war ganz happy, dass sie nicht härter in die Mädels gegangen ist, sondern nur angedeutet hat  – aber dies empfand der Richter bereits als unangebracht, so dass wir dafür ein Dis bekamen. Ich war so überrascht, dass ich beim Richter nachfragte, aber ich erhielt erneut ein „ Thank You“. Der Richter (James P. McGee) hat halt immer recht. Ähnliches Unverständnis viel mir bei den Punkten in der Klasse 3 auf. Sorry, vielleicht bin ich einfach noch zu unerfahren und kann das ganze Wunderland noch nicht so richtig beurteilen, aber wundern im „Wunderland“ kann man sich doch schon. Wie auch immer, an diesem Tag (nicht nur am abendlichen Lagerfeuer) habe ich eine ABCD, kennen gelernt, die mir gut gefallen hat.

Neuer Tag neues Glück und so war es dann auch. Der zweite Tag begann toll. Klasse Läufe, entspannte Schafe und gute Stimmung  -die ohnehin fantastisch war. Karin Ahnemann hatte als Course Director den Laden im Griff und machte einen guten Job. Was den Richter und Ex Weltmeister betrifft, so hat er ohne Zweifel tolles geleistet und außergewöhnliche Fähigkeiten, aber seine Punktevergabe führten sehr oft zu Diskussionen. Sein eigener Demonstrationslauf war sensationell und zeigte die ganze Klasse eines Weltmeisters und vielen Zuschauern war sicher gar nicht bewusst, was sie für eine Besonderheit auf dem Schnuckenderby 2016 zu sehen bekommen haben. Aber, ja genau es gibt ein aber, denn den Sieger Lauf von Dr. Hans-Jürgen Werbke mit seiner Ebby, fanden einige besser, weil der Ablauf noch flüssiger war. Ich weiß, dass ist etwas anmaßend, aber sorry, das sind nur Meinungen und was die Punktebewertung von James P. McGee für diesen Siegerlauf betrifft (76_Punkte), lasst mich kurz nachdenken, fand ich  …sagen wir neutral „sehr überraschend“.

Hans-Jürgen Werbke /Konzentration Ⓒ Jasemin Be

Hans-Jürgen Werbke /Konzentration Ⓒ Jasemin Be

Die zweiten „Superstars an diesem Tag waren für mich Viola Hebeler und Gismo, ein traumhaftes Team.  Noch größer war meine Verwunderung, als ich von Viola erfahren habe, das dieser  „Überflieger“ Gismo erst 3 Jahre jung ist. Ihr könnt sicher sein, da kommt noch was „Großes“ auf uns zu. Große Freude kam bei mir aber auch auf, als ich Hansi Lehmann am Startpfosten gesehen habe. Leider lief an diesem Tag nicht alles so, wie wir es von diesem Team gewohnt sind. Was soll`s, ein Tag ist nicht wie der andere und beim nächsten Trial bringen sie uns sicher wieder zum Staunen. Eine wahre Freude war an diesem Tag auch Marcus Fiske und Cap, in der Klasse 1. Herzlichen Glückwunsch. Abby und ich schafften es auf Platz 4.

Hardi P.Schaarschmidt mit Abby am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Hardi P.Schaarschmidt mit Abby am Startpfosten Ⓒ Jasemin Be

Ein tolles Trial, mit leichten Anlaufschwierigkeiten am Samstagvormittag, doch danach und vor allem am Sonntag hat uns eine traumhafte Zeit beschert hat. Wir bedanken uns bei Ulrike Galler, den Schafstellern , aber auch bei den Teams Viola Hebeler mit Gismo, Hans-Jürgen Werbke mit Ebby & Juli und allen anderen Teams, die ihr Können gezeigt haben und uns vor Begeisterung Beifall klatschen ließen.

Vielen Dank, ihr habt uns tolle Momente beschert.

 

Hütehunde bei 37°

37° ? das sind ja südländische Verhältnisse. Selbst die Süd-Franzosen halten zwischen 12 Uhr und 15 Uhr ihr „komplettes Leben“ an. In dieser Zeit dreht sich in jenen Regionen kein Rad. Sogar einige  Autofahrer suchen ein schattiges Plätzchen, machen die Augen zu und gönnen sich tatsächlich ein kleines „Nickerchen“. Mit solchen Temperaturen haben wir in Deutschland sehr selten zu kämpfen und daher die damit verbundenen Schwierigkeiten auch nicht vor Augen.

Bei vielen Weidetieren zum Beispiel, liegt die Idealtemperatur bei 15°. Die Grenze liegt im Normalfall bei einem warmen Sommertag mit ca. 26° – 28°. Unser Weidevieh hält sich dann im Schatten auf, erhöht die Hechelfrequenz und säuft Unmengen an Wasser. So kommen sie auch mit diesen Temperaturen zurecht. Was machen aber unsere Arbeitshunde, die Border Collies? Bei den kleinen Raketen verhält es sich nicht anders als bei uns Menschen. Die einen kommen mit höheren Temperaturen gut klar und andere stoßen schnell an ihre Grenzen. Generell kann man aber sagen, diese bewegungsfreudigen Blizakteure haben mit hohen Temperaturen Schwierigkeiten. In Afrika sollten Border Collies also nicht zum Einsatz kommen, denn das ist nun wirklich zu viel des Guten.

Was machen wir, wenn für einige Tage in Deutschland das Thermometer 37° anzeigt?  Die kurz gefressene Weide ist regelrecht verbrannt und die Schafe müssen entweder auf saftiges Grün mit Schattenplatz oder in den Stall getrieben werden. Die Antwort ist einfach, wir müssen arbeiten  – natürlich auch unsere Hunde. 37° sind doch wieder eine Idee des PAN, ihr wisst schon, PAN der Gott aller Hirten. Dieser Schelm wollte uns sicher wieder auf die Probe stellen und hat alle Register gezogen.

1400 Schafe bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

1400 Schafe bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Natürlich arbeiten unsere schwarz-weißen Kollegen auch bei diesen Temperaturen  …aber auf keinen Fall zu lange. Nur ganz kurze Einsätze, mit einem Schattenplatz in den Pausen und reichlich Wasser. Ähnliche Verhältnisse hatten wir in den letztes Wochen. Der Wetterbericht sagte: Hochsommer in Deutschland, bei 29° – 30°. WOW, dachte ich, dass wird anstrengend. Bereits Mitte der Woche hatten wir stattliche 32° und das Thermometer marschierte immer weiter nach oben. Bei beängstigenden 37° stellt sich fast automatisch die Frage: was machen wir? Jeder Hund durfte nicht länger als 4-5 Minuten zum Einsatz kommen. Ok, das haben wir umgestellt. Die Schafe sollten sich nur langsam bewegt. Ok, das haben wir auch eingeplant. …und was ist mit mir? Sollte ich bei 37° im Schatten überhaupt das Haus verlassen? Mist, ich musste nun noch mehr ran, wegen der Sache mit den 37°.

Wir waren es gewohnt, einen guten Job zu machen, aber an diesem Hitze-Tag lief eigentlich garnix. Die Hunde hörten nicht zu, der best ausgebildetste Vierbeiner war auf Krawall gebürstet, die Schafe bewegten sich kaum vorwärts und ich stand die ganze Zeit in der Sonne und war kurz vor einem Sonnenstich. Nein, ich braue kein Mitleid   …oder vielleicht ein bisschen

Hütehunde bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Hütehunde bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Bei diesen tropischen Temperaturen fällt mir ein Schäfer in Hildesheim ein. Er hat 1.400 Schaf auf dem Osterberg stehen und was macht er bei 37°? Ich hab mit ihm gesprochen. Ob 10° oder 37°, das ist ihm alles ziemlich schnuppe, was muss das muss. Im Gegenteil, bei dieser Hitze müssen die Hunde richtig ran. Die Schafe zusammentreiben und an die extra Wasserwannen schieben. Nur dass die Damen sich bei dieser Hitze nicht gerade wie Gazellen in der Savanne bewegen.  Ein harter Job, bei jedem Wetter und erst Recht bei 37°. Ich war beeindruckt.

Wir lieben unsere Hunde, aber das Leben eines reinrassigen Arbeishundes ist kein „Kindergeburtstag“. Es muss mir also keiner erzählen, dass Hunde ab 30° nicht mehr arbeiten können. Diese fleißigen 5 Hunde auf dem Osterberg, sind für 1.400 Schafe zuständig und das ist eine ganze Menge Verantwortung. Einfache Faustregel: wenn ich arbeiten kann, können das die Hunde auch. Natürlich nicht so lang wie sonst und mit viel Wasser, aber was muss das muss. 37° sind ein weiterer Grund den Job der Arbeitsstunde mit Bewunderung und größtem Respekt zu betrachten, denn sie leisten täglich Weltrekorde und das alles nur für ein Lob und gutes Fressen.

Sie sind die wirklichen Helden.

Hüte-Trial in Ellerdorf bei Susan Mester

Mein Trial in Ellerdorf begann nicht am Startpfosten, sondern gemeinsam mit Elke Lackmann und ihrer Familie auf einer Bockauktion. Ich bin einen Tag früher in den „Echten Norden“ gefahren, um einen wunderbaren Nachmittag auf einer regionalen Auktion zu verbringen  – hat Spaß gemacht. Am Abend ging es wieder auf die Straße, zu einer weiteren Border Collie Freundin, Regine Frerichs. Um es vorweg zu nehmen, wir haben uns so gut verstanden, dass ich gleich bis Montag geblieben bin.

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Am nächsten Tag stehe ich vor dem Ortseingangsschild von Wacken, doch ich möchte nicht zum größten Heavy Metall Festival der Welt (das bekanntlich jedes Jahr in Wacken stattfindet), sondern zum Festival der Individualisten. Ich bin unterwegs zum Ellerdorfer Hüte-Trial bei Susan Mester. Die Sonne „brütet“ gefühlt wie in Afrika und in ca. 2 Stunden stehe ich mit Abby am Startpfosten. Also die kurze Pause in Wacken beenden und auf zum Trial.

Festiwal der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Festival der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Viele halten die Wacken-Besucher für „verrückt“ oder zumindest für seltsam  – denn tagelang im Regen campen, um Bands zu sehen, will nicht jedem einleuchten. Was ist aber mit uns Border Collie Leuten? Wir sind Samstag und Sonntag jeweils nur 10 Minuten auf dem Trialfeld, fahren quer durch die Republik und sind das ganze Wochenende unterwegs. Ist das etwa „vernünftiger“? Natürlich nicht, das ist Leidenschaft und Leidenschaft fragt in der Regel selten nach Vernunft. Noch unterwegs musste ich einige Trial Kollegen anrufen, da mein Navi die Straße am Trialfeld nicht finden konnte. Bis mir Hauke am Telefon von Ellerdorf aus die ungefähre Richtung der „Arbeitsfläche“ angeben konnte. Auweia dachte ich, was soll das bloß werden, es ist jetzt schon so warm und meine Uhr zeigt erst 08.50 Uhr. Die Begrüßung ist jedes Mal toll, denn man trifft Mitstreiter, mit denen man die Wettkampf-Zeit sehr gern verbringt. Ob nun Nele, Elke, Sonja, Katja, Ulrike, Stefan, Hauke oder auch der Richter Hans-Jürgen Werbke, „Es ist schön, dass auch ihr da ward“. Die Parcoursbegehung wurde schnell erledigt, denn die Veranstalterin Susan Mester hatte alles gut organisiert, nur das Gras fand ich etwas zu hoch und musste gleich an Elkes kleine Hündin Dita denken, die an manchen Stellen vom „Grün“ sicher ganz „verschluckt“ würde.

Na ja, was muss das muss.

Trotz 32° im Schatten, lieferten wir gute Leistungen ab. Die Teams waren konzentriert, die Schafe uns gnädig und so präsentierten sich am ersten Tag auch die Ergebnisse. Ich war mächtig stolz auf meine Abby, dass wir bei den vielen guten Leistungen mit 81 Punkten den 2. Platz erringen konnten. Nachmittags stellten Abby und ich die Schafe für die Klasse 2 und ich muss sagen, dieser Job was 10-mal härter als unser Lauf am Vormittag. Nach 2 Stunden Schafe stellen, waren wir so geschafft, dass ich schon überlegt habe, uns ablösen zu lassen. Die Sonne hat uns derart heftig „durchgebraten“, dass ich mir wie ein Steak in der Pfanne vorkam und Abby fing an, meine Kommandos zu ignorieren. Deshalb an dieser Stelle: Respekt vor allen Schafstellern, die zwar diese Aufgabe gern erledigen, aber meist (nicht immer) zu wenig Beachtung finden. Darauf werden wir in Zukunft mehr achten, denn es ist einer der wichtigsten Jobs auf jedem Trial.

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

Als Schafsteller finde ich es besonders spannend, wie der Hund eines jeden Teams die Schafe annimmt. Einige mussten ganz dicht an die Mädels heran, um sie in Bewegung zu setzen und bei anderen konnte ich sie im hohen Gras noch nicht einmal sehen und die Schafe marschierten bereits los. Unsere vierbeinigen Kollegen sind eben auch echte Individualisten.

Samstag war ein anstrengender, aber guter Trial Tag.

Samstag ist Samstag und Sontag? Was war am Sontag?  Der Sontag war „wild“. Die Ergebnisliste spricht Bände. Kaum gute Läufe, viele „Dis“ und wenige Punkte. Die Hundeführer namens recht unterschiedlich auf. Die einen waren ärgerlich (was verständlich ist, aber natürlich so garnix bringt), die anderen waren gelassen (Beifall) und die nächsten wurden still. Ein solcher Tag bringt auch für den Richter wenig Freude und wir hatten die Vermutung, dass er bei jedem „Dis“-Signal (mit seiner Autohupe) aus „Verzweiflung“ schon mit seinem Kopf aufs Lenkrad und Hupe schlägt. Aber Hans-Jürgen Werbke schlug sich wacker und gab uns viele Tipps mit auf den Weg. So ist das aber manchmal, wir arbeiten mit Lebewesen, da müssen wir es uns einfach abgewöhnen, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen.

Auf Grund der Autobahnsperrung bin ich bei Regine bis Montagmorgen geblieben, was kein ärgerlicher Umstand war, sondern im Gegenteil, einen Riesenspaß gemacht hat. Regine, „du bist nicht nur eine Individualistin in Reinkultur, sondern auch sehr gastfreundlich und ich freue mich auf meinen nächsten Besuch bei Dir“.

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Einige haben sich am Sonntag schon früher auf den Weg gemacht und waren zum Abschlussfoto bereits auf dem Heimweg, denn die A7 wurde komplett gesperrt und das lies nix GUTES erahnen. Vielen Dank an die Veranstalterin Susan Mester  …auch für den tollen Grill-Abend.

So war es, das Trial in Ellerdorf bei Susan Mester und
wir kommen nächstes Jahr sehr gern wieder.

 

Hütewettbewerb Schnuckenderby oder Versteckte Kamera

Ich habe es immer gewusst, meine „Schaffreundin“ Ulrike Galler hat anscheinend einen geheimen Vertrag mit RTL und ihr Mann, Dr. Galler, fährt Montagmorgen nicht in seine Firma, sondern zu einem Fernsehsender. Ich gehe fast jede Wette ein, dass es sich beim Schnuckendarby um eine Neuauflage der Sendung  „Versteckte Kamera“ handelt.

Für alle Nichteingeweihten, das Schnuckenderby ist in Nord-Deutschland eines der beliebtesten Hütewettbewerbe für Border Collies und Ulrike ist die Veranstalterin. Was hat aber nun die Neuauflage der „Versteckten Kamera“ mit diesem Wettkampf zu tun? Berechtigte Frage!
…dann solltet ihr mal miterleben, was sich am Anmeldetag abspielt, um einen der begehrten Startplätze zu „erkämpfen“. Anja legt bei der Arbeit eine Sonderpause ein, um sich per Firmen-PC anzumelden, Stefan nimmt sein Laptop mit auf eine Familienfeier und erklärt, dass er 21,45 Uhr sich erstmal um einen Startplatz kümmern muss. Kann das nicht noch warten? war die Reaktion. „Warten? Beim „Schnuckenderby“? In einigen Minuten ist alles gelaufen“ war Stefan`s Antwort.
Hunderte sitzen in Old Germany zur Anmeldezeit  vor ihren Bildschirmen und das ist der erste Wettkampf bei diesem Trial.

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Wer ist „schuld“? Natürlich Ulrike. Meine Vermutung ist: dieser Anmelde-Wettkampf ist immer spannender geworden, so dass manche Szenen zu Hause filmreif sind. Da manche Fernsehsender so ziemlich alles auf die Bildschirme bringen, könnten die „millionenfachen“ Anmeldedramen ein lohnendes Sendeprofil sein, denn nicht nur Anja und Stefan wollen bei diesem Derby starten, sondern auch viele andere

…und natürlich auch ich.

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Was stellt man nicht alles an, um auf diesem Trial am Startpfosten zu stehen. Ich zum Beispiel, habe mich gemeinsam mit Jasi am Anmeldetag 21.30 Uhr startbereit gemacht. Der Wettstreit beginnt ja beim Schnuckenderby nicht auf dem Trialfeld, sondern bekanntlich am Anmeldetag. Hast du hier eine schlechte „Platzierung“, sieht der Rest auch nicht rosig aus. Was benötigt man für diese erste „Leistungsprüfung“?

–              Weingläser
–              Rotwein
–              2 Laptops
–              Zuversicht
–              und eine große Portion Glück

Nach diesen „gewissenhaften“ Vorbereitungen gingen wir ans Werk. Der Plan war: Jasi kümmert sich um die Anmeldung am Samstag und ich um Sonntag. Ab 22.00 Uhr war die Anmeldung freigegeben und genau in diesen Minuten, im ganzen Land, saßen Hunderte von Startern voller Spannung vor ihren Monitoren. „WOW ist das aufregend“, sagt Jasi, „sowas habe ich auch noch nicht erlebt“.

…3-2-1 meins

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Jubel, Korken knallen, anstoßen, wir haben es tatsächlich geschafft. Startplätze für Samstag und Sonntag. Zwei Tage später habe ich mich mit Stefan (der sich beim Anmeldewettkampf ebenfalls gut platzieren konnte) unterhalten. Ich war der Meinung, dass Schnuckenderby sei nach ca. 10 Sekunden voll gewesen, aber Stefan hatte dies noch genauer beobachtet, und  kam auf 6 Sekunden. Nochmal in Worten: sechs Sekunden. Damit waren aber auch gleichzeitig ca. 100 Warteplätze gemeint. Was meine Vermutung zur Sendung „Versteckte Kamera“ angeht, so durchsuche doch jeder einmal sein Büro, ob er nicht vielleicht eine Cam mit dem Logo eines Fernsehsenders findet.

Wenn diese Startplätze immer begehrter werden und irgendwann in Demos, Kundgebungen oder gar Aufständen enden, kommt vielleicht der eine oder andere auf den Gedanken: ich versteigere meinen Startplatz bei eBay  – für sehr viel Geld. Ich dachte da so an 10.000,- und würde dann eventuell meinen Startplatz gegen einen gebrauchten Geländewagen umtauschen. Ein fairer Tausch.

Wer ist „schuld“?, natürlich die Veranstalterin Ulrike Galler.
Was organisiert sie ach so ein tolles Event.

Nachtrag:
Für Außenstehende und Nicht – Border Collie Besitzer hört sich das Anmelde Chaos ziemlich wirr an, aber sprecht einmal selbst mit Wettkampfteilnehmern  …oder einem, der es versucht hat.

Border Collie bei der Arbeit – oder der ganz normale Wahnsinn

Immer wenn wir glauben, dass geht schnell, wir haben alles im Griff, lauert bereits der „Wahnsinn“ hinter der nächsten Ecke. Border Collies bei der Arbeit heißt meistens, Schafe auf eine andere Weide umtreiben. Das ist ok und diesen Job beherrschen sie wie kein anderer „Kollege“. Die Herde zusammenhalten, nachtreiben, Ausreisser zurückholen oder eine Flanke absichern, so läuft das auch bei mir auf dem Kloster. Doch zuweilen passieren „Dinge“, die uns das Herz in die Hose rutschen lassen und an diesem Tag hatte ich zum ersten Mal wirklich Angst um das Leben meiner Abby.

Schafe umtreiben Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Schafe umtreiben Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Zunächst verlief wieder alles wie geplant, bis zu dem Zeitpunkt, als meine Truppe (90 meiner 120 Schafe) die neu abgesteckte Fläche betraten. 15 unerfahrene Lämmer von „The Next Generation“ liefen etwas seitlicher und blieben nicht wie vermutet bei ihren Müttern. Die große Truppe „donnerte“ also innen und die Kleinen außen am Zaun entlang. Alles natürlich im gesteckten Galopp. Verdammt, dachte ich, so war das jetzt nicht geplant. Diese Weide reicht bis an die Hauptstraße und genau in diese Richtung liefen sie wie von der Tarantel gestochen. 75 innen und 15 außen. „Normaler Weise“ hält Abby die Schafe immer an und bringt sie zurück, aber 15 Lämmer in voller Fahrt von ihren Müttern zu trennen, eine schwierige Mission. Bei all dem hatte ich natürlich auch noch keinen Strom auf dem Zaun und hoffte, dass die Damen wegen ihrer fehlenden Lämmer keinen Unsinn machten. Irgendwie lief alles langsam aus dem Ruder und wer hatte Schuld? Natürlich PAN, der Gott aller Hirten. Dieser stressige Kerl hat mal wieder ganze Arbeit geleistet und aus „nix“ eine große Aktion gemacht.

The Next Generation Ⓒ Jasemin Be

The Next Generation Ⓒ Jasemin Be

90 Schafe wie Raketen in Richtung Hauptstraße unterwegs, mein Hund hinterher und ich im Übergang in einen panischen Zustand. Man soll ja immer Ruhe bewahren, aber dieser Anblick war alles andere als „beruhigend“.

Nicht nur das meine Haupt-Truppe am Zaunende der Bundesstraße ankam, sondern nun auch noch der Absperrung entlang der Straße lief. Dies war ja kein Problem, nur die 15 Lämmer waren außerhalb auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Straße und Zaun …inkl. meiner Abby. Falls jemand auf den Gedanken kommen sollte, dass sie den Verkehr blockierten, nein, alle Fahrzeuge fuhren unbeirrt weiter. Nun war es mit meinem Vorsatz, immer Ruhe zu bewahren, endgültig vorbei. Nicht, dass dies alles schon schlimm genug gewesen wäre, versuchte auch noch eines der Lämmer mit aller Macht durch den E-Zaun zu seiner Mutter zu gelangen und hing darin fest. Das Chaos war perfekt. 75 aufgebrachte Tiere innen, ein Lamm im Zaun, 14 panische Lämmer vor dem Zaun auf dem schmalen Grünstreifen und meine Abby zwischen den Lämmern und der Straße. Von den vorbeifahrenden Autos war mein Hund jetzt noch 50 cm entfernt. Falls es den PAN wirklich gibt und er auch hier seine Hände im Spiel hatte, so muss ich ihn jetzt leider verhauen. Pfeif auf Gottheit oder nicht, denn meine Abby schwebte tatsächlich in Lebensgefahr. Bei all dem Durcheinander durfte sie sich keinen Zentimeter bewegen, sondern NUR langsam vorwärts zwischen die wild gewordenen Lämmer gehen. Ich holte tief Luft, und sprach so ruhig es nur irgendwie ging auf meine Abby ein
…und sie vertraute mir.

Danach stellte ich mich mitten auf die Straße, hielt mit quietschenden Bremsen und Verkehrschaos   den kompletten Verkehr an und brachte die Lämmer zurück in die große Gruppe.

Der ganz normale Wahnsinn.