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Hütehunde bei 37°

37° ? das sind ja südländische Verhältnisse. Selbst die Süd-Franzosen halten zwischen 12 Uhr und 15 Uhr ihr „komplettes Leben“ an. In dieser Zeit dreht sich in jenen Regionen kein Rad. Sogar einige  Autofahrer suchen ein schattiges Plätzchen, machen die Augen zu und gönnen sich tatsächlich ein kleines „Nickerchen“. Mit solchen Temperaturen haben wir in Deutschland sehr selten zu kämpfen und daher die damit verbundenen Schwierigkeiten auch nicht vor Augen.

Bei vielen Weidetieren zum Beispiel, liegt die Idealtemperatur bei 15°. Die Grenze liegt im Normalfall bei einem warmen Sommertag mit ca. 26° – 28°. Unser Weidevieh hält sich dann im Schatten auf, erhöht die Hechelfrequenz und säuft Unmengen an Wasser. So kommen sie auch mit diesen Temperaturen zurecht. Was machen aber unsere Arbeitshunde, die Border Collies? Bei den kleinen Raketen verhält es sich nicht anders als bei uns Menschen. Die einen kommen mit höheren Temperaturen gut klar und andere stoßen schnell an ihre Grenzen. Generell kann man aber sagen, diese bewegungsfreudigen Blizakteure haben mit hohen Temperaturen Schwierigkeiten. In Afrika sollten Border Collies also nicht zum Einsatz kommen, denn das ist nun wirklich zu viel des Guten.

Was machen wir, wenn für einige Tage in Deutschland das Thermometer 37° anzeigt?  Die kurz gefressene Weide ist regelrecht verbrannt und die Schafe müssen entweder auf saftiges Grün mit Schattenplatz oder in den Stall getrieben werden. Die Antwort ist einfach, wir müssen arbeiten  – natürlich auch unsere Hunde. 37° sind doch wieder eine Idee des PAN, ihr wisst schon, PAN der Gott aller Hirten. Dieser Schelm wollte uns sicher wieder auf die Probe stellen und hat alle Register gezogen.

1400 Schafe bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

1400 Schafe bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Natürlich arbeiten unsere schwarz-weißen Kollegen auch bei diesen Temperaturen  …aber auf keinen Fall zu lange. Nur ganz kurze Einsätze, mit einem Schattenplatz in den Pausen und reichlich Wasser. Ähnliche Verhältnisse hatten wir in den letztes Wochen. Der Wetterbericht sagte: Hochsommer in Deutschland, bei 29° – 30°. WOW, dachte ich, dass wird anstrengend. Bereits Mitte der Woche hatten wir stattliche 32° und das Thermometer marschierte immer weiter nach oben. Bei beängstigenden 37° stellt sich fast automatisch die Frage: was machen wir? Jeder Hund durfte nicht länger als 4-5 Minuten zum Einsatz kommen. Ok, das haben wir umgestellt. Die Schafe sollten sich nur langsam bewegt. Ok, das haben wir auch eingeplant. …und was ist mit mir? Sollte ich bei 37° im Schatten überhaupt das Haus verlassen? Mist, ich musste nun noch mehr ran, wegen der Sache mit den 37°.

Wir waren es gewohnt, einen guten Job zu machen, aber an diesem Hitze-Tag lief eigentlich garnix. Die Hunde hörten nicht zu, der best ausgebildetste Vierbeiner war auf Krawall gebürstet, die Schafe bewegten sich kaum vorwärts und ich stand die ganze Zeit in der Sonne und war kurz vor einem Sonnenstich. Nein, ich braue kein Mitleid   …oder vielleicht ein bisschen

Hütehunde bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Hütehunde bei 37° Ⓒ Hardi P.Schaarschmidt

Bei diesen tropischen Temperaturen fällt mir ein Schäfer in Hildesheim ein. Er hat 1.400 Schaf auf dem Osterberg stehen und was macht er bei 37°? Ich hab mit ihm gesprochen. Ob 10° oder 37°, das ist ihm alles ziemlich schnuppe, was muss das muss. Im Gegenteil, bei dieser Hitze müssen die Hunde richtig ran. Die Schafe zusammentreiben und an die extra Wasserwannen schieben. Nur dass die Damen sich bei dieser Hitze nicht gerade wie Gazellen in der Savanne bewegen.  Ein harter Job, bei jedem Wetter und erst Recht bei 37°. Ich war beeindruckt.

Wir lieben unsere Hunde, aber das Leben eines reinrassigen Arbeishundes ist kein „Kindergeburtstag“. Es muss mir also keiner erzählen, dass Hunde ab 30° nicht mehr arbeiten können. Diese fleißigen 5 Hunde auf dem Osterberg, sind für 1.400 Schafe zuständig und das ist eine ganze Menge Verantwortung. Einfache Faustregel: wenn ich arbeiten kann, können das die Hunde auch. Natürlich nicht so lang wie sonst und mit viel Wasser, aber was muss das muss. 37° sind ein weiterer Grund den Job der Arbeitsstunde mit Bewunderung und größtem Respekt zu betrachten, denn sie leisten täglich Weltrekorde und das alles nur für ein Lob und gutes Fressen.

Sie sind die wirklichen Helden.

Hüte-Trial in Ellerdorf bei Susan Mester

Mein Trial in Ellerdorf begann nicht am Startpfosten, sondern gemeinsam mit Elke Lackmann und ihrer Familie auf einer Bockauktion. Ich bin einen Tag früher in den „Echten Norden“ gefahren, um einen wunderbaren Nachmittag auf einer regionalen Auktion zu verbringen  – hat Spaß gemacht. Am Abend ging es wieder auf die Straße, zu einer weiteren Border Collie Freundin, Regine Frerichs. Um es vorweg zu nehmen, wir haben uns so gut verstanden, dass ich gleich bis Montag geblieben bin.

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Bockauktion @ Hardi Schaarschmidt

Am nächsten Tag stehe ich vor dem Ortseingangsschild von Wacken, doch ich möchte nicht zum größten Heavy Metall Festival der Welt (das bekanntlich jedes Jahr in Wacken stattfindet), sondern zum Festival der Individualisten. Ich bin unterwegs zum Ellerdorfer Hüte-Trial bei Susan Mester. Die Sonne „brütet“ gefühlt wie in Afrika und in ca. 2 Stunden stehe ich mit Abby am Startpfosten. Also die kurze Pause in Wacken beenden und auf zum Trial.

Festiwal der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Festival der Individualisten @ Hardi Schaarschmidt

Viele halten die Wacken-Besucher für „verrückt“ oder zumindest für seltsam  – denn tagelang im Regen campen, um Bands zu sehen, will nicht jedem einleuchten. Was ist aber mit uns Border Collie Leuten? Wir sind Samstag und Sonntag jeweils nur 10 Minuten auf dem Trialfeld, fahren quer durch die Republik und sind das ganze Wochenende unterwegs. Ist das etwa „vernünftiger“? Natürlich nicht, das ist Leidenschaft und Leidenschaft fragt in der Regel selten nach Vernunft. Noch unterwegs musste ich einige Trial Kollegen anrufen, da mein Navi die Straße am Trialfeld nicht finden konnte. Bis mir Hauke am Telefon von Ellerdorf aus die ungefähre Richtung der „Arbeitsfläche“ angeben konnte. Auweia dachte ich, was soll das bloß werden, es ist jetzt schon so warm und meine Uhr zeigt erst 08.50 Uhr. Die Begrüßung ist jedes Mal toll, denn man trifft Mitstreiter, mit denen man die Wettkampf-Zeit sehr gern verbringt. Ob nun Nele, Elke, Sonja, Katja, Ulrike, Stefan, Hauke oder auch der Richter Hans-Jürgen Werbke, „Es ist schön, dass auch ihr da ward“. Die Parcoursbegehung wurde schnell erledigt, denn die Veranstalterin Susan Mester hatte alles gut organisiert, nur das Gras fand ich etwas zu hoch und musste gleich an Elkes kleine Hündin Dita denken, die an manchen Stellen vom „Grün“ sicher ganz „verschluckt“ würde.

Na ja, was muss das muss.

Trotz 32° im Schatten, lieferten wir gute Leistungen ab. Die Teams waren konzentriert, die Schafe uns gnädig und so präsentierten sich am ersten Tag auch die Ergebnisse. Ich war mächtig stolz auf meine Abby, dass wir bei den vielen guten Leistungen mit 81 Punkten den 2. Platz erringen konnten. Nachmittags stellten Abby und ich die Schafe für die Klasse 2 und ich muss sagen, dieser Job was 10-mal härter als unser Lauf am Vormittag. Nach 2 Stunden Schafe stellen, waren wir so geschafft, dass ich schon überlegt habe, uns ablösen zu lassen. Die Sonne hat uns derart heftig „durchgebraten“, dass ich mir wie ein Steak in der Pfanne vorkam und Abby fing an, meine Kommandos zu ignorieren. Deshalb an dieser Stelle: Respekt vor allen Schafstellern, die zwar diese Aufgabe gern erledigen, aber meist (nicht immer) zu wenig Beachtung finden. Darauf werden wir in Zukunft mehr achten, denn es ist einer der wichtigsten Jobs auf jedem Trial.

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

90 Damen @ Hardi Schaarschmidt

Als Schafsteller finde ich es besonders spannend, wie der Hund eines jeden Teams die Schafe annimmt. Einige mussten ganz dicht an die Mädels heran, um sie in Bewegung zu setzen und bei anderen konnte ich sie im hohen Gras noch nicht einmal sehen und die Schafe marschierten bereits los. Unsere vierbeinigen Kollegen sind eben auch echte Individualisten.

Samstag war ein anstrengender, aber guter Trial Tag.

Samstag ist Samstag und Sontag? Was war am Sontag?  Der Sontag war „wild“. Die Ergebnisliste spricht Bände. Kaum gute Läufe, viele „Dis“ und wenige Punkte. Die Hundeführer namens recht unterschiedlich auf. Die einen waren ärgerlich (was verständlich ist, aber natürlich so garnix bringt), die anderen waren gelassen (Beifall) und die nächsten wurden still. Ein solcher Tag bringt auch für den Richter wenig Freude und wir hatten die Vermutung, dass er bei jedem „Dis“-Signal (mit seiner Autohupe) aus „Verzweiflung“ schon mit seinem Kopf aufs Lenkrad und Hupe schlägt. Aber Hans-Jürgen Werbke schlug sich wacker und gab uns viele Tipps mit auf den Weg. So ist das aber manchmal, wir arbeiten mit Lebewesen, da müssen wir es uns einfach abgewöhnen, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen.

Auf Grund der Autobahnsperrung bin ich bei Regine bis Montagmorgen geblieben, was kein ärgerlicher Umstand war, sondern im Gegenteil, einen Riesenspaß gemacht hat. Regine, „du bist nicht nur eine Individualistin in Reinkultur, sondern auch sehr gastfreundlich und ich freue mich auf meinen nächsten Besuch bei Dir“.

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Die Teilnehmer / Trial in Ellerdorf @ Hardi Schaarschmidt

Einige haben sich am Sonntag schon früher auf den Weg gemacht und waren zum Abschlussfoto bereits auf dem Heimweg, denn die A7 wurde komplett gesperrt und das lies nix GUTES erahnen. Vielen Dank an die Veranstalterin Susan Mester  …auch für den tollen Grill-Abend.

So war es, das Trial in Ellerdorf bei Susan Mester und
wir kommen nächstes Jahr sehr gern wieder.

 

Hütewettbewerb Schnuckenderby oder Versteckte Kamera

Ich habe es immer gewusst, meine „Schaffreundin“ Ulrike Galler hat anscheinend einen geheimen Vertrag mit RTL und ihr Mann, Dr. Galler, fährt Montagmorgen nicht in seine Firma, sondern zu einem Fernsehsender. Ich gehe fast jede Wette ein, dass es sich beim Schnuckendarby um eine Neuauflage der Sendung  „Versteckte Kamera“ handelt.

Für alle Nichteingeweihten, das Schnuckenderby ist in Nord-Deutschland eines der beliebtesten Hütewettbewerbe für Border Collies und Ulrike ist die Veranstalterin. Was hat aber nun die Neuauflage der „Versteckten Kamera“ mit diesem Wettkampf zu tun? Berechtigte Frage!
…dann solltet ihr mal miterleben, was sich am Anmeldetag abspielt, um einen der begehrten Startplätze zu „erkämpfen“. Anja legt bei der Arbeit eine Sonderpause ein, um sich per Firmen-PC anzumelden, Stefan nimmt sein Laptop mit auf eine Familienfeier und erklärt, dass er 21,45 Uhr sich erstmal um einen Startplatz kümmern muss. Kann das nicht noch warten? war die Reaktion. „Warten? Beim „Schnuckenderby“? In einigen Minuten ist alles gelaufen“ war Stefan`s Antwort.
Hunderte sitzen in Old Germany zur Anmeldezeit  vor ihren Bildschirmen und das ist der erste Wettkampf bei diesem Trial.

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Ulrike Galler @ Hardi Schaarschmidt

Wer ist „schuld“? Natürlich Ulrike. Meine Vermutung ist: dieser Anmelde-Wettkampf ist immer spannender geworden, so dass manche Szenen zu Hause filmreif sind. Da manche Fernsehsender so ziemlich alles auf die Bildschirme bringen, könnten die „millionenfachen“ Anmeldedramen ein lohnendes Sendeprofil sein, denn nicht nur Anja und Stefan wollen bei diesem Derby starten, sondern auch viele andere

…und natürlich auch ich.

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Schnuckenderby – Anmeldung /Donnerstag 22.00 Uhr @ Hardi Schaarschmidt

Was stellt man nicht alles an, um auf diesem Trial am Startpfosten zu stehen. Ich zum Beispiel, habe mich gemeinsam mit Jasi am Anmeldetag 21.30 Uhr startbereit gemacht. Der Wettstreit beginnt ja beim Schnuckenderby nicht auf dem Trialfeld, sondern bekanntlich am Anmeldetag. Hast du hier eine schlechte „Platzierung“, sieht der Rest auch nicht rosig aus. Was benötigt man für diese erste „Leistungsprüfung“?

–              Weingläser
–              Rotwein
–              2 Laptops
–              Zuversicht
–              und eine große Portion Glück

Nach diesen „gewissenhaften“ Vorbereitungen gingen wir ans Werk. Der Plan war: Jasi kümmert sich um die Anmeldung am Samstag und ich um Sonntag. Ab 22.00 Uhr war die Anmeldung freigegeben und genau in diesen Minuten, im ganzen Land, saßen Hunderte von Startern voller Spannung vor ihren Monitoren. „WOW ist das aufregend“, sagt Jasi, „sowas habe ich auch noch nicht erlebt“.

…3-2-1 meins

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Startplatz @ Hardi Schaarschmidt

Jubel, Korken knallen, anstoßen, wir haben es tatsächlich geschafft. Startplätze für Samstag und Sonntag. Zwei Tage später habe ich mich mit Stefan (der sich beim Anmeldewettkampf ebenfalls gut platzieren konnte) unterhalten. Ich war der Meinung, dass Schnuckenderby sei nach ca. 10 Sekunden voll gewesen, aber Stefan hatte dies noch genauer beobachtet, und  kam auf 6 Sekunden. Nochmal in Worten: sechs Sekunden. Damit waren aber auch gleichzeitig ca. 100 Warteplätze gemeint. Was meine Vermutung zur Sendung „Versteckte Kamera“ angeht, so durchsuche doch jeder einmal sein Büro, ob er nicht vielleicht eine Cam mit dem Logo eines Fernsehsenders findet.

Wenn diese Startplätze immer begehrter werden und irgendwann in Demos, Kundgebungen oder gar Aufständen enden, kommt vielleicht der eine oder andere auf den Gedanken: ich versteigere meinen Startplatz bei eBay  – für sehr viel Geld. Ich dachte da so an 10.000,- und würde dann eventuell meinen Startplatz gegen einen gebrauchten Geländewagen umtauschen. Ein fairer Tausch.

Wer ist „schuld“?, natürlich die Veranstalterin Ulrike Galler.
Was organisiert sie ach so ein tolles Event.

Nachtrag:
Für Außenstehende und Nicht – Border Collie Besitzer hört sich das Anmelde Chaos ziemlich wirr an, aber sprecht einmal selbst mit Wettkampfteilnehmern  …oder einem, der es versucht hat.

Scottish Blackface, Schafscherer und Otto I.

Die Zeit rast nur so dahin und es war mal wieder so weite, Schurzeit. Blöd nur, dass ich dieses Jahr einen neuen Frisör benötigte. Der „alte“ ist verrückt geworden denn er wollte bei 120 „Kunden“ 6 Euro pro Schaf. 720,-€ für die Schur?!  Ich glaube, er ist tatsächlich verrückt geworden. Er war pünktlich, zuverlässig, manchmal etwas maulig, aber schon immer zu teuer. Mein Frisör lag bisher bei 4,50 Euro, doch für dieses Jahr hatte er spektakuläre 6,- Euro angekündigt. So ein Mist, dachte ich, dass beschert mir Stress und die Suche nach einem neuen „Haarschneider“.

Scottish Blackface Ⓒ Jasemin Be

Scottish Blackface Ⓒ Jasemin Be

Ich weiß gar nicht warum, aber bei dieser Ankündigung fiel mir eine Geschichte ein, die so garnichts mit Schafen zu tun hat, wie Schokolade mit Düngemittel. Schokolade und Düngemittel? Wie komme ich nun wieder auf diesen Vergleich?  …egal, die 6,- Euro haben mich wohl echt verwirrt. 1913 stand das stolze albanische Volk ebenfalls vor einem Problem und zwar bei der Suche nach einem neuen König. Die Albaner hatten sich gegen das damalige Türkenreich erhoben und sich zu einem unabhängigen Königreich erklärt. Danach bescherte ihnen dieser Umstand großen Stress, vor allem die Suche nach einem Monarchen. Nun ist aber König nicht einfach nur ein Job, den man durch eine Stellenausschreibung besetzen kann, also begann eine weltweite König-Suche. Damit begann aber eine Geschichte, die so unglaublich ist, dass man automatisch meint „ das ist erfunden“. Nein, sie hat sich genau so zugetragen  – wie meine (noch immer) ärgerlichen 6,- Euro. Gerade zu jener Zeit der Königsuche war ein deutscher Wanderzirkus in Tirana unterwegs, so dass auch diese „Wandergesleute“ das albanische Problem mitbekamen. Chronische Geldnot und dem Hang zum Abenteuer trieben zwei dieser Zirkusgesellen zu einer folgeschweren Entscheidung. Sie suchen einen König?  …das können wir doch auch. Der Clown Otto Witte und Schwertschlucker Max Hoffmann, planten ihren „neuen Auftritt“. Otto hatte ein erstaunliche Ähnlichkeit mit den gesuchten Monarchen, so dass er sein Haare färbte, sein Albanisch verbesserte und der Regierung mitteilen ließ: nach langem Auslandsaufenthalt kehre nun der gesuchte König nach Albanien zurück. Ihr glaubt noch immer das ist erfunden? Leider nicht. In der albanischen Geschichte nachzulesen, aber aus Peinlichkeit nie an die große Glocke gehängt worden. Am 10. August 1913, war es dann endlich so weit, der König (alias Otto Witte) kehrte in „sein“ Land zurück, stieg volle Würde aus dem Schiff und begrüßte noch im Hafen sein jubelndes Volk. Drei Tage später, am 13. August 1913 war bereits die feierliche Krönungszeremonie, bei der der neue König von Albanien als Otto I. ausgerufen wurde. Sein Begleiter Max wurde königlicher Berater.

Seine erste Amtshandlung war, „man möge ihm alle sich im Schloss befindlichen Finanzen aushändigen“. Danach verbrachten sie die ganze Nacht im Harem des neuen Monarchen. Am 15. August 1013 ging aber eine überraschende Nachricht im Schloss ein: der echte König kündigte seine Ankunft an und Otto I. sei ein Schwindler. Sofort stürmten sämtliche Wachen in die Gemächer des falschen Königs, doch der war bereits mit seinem „Berater“ und einem Großteil des Geldes verschwunden. Dieser Betrug wurde aus Scham & Peinlichkeit nie in die Öffentlichkeit getragen und nie rechtlich verfolgt, so dass Otto und Max für diese „Rolle“ auch niemals bestraft wurden. Wieder zu Hause angekommen, pussierte Otto Witte sogar einige Zeit als Otto der I. vor der Presse.

Kann mir bitte einer sagen, wie ich von meinem Schaf – Frisör zum albanischen Königshaus komme? Besser gesagt, zu einem ihrer spektakulärsten Ausrutscher?

Schafscherer und Otto I. Ⓒ Jasemin Be

Schafscherer und Otto I. Ⓒ Jasemin Be

Wieder zurück, zu meinen Mädels. Ein neuer Barbier musste ausfindig gemacht werden und fand ihn auf einer Regionalversammlung der ABCD (Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland). Ich habe mein 6,- Euro Problem ganz einfach in die erlauchte Runde geworfen und mir wurde geholfen. „Da kenne ich jemanden, hier ist seine Telefonnummer“. Dieser Satz hat mich glücklich gemacht und habe gleich am nächsten Tag angerufen. Netter Kerl, akzeptabler Preis und auch sonst hatte ich bei Rainer ein gutes Gefühl. Wir wurden uns schnell einig und vereinbarten einen Frisörtermin. 25 Tiere am Stall und 95 im Freien auf der PV –  Anlage. Dumm nur, dass gerade in der Nacht zum geplanten Termin, ein kurzer Regenschauer über uns hereinbrach. Nasse Schafe?! Die können wir nicht scheren. Also konnten wir nur die 25 Damen mit einer neuen Frisur erfreuen, die in dieser Nacht glücklicher Weise im Stall waren  – den „Rest“ später. Dank der Frisörhelferin Jasemin Be, ging auch der zweite Termin glatt über die Bühne, so dass die Damen auch dieses Jahr wieder schick gestylt in den Sommer gehen konnten.

Ende gut, alles gut. Hübsche Mädels, gute Laune und ein neuer Frisör. …nur eine Frage bleibt,wie komme ich auf „Otto I.“?

Caipirinha, Grillen …und Bilder auf Zigarettenschachteln

Heute werfen wir einen Blick in den Zauberwald von Jasemin Be. Jasi`s Leben nenne ich deshalb Zauberwald, da so garnix mit den Maßstäben eines „Otto Normalverbrauchers“ gemessen werden kann. Jasemin ist eine Idealistin in Reinkultur. Nicht nur das sie ihren eigentlichen Job Arzthelferin an den berühmten Nagel gehängt hat, um ihrer Leidenschaft für arabische Pferde folgen zu können, Jasi betreibt auch sonst alles mit viel Energie und Überzeugung. Das gleiche gilt natürlich auch für ihre Fotografien. Sie macht viele „verrückte Sachen“, die aber nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass Jasi auch ein sehr tiefsinniger Mensch ist. Geht es zum Beispiel um Tiere, ist ihre Toleranzgrenze quasi auf null, denn Tiere sind ihr Leben.  …das kommt mir bekannt vor.

Jasemin Be und ihr Pferd Ⓒ Jasemin Be

Jasemin Be und ihr Pferd Ⓒ Jasemin Be

Ramona und Hardy hatten sich angesagt und der Plan war: Grillen auf der Wiese mit Übernachtung im Wohnwagen. WOW, dachte ich, die zwei rücken mit echt großem Gerät an. Ein VW-Amarok plus Monster-Wohnwagen, alles „nur“ für einen Grill-Abend, was sich aber später als super herausstellte. Zu unserem Plan gehörten aber auch, Caipirinha so viel das Herz begehrt. …und unsere Herzen begehrten reichlich. OK, eigentlich waren es unsere Geschmacksnerven, die nicht genug von Caipirinha bekommen konnten.

Caipirinha Rezept

4-6 cl Cachaça
1/2 Limette
etwa 2 gehäufte Teelöffel Rohrzucker
Crushed Ice

Die halbe Limette wird in kleine Stücke (1/8) geschnitten und zusammen mit dem Zucker in einem stabilen Glas zerquetscht. Anschließend wird das Glas mit Crushed Ice aufgefüllt, den Cachaça hinzugegeben und umgerühren. Das mit den 4 cl haben wir wohl nicht immer so ganz genau genommen. Ich tippe auf 6 cl. Ein himmlischer Geschmack, aber teuflisch hinterhältig

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Wir hatten Riesenspaß, denn unsere Gäste (Ramona und Hardy) schwebten gerade auf Wolke 7, der Grund: 3 Wochen Urlaub. Aber auch sonst konnten wir vier viel Witziges, Unterhaltsames und Unsinniges erzählen. Ein toller Grill Abend …Nacht.  Auch die schönste Grill-Nacht endet einmal, doch nach einer Caipirinha Nacht, hat der liebe Herrgott das schlechte Gewissen gesetzt, was uns aber vermutlich nicht davon abhalten wird, diese Runde zu wiederholen.

Einer der vielen Caipirinha war wohl schlecht, so zumindest die erste Vermutung am nächsten Morgen.  Der Vormittag bescherte uns ein üppiges Frühstück, gute Laune und einen Besuch bei meinen Schafen. Bis wir uns gegen Mittag verabschiedeten. Ich hatte aber so meine Zweifel, dass alle ohne Zwischenstopp bis nach Hause kommen würden, denn bereits am Morgen bekundete Jasemin ein gewisses „Unwohlsein“.

Es kam also wie es kommen musste, auf dem kurzen Heimweg legte Jasi ein Pause ein. Sie fuhr auf eine Tankstelle an der B6 und wollte eigentlich nur eine kleine Runde gehen, um frische Luft zu schnappen. Ist man aber schon mal an einer Tankstelle, könnte sie auch gleich noch Zigaretten holen. Ein extrem gut gelaunter Verkäufer begrüßte sie und sprach mit gebrochenem deutsch „einen wunder schönen guten Tag junge Frau, was kann ich für sie tun“. Dabei hatte er ein so breites Grinsen im Gesicht, als würde er nichts lieber in seinem Leben tun, als in diesem Shop zu stehen. Super freundliche Verkäufer in Deutschland?! Da ist man schon mal verwirrt.

Ich hätte gern eine Schachtel Zigaretten ohne Bild. „Ach junge Frau, wenn sie das Bild nicht sehen wollen, gibt es ein Lösung.“ Daraufhin gibt er nicht die Schachtel heraus, sondern fängt an zu kramen und bringt eine Schere ans Tageslicht. Eine Schere? dachte Jasi. Hinter ihr bildete sich bereits eine Schlange, doch er fing seelenruhig an zu basteln. Schnipp schnapp und die Bilder auf der Zigarettenschachtel waren verdeckt. „Bitte schön junge Frau, die Bilder sind jetzt verdeckt“ …auch die wartende „Schlange“ war begeistert. Er hatte kurzerhand einen Text-Schnipsel von einer anderen Verpackung ausgeschnitten und passgenau über die Bilder geschoben. Das alles noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er hatte offensichtlich Freude an seinem Job und wollte jeden seiner Kunden glücklich machen.

Unglaublich Ⓒ Jasemin Be

Unglaublich Ⓒ Jasemin Be

Unglaublich, aber auch liebenswürdig „schräg“.

Scottish Blackface, Koppelbau …und gewagte Experimente

Ich liebe es ja wirklich, „mein“ Klostergelände, aber die Landschaftspflege ist zu weilen doch recht abenteuerlich. Besucher fassen an den E-Zaun, obwohl sie direkt vor einem Warnschild stehen, betrunkene Hochzeitsgäste versuchen nachts ab 1,8 Promille meine Schafe mit Bratwürsten zu füttern, oder meine Scottish Blackface heben in Gemeinschaftarbeit einen Bauzaun hoch, um auf die grünere Nachbarwiese zu gelangen. Das sind nur einige Überraschungen aus der Wundertüte, den „Rest“ behalte ich lieber für mich, dass glaubt mir eh keiner.

Ein Schreckmoment ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben und schürt noch heute gruselige Gedanken bei mir. „Eigentlich“ stand an diesem Tag nichts Besonderes an, nur die Schafe von einer Weide auf die Nachbarweide umzutreiben. Alles ganz entspannt, nur über die schmale Zufahrtsstraße zum Kloster. Das haben wir schon unzählige Male gemacht. Nachbarweide war abgesteckt, zwei direkt gegenüberliegende Netz-Öffnungen geschaffen und die Herde mit dem Hund „rüberschieben“. Die Straße ist nur 4m breit und mit dem neuen satten Grün vor Augen ist das alles nun wirklich kein Problem. Meine Scottish Blackface wären keine Scottish Blackface, wenn sie nicht immer für Überraschungen sorgen würden, denn es kam anders. An diesem Tag hatte ich 65 Schafe auf dem Kloster stehen, und das Umtreiben sollte „eigentlich“ in 10 Minuten erledigt sein, eigentlich…

Trotz des saftigen Grüns vor Augen, drehten sie mitten auf der schmalen Straße ab und bewegten sich in einem „fliegenden“ Galopp Richtung Bundesstraße. Ich war sprachlos und starrte zunächst fassungslos den Schafen hinterher. Der Feierabendverkehr war auf der Bundesstraße bereits im Gange und ich hätte meine Mädels nie einholen können. Ich hatte nur eine einzige Chance, um eine Katastrophe zu verhindern, meine Abby. Das alles musste aber ziemlich schnell passieren und mein Hund durfte mein „P“ in den Augen nicht lesen können. Also holte ich einmal tief Luft uns sprach ganz leise zu meinem Hund „Come by“. Mein Hund schoss wie ein Blitz den galoppierenden Schafen hinter her, links an ihnen vorbei und stellte sich kurz vor der der Straße den wild gewordenen Damen entgegen. Ich hätte sie nie aufhalten können, aber Abby schaffte es tatsächlich, sich breitbeinig und mit ziemlicher Drohkulisse hinzustellen und ihnen klar zu machen: „an mir kommt ihr nicht vorbei“. Etwas Ähnliches ist einer befreundeten Berufsschäferin Kerstin Doppelstein passiert, nur bei ihr waren es 650 Schafe und die „Notbremse“ bestand aus 3 ausgeflippten und deutlich aggressiveren Schäferhunden   …plus einer ohrenbetäubend schreienden Schäferin.

Ihr seht, beim Koppelbau sollte ich keine großen Fehler machen, da sonst der Stundenplan meiner „Blackis“ ganz anders als meiner aussieht. Weide ich (natürlich meine Mädels) direkt an der Straße, baue ich einen zusätzlichen Schutz aus Bauzäunen auf. Doch dieser Aufwand ist groß und die zusätzlichen Maßnahmen rauben mir Zeit, also ist Erfindergeist gefragt

Sehr gewagt Ⓒ Jasemin Be

Sehr gewagt Ⓒ Jasemin Be

Sieht ziemlich „verwegen“ aus, hat aber super geklappt. So konnten wir viele Wege sparen und meine Damen hatten an der Straße einen doppelten Schutz. Man kann zwar etwas ruhiger schlafen, aber Vorsicht, Scottish Blackface Züchter wissen, wirklich sicher ist bei Blackis Garnichts.
(man beachte die „Spezial-Haltevorrichtung“)

Abenteuer „Leben“ Ⓒ Jasemin Be

Abenteuer „Leben“ Ⓒ Jasemin Be

Wow Ⓒ Jasemin Be

Wow Ⓒ Jasemin Be

Die zusätzliche Absperrung habe ich gemeinsam mit Jasemin Be aufgestellt. Die natürlich nicht widerstehen konnte, den „Blitz Transport“ mit ihrer Kamera fest zu halten. Falls man meint, „schlimmer kann es nicht kommen“, so darf ich euch mitteilen, „da können wir noch toppen“. Auf der Rückfahrt, stand meine abenteuerlustige Fotografin Jasemin Be hinten auf der Stoßstange und hielt sich am Dachkorb fest. (…davon gibt es aber zum Glück kein Foto)

Border Collie Ausbildung – Abby & May

Beim letzten Training hat Jasemin Be einige Fotos von uns geschossen …und es hat gar nicht wehgetan. Fotos habe immer ein gewisse „Magie“. Sie sind eine Momentaufnahme aus dem Leben  -„meinem“ Leben. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich der Blick auf manche Ding so völlig anders darstellen kann, als man sie selbst wahrgenommen hat. Bei  jeder Fotosession  gibt es viele Blickwinkel und Wahrheiten.

Hier nun die Wahrheiten der Fotografin Jasemin Be:

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, 10 Monate Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

May, erstes Training Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby, Einpferchen Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Abby bei der Arbeit Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Flaschenlamm 2016 Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Scottisch Backface, meine „Mädels“ Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Job erledigt Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Mehr als Kollegen Ⓒ Jasemin Be

Tolle Aufnahmen, wobei  jedes Foto seine eigne Geschichte erzählt  – aber darum geht es ja auch. Vielen Dank an die Fotografin Jasemin Be, für diese 8 Momentaufnahmen (aus einer ganzen Serie), die so nie wiederkehren.

 

 

Hütetraining

Das Training mit Border Collies ist kein Freizeitspass, sondern ein „ernsthaftes Vergnügen“. Ernsthaft, weil man sich auf diesen Hund konzentrieren muss und ein Vergnügen, weil es Spass macht diesen Spezialisten bei der Arbeit zusehen. Jede Hunderasse hat seine besonderen Fähigkeiten und jedes Tier kann etwas besonders gut, wir müssen es nur lassen. Unsere chaotische Welt, mit Google, Facebook und schnellen E-Mails, ist so ganz und gar nicht auf die Bedürfnisse unserer vierbeinigen Mitbewohner ausgelegt  -und damit meine ich nicht nur unsere Hunde. Ihre Welt hat einen andern Lebensrhythmus als unsere.

Diese Woche, auf dem Weg zum Hütetraining, stand ich an einer Ampel. Rot, gelb und grün, ich lege den Gang ein und will losfahren. Noch bevor ich den Gang einlegen konnte, hupte ein wild gewordener Autofahrer hinter mir und hat wohl einen Raketenstart erwartet. Aber sorry, ich fahre einen alten Geländewagen mit 2,5 t Eigengewicht, der beim Anfahren nur „normal“ kann. Mit einem Maserati ginge das sicher schneller, aber wo setze ich da die Anhängerkupplung hin?

…also bleibe ich bei meinem alten Schätzchen.

Es gibt aber Tage, da denkt man sich, man man man, dass kann doch alles nicht euer Ernst sein. Ihr wisst schon, solche Tage, an denen man Dinge erlebt, die alles andere als normal sind. Da stellt sich aber gleich wieder die Frage „was ist schon normal?“. Normal ist relativ. Sorry, lassen wir Albert mal lieber aus dem Spiel, denn er war zwar ein genialer Physiker, aber im Alltag und Familienleben eine „riesen Pleite“. „Normal“ ist das was passiert, während wir etwas anderes planen.

Gibt es eine messbare Normalität? Oder ist Normalität nur Ansichtssache? Ich für meinen Teil habe eine ganz persönliche und vor allem einfache Formel gefunden. „Normal ist Ansichtssache  – solange sie andern nicht schadet“. Na-ja, ich gebe zu, ziemlich einfach, aber irgendwie muss man sich ja in dieser Welt zurechtfinden. Die Herren Wissenschaftler beschäftigen sich natürlich auch mit diesem Begriff und wollen alles ganz genau berechnen, doch da helfen weder schlaue Formeln noch kluge Sprüche. Ein Ansatz ist die These: „Normal ist was wir gewohnt sind“. Zumindest leuchtet diese ein und reicht für uns Otto Normalverbraucher. Eine zweite These besagt: „Alles Natürliche ist normal“. Nun wird es schon komplizierter, denn diese Aussage stellt so ziemlich alles in unserem Leben in Frage. Warum? Weil wir nicht „natürlich“ leben, sondern in einer selbst gebastelten „Blase“. In einer eigenen Welt, von uns geschaffen.

Ich vermute aber, meine Abby interessiert das weniger, denn sie hat nur die Schafe vor ihrer Nase im Kopf und wann sie endlich diese Damen bewegen darf. Sie folgt ihren ganz natürlichen Veranlagungen, wobei wir nach der zweiten These, bei der absoluten Normalität angelangt wären.

…somit ist mein Hund normal und ich unnormal?
Wow, was für eine Erkenntnis, meine Ex-Frau hätte also recht.

Abby Ⓒ Jasemin Be

Abby Ⓒ Jasemin Be

Damit meine Hunde auch fremde Weide Flächen als „normalen“ Arbeitsplatz ansehen, fahre ich regelmäßig zu befreundeten Schafhaltern, natürlich mit meinen Border Collies. Da stehen wir also, irgendwo im Nirgendwo, am Rande einer abgelegenen Weide, mit 10 Border Collies, wovon 5 trainiert werden sollen.  Meine Hündin Abby ist gerade läufig und ich will ausprobieren, ob ihre Hormone sie so durcheinander gebracht haben, dass sie auf fremden Weideflächen nur eingeschränkt arbeiten kann. Ja es ist schon ein Drama, „Hormone bei der Arbeit“. Das geht den Hunden wie den Menschen und ich habe den Verdacht, dass diese kleinen Hormon-Männchen oder auch Frauen, einen heimlichen Hauptschalter für das Gehirn besitzen, den sie bei Bedarf betätigen. So schalten sie ihre Kongruenz im Gehirn einfach ab.

Ich war erstaunt, trotz dieses inneren hormonellen Kleinkrieges, gelang es mit Abby ganz gut zu arbeiten. Nur ihre Nerven waren nicht auf der Höhe und einige Handling-Fehler meinerseits taten das Übrige. Ich bin trotzdem gespannt, ob nächste Woche auf dem Trial in Kühsen Abbys Hormone unter Kontrolle zu bringen sind, denn in der Läufigkeit ist es eher ein Glücksspiel, als stabile Leistungen.

Bei all dem sollte ich auch noch „fotogen“ aussehen, denn Jasemin schoss während des Trainings eine Fotoserie. Unter uns gesagt, auf Fotos finde ich mich immer „ziemlich blöd“  – ich meine natürlich nicht gut getroffen. Abby & May sind da deutlich fotogener.

Nachtrag:
Das darauffolgende Trial in Kühsen, haben wir komplett „versemmelt“. Was ist nun die Weisheit aus dieser Geschicht?  „Wenn Abby läufig ist – starte nicht“.

 

Panik oder Konzentration

Das Wort Panik kennen wir alle und haben es fürchten gelernt, aber wo kommt dieser Begriff eigentlich her? Er stammt von den Griechen, oder besser gesagt aus ihrer Sagenwelt. Der griechische Hirten Gott „PAN“, soll ein ziemlich frecher Typ gewesen sein. In der größten Mittagshitze, schrie er so ohrenbetäubend, dass Schafherde und Menschen in einer plötzlichen Massenflucht davon preschten. In der griechischen Götter Welt war PAN eine imposante „Erscheinung“. Nicht nur das er frech und immer für eine Überraschung gut gewesen ist, sondern auch halb Mensch, halb Ziege war. Schon im „normalen“ Leben, bereiten uns diese klugen Tiere gelegentliche Kopfschmerzen, aber als „Überflieger“, als Gott und noch dazu halb Mensch, halb Tier, für die Hirten eine echte Zumutung.  Aus dem frechen PAN wurde Panik und überfällt uns noch heute in den unmöglichsten Situationen. Nur diesmal flüchten nicht die Schafe, sondern unser Verstand. Kommt dieser wilde „PAN“ über uns, können wir nicht mehr klar denken und die Logik verabschiedet sich komplett.

Ob im Studium, bei der Arbeit oder beim Blick auf unsere Kontoauszüge: stehen wichtige Termine an, haben wir fast alle ein Problem. Da geht es mir nicht anders, als dem Rest der Menschheit. Man will etwas besonders gut machen und setzt sich dadurch unter zusätzlichen Druck. Nur blöd, dass man dies nicht so ohne weiteres abstellen kann.  …nicht ohne weiteres, aber man kann.

Genau dieses berühmte „P“ in den Augen, ging mir  gewaltig auf den „Keks“. Aber auch solche Verhaltensweisen haben eine Geschichte. Jeder macht an einem ganz bestimmten Punkt mit diesem unangenehmen „Gast“ Bekanntschaft. Die einen vor der Klausur, andere vor der Meisterprüfung und viele wenn es in Richtung Fahrprüfung geht.

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Bei mir hatte sich dieser Eindringling breit gemacht, als ich mit einem Thema konfrontiert wurde, dass man gar nicht zu 100% unter „Kontrolle“ bringen kann. Wettkämpfe mit Hütehunden. Bei dieser komplexen Aufgabe, treffen 4 unwegsame Faktoren aufeinander: Natur, Schafe, Hunde und ich als der Kapitän des ganzen. Habe ich Wind, reagieren alle Tiere anders, die Schafe machen was ihre Tagesform sagt, der Hund hat gute oder nicht so gute Tage und ich „sollte“ bei alle dem Chaos besonders ruhig sein, um Sicherheit auszustrahlen. Sicherheit und Ruhe, um meinem Hund das Signal zugeben: “Alles OK“.

Dumm nur, dass auch ich am Anfang Hilfe nötig gehabt hätte, denn ich war alles andere als ruhig, konzentriert und gelassen. Ich hatte ein „Doppel – P“ in den Augen und dies bedeutete nicht „ Prima Pause“, sondern „Pure Panik“. Wie sollte ich da meinem Hund helfen? Ich hatte sogar manchmal den leisen Verdacht, dass mein Hund mir geholfen hat, um nicht ganz den Faden zu verlieren. Wir standen also in einem Minenfeld ohne Spürgerät und Schutzweste, das konnte nicht gut gehen, also musste schnell etwas passieren.

Die vielen nett gemeinten Ratschläge helfen da nicht wirklich, jeder muss selbst aktiv werden. Ob man in einer Prüfung sitzt, oder ich mit meinem Hund an einem Startpfosten stehe, jeder hat seinen eigenen Weg runter zu kommen, um konzentriert seinen Job zu erledigen. Ich habe sehr lange gebraucht, um den einzig nützlichen Rat zu verstehen.

„Leere deinen Kopf, wäge nichts ab, lass alles fließen und folge deinem Bauch“

Ich weiß, das ist auch wieder so ein Ratschlag, aber dafür der einzig mögliche. Beschäftigt Euch mit ihm und ihr werdet sehen, nur so geht es. Welchen Weg ihr allerdings wählt, um den Kopf zu leeren, dass kann euch keiner sagen, dass müsst ihr selbst herausfinden.  Dein Verstand muss glauben können, dass es möglich ist. An dieser Stelle ist „fast alles“ erlaubt (was hilft), nur vom Teufel Alkohol ist dringendst abzuraten. Dieser fiese, kleine Troll ist schlau, denn er meldet sich bereits einen Tag vorher und will uns am Abend ins Ohr flüstern: „Trink 2-3 Gläser Wein, dann schläfst du besser und bist morgen ausgeschlafen und ruhig“. Dieser kleine Schelm verrät aber nicht, dass diese Vorabend-Partys meist viel zu lange dauern und seine Überredungskünste oft für mehr als 3 Gläser Wein gut sind. Also, traut ihm nicht und schlagt einen anderen Weg ein  – auch wenn er protestiert.

Machst du, was du immer getan hast, bekommst du auch, was du immer bekommen hast. Willst du etwas ändern, so verlasse deinen eingefahrenen Weg. Begib dich auf neue, vielleicht auch unbequeme Wege, denn nur diese bringen dich zu neuen Zielen.  Mach einfach ganz andere Dinge.

Was mich betrifft, so bin ich am Start nun ruhig und konzentriert, was aber nicht heißen soll, dass keine Baustellen mehr vorhanden sind  -im Gegenteil. Erst jetzt ist es möglich, auch an diesen „Schlaglöchern“ zu arbeiten, doch diese Arbeit wird aufreibend, hart und lang   …wie jedes Ziel.

Da ich aber in Sachen Hütetraining einen ganzen „Baustellen-Katalog“ vor mir liegen haben,
würde ich sagen:  Frisch ans Werk, denn der PAN ist tot.

Was ist mein Weg? …Border Collies, Schafe und vielmehr

…das ist die Frage aller Fragen, wenn man sich mit der eigenen Person auseinander setzt. Die Wahrheit ist aber oft eine ganz andere, als sie im ersten Moment scheint. Ein Beispiel lässt uns da ganz besonders schmunzeln. Der heute weltweit bekannte Erfinder Thomas A. Edison. war in seiner Kindheit alles andere als eine große Leuchte. Er sei desinteressiert und geistig langsam gewesen, also nicht gerade ein Kind, das später die Welt verändern würde. Seine Lehrer verzweifelten an ihm und bezeichneten klein Edison sogar als dumm. So relativiert sich also das „Woher & Wohin“, denn das Leben geht zuweilen recht seltsame Wege, dies aber mit ziemlicher Sicherheit.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Tiere gehörten schon immer zu meinem Haushalt, aber das waren eher Katzen, Familienhunde und Pferde. Dies alles ist ja nun wirklich meilenweit von meinem heutigen Leben entfernt. Hätte mir vor 25 Jahren jemand gesagt, dass ich einmal stolz auf meine eigene Schafherde bin, Klauen schneide, Mist schaufle, vierbeinige schottische Mitarbeiter habe und das Ganze auch noch aufschreibe, so hätte ich ihn sicher gefragt, ob er irgend welche verbotenen Substanzen eingenommen hat.

Heute beschäftige ich mich mit Themen, die in Deutschland von unseren 80 Millionen Mitbewohnern nicht gerade als allgemeine Freizeitbeschäftigung angesehen werden. Dabei habe ich viele spannende Menschen kennengelernt, die von der gleichen „Krankheit“ befallen sind wie ich, dem Border Collie Fanatismus. Der Border Collie ist ein außergewöhnlicher Spezialist, zwischen Wahnsinn & Genie. Falls dies nach Übertreibung klingt, so versucht doch bitte einmal euren Hund in einer Entfernung von 400 m zu dirigieren…  Es wird nicht gelingen, doch für einen ausgebildeten Border Collie ist dies Alltag.

Funktioniert bei dieser Arbeit etwas nicht, liegt die Schwierigkeiten meist nicht bei diesen kleinen Genies, sondern bei uns, wie es fast immer um die Unzulänglichkeiten der Hundeführer geht. Der allgemeine Kontrollwahn hat uns nicht auf diese Hunde vorbereitet, denn mit Border Collies arbeiten heißt Verantwortung teilen. Gerade dieses bewusste Abgeben, bereitet uns Kopfschmerzen (natürlich auch mir). Schon im Kindergarten haben wir fleißig gelernt, „du musst alles ordentlich machen“ und ordentlich heißt in Old Germany: behalte die Kontrolle. „Eigentlich“ nichts Schlimmes, aber das Zusammenspiel von Natur, Schafen, Border Collies und Hundeführer, zaubert uns in eine ganz andere Welt und in diesem „Wunderland“ gelten andere Gesetze.

Wo geht meine Reise noch hin? Das kann ich nicht genau sagen, aber egal in welche Richtung, immer mit meinen Tieren. Freunde von mir richten ihr ganzes Leben auf Wettkämpfe aus und rechnen alles in Trial-Punkte um, bei mir ist das anders. Natürlich möchte ich mit meinen Hunden auf Trials unser Bestes geben, aber bei mir sind diese Trials eben nur ein Teil vom Ganzen. Es könnte aber auch ebenso gut sein, dass ich in Zukunft öfters an Wettkämpfe teilnehme, fotografiere oder  mehr schreibe. Was ist mein Weg?

Woher- weiß ich, aber
wohin – weiß nur der Wind, oder diese kleine Stimme im Ohr.