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„Sei stets bereit für das Unerwartete“.

Von Anne Krüger, über Hans-Jürgen Werbke, bis hin zu Birgit Bethmann, alle hatten einmal Schockmomente.

Kontrolle, dass muss wohl unser aller heimlicher oder unheimlicher Wunsch sein. Dumm nur, dass dies immer ein frommer Wunsch bleiben wird. Warum? Ganz einfach, weil das Leben nach seinen eigenen Regeln spielt. Wir können zwar in manchen Bereichen die Regeln etwas verändern, aber den tatsächlichen Stundenplan kennen wir nicht und es passieren Dinge, über die man im günstigsten Fall einfach nur den Kopf schütteln kann. Ich bezeichne jeden Tag gern als eine Wundertüte, denn ganz besonders bei der Arbeit mit Tieren, sind Überraschungen das eigentliche Programm. Es soll aber jeder gern an seiner Illusion festhalten, er habe alles unter Kontrolle. Meine Erkenntnis sieht da ganz anders aus. „Sei stets bereit für das Unerwartete“.

Diejenigen, die „versuchen“ ihr ganzes Leben bis in jede Einzelheit zu planen und „immer“ perfekt unter Kontrolle haben wollen, sind entweder Bürokraten, die keinen Spaß am Leben haben oder ganz einfach weltfremd. Klar sollten wir eine gewisse Ordnung halten und selbstverständlich sollten wir vorausschauend handeln, aber hey, das Leben ist kein Taschenrechner  – digital und immer korrekt. Es ist schön und lebenswert, aber auch mies und unfair.

Hier einige wundersame Überraschungen, die uns den Kopf schütteln lassen.

Anne Krüger

Anne Krüger Ⓒ noz

Anne Krüger Ⓒ noz

Anne und ihr Mann trieben ihre 600 Scottish-Blackface-Schafe entlang einer Nebenstraße um. Alles ist geplant, jeder weiß genau, was zu tun ist und alles wurde auch schon viele Male durchgeführt. Nie ist etwas passiert, doch an einem Tag trauten sie ihren Augen nicht. Dessen ungeachtet die Straße vollkommen von Schafen ausgefüllt war und die Herde vorn wie hinten Begleiter hat, fährt ein wild gewordener Autofahrer mitten hinein, um sich seinen Weg zu erzwingen. Er hatte es eilig. Voller Entsetzen und natürlich wütend, schlug Annes Mann mit dem Hütestock auf seine Motohaube, bis er mitten in der Herde zum Stehen kam. Ihr seht, nicht nur unser Erfindungsreichtum kennt keine Grenzen, sondern auch unsere Dummheit.

Hans-Jürgen Werbke

Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Anja Winar

Hans-Jürgen Werbke Ⓒ Anja Winar

Der Border-Collie-Trainier und Wettkämpfer, Hans-Jürgen Werbke, kaufte sich eine Hündin, die nur wenige für so hoffnungsvoll angesehen hatten, dass sie mit ihrem Talent Siege erringen könnten. Doch er sah diese Hündin „Jill“ anders. Arbeitetet, trainierte und kommunizierte mit ihr und schon nach kurzer Zeit wurde dieses Team Deutscher Meister. Nach der Freude, über das erfolgreiche Trainingsprogramm, der Schock, sie hatte einen bösartigen Tumor. Jill musste eingeschläfert werden.  Unfassbar!

Trial in Kulmbach

Auf einem Trial in Kulmbach welcher mir ziemlich viel Spaß gemacht hat (Viele Grüße nach „Oberfranken “), stand ein Team voller Zuversicht am Startpfosten, doch der Handler wusste nur noch nicht, dass er sich in 30 Sekunden vor Staunen die Augen reiben wird. Die Schafe wurden gestellt, standen zur „Abholung“ bereit und der Handler gab das Kommando zum Outrun. Wow, lief der Hund schnell los, doch leider nicht zu den Schafen, sondern direkt und auf schnellstem Weg in den Wald -…und da blieb er auch. Mit aufgerissenen Augen stand der Handler noch immer regungslos am Startpfosten und war sprachlos. Der Hund hatte wohl andere Pläne.

Kerstin Doppelstein

Schäfermeisterin und studierte Biologin Ⓒ Kerstin Doppelstein

Schäfermeisterin und studierte Biologin Ⓒ Kerstin Doppelstein

Eine große Überraschung erlebte auch Berufsschäferin Kerstin Doppelstein. Die von mir sehr geschätzte Idealistin trieb ihre Hauptherde von 650 Tieren um und alles lief wie immer, ohne Hektik, Stress oder sonstigen Überraschungen. Alles war „unter Kontrolle“.
Plötzlich schreckten die Schafe zusammen, ohne jegliche Vorwarnung oder Ankündigung und sofort setzten sich 650 Damen in Bewegung. Nur das die Mädels nicht nur ins Laufen kamen, sondern schneller und immer schneller wurden, bis sie in einem Katapultstart alle in Endgeschwindigkeit unterwegs waren. Das alles war schon schlimm genug,  aber die ganze Herde bewegte sich in beängstigender Geschwindigkeit auf eine stark befahrene Bundesstraße zu. Kerstin war geschockt und musste sich erst mal sammeln, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Ihr blieb aber nicht viel Zeit, um eine Katastrophe abwenden zu können. Glücklicherweise hatte sie an diesem Tag mehr Hunde mit dabei als üblich und nur einen Gedanken „Die müssen die Herde stoppen“. Sie machte blitzschnell alle Hunde los und gab ihnen das Kommando, die wild gewordene Truppe aufzuhalten. Alle Schäferhunde „donnerten“ los. Wobei man wissen muss, bei über 650 Schafen müssen die Hunde von Kerstin anders arbeiten, als wir es von unseren Border Collies gewohnt sind. Von ihren 10 Hunden sind einige, sagen wir mal vorsichtig, „nicht nett“ und für Außenstehende recht gewöhnungsbedürftig, aber in diesem Fall die „Rettung“.

Doch wieder zurück  zur „Schaf-Lawine“, die in Endgeschwindigkeit auf die stark befahrene Bundesstraße zu galoppierte. Die losgelassenen Hunde preschten wie von der Tarantel gestochen in Richtung Herdenspitze und wurden von Kerstins panischem Gebrüll angetrieben. Sie erreichten tatsächlich die ersten Schafe bevor sie die Bundesstraße überqueren konnten und stellten sich mit wirklich beängstigender Aggressivität vor die Herde. Diese Hunde müssen auf die Schafe derart schockierend gewirkt haben, dass sie abrupt stoppten und die Katastrophe ausblieb. Es glich einem Wunder, denn die Hunde haben geschafft, was eigentlich nicht zu schaffen war. Ein „Schockerlebnis“, an das Kerstin Doppelstein noch lange denken wird.

Birgit Bethmann

Birgit Bethmann /Connor Ⓒ Birgit Bethmann

Birgit Bethmann /Connor Ⓒ Birgit Bethmann

Die Agility-Sportlerin, Birgit Bethmann, aus Liebenau in Niedersachsen, befand sich am 19. Oktober 1996 mit ihrem Hund Connor auf einem Turnier in den Dortmunder Messehallen. Sie versuchte gerade abzuschalten, was bei solchen Events alles andere als leicht ist. Da schallte durch den riesigen Komplex eine Durchsage: „Die Starterin Birgit Bethmann melde sie sich bitte umgehend in der Zentrale. Starterin Birgit Bethmann bitte in die Zentrale“. Solche öffentlichen Nachrichten haben noch niemanden beruhigt und bedeuten in der Regel unangenehme Überraschungen und Stress. Vollkommen aufgeregt, bei der an Konzentration und professionelles „Abschalten“ nicht mehr zu denken war, stand sie in Windeseile vor der Tür der Veranstaltungsleitung und trat ein. Was sie dann zu hören bekam, möchte keiner von uns erleben. „Frau Bethmann, wir haben eben einen Anruf erhalten, ihr Haus brennt“.

Bei diesem Brand entstand ein Schaden in Höhe von 120.000,-€. Nach langer Suche wurde der Übeltäter auch gefunden. Es war ein Kabel in der Zwischendecke.

Frederik Chance

Diese „wundersamen Dinge“ passieren aber nicht nur bei der Arbeit mit unseren Tieren, sondern im ganzen Leben. Wie sollt man sonst einen Vorfall aus dem Jahre 1974 in Worcester bezeichnen, bei dem sich etwas ereignete, was mit normaler Logik nicht mehr zu erklären ist. Es war Ende Oktober 1974. Das Wetter war wie immer zu dieser Zeit ungemütlich und in den frühen Abendstunden hatten es zwei Männer ganz besonders eilig. Der eine wollte seine Frau abholen und war bereits viel zu spät und der andere kam von der Arbeit und wollte so schnell wie möglich nach Hause. Beide waren mit ihren Gedanken ganz wo anders. Die zwei Fahrer kannten sich nicht, doch in 5 Minuten sollten sie sich gegenüberstehen und mit großen Augen anschauen.

Die beiden Herren waren im Süden von Worcester unterwegs und in den Straßen war wenig Verkehr. Nur der leichte Regen forderte das Glück der viel zu schnellen Autos heraus.  Nicht nur Pfützen und Matsch waren Schicksalsboten, sondern auch der gelegentliche Rollsplitt. An einer Straßengabelung rasten die zwei „Fremden“ unaufhaltsam aufeinander zu und in wenigen Sekunden kreuzten sich ihre Schicksale. Zwei Leben werden aufeinander treffen, die danach für immer verbunden sein werden. Quietschen, krachen und metallische Geräusche, dann ist es still. Aus einem der Wagen hört man lautes fluchen, in dem anderen ist es still  – doch dann öffnen sich beide Autotüren und zwei Herren schleppen sich auf die Straße. Als sie sich gegenüberstehen, verfallen sich schlagartig in eine Schock Starre, denn sie sahen sich so ähnlich, wie ein „Ei“ dem anderen. Nachdem sie sich wieder gesammelt hatten, holten sie ihre Papiere heraus und staunten noch mehr, denn sie hießen beide Frederik Chance. Sie waren früh getrennte eineiige Zwillinge. Dieser Unfall wurde am 26. Oktober 1974 von der Polizei in Worcester aufgenommen.

Solche oder andere „wundersamen Überraschungen“ stehen bei jedem von uns einmal vor der Tür und wirbeln alle sorgfältigen Planungen komplett durcheinander.

Sei stets bereit für das Unerwartete,
denn jeder Tag ist eine Wundertüte.

 

 

 

 

Charles Darwins Evolutionstheorie, oder werden Frauen aus Rippen gemacht?

Ich glaube, er dreht sich noch im Grab um, wenn er diesen ganzen Müll lesen könnte, der über Tiere verbreitet wird. Wer? Charles Robert Darwin?, Vater der Evolutionstheorie? Falls ihr euch nun fragen solltet, wer ist Darwin und was hat er mit Tieren zu tun? So muss ich euch verkünden und das wird einige völlig überraschen, die Wurst stammt nicht aus dem Supermarkt und die Milch nicht von einer lila Kuh.

Unser alter Kumpel Charles hat Zusammenhänge erkannt, auf die unsere Welt bis dahin noch nicht gekommen ist. Natürlich gab es Stress mit mächtigen Glaubensrichtungen, denn wie sollte man dem Volk plausibel erklären, dass Darwins Evolutionstheorie völlig revolutionär ist, da die erste Frau ja bekanntlich aus der Rippe eines Mannes gemacht sein soll. Hier mein Tipp: Mit einem ordentlichen Marketing Konzept, hätten sie diese „Rippen-Nummer“ etwas länger durchhalten können. Es kommt also wie es kommen musste, Darwins Theorie setzte sich durch, denn die Sache mit Adam, Eva und der Rippe war ja nun wirklich verwirrend.

Adam und Eva, die wildeste Love Story aller Zeiten Ⓒ Steffen Reuter

Adam und Eva, die wildeste Love Story aller Zeiten Ⓒ Steffen Reuter

Was hat sich vom damaligen Naturverständnis zu heute verändert? Auch Dank der Arbeit von Darwin, wissen wir heute viel mehr. Aber Vorsicht, wir wollen zwar zum Mars fliegen, aber über das Leben auf unserer Erde hält sich die Flut unserer Erkenntnisse in Grenzen. Zum Beispiel wissen wir über unsere vertrautesten vierbeinigen Begleiter (dem Hund) noch immer sehr wenig und damit meine ich nicht den Körperbau, sondern sein Verhalten. Einer der erfolgreichsten Jäger unseres Planeten ist noch immer ein Rätsel mit sieben Siegeln. Wir wissen bis heute nicht, weshalb der Hai so gut wie nie Krebs bekommt oder mit welchen Sensoren er auf seine erfolgreiche Jagd geht. Wir haben zwar Vermutungen und Theorien, aber diese besagen eigentlich nichts anderes als: Wir haben keinen blassen Schimmer.

Das sind nur zwei Beispiele, aber wenn wir über so wichtige Spezies schon wenig wissen, was klafft da erst über die unzähligen anderen Lebewesen für eine riesige Wissenslücke. Diese Lücken lassen reichlich Platz für Aberglaube und haarsträubende Theorien, damals wie heute. Was würde wohl Charles Darwin zu Massentierhaltung, Zirkus oder den Nackthunden sagen? Oder weshalb wir noch immer nicht mit dem Einklang zwischen Mensch-Natur weiter gekommen sind. Das Gegenteil ist eingetreten. Wir, die Lebensabschnittsgefährten der Erde, waren noch nie so weit von der Natur entfernt wie heute. Mit den Tieren und unserer eigenen Umwelt, gehen wir eben so desinteressiert um, wie zum Beispiel mit Atommüll. Spricht es für ein hochbegabtes Wesen, wenn es für den Preis der kurzfristigen Energie tödlichen, unzerstörbaren Müll produziert? So liegen die Zerfall-Zeiten bei Plutonium bei 24110 Jahren, bei Uran bei 704 Millionen Jahren und bei Tellur bei 7 Quadrillionen Jahren. Einer Zahl mit 24 Nullen!

Wen wundertes also, dass wir bei vollem Bewusstsein (was noch zu beweisen wäre) an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Ihr seht, Charles könnten wir heut gut gebrauchen und damit meine ich ganz bestimmt nicht den ewigen Thronfolger Englands. Wo Unwissenheit, oder noch schlimmer Ignoranz regiert, blüht nicht nur Dummheit sondern auch Aberglaube und Fanatismus

…und Frauen werden dann aus Rippen gemacht.

Charles Robert Darwin Ⓒ Steffen Reuter

Charles Robert Darwin Ⓒ Steffen Reuter

Sollte es jemals eine Zeitmaschine geben, so kommt Charles auf meiner persönlichen Wunschliste, gleich nach Leonardo da Vinci und Kurt Cobain, ganz nach oben. Wobei sich das Tagebuch von Kurt ja recht verstörend liest. Ich glaube, Kurt tausche ich dann doch lieber gegen Jesus, der war ja auch ein „Popstar“, vielleicht der aller erste. Michael Jackson ist nach neusten Umfragen zwar der beliebteste und erfolgreichste Sänger aller Zeiten, aber unser erster „Held“ Jesus, versammelt noch heute über 30% der gesamten Menschheit hinter sich. Das macht ihm so schnell keiner nach. Da Vinci, Jesus und Darwin in einer Runde, was für eine Vorstellung.
Keine Sorge, ich habe keinen Alkohol getrunken  – wobei, wenn ich das jetzt hier alles so lese, sollte ich mir welchen besorgen.

PS.: Falls jemand den Namen Kurt Cobain noch nicht gehört hat, so kann er mit diesem „Nichtwissen“ quietschvergnügt weiterleben, wenn ihr aber Michael Jackson und Jesus noch nicht kennt

…so sollten wir uns Gedanken machen.

Der „Border Collie Wahnsinn“

Nein, es ist keine neu entdeckte Krankheit bei den Border Collies. Sie befällt auch keine Hunde. Dieser ansteckende Virus befällt nur „Zweibeiner“, uns Menschen. Anstatt mit meiner „besseren Hälfte“ ein schönes Wochenende zu erleben, verbringe ich mit der Trial Richterin Sandra Bremicker zwei Tage in einem kleinen Auto (ich als Schreiber). Zugegeben, wir hatten sehr viel Spaß, aber so ganz „normal“ ist das doch auch nicht. Da stellen sich einige von uns Samstagmorgen um 5 Uhr den Wecker, fahren 3 oder gar 4 Stunden über die Autobahn, „nur“ um den eigenen Hund 5 Schafe holen zu lassen. Was auch schon mal nach 30 Sekunden vorbei sein kann (starten, stoppen, schade), weil gerade an diesem Tag so gar nichts funktioniert.

„Das hat mein Hund ja noch nie gemacht“.

Abby Ⓒ Jasemin Be

Abby Ⓒ Jasemin Be

In diesen zwei Tagen mit Sandra habe ich eine ganze Mange gelernt, denn bis dahin wusste ich noch nicht mal genau, wann und wo wie viel Punkte im Trial abgezogen werden  – jetzt schon! Meine zwei Trainingsläufe waren zwar unter aller „Kanone“, aber zumindest hatte ich einige Unterrichtsstunden zur Bewertungen auf Wettkämpfen. Was mache ich aber nun mit meinem Wissen? Voller Entsetzen dachte ich an unseren zweiten Lauf: „gruselig“. Na-ja, was soll‘s, es ist gerade Halloween.

Noch Sonntagabend habe ich über unsere „unterirdische“ Leistung nachgedacht und mich heimlich darüber geärgert. Ich weiß nicht wie es euch allen so geht, aber mich beschäftigt das schon. Doch das ganze wird mir echt zu viel, wenn ich nachts wegen einem lauten Auto kurz aufwache, aber mir dann sofort unser „Grusel-Lauf“ einfällt und ich nicht wieder einschlafen kann. Was soll man gegen diesen „Virus“ machen? Da lag ich doch tatsächlich wach und dachte an die Arbeit mit meinen Hunden. Die Arbeit zu Hause mit meinen über 100 Schafen funktioniert hervorragend, aber auf dem Trial treten wir irgendwie auf der Stelle und teilweise habe ich das Gefühl wieder „rückwärts“ zu gehen. Hilfe muss her. Nochmal zur Erinnerung: All diese „Erkenntnisse“ kamen mir nachts im Bett, neben meiner „besseren Hälfte“ und da sage noch einer: „Der Border Collie Wahnsinn“ sei nicht schlimm“.

Jasi fährt einen großen Mondeo Kombi mit viel Platz und ich einen alten, auch nicht kleinen Geländewagen, doch wenn wir gemeinsam mit unseren 4 Border Collies wegfahren wollen, brauchen wir tatsächlich ein noch größeres Auto. Verdammt, der Virus hat uns voll erwischt.

Was hängen bei euch zu Hause für Bilder an der Wand? Kinder, Landschaften oder Malereien? Bei uns sind es Border Collies. Border Collie auf der Weide, Border Collie auf einem Trial, Border Collie als Welpe oder auch auf einem Border Collie Kalender. Um ein gewisses „Gleichgewicht“ herzustellen, habe ich Fotos von meinen Schafen dazu gehängt, doch ich vermute, für „gesunde, nicht infizierte“, macht das die Sache auch nicht besser.

May Ⓒ Jasemin Be /Ein wunderbares Foto

May Ⓒ Jasemin Be /Ein wunderbares Foto

Bei einem Trainingsbesuch (die Adresse verrate ich lieber nicht), habe ich kürzlich eine Familie vorgefunden, die dieser Virus voll im Griff hatte. Haus-Nr.: ein großer Border Collie mit Zahl, Gartentor: Border Collie Schild, Türklopfer:  Border Collie mit Schaf, Fußmatte: natürlich mit Border Collie Motiv, Border Collie Tassen und auf allen Autos reichlich Border Collie Aufkleber. Ach so, ehe ich es vergesse, ihr 2 Jahre alter Sohn hatte selbstverständlich auch ein Border Collie T-Shirt an
…so, und nun kommt ihr.

Was übrigens diesen „Virus“ selbst betrifft, so meint mein Hausarzt: „Da gibt es kein Gegenmittel“   Ein „Teufelskreis“.

Aber mal ehrlich, schon jeder Tierliebhaber bekommt bei solchen Fotos (z.B. May) einen höheren Pulsschlag. Wie ergeht es dann erst den Border Collie Besitzern selbst? Sie sind quasi hilflos diesen Tieren ausgeliefert und können sich ihrer Faszination nicht entziehen. Dabei gib es von diesen „Wunder Hunden“ zwei große Richtungen: Die ursprüngliche Arbeitslinie und die später entstandene sogenannte Show-Linie. Beide begeistern Millionen Hundebesitzer in der ganzen Welt, aber eins bleibt immer gleich: Jeder Hund braucht seiner Veranlagung entsprechende Arbeit und Beschäftigung.

Die Arbeitslinie muss ein Arbeitsleben führen und alle anderen Border Collies sollten intensiven Sport betreiben. Dabei meine ich aber nicht Spaziergänge, wo man sich mit der Nachbarin zu einem Plausch trifft, sondern Agility, Obidience oder andere anspruchsvolle Sportarten. Dazu kann ich euch versichern, dass auch die Agilityleute ihre Leidenschaft ziemlich intensiv betreiben, denn wen trifft man am Wochenende auf den Autobahnen unserer Republik? Hunde- und Pferdeleute.

Anscheinend geht nicht nur der „Border Collie Wahnsinn“ um.

Deutsche Sprache, …schwere Sprache

Das gilt aber nicht nur für Neubürger in unserem Land, nein, auch wir haben so unsere Probleme mit den Fallstricken im Wort-Dschungel. Das folgende Beispiel von meiner Freundin Jasi könnte auch aus dem Programm von Mario Barth stammen. Nur mit dem Unterschied, alles hat sich genau so zugetragen und jeder Satz wurde original so erlebt. Ich muss noch heute herzlich darüber lachen, doch bei Jasi hält sich die Begeisterung in Grenzen  …ihr werdet erfahren warum.

Jasemin ist gelernte Arzthelferin, hatte aber schon immer eine große Leidenschaft für Pferde. Nicht für irgendwelche, sondern für arabische Pferde. Schön, temperamentvoll, sensibel und schnell. Es kam also wie es kommen musste, Jasi bewarb sich um eine offene Stelle auf einem Reiterhof. Dieses Kleinod der Pferdezucht hatte aber nicht nur Stress und „Knochenarbeit“ zu bieten, sondern vor allem auch Araberpferde. Jasi war glücklich, trotzdem der Wecker jeden Morgen um 05.45 Uhr brutal und völlig rücksichtslos die Nacht beendete. Der Job machte ihr Spaß, die Anzahl der Pferde wuchs auf 50 und der Tierarzt hatte mit diesem Reiterhof auch ein festes Einkommen, denn irgendwas ist ja immer.

Jasi & Mujiza Ⓒ Anna M

Jasi & Mujiza Ⓒ Anna M

Fast automatisch muss ich an meine Zeit im Reitstall Bückeburg denken und da unvergesslich, der für den Stall verantwortliche Olaf. Rätselhafte Verständigungsschwierigkeiten gab es des Öfteren mit Olaf, bis heute. Ein fröhlicher, rundlicher junger Mann, der recht unbelastet von Pflichten durchs Leben ging. Sehr erstaunlich fand ich, dass Olaf zwar keinen blassen Schimmer von Pferden hatte, aber unbedingt in diesem Reitstall aushelfen wollte und noch überraschender, es bis heute macht. Dieser fröhliche „Hans im Glück“ hatte seine eigenen Definitionen von Worten und Sätzen gefunden. „Nach dem Füttern mistest du noch zwei Ställe aus“, hört sich für Olaf so an, dass er nach dem Füttern erst mal eine Pause einlegen soll, um Kaffee zu trinken. Das ist schade, denn „Hans im Glück“ sucht noch immer nach seiner „Goldene Gans“, die er aber durch seine „Verständigungsschwierigkeiten“, oder auch dem fehlenden Glück noch nicht gefunden hatte. Die Welt macht es ihm ja auch schwer, da „erledige bitte“ immer als das Wort „Pause“ bei ihm ankommt.

Nun aber wieder zurück zu Jasi. Viel spannender sind hingegen die regelmäßigen Tierarztbesuche im Stall. Jasi geht stets gemeinsam mit dem Tierarzt von Box zu Box und genau so war es auch diesmal. Nur, dass sie mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war, da ihre geliebte Araberstute Mujiza sich einen Tag zuvor verletzt hatte. Mujiza hört sich für europäische Ohren ziemlich ungewöhnlich an und so bekam ihr Pferd das Kürzel Muschi. Eigentlich waren es die Kinder auf dem Reiterhof, denn keiner von ihnen konnte den Namen je richtig aussprechen, auch ich nicht. Ich gebe zu, Muschi ist nicht ganz glücklich gewählt, aber bei einem Anteil von 90% Frauen im Stall, dann doch nicht ganz so peinlich, sondern eher witzig. Bis dahin war es nur ein Kürzel, was von allen verwendet wurde und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist. Ich habe mich zwar am Anfang gewundert, aber Katzen werden ja auch so gerufen.

Jasi und der Tierarzt gingen also durch den Stall und behandelten einige Kandidaten. Jasi war aber ständig in Gedanke bei ihrer verletzten Stute Muschi. Nun standen sie vor einem der Einstellpferde, dass sich eine Schnittwunde zugezogen hat. Rein in die Box, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. „Das ist zu groß, dass müssen wir klammern“ sagte der Tierarzt. Weiter merkte er an, „die Wunde muss schon eine bestimmte Größe und Tiefe haben, damit sie geklammert werden kann“. Jasi war zwar anwesend, verglich aber diese Wunde mit der Wunde ihre Stute. Plötzlich schoss es, ganz in Gedanken versunken, aus ihrem Mund:

„Na toll, bei uns war es auch so tief, da hätte meine Muschi ja auch getackert werden müssen“.

Noch währen die Worte aus ihrem Mund purzelten, alarmierten einige Gehirnzellen „nicht gut“.
Jasi stand in kurzer Schockstarre und schickte mit aufgerissenen Augen noch das einzelne Wort „Pferd“ hinterher. Leider waren sie nicht allein, denn bei solchen Behandlungen gesellen sich auch Besitzer und Neugierige hinzu. Eines war aber sicher, diese „Behandlung“ hat in der Chronik des Reiterhofes einen festen Platz gefunden und wird in Zukunft auf jeder Weihnachtsfeier erzählt.

Eine Mail von Jasi, später an mich

Hahaaaaa das war lustig, für alle Personen um mich herum
Mir war es peinlich vor allem weil der Tierarzt so ein freches Grinsen im Gesicht hatte

 

 

Scottish Blackface, Schafscherer und Otto I.

Die Zeit rast nur so dahin und es war mal wieder so weite, Schurzeit. Blöd nur, dass ich dieses Jahr einen neuen Frisör benötigte. Der „alte“ ist verrückt geworden denn er wollte bei 120 „Kunden“ 6 Euro pro Schaf. 720,-€ für die Schur?!  Ich glaube, er ist tatsächlich verrückt geworden. Er war pünktlich, zuverlässig, manchmal etwas maulig, aber schon immer zu teuer. Mein Frisör lag bisher bei 4,50 Euro, doch für dieses Jahr hatte er spektakuläre 6,- Euro angekündigt. So ein Mist, dachte ich, dass beschert mir Stress und die Suche nach einem neuen „Haarschneider“.

Scottish Blackface Ⓒ Jasemin Be

Scottish Blackface Ⓒ Jasemin Be

Ich weiß gar nicht warum, aber bei dieser Ankündigung fiel mir eine Geschichte ein, die so garnichts mit Schafen zu tun hat, wie Schokolade mit Düngemittel. Schokolade und Düngemittel? Wie komme ich nun wieder auf diesen Vergleich?  …egal, die 6,- Euro haben mich wohl echt verwirrt. 1913 stand das stolze albanische Volk ebenfalls vor einem Problem und zwar bei der Suche nach einem neuen König. Die Albaner hatten sich gegen das damalige Türkenreich erhoben und sich zu einem unabhängigen Königreich erklärt. Danach bescherte ihnen dieser Umstand großen Stress, vor allem die Suche nach einem Monarchen. Nun ist aber König nicht einfach nur ein Job, den man durch eine Stellenausschreibung besetzen kann, also begann eine weltweite König-Suche. Damit begann aber eine Geschichte, die so unglaublich ist, dass man automatisch meint „ das ist erfunden“. Nein, sie hat sich genau so zugetragen  – wie meine (noch immer) ärgerlichen 6,- Euro. Gerade zu jener Zeit der Königsuche war ein deutscher Wanderzirkus in Tirana unterwegs, so dass auch diese „Wandergesleute“ das albanische Problem mitbekamen. Chronische Geldnot und dem Hang zum Abenteuer trieben zwei dieser Zirkusgesellen zu einer folgeschweren Entscheidung. Sie suchen einen König?  …das können wir doch auch. Der Clown Otto Witte und Schwertschlucker Max Hoffmann, planten ihren „neuen Auftritt“. Otto hatte ein erstaunliche Ähnlichkeit mit den gesuchten Monarchen, so dass er sein Haare färbte, sein Albanisch verbesserte und der Regierung mitteilen ließ: nach langem Auslandsaufenthalt kehre nun der gesuchte König nach Albanien zurück. Ihr glaubt noch immer das ist erfunden? Leider nicht. In der albanischen Geschichte nachzulesen, aber aus Peinlichkeit nie an die große Glocke gehängt worden. Am 10. August 1913, war es dann endlich so weit, der König (alias Otto Witte) kehrte in „sein“ Land zurück, stieg volle Würde aus dem Schiff und begrüßte noch im Hafen sein jubelndes Volk. Drei Tage später, am 13. August 1913 war bereits die feierliche Krönungszeremonie, bei der der neue König von Albanien als Otto I. ausgerufen wurde. Sein Begleiter Max wurde königlicher Berater.

Seine erste Amtshandlung war, „man möge ihm alle sich im Schloss befindlichen Finanzen aushändigen“. Danach verbrachten sie die ganze Nacht im Harem des neuen Monarchen. Am 15. August 1013 ging aber eine überraschende Nachricht im Schloss ein: der echte König kündigte seine Ankunft an und Otto I. sei ein Schwindler. Sofort stürmten sämtliche Wachen in die Gemächer des falschen Königs, doch der war bereits mit seinem „Berater“ und einem Großteil des Geldes verschwunden. Dieser Betrug wurde aus Scham & Peinlichkeit nie in die Öffentlichkeit getragen und nie rechtlich verfolgt, so dass Otto und Max für diese „Rolle“ auch niemals bestraft wurden. Wieder zu Hause angekommen, pussierte Otto Witte sogar einige Zeit als Otto der I. vor der Presse.

Kann mir bitte einer sagen, wie ich von meinem Schaf – Frisör zum albanischen Königshaus komme? Besser gesagt, zu einem ihrer spektakulärsten Ausrutscher?

Schafscherer und Otto I. Ⓒ Jasemin Be

Schafscherer und Otto I. Ⓒ Jasemin Be

Wieder zurück, zu meinen Mädels. Ein neuer Barbier musste ausfindig gemacht werden und fand ihn auf einer Regionalversammlung der ABCD (Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland). Ich habe mein 6,- Euro Problem ganz einfach in die erlauchte Runde geworfen und mir wurde geholfen. „Da kenne ich jemanden, hier ist seine Telefonnummer“. Dieser Satz hat mich glücklich gemacht und habe gleich am nächsten Tag angerufen. Netter Kerl, akzeptabler Preis und auch sonst hatte ich bei Rainer ein gutes Gefühl. Wir wurden uns schnell einig und vereinbarten einen Frisörtermin. 25 Tiere am Stall und 95 im Freien auf der PV –  Anlage. Dumm nur, dass gerade in der Nacht zum geplanten Termin, ein kurzer Regenschauer über uns hereinbrach. Nasse Schafe?! Die können wir nicht scheren. Also konnten wir nur die 25 Damen mit einer neuen Frisur erfreuen, die in dieser Nacht glücklicher Weise im Stall waren  – den „Rest“ später. Dank der Frisörhelferin Jasemin Be, ging auch der zweite Termin glatt über die Bühne, so dass die Damen auch dieses Jahr wieder schick gestylt in den Sommer gehen konnten.

Ende gut, alles gut. Hübsche Mädels, gute Laune und ein neuer Frisör. …nur eine Frage bleibt,wie komme ich auf „Otto I.“?

Caipirinha, Grillen …und Bilder auf Zigarettenschachteln

Heute werfen wir einen Blick in den Zauberwald von Jasemin Be. Jasi`s Leben nenne ich deshalb Zauberwald, da so garnix mit den Maßstäben eines „Otto Normalverbrauchers“ gemessen werden kann. Jasemin ist eine Idealistin in Reinkultur. Nicht nur das sie ihren eigentlichen Job Arzthelferin an den berühmten Nagel gehängt hat, um ihrer Leidenschaft für arabische Pferde folgen zu können, Jasi betreibt auch sonst alles mit viel Energie und Überzeugung. Das gleiche gilt natürlich auch für ihre Fotografien. Sie macht viele „verrückte Sachen“, die aber nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass Jasi auch ein sehr tiefsinniger Mensch ist. Geht es zum Beispiel um Tiere, ist ihre Toleranzgrenze quasi auf null, denn Tiere sind ihr Leben.  …das kommt mir bekannt vor.

Jasemin Be und ihr Pferd Ⓒ Jasemin Be

Jasemin Be und ihr Pferd Ⓒ Jasemin Be

Ramona und Hardy hatten sich angesagt und der Plan war: Grillen auf der Wiese mit Übernachtung im Wohnwagen. WOW, dachte ich, die zwei rücken mit echt großem Gerät an. Ein VW-Amarok plus Monster-Wohnwagen, alles „nur“ für einen Grill-Abend, was sich aber später als super herausstellte. Zu unserem Plan gehörten aber auch, Caipirinha so viel das Herz begehrt. …und unsere Herzen begehrten reichlich. OK, eigentlich waren es unsere Geschmacksnerven, die nicht genug von Caipirinha bekommen konnten.

Caipirinha Rezept

4-6 cl Cachaça
1/2 Limette
etwa 2 gehäufte Teelöffel Rohrzucker
Crushed Ice

Die halbe Limette wird in kleine Stücke (1/8) geschnitten und zusammen mit dem Zucker in einem stabilen Glas zerquetscht. Anschließend wird das Glas mit Crushed Ice aufgefüllt, den Cachaça hinzugegeben und umgerühren. Das mit den 4 cl haben wir wohl nicht immer so ganz genau genommen. Ich tippe auf 6 cl. Ein himmlischer Geschmack, aber teuflisch hinterhältig

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Tolle Grill-Nacht Ⓒ Jasemin Be

Wir hatten Riesenspaß, denn unsere Gäste (Ramona und Hardy) schwebten gerade auf Wolke 7, der Grund: 3 Wochen Urlaub. Aber auch sonst konnten wir vier viel Witziges, Unterhaltsames und Unsinniges erzählen. Ein toller Grill Abend …Nacht.  Auch die schönste Grill-Nacht endet einmal, doch nach einer Caipirinha Nacht, hat der liebe Herrgott das schlechte Gewissen gesetzt, was uns aber vermutlich nicht davon abhalten wird, diese Runde zu wiederholen.

Einer der vielen Caipirinha war wohl schlecht, so zumindest die erste Vermutung am nächsten Morgen.  Der Vormittag bescherte uns ein üppiges Frühstück, gute Laune und einen Besuch bei meinen Schafen. Bis wir uns gegen Mittag verabschiedeten. Ich hatte aber so meine Zweifel, dass alle ohne Zwischenstopp bis nach Hause kommen würden, denn bereits am Morgen bekundete Jasemin ein gewisses „Unwohlsein“.

Es kam also wie es kommen musste, auf dem kurzen Heimweg legte Jasi ein Pause ein. Sie fuhr auf eine Tankstelle an der B6 und wollte eigentlich nur eine kleine Runde gehen, um frische Luft zu schnappen. Ist man aber schon mal an einer Tankstelle, könnte sie auch gleich noch Zigaretten holen. Ein extrem gut gelaunter Verkäufer begrüßte sie und sprach mit gebrochenem deutsch „einen wunder schönen guten Tag junge Frau, was kann ich für sie tun“. Dabei hatte er ein so breites Grinsen im Gesicht, als würde er nichts lieber in seinem Leben tun, als in diesem Shop zu stehen. Super freundliche Verkäufer in Deutschland?! Da ist man schon mal verwirrt.

Ich hätte gern eine Schachtel Zigaretten ohne Bild. „Ach junge Frau, wenn sie das Bild nicht sehen wollen, gibt es ein Lösung.“ Daraufhin gibt er nicht die Schachtel heraus, sondern fängt an zu kramen und bringt eine Schere ans Tageslicht. Eine Schere? dachte Jasi. Hinter ihr bildete sich bereits eine Schlange, doch er fing seelenruhig an zu basteln. Schnipp schnapp und die Bilder auf der Zigarettenschachtel waren verdeckt. „Bitte schön junge Frau, die Bilder sind jetzt verdeckt“ …auch die wartende „Schlange“ war begeistert. Er hatte kurzerhand einen Text-Schnipsel von einer anderen Verpackung ausgeschnitten und passgenau über die Bilder geschoben. Das alles noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er hatte offensichtlich Freude an seinem Job und wollte jeden seiner Kunden glücklich machen.

Unglaublich Ⓒ Jasemin Be

Unglaublich Ⓒ Jasemin Be

Unglaublich, aber auch liebenswürdig „schräg“.

Wir waren wild…

Erinnerung an eine wunderbare Zeit.
Meine Kindheit war toll. Nicht alle können das sagen und das ist schade, denn mit einer glücklichen Kindheit haben wir einen guten Start in das Leben, welche Überraschungen dieses auch immer für uns bereit hält. Die Ferien verbrachte ich meist bei meinen Großeltern auf dem Land. Zwischen Hunden, Katzen, Hühnern und Bienen. Eine Welt voller Wunder, Spass und ganz viel Natur. Auch mein Urgroßvater Martin Vogel ist mir noch schwach in Erinnerung. Ein alter Herr mit Schnauzbart und Taschenuhr in der Weste, eben ein Mann vom „alten Schlag“. Fleißig, bescheiden aber immer irgendwie der Boss. Er hatte meist eine Pfeife im Mund und war sehr gelassen. Heute würde ich sagen: er war richtig cool. In seinem Wohnzimmer hing ein „Monster“.  Das Monster hieß Kuckucksuhr, oder besser gesagt ein Vogel an ihr, der mir damals riesig vorkam und mich immer bedrohlich anschaute. Wie oft waren wir gemeinsam im Bienenhaus und haben Bienenwaben geschleudert. Es war eine tolle Zeit, spannend und immer ein großes Abenteuer.

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Zwei Freunde @ Hardi Schaarschmidt

Mein Großvater Rudi kam aus dem Schwarzwald, „ein Baum von einem Kerl“. Im Krieg war er Marine Offizier und ziemlich selbstbewusst noch dazu. Wie das Leben aber so spielt, diente der
Bruder Hans meiner Oma Else als Matrose zufällig auf dem gleichen Schiff. Bei einem der täglichen Kontrollgänge, bemerkte er im Spind des Matrosen Hans ein Foto. Dieses eine Foto, mit einer hübschen Frau, sollte noch so einiges verändern.

„Wer ist das? Ihre Frau?“ fragte Offizier Kopper. „Nein meine Schwester“. „Ist sie verheiratet?“ Ja Herr Offizier. Ihr Mann ist auch an der Front“. So verging einige Zeit und zwischen den beiden entstand ein Vertrauensverhältnis (Freundschaften waren nicht so gern gesehen, schon gar nicht zwischen Offizier und Matrose)  Matrosen Hans aber den einen oder anderen Tag Sonderurlaub. Leider starb er bei einem Einsatz, so dass wie üblich alle persönlichen Dinge an seine Heimat Adresse geschickt werden sollten. In diesem Fall übernahm es der Offizier Rudi Kopper selbst und überbrachte die schreckliche Nachricht persönlich. Aus dieser Begegnung entstand nach dem Tod ihres Mannes (er starb in Stalingrad), erst eine Freundschaft und dann eine Liebe, die sie bis zu ihrem Tod vereinte. Hört sich fast wie die Story aus  einem alten Schwarz-weiß-Film an, bei dem es immer ein Happy End gibt  – aber so war es bei meinen Großeltern, Else & Rudi.

Nun sind beide schon lange Tod, aber ich denke oft an sie.

Einige Jahre später kamen wieder Abenteuer auf mich zu, doch diesmal ohne Hühner, Bienen oder Kuckucksuhr. In der Schulzeit waren wir „The Big Five“ – fünf Freunde. Olaf, Frank, Ullrich, Heiko und ich. Wir saßen alle noch auf der Schulbank und hatten doch nichts anderes als Partys, Konzerte und Disco im Kopf. Frei nach dem Motto: Was geht es uns an,  was später ist. Erstaunlicher Weise hatten wir aber nicht die schlechtesten Noten. Erstaunlich deshalb, da wir Hausaufgaben und sonstige Lernaktivitäten für pure Zeitverschwendung hielten. Dummerweise wohnte der Schuldirektor direkt neben mir und das fand ich ganz und gar nicht witzig. Er war Dr. von „irgendwas“, trug graue Anzüge, weiße Hemden mit Krawatte und einen „Beamtenhaarschnitt“, wie man ihn sich in den schlimmsten Klischees nicht vorstellen konnte. Klaus Förster ließ sich von all seinen Untergebenen, von seinem „Volk“ mit Herr Dr. Föster anreden. Wir hatten aber herausgefunden, dass er auch auf Kotzbrocken und Sklaventreiber reagierte.

So lange er uns nicht „belästigte“, hielten wir Waffenstillstand, denn schließlich hatten wir ganz andere Pläne. Dieser unausgesprochene Waffenstillstand endete an einem ganz normalen Tag in einer Pause. Wir hatten Tickets für ein cooles Konzert am Wochenende gekauft und Frank die „Super“-Idee, alle zu erschrecken, die Karten in seine Tasche zu stecken und wegzulaufen. Wir natürlich hinterher. Olaf kam auf einen noch schlaueren Einfall, ihn mit einem nassen Handtuch die verdiente Strafe um die Ohren zu klatschen. So rauschten wir durch das komplette Gebäude. Dann lauerten wir dem dreisten Dieb hinter einer Tür auf und hörten ihn kommen. Olaf holte aus und das Handtuch wickelte sich mit seltsamen Geräuschen um den Kopf.

Blöd war nur, dass unser Lärm auch noch andere auf den Plan gerufen hatte. Das nasse Handtusch hing nicht Frank, sondern Dr. Förster vom Kopf, dem Kotzbrocken. Nach einem kurzen Schock wussten wir alle, dass bedeutet Ärger. Das ehrwürdige Gebäude des Nexö Gymnasiums war plötzlich totenstill, denn diese „Klatsche“ hatten auch andere gesehen. Natürlich waren wir nicht immer so und hatten auch ganz normale Tage, aber solche Ereignisse ragen in den Erinnerungen immer heraus. Wegen dieser „Klatsche“ hatten wir eine ganze Menge Stress und bereiteten uns eigentlich schon auf einen Schulverweis vor. Die Eltern wurden einbestellt, für jeden von uns eine schriftliche Abmahnung und vor versammelter Mannschaft erhielten wir eine Verwarnung, mit der Bemerkung: bei einer weiteren „Auffälligkeit“ würden wir der Schule verwiesen.

Puuh, nochmal Glück gehabt.

 

Nach diesen Ereignissen konnte aber keiner von uns tiefsinnig über diese „Klatsche“ nachdenken, denn wir hatten bereits eine neue Mission, unsere eigene Diskothek und haben es damals doch tatsächlich geschafft, eine eigene Disco auf die Beine zu stellen

…aber das ist bereits eine andere Geschichte.