Der Mensch ist eigentlich ein „Kulturaffe“ und noch so sehr mit seinen Wurzeln verbunden, dass er sich im ständigen Wettstreit zwischen Vernunft und Instinkt befindet. Das streichen wir immer sehr elegant aus unserem Bewusstsein. Nimmt man 100.000 Jahre Menschheitsgeschichte als Maßstab, erscheint die nicht überraschende Erkenntnis, dass wir über 90% unseres Mensch-seins als Jäger zugebracht haben. Sorry, aber auch ohne Studium sollten jedem die Auswirkungen klar sein. Hierarchie, Jagderfolg und Beute spielen auch heute noch eine deutlich größere Rolle als viele meinen. Statussymbole, Eigentum oder der vorzeigbare Partner, sind da nur Teile davon, aber auch sie wurzeln in unserer tierischen Vergangenheit. Wenn Ihr also demnächst einen Mann seht, der einen auf King macht, so wisst Ihr, da folgt jemand seinen Urinstinkten. Er ist mit seiner Rangordnung unzufrieden, sucht Anerkennung und eine Partnerin.
Politiker haben diese zur Schaustellung zur „Kunst“ erhoben. Angeblich befreundete Staatsoberhäupter begrüßen sich innig, mit Umarmung, Körperkontakt und Küsschen
– ich hab dich lieb, wir sind gleichrangige „Jagdgefährten“
Angeblich nicht befreundete Politprofis begrüßen sich nüchtern mit Händedruck und
meiden den Körperkontakt. Dies geschieht auch ganz demonstrativ.
– ich hab dich nicht lieb, ich stehe über dir
Natürlich ist das alles nur ein Schauspiel, aber diese Schauspiel-Kunst wird angewandt, weil es die Menschen verstehen –oder so verstehen sollen. Irgendwie ist das doch alles verlogen und aus den gewählten Volksvertreten ist eine eigene Kaste geworden, die in ihrem eigenen Universum leben. Auch bei Banken und Rechtsanwälten habe ich manchmal den Eindruck, sie reden in einer Sprache, die ich gar nicht verstehen soll und untermauern so ihr Überlegenheitsgefühl. Oder bin ich einfach nur zu dumm dieses unverständliche „Kauderwelsch“ zu dekodieren?
Jagderfolg, Hierarchie und Paarung haben heute noch immer eine dominierende Bedeutung, nur heißen sie heute Ehrgeiz, soziale Stellung und Sex, wie vor 100.000 Jahren. Diese Vergangenheit hat uns aber auch Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben, die uns dahin gebracht haben wo wir heute sind. Ohne jenen Jagdinstinkt hatte sich der Mensch nie Ziele stecken und Strategien erarbeiten können. Diese Instinkte und jener Eroberungsdrang, haben uns in neue Regionen vorstoßen lassen, um unsere Lebensumstände zu verbessern. Selbst das gemeinsame Essen in einer Großfamilie ist ein Ritual aus ganz alten Zeiten. Ihr werdet vielleicht staunen oder gar lachen, aber die gemeinsame Einnahme der Mahlzeit ist das Teilen der Beute und wird seit Urzeiten praktiziert. Sitzt ihr an einem elegant gedeckten Tisch, mit leckeren Speisen und gutem Rotwein, seid ihr auf der geschichtlich sicheren Seite – Aufteilung der Beute. Nur dass ihr sie nicht selbst erlegt, sondern gegen kleine Papier-Scheine eingetauscht habt.
Ich erinnere mich nur wiederwillig und mit „Schmerzen“, an einen Zeitgenossen, der ein wirkliches Prachtexemplar zum Thema Machtgehabe darstellt. Aus beruflichen Gründen, hatte ich es mit einem Handwerksmeister zutun, der wiederum häufig für einen großen Autohersteller tätig war und vermutlich auch noch ist. Nicht das er nur ein Angeber, Wichtigtuer und „Großkotz“ darstellt, nein, er hatte auch positive Seiten, denn fachlich war er ein Spezialist, doch menschlich unerträglich. Seine Rhetorik war voll von eigenen Höchstleistungen und Eigenlob, so dass man als Gegenüber irgendwann auf „Durchzug“ schalteten musste, oder leichte Übelkeit verspürte.
Mögliche Hilfe, auch bei 15 PS „Rückstand“
Unter anderem hatte er seinen Firmenwagen auf 505 PS umrüsten lassen, sich aber permanent darüber geärgert, dass auf dem Prüfstand, bei dem Auto seines Vaters 520 PS angezeigt wurden. Das war für ihn ein echt „harter Rückschlag“ und kaum zu verkraften. Bei einer gemeinsamen Fahrt durch das weitläufige Betriebsgelände des Autobauers, erlebte diesmal ich einen Albtraum. Sein Sportauspuff war schon im „Normalbetrieb“ grenzwertig, aber immer wenn wir an Personen vorbei fuhren (…und das waren ziemlich viele) gab er völlig sinn frei Vollgas. So heftig, dass ich das laute Dröhnen noch heute im Ohr habe. Dieser Auftritt war mir derart peinlich, dass ich im Beifahrersitz immer kleiner wurde und im Nachhinein diesen Geschäfts-Kontakt, mit den Worten: „ er ist ein Idiot, mit dem möchte ich nicht arbeiten“, an meinen Geschäftsführer abgegeben habe.
Wichtigtuer und Machtgehabe kommen immer wieder als lästiges Übel auf uns zu, aber seien wir Nachsichtig, denn sie folgen nur ihren Instinkten, wie Schlangen, Hasen oder Mäuse.
Mit diesem Vergleich sind sie zwar noch immer lästig, aber ein ganzes Stück kleiner.
Kulturaffe- schöner Begriff! Er ist verschiedenartig auslegbar…- doch sehr interessant! Wir Menschen leben mit dem Wettstreit- zwischen Vernunft und Instinkt, doch wer nimmt das schon immer bewußt wahr? Oder lassen wir uns die Mehrheit aller Dinge doch vorgeben- von wem eigentlich? Wer sagt uns noch mal, was gut und richtig oder falsch und schlecht ist, was krank oder gesund, schön oder hässlich, cool oder uncool, in oder out, … ist? Politik? Wissenschaft? Geldgier? Wichtigtuer? Wer hat denn noch „Rückrad“ und traut sich- er selbst zu sein? Vorausgesetzt natürlich, daß er es herausgefunden hat… Na ja… Wie Du merkst, setzt der Text Einiges in Gang und hoffentlich nicht nur bei mir. LG
Vielen Dank für Deine wertvollen Anmerkungen. Du hast Recht, wir sind es viel zu sehr gewohnt, immer mit dem Strom zu schwimmen, denn es ist ja so viel einfacher.
Dazu fällt mir der etwas provokative Spruch ein: „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“
Liebe Grüße
H.P.Schaarschmidt
Gefällt mir: „Nur Tote Fische schwimmen mit dem Strom!“ Provokant , aber sehe ich auch so. Einer meiner Lieblingssprüche ist: “ Um zur Quelle zu kommen, mußt Du gegen den Strom schwimmen.“ LG