Er ist in unserer Welt seit Jahrhunderten zu dem Wappen-Tier „aufgestiegen“, wie kein anderes Tier. Als übergroße Eingangsfigur prangt er vor Schlosseinfahrten, öffentlichen Gebäuden und ist die Zierde im Wappen vieler Königshäuser. Mit seiner beeindruckenden Mähne liegt er majestätisch auf einer Anhöhe und beherrscht die Tierwelt. Der Löwe: mutig, edel und stolz.
Einen größeren Unsinn habe ich nie gehört.
Dies ist einfach nur eine dumme Erfindung von uns Menschen. Wenn es denn unbedingt ein erfolgreiches Tier im Wappen sein soll, so müssten alle einen Hai abbilden, denn dieser ist so perfekt, dass er zu den Glanzstücken der Evolution gehört.
Dieser Jäger ist mehr als nur effizient und so vollkommen, dass ihn die Natur seit Millionen Jahren nicht mehr verbessern konnte, und zwar seit über 400 Millionen Jahren – Haie gab es schon vor den Dinosauriern! Bei unserem allseits geliebten Wappentier-Löwen sieht die Sache schon ganz anders aus, wobei diese angeblichen majestätischen Tiere stellvertretend für vieles aus der Tierwelt stehen.
Den größten Anteil an vielen tief verwurzelten dummen Vorstellungen, haben die Medien. Denken wir an Moby Dick, King Kong oder Bambi, um nur einige zu nennen. Man kann über diese Filme denken was man will, sie sind Kunst, mehr aber auch nicht. Dumm nur, dass viele Menschen diese „Kunst“ auf ihren Alltag übertragen.
Seit dem Film „Der Weiße Hai“, der 1975 von Steven Spielberg verfilmt wurde, ist dieser perfekte Jäger einer der meistgehassten Meeresbewohner. Pro Jahr werden über 200.000 Haie getötet. Dabei ist die Chance, vom Blitz getötet zu werden ebenso „groß“, wie im Magen eines weißen Hais zu landen. Ausgenommen ist die Variante, man springt mit einer blutenden Verletzung in ein Haifischbecken, dass zählt nicht.
Bei den Löwen ist die Schieflage ähnlich, nur in die entgegengesetzte Richtung. Im Gegensatz zu vielen anderen Spezies, enden Hierarchie-Kämpfe bei den Löwen nicht nur mit schwersten Verletzungen, sondern oft mit dem Tod. Diese Machtstreitigkeiten zeigen die volle und ungeschönte Gewalt der Natur.
Er ist schnell, schlau und kann mit einem Prankenhieb seine Beute oder Nebenbuhler töten. Auch ein Märchen, denn entweder jagt er kleineren Tieren die bereits getötete Beute ab, frisst Aas oder über lässt die Jagd den Damen im Rudel. Ca. 90% der tatsächlich gemachten Beute werden nicht von den „stolzen“ Herren gerissen, sondern von den weiblichen Rudelmitgliedern. Sie sind die eigentlichen guten Jäger und sorgen für einen reichlich gedeckten Tisch. Um nun auch zu unserem letzten Beispiel für völlige Fehleinschätzung zu kommen, schauen wir auf die Aufzucht der Jungen. Der Rudelführer kümmert sich so gut wie gar nicht um den Nachwuchs, außer dass er sein Rudel vor fremden Löwen oder andern Jägern beschützt. Soweit ist in unserer Löwenverehrung noch alles in Ordnung, …bis auf ihr Verhalten in mageren Zeiten. Naturforscher haben in der Serengeti herausgefunden, dass in trockenen mageren Perioden erwachsenen Tiere die wenige Beute zunächst für ihr eigenes Überleben unter sich aufteilen und im Ernstfall ihre Jungen verhungern lassen. Für kritiklose Löwenfans sicher ein Schock, aber für die Natur logisch, denn nächstes Jahr könnte neuer Nachwuchs kommen.
Nur, wenn wir die Natur so sehen, wie sie tatsächlich ist, haben wir eine Chance Teile von ihr zu erhalten. Ein Löwe in Gefangenschaft ist ein lebender-toter Löwe, wie die Indianer im Reservat.
Sie waren auch im Recht und haben dennoch auf ganzer Linie verloren – bis heute.
Sorry, dass diese Zeilen weder witzig, noch unterhaltsam sind, sie machen mich betroffen.
Sehr schöner Beitrag. Habe kürzlich etwas von Ihnen in unserer Hundezeitung gelesen, war auch gut. Vielleicht könnten Sie auch für uns tätig werden.
Beste Grüße aus Wien
Ulla Wiebach
Vielen Dank Ulla
und herzliche Grüße in das schöne Wien.
H.P.Schaarschmidt