Was? Wo willst du hin? Kulmbach? Du bist ganz schön „verrückt“, das sind doch bestimmt 400 Km. Na- ja, was sollte ich dazu sagen, die Trial-Gemeinde in unserem „Ländle“ ist sehr überschaubar und im Süden habe ich noch nie am Startpfosten gestanden. Falls also nichts mit meinen Tieren anliegt und sich der Autobahn-Krieg in Grenzen hält – so war der Plan – sollte es südwärts gehen. Kurz vor der Abreise habe ich nochmal meinen Beraterstab zusammengeholt und das waren: Der Autobahndirektor, der Wetter Gott, der Motivationstrainer und der Kassenwart. Was waren ihre Aussagen? Auf der Autobahn findet eine Völkerwanderung statt, das Wetter ist wechselhaft, gute Motivation – sofort losfahren und der Kassenwart: Die Reise ist gestrichen. Das war alles nicht wirklich hilfreich, aber zumindest einen Überblick zum aktuellen Stand. Den Miesmacher Kassenwart ignoriere ich ganz einfach, verbünde mich mit dem Motivationstrainer und packe meine Sachen. Die A7 ist in der Regel so gefährlich, wie ein Minenfeld, doch an diesem Freitagnachmittag hatten sich alle 80 Millionen Bundesbürger am Autobahnkreuz Kassel verabredet. Ich war einer davon und das Ganze glich tatsächlich einer Völkerwanderung – wenn ich es recht überlege, eher den „Kreuzzügen“, wegen der Aggressionen und so… Es ging aber besser als gedacht und ich konnte „unbeschadet“ zum angekündigten Vorabendessen erscheinen. Die Wirtschaft war schnell gefunden, denn es gab in diesem Örtchen nur eine. Das allererste was ich gelernt habe, „wir sind nicht in Bayern, sondern in Oberfranken“. Wichtig! Als ich in die Runde fragte, was man hier so trinkt, erhielt ich von Claudia Gebelein (ganz liebe Grüße) die Antwort: „Radler mit Eigen-Urin“. Ok dachte ich, die „Oberfranken“ sind witzig, deftig und gerade heraus – das passt.
So, der erste Tag ist vorbei. Nette Veranstalter, familiäre Atmosphäre, steiles aber tolles Feld, eine faire Richterin Jeanny und super Schafe. Ich aber, habe eine Lehrstunde zum Thema Hundeausbildung, Geduld, Selbstbeherrschung und Durchhaltevermögen erhalten. Meine Abby war außer Kontrolle und ich danach zum ersten Mal deprimiert. Klar weiß ich, dass dies falsch ist und so gar nichts bringt, aber hallo, man ist auch nur ein Mensch. Nachdem am Nachmittag netter Weise alle noch einen Trainingslauf erhielten und wir (Abby und ich) auch diesen Durchgang wieder „versemmelt“ hatten, war es mit meiner guten Laune endgültig vorbei. „Verdammt“ dachte ich „was läuft denn da ab?“ Das können wir doch viel besser. Ich gebe es zu, mein Zustand bewegte sich nun zwischen Enttäuschung und Ärger …auch wieder falsch. Was waren aber an diesem Tag die Fehler? Ich habe falsch reagiert und konnte Abby nicht die nötige Ruhe geben. „Eigentlich“ wollte ich nach weiteren vernünftigen Läufen mit ihr in die Klasse 2 wechseln, aber nach diesem Desaster, ist das erst mal „gestorben“.
An alle da draußen, die das Gefühl haben, mit ihren Hunden bei der Ausbildung auf der Stelle zu stehen: „Ihr seid nicht allein“. Was ist aber das „Geheimnis“? Sich Unterstützung holen und weitermachen. Wow, das ist ja gar nicht so schwer, sondern fordert „nur“ unser Durchhaltevermögen. Braust man dann schon mal 400 Km südwärts zu einem Trial und fährt alles vor die Wand, so jubelt man natürlich nicht wie nach einem Lottogewinn, aber auch das ist eine wichtige Erfahrung. Hört sich ziemlich schlau an, aber in Kulmbach habe ich genau zu diesem Thema eine Bruchlandung hingelegt. Warum? Nicht weil wir am Samstag keinen guten Job abgeliefert hatten, nein, sondern weil ich hinterher enttäuscht gewesen bin.
Das war der tatsächliche Fehler – mein Fehler.
Sonntag: Neuer Tag, neues Glück. Noch im Frühstücksraum der Pension Grampp in Kulmbach, die im Übrigen fantastisch ist, habe ich das Trialfeld vor Augen und überlegt, was ich beim Handling ändern könnte. Vielleicht sollten Abby und ich auch mal ein ernstes Wort miteinander sprechen, wobei ich ihr erkläre, dass diese 5 Damen vorsichtiger zu bewegen sind. Wie schon gesagt: Neuer Tag, neues Glück.
Dieser Sonntag brachte uns zwar den 3. Platz, war aber alles andere als eine Sternstunde deutscher Trial Geschichte. Sehen wir es positiv, dieses Wochenende hat lehrreiche Spuren hinterlassen und das ist ja auch schon mal was. Zwei der ganz wichtigen Aufgaben, die ich mit nach Hause nehmen konnte waren: An mir zu arbeiten um stets neutral zu bleiben und die Kommandos konsequenter durchsetzen. …das nennt man wohl Hausaufgaben.
Schön war`s, mit einem Hauch von Luxus, den direkt an der Weide einen Kaffeeautomaten zu haben, der alle Wünsche erfüllt, ist schon was Besonderes. WOW sage ich da nur, aber das bekommt man wahrscheinlich, wenn man südwärts fährt.