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Die Gefühle der Tiere

Von Hunden, Schafen und Raben
Raben haben bemerkenswerte Fähigkeiten. Sie können sich nicht nur an ein Gesichter erinnern, ob es nett oder unfreundlich war, zudem scheinen sie auch das Wissen von anderen Vögeln aufnehmen zu können. Dies setzt ein hohes Level an logischem Denkvermögen voraus. Diese und andere grandiosen Fähigkeiten, haben ihn schon den Ruf eingebracht, aus einer anderen Welt zu sein. Zum Beispiel aus der Unterwelt. Vor vielen hundert Jahren, konnte sich niemand vorstellen, dass dieser Vogel so intelligent ist und nach eigenen Lösungswegen sucht. Diese Vögel haben ein sehr kleines Gehirn und werden deshalb meist unterschätzt, doch durch ihre hohe Neuronen-Dichte machen sie dies mehr als nur wett.

Die inneren Prozesse vieler Tiere sind genauso komplex wie die von uns Menschen. Der Unterschied besteht nur darin, dass wir „Zwei-Beiner“ sie mit Sprache ausdrücken können.

Wir Menschen können über unsere Gefühle reden. Die Raben verfügen auch über derart unglaubliche emotionale Fähigkeiten, dass sie sogar Artgenossen trösten, wenn diese bei einer Auseinandersetzung unterlegen, waren. Zudem haben sie ein ausgeprägtes Verständnis für ihre Rolle im eigenen Sozialgefüge. Nach einem verlorenen Zweikampf zieht sich der Verlierer zitternd in eine Ecke zurück und alle anderen halten Abstand. Bist sich einer vorsichtig nähert und ihm durch vorsichtige Berührungen aufmuntert. 

Raben-Test http://www.schaf-land.de

Die Raben sind auch einer der wenigen Nicht-Säugetiere, die den „Spiegeltest“ bestehen. Sehen sie im Spiegel Flecken auf ihrem Gefieder, fangen sie an sich zu putzen. Dieser Versuch belegt eindeutig das Ich-Bewusstsein und ist die Folge der enormen Neuronendichte. Raben sind sogar so interessant, dass sich ganze Wissenschaftszweige mit ihrem Verhalten beschäftigen.

Geduldsprobe
Ein Border Collie wirkte in Wien an einer Studie mit, die das Thema Lob und Motivation untersuchte. Dieser Hund hatte durch langes Training gelernt, reglos in einem Magnetresonanztomographen zu liegen.

Border Collie - Schaf-Land
Border Collie http://www.schaf-land.de

Border Collie

Das Ergebnis dieser Forschungsreihe brachte es ans „Tageslicht“ das bei bestimmten Ansprachen durch den vertrauten Hundebesitzer, ein ganz bestimmtes Gehirn-Bereich aufleuchteten. Es waren die Gehirn-Bereiche, die beim Menschen auf lobende Worte und Motivation reagieren.

Wenn man Emotionen bei Tieren allgemein anerkennt, dann wird diese Erkenntnis moralisch relevant. Tiere sind nicht wie Steine, sondern fühlende Wesen wie wir.

Selbst die heutige Wissenschaft erkennt an, dass sich Emotionen nicht allein beim Menschen entwickelt haben. Wir Menschen mögen Hunger und Durst nicht als Emotionen ansehen, die aber auch „innere„ Zustände auslösen. Die Vorstellung, das unsere Umfeld ein pulsierendes emotionales Leben ist, erfüllt mich mit Freude. Ur-Emotionen lösen bestimmte Handlungen aus. Klassische Gefühle wie Liebe und Trauer mögen zunächst tiefgründiger erscheinen, sind aber qualitativ nicht anders.

Behandeln wir unsere Hunde also immer mit Respekt und
schätzen ihre individualen Fähigkeiten.

Gedächtniskünstler
Ein Schaf wägt zwei Zahlen ab und wählt diejenige aus, die es zu erkennen gelernt hat. Schafe sind darin richtig gut und können sich auch Gesichter merken, eine Fähigkeit auf hohem Niveau. Schafe leben zwar bekanntlich in Herden, man kann aber auch gut mit einzelnen Tieren Arbeitern. Sie vertrauen ihren Betreuer, was eine große Anzahl an emotionaler Intelligenz voraussetzt.

Scottish Blackface - Schaf-Land
Scottisch Blackface Schaf http://www.schaf-land.de

Scottish Blackface Schaf

Das wissenschaftliche Bestreben, das Seelen-Leben von Tieren zu bestimmen ist zwar noch jung, aber nach wie vor sehr umstritten. Für englische Hüte-Trialisten ist der Satz: Du musst dir den Weg deines Hundes denken, völlig normal, nur bei uns in Deutschland (und anderen Ländern) ist dieser Satz mehr als umstritten. Wenn sogar Vögel mitfühlend sein können, was spricht dann dagegen, dass vertraute Hunde sogar mentale Verbindung mit uns aufnehmen können ?! Bei menschlichen Ur-Völkern war diese Fähigkeit sogar überlebenswichtig. Auch wenn wir, in unserer angeblichen Hochkultur, diese Fähigkeit verloren haben, so spielt sie in der Natur noch immer eine große Rolle.

Schaf-Herde http://www.schaf-land.de

Scottish Blackface Herde

Wer weiß schon, dass es in einem festen Schaf-Herden Verband Streit geschlichtet wird und der streitsüchtige Widersacher am Ende sogar hart bestraft und sogar regelrecht verprügelt wird ? Schafe, Hunde oder gar Vögel werden von uns Zwei-Beinen meist vorschnell als unwissende und niedere Geschöpfe abgetan, was aber nur seine Berechtigung hat, weil wir ihr Wesen und ihre Talente leider nicht verstehen (wollen), den wir selbst halten uns ja als die Krönung der Schöpfung – eigentlich sogar als die Krönung im ganzen Universum.

Seien wir „Zwei-Beiner“ besser etwas bescheidener, stapeln lieber tief statt hoch und denken über unsere fehlerhaften, immer noch Trieb gesteuerten, Verhaltensweisen nach.

Dr. Peter Wölkchen

Dr. Peter Wölkchen ist 61 Jahre, hat Biologie und anschließend Mathematik studiert. Er sagte einmal, Zahlen machen ihn glücklich. Dr. Wölkchen trägt graue Anzüge und war noch nie unpünktlich an seiner Arbeitsstelle. Alle Menschen ohne Anzug hält er für Kommunisten und seinen Postboten traut er ebenfalls nicht über den Weg, er wolle ihn nur ausspionieren  – bestimmt arbeitet er heimlich für die Russen. Jeder Morgen beginnt nach einem genau durchstrukturierten Ablauf. 06:00 Uhr aufstehen, 06:05 Uhr Bad, 06:15 Uhr Kaffee anstellen und 06:23 Uhr zwei, mit Käse belegte, Scheiben Toast essen. Die Kaffeemaschine benötigt exakt 8 Minuten, so dass 06:30 Uhr das Frühstück beendet werden kann.

Danach widmete sich Dr. Wölkchen der wichtigsten Tätigkeit am Morgen, dem Ankleiden. Sein Motto: Bist du nicht korrekt gekleidet, dann gehe besser nicht aus dem Haus. Seine Vorstellungen von korrekter Kleidung bestehen aus schwarzen Schuhen, schwarzen Socken, aus einem grauen Anzug mit weißem Hemd und einer immer absolut präzise gestellten Uhr. Da er etwas Schwung in sein Leben bringen wollte, lies er seit zwei Tagen die Krawatte weg und kam sich dabei etwas verwegen vor. 06:50 Uhr war es wieder vollbaracht, die Kleider saßen perfekt. Er schaute auf die Uhr, 06:51 Uhr, seine Stirn runzelte sich, er war 01 Minute in Verzug. Das muss beim nochmaligen Binden der Schnürsenkel passiert sein, aber schließlich waren die Schleifchen nicht gleichmäßig.

Dr. Peter Wölkchen H.P.Schaarschmidt www.schaf-land.de

Der Tag konnte beginnen.

Mit der Aktentasche unter dem linken Arm und dem Schlüssel in der rechten Hand trat er voller Weltvertrauen vor die Tür. Die Sonne blinzelte ihn ein wenig entgegen und wies ihm den Weg zu seinem Auto. Es war kein gewöhnliches Auto, sondern ein Mercedes, der ihn bereits seit 28 Jahren zuverlässig transportierte. Veränderungen seien nicht gut, hat er schon oft gesagt, sie bringen Unruhe. Seine EX- Frau muss wohl anderer Meinung gewesen sein, denn vor 14 Jahren reichte sie die Scheidung ein. Seitdem lebte Dr. Peter Wölkchen allein, mit seinem Mercedes und den 2 ½ Zimmerpflanzen. Er drehte den Zündschlüssel und sein Liebling schnurrte wie ein Kätzchen. Dass die Stoßdämpfer völlig außer Kontrolle waren und der Wagen bei jedem Schlagloch wie ein Wasserbett wippte, bemerkte er natürlich nicht, denn sein Auto war perfekt und eine Reparatur würde nur Unruhe in seinen Tagesablauf bringen. Die alte ehrwürdige Karosse hatte wie jeden Tag um diese Zeit das gleiche Ziel, dass Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Er war zwar kein Chemiker, aber ein Künstler mit Zahlen und da ging es um gewaltig viele Zahlen. Zum Beispiel wurden die ältesten Lebensspuren auf der Erde auf: vor 3,8 Milliarden Jahre datiert, die ersten vielzelligen Meerestiere auf: vor 700 Millionen Jahren, die ersten Landpflanzen auf: vor 436 Millionen Jahren, die ersten Reptilien auf: vor 290 Millionen Jahren und die ersten sogenannten Vormenschen konnten: vor 5 Millionen Jahren eingeordnet werden.

…und der moderne Mensch erst seit lächerlichen 35 Tausend Jahren.

Genau das war seine Arbeit, mit Zahlen jonglieren, ins Verhältnis setzen, beurteilen und erneut berechnen. Das war die Welt von Dr. Peter Wölkchen. Das Leben selbst hinter diesen Zahlen interessierte ihn so viel wie die Watt-Zahl der Glühbirne in seinem Kühlschrank. Die er, nebenbei bemerk, gleich nach dem Kauf entfernt hatte, denn nach seiner Ansicht, braucht man im Kühlmöbel kein Licht. Exakt um 07:13 Uhr hielt er vor dem Geschäft des „Schlachter Sanftmut“ an. „Guten Morgen Herr Doktor, hier wie immer ihre frisch belegten zwei Brötchen, für das zweite Frühstück, gut gewürztes Mett aus frischer Schlachtung.“, sagte dieser. Mit einem wohlwollenden Nicken nahm er sein zweites Frühstück entgegen, drehte sich wortlos um und verließ in eiligen Schritten das Fleisch-Haus.

Dieser Tag meinte es wieder gut mit ihm, denn alles war perfekt. Die Zeit stimmte, das Auto schnurrte, die Kleidung war unübertroffen und wieder stand eine zeitliche Punktlandung im Institut bevor. Andere konnten ihre Uhr nach ihm stellen. Er war der Fels in der sonst so bröckelnden Brandung der Zuverlässigkeit. Wie im Traum glitt er elfengleich mit seinem Auto über den Boden und dachte bereits an all die wundervollen Zahlen: 570 Millionen Jahre, 436 Millionen Jahre, 250 Millionen Jahre, 65 Millionen Jahre. Alles erforschte Angaben zu globalem Massenaussterben auf der Erde.

Er machte ein zufriedenes Gesicht, denn Dr. Wölkchen wusste ganz genau, wie dieser Tag beginnen, verlaufen und enden würde. 07:45 Uhr passierte er den Pförtner, dieser schaute auf seine Uhr und nickte ihm wohlwollen zu. 07:48 Uhr stellte er seinen geliebten Gefährten (seinen Mercedes), ab. 07:50 Uhr betrat er das Eingangstor zu seinem Institut und Punkt 07:55 Uhr steckte Dr. Peter Wölkchen seine Stempelkarte in die Uhr. Sie machte ein ächzendes Geräusch und die Arbeit konnte beginnen. All das sah er bereits deutlich vor sich. Denn es war das exakte Drehbuch für jeden Tag, im Leben des Doktor Wölkchen. Nur noch wenige Straßen und Kreuzungen, dann begrüßen mich wieder meine geliebten Zahlen., dachte er. „Was gehen mich die Griechlinge und sonderbaren Spezies dahinter an, sie verderben nur meine Statistiken.“ Während er auf eine Kreuzung zufuhr, kroch ein leises Summen in seine Ohren, was sich immer tiefer bohrte und bis in seine mit Zahlen gefüllten inneren Windungen vordrang. Aus dem Summen wurde ein Rauschen und aus dem Rauschen ein Geflüster. Peter Wölkchen fuhr rechts ran.

„Was um Himmels Willen ist in meinem Kopf los?
Werde ich jetzt verrückt?
Genies soll das ja öfters ereilen.
Bin ich ein Genie?“  
Er dachte kurz nach, „…natürlich bin ich ein Genie.“

Die Stimmen wurden immer lauter, aber irgendwie hörten sie sich komisch und nicht menschlich an.
Er schüttelte mit aller Wucht den Kopf, schlug mit seiner Hand gegen die Stirn und wollte diesen Alptraum irgendwie abschütteln. Aber das Ergebnis war, es wurde immer lauter, immer greller und immer besitzergreifender. Nein, nein, nein hörte er immer wieder und herzzerreisend erbärmliche Schreie.
Ich bin ein Genie und werde jetzt verrückt“, sagt er zu seinem Auto. „Was zum Teufel ist da los? Mein Kopf explodiert. Arme und Beine fingen an zu schmerzen. Blut rann ihm plötzlich aus Nase, Ohren und Mund. Was ist hier los? Langsam setzte sein hochgerühmtes logisches Denken aus. Blut, Schmerzen und diverse andere Flüssigkeiten übernahmen die Regie. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und ein unerträglicher Schmerz bohrte sich durch seine Arme. Er hatte das Gefühl, als ob sich eine Kettensäge durch seine Innereien bohrte. Verschwommen, wie in einem Wahn, sah er, wie sein Blut in ein Auffangbecken floss und da von einem schmierigen Kerl mit gelben Gummistiefeln und einer Zigarette im Mundwinke umgerührt wurde. Die Zigarette sollte vermutlich die unzähligen Fliegen verscheuchen und den mörderischen Gestank überdecken.

Ich bin nicht nur verrückt geworden, ich bin in der Hölle.

Nein mein Sohn, du bist nicht in der Hölle, aber auch nicht im Himmel- noch nicht. Peter Wölkchen starrte mir weit aufgerissenen Augen auf einen Mann, der mit seinem leuchtend weißen Gewand vor ihm stand und mit tiefer, aber liebevoller Stimme zu ihm sprach. „Mein Sohn, ich heiße dich willkommen, nun beginnen deine Prüfungen. Möge das Licht mit dir sein.“

Moment, Moment, was soll das alles, ist das ein Scherz? Wenn ja, werde ich euch verklagen und ins Gefängnis bringen. Ich muss pünktlich im Institut sein.

Ich bin Heimdall, ich bin der Wächter und kontrolliere den Zugang zu unserem Reich. Ja mich gibt es wirklich, ihr habt nur nicht mehr an uns geglaubt. Wir sind eine sehr alte Zivilisation und kümmern uns um euch. Ihr seid wie kleine dumme Kinder und habt, bei unserem Erscheinen, Götter zu uns gesagt. Ich bereite dich nun auf deine Prüfungen vor. Du hattest einen Autounfall und bist mit einem Schweine-Transporter zusammengestoßen. Hunderte Schweine mussten auf der Straße notgeschlachtet werden und du lagst mittendrin. Entweder du hast ein gefälliges Leben geführt und kommst in das Reich Asgard, von Euch Menschen Himmel genannt, oder in die Höhlen des Fenri, ihr sagt Hölle dazu. Ich zeige dir nur den Weg, den Weg in deine Ewigkeit. Gehen musst du allein.

Dr. Peter Wölkchen H.P.Schaarschmidt http://www.schaf-land.de

Nein, nein, nein, das kann nicht sein. Ich muss pünktlich auf Arbeit erscheinen. Ich bin noch nie zu spät gekommen. Lass also diesen Unsinn und zeig mir gefälligst den Ausgang, schimpfte er. Lieber Peter Wölkchen, hier sind alle freundlich und wollen dich nur vorbereiten., bekam er als Antwort. Alle freundlich?, sagte Wölkchen verächtlich. „Wirklich alle nur freundlich? Die alle sind bestimmt nur genau so dämlich wie du.

„Du wirst deine Lage schon noch begreifen.“

„Hier gibt es nur einen einzigen Weg und genau diesen wirst du, wie jeder Mensch auf der Erde am Ende gehen. Euer Tod ist nicht das Ende, sonder der Anfang einer sehr langen Reise. Entweder endet er für immer und Ewig in den Höhlen von Fenri oder, wenn ihr rein seid, im Reich Asgard. Das entscheiden aber nicht wir. Auf dieser Reise gibt es unzählig Stationen und an jeder Station wartet ein Tier auf euch. Ein Tier das irgendwann im Leben euren Weg gekreuzt hat. Ameisen, Spinnen, Hunde, Katzen, Schafe, Rinder, Pferde, Vögel. Alle wirst du wiedertreffen und an jeder einzelnen Station entscheidet eines dieser Tiere, ob du weiter darfst oder nicht. Warst du schlecht zu ihm, verweigert es dir die Weiterreise und du gehst sofort in die Höhlen des Fenri, wenn ja, bist du wieder einen kleinen Schritt weiter und dem Reich Asgard etwas näher, bis zur nächsten Station. Deine Reise dauert viele Jahre und dabei wirst Du hunderten Tieren wiederbegegnen. Sei demütig und bescheiden.

Die Tiere richten über deine Ewigkeit.“

Ich rufe die Polizei und bringe euch Spinner alle hinter Schloss und Riegel. Ich bin Dr. Peter Wölkchen, ein angesehener Wissenschaftler. Ich weiß ja nicht wo ihr ausgebrochen seid und welches Lösegeld ihr verlangen wollt aber eure dämlichen Tiere sind mir ebenso egal wie euer Asgard.

Mein Sohn, ich sehe du hast einen schweren Weg vor dir, aber unendlich viel Zeit,
über dein Verhalten nachzudenken.

Meine Arbeit ist getan, deine Reise kann beginnen.“

Dr. Peter Wölkchen H.P.Schaarschmidt www.schaf-land.de http://www.schaf-land.de

Seine Reise dauerte nicht viele Jahre, sondern nur wenige Tage, denn schon an der ersten Station war das Wiedersehen ein Desaster. Dr. Peter Wölkchen traf auf jene Katze, die er angefahren vor seinem Haus gefunden und dann in den Mülleimer geworfen hatte. Seine Reise war zu ENDE, denn die Katze ließ ihn nicht vorbei. Wie von Geisterhand bewegte er sich plötzlich auf einen tiefen Schlund zu, seinem neuen Zuhause.


Behandle deine Tiere so, dass du im nächsten Leben ohne Probleme
mit vertauschten Rollen klar kommen würdest.
Zitat von Pascal Lachmeier

Der Wolf auf dem 20 Euroschein

Wir schreiben das Jahr 2030. Es ist Mittwochmorgen und am Kalender erscheint Februar der 13. Mein Wecker hat mich wieder 6 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Missmutig schiebe ich das Rollo zur Seite und hoffe auf gutes Wetter. Pech gehabt, nasskalt und eine üble Mischung aus feinem Regen und Schnee wartet auf mich. Ich brenne eine Kerze an und bringe für meinen Wach-Mach-Kaffee den Gaskocher in Gang, denn seit den neuen Umweltgesetzen wird der Strom nur noch zu festgesetzten Zeiten freigegeben. Na ja, man gewöhnt sich daran. Während ich das heiße Startgetränk einnehme, überlege ich, wie mein Hund Otto heute Morgen sein Geschäft verrichten könnte.

In den letzten 10 Jahren hat sich so viel getan, dass man gar nicht mehr hinterher kommt oder gar versteht. Die  Grün Grüne Regierung hat wirklich alles auf den Kopf gestellt. Eigentlich fing doch alles so harmlos an, aber seit dem Die Grünen und die NABU Partei regieren, ist nicht nur der Wolf auf dem 20 Euroschein abgebildet, sondern auch eine neue Gesetzgebung in Kraft getreten. Ich muss ja zugeben, dass ich vieles davon mitgetragen habe, aber dass wir in Deutschland nun über 3000 Wölfe zählen und sogar die Tierzüchter aus Russland ihre vom Abschuss bedrohten Graumäntel zu uns bringen, sprengt ja nun langsam doch unsere Möglichkeiten.

Ich wohne in Kassel, in einem drei Familienhaus, im zweiten Stock und muss jeden Tag überlegen, wo ich mit Otto hingehe, damit er sein Geschäft erledigen kann. Seit Isegrim nach dem EU Gesetz nun auch von unserer Regierung eine zusätzliche Sonderschutzklasse bekommen hat, vermehren sich meine grauen Haare fast stündlich. Die über 3000 schlauen Vierbeiner haben vor einigen Jahren erkannt, dass es in den Städten nicht nur wärmer ist und von den Zweibeinern keine Gefahr droht, sondern auch viele Essensreste angeboten werden. Zudem laufen ihnen die Snacks fast ins Maul.

 Der Wolf auf dem 20 Euroschein /Wölfe wohnen in der Stadt

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Katzen gibt es schon lange nicht mehr und sobald mein Hund nicht direkt neben mir auf dem Fußweg bleibt, geht er in das Eigentum der zahlreichen Stadt- Wolfsfamilien über. Alle Spielplätze wurden abgesperrt, die Parks geschlossen, Polizisten dürfen Wölfe nicht verletzen und nachts sind die Straßen Menschen leer. Etwas nachdenklicher werde ich aber bei den NEWS aus Brandenburg. Da wurden in einer Kleinstadt die ersten Braunbären gesichtet. Wenn man aber diese Neuankömmlinge ganz neutral betrachtet und die Wölfe alle in der Stadt sind, wäre doch auf dem Land wieder Platz. In der Stadt leben alle friedlich Tür an Tür mit dem Wolf und auf dem Land in harmonischer Nachbarschaft mit dem Bär. Ein Traum würde wahr. Da gäbe es noch ein Tier, das mir besonders am Herzen liegt und tatsächlich vom Aussterben bedroht ist, das Nashorn. Rücken wir alle zusammen und schränken uns etwas ein, dann wäre doch an der Elbe zwischen Dresden und Hamburg Platz. Die Schifffahrt müsste zwar umgeleitet werden, was aber kein Problem sein sollte. Dann hätten wir stolze Wölfe in der Stadt, glückliche Bären auf dem Land und wunderschöne Nilpferde in der Elbe.

Was machen wir aber, wenn die sibirischen Tierschutz Kollegen um Asyl für ihre Tiger bitten?

Ein wirklich großer Erfolg ist auch, da es keine Weidetiere mehr gibt, dass die Weideflächen in riesige Wälder umgewandelt werden konnten, das ist toll. Was tierische Nahrungsmittel betrifft, so importieren wir sie ganz einfach aus Russland oder Afrika. Von dort bekommen wir ALLES zu super billigen Preisen und müssen uns beim Einkauf nicht einschränken.

Meine Tasse ist leer, doch für Otto habe ich heute Morgen noch immer keine Lösung gefunden. Ich werde wohl wieder in den Hunde-Sicherheitsbereich gehen müssen und für 20 Euro eine neue Wochenkarte kaufen.

Na ja, man gewöhnt sich daran, aber irgendwie
habe ich mir das anders vorgestellt.

Der Doktor und das liebe Vieh

Es war einmal  ein Doktor, der sein ganzes Leben dem Lieben Vieh gewidmet hatte. Wenn er morgens erwachte, blinzelten bereits die Sonnenstrahlen in sein Schlafzimmer und verkündeten: Guten Morgen Liebe Doktor, heute wird wieder ein wunderbarer Tag. Seine vierbeinigen Patienten standen auf saftigen Weiden, hatten kaum Beschwerden und wenn jemand aus der Gemeinde einen Rat brauchte, war er stets zur Stelle. Doktor Schön lebte mit seiner hübschen Frau in einem traumhaften Fachwerkhaus, das sie mit viel Liebe restauriert hatten und jeder Tag war eine Freude voller Sonnenschein.

Der Doktor saß gerade mit seiner Frau am Frühstückstisch, als plötzlich das Telefon klingelte.

Guten Morgen, hier Doktor Schön. Rosa war am Telefon. Herr Doktor, Herr Doktor sagte sie ganz aufgeregt, ich glaube meine Katze humpelt etwas. Aber Rosa, wie konnte das nur passieren? Ich weißes auch nicht. Heute Morgen habe ich es bemerkt und sie sofort angerufen. Lieber Herr Doktor, bitte helfen sie meiner Katze, ich mache mir solche Sorgen. Liebe Rosa, ich beeile mich, lade alles Notwendige in mein Auto und mache mich sofort auf den Weg. Danke lieber Doktor, ich bin ja so verzweifelt. Keine Sorge Rosa, das schaffen wir schon.

Nachdem Doktor Schön seinen blitzblanken, neuen Wagen beladen hatte, verabschiedete er sich noch von seiner Frau, die ihm mit Liebe belegte Brote mit auf dem Weg gab. Dann machte er sich auf zu seinem Notfall. Die Sonne stand schon hoch, das Wetter war traumhaft und im Radio lief gerade: What a Wonderful World.

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Plötzlich sah er am Straßenrand einen toten Igel liegen. Doktor Schön machte eine Notbremsung und setzte mit seinem Wagen eilig zurück. Der Igel sah aus wie Rudolph vom Sonnenhof. Marlis, Anna und Paul haben schon zweimal in der Praxis angerufen, da Rudolf seit zwei Tagen nicht mehr zu seinem Futterteller gekommen ist. Doktor schön stieg aus. Es war tatsächlich Rudolph. Ach wie schrecklich, nun konnte er nur noch versuchen, diese Nachricht auf dem Sonnenhof mit größter Vorsicht zu verkünden. Doktor Schön öffnete in seinem Auto eine kunstvoll gefertigte Kiste, die mit weichem blauem Stoff ausgelegt war und legte Rudolph vorsichtig hinein.

Wer tut denn sowas? Aus unserem Tal kann das niemand gewesen sein – dachte Doktor Schön. Polizei Oberinspektor Mopps sollte sich dieser Angelegenheit annehmen und wenn nötig in jedem unserer Hotels Nachforschungen anstellen. Doch jetzt musste er eiligst zu Rosa, denn es könnte sein, dass ihre Katze humpelt. Gesagt getan und weiter ging die Reise auf den nach frischem Grün duftenden Landstraßen.  Die Sonne lachte durch die Zweige und verbreitete ein wohliges Gefühl, so dass er das schreckliche Erlebnis am Straßenrand für einen Augenblick vergessen konnte. Als der Doktor vor dem prächtigen Landhaus ankam, stand Rosa schon davor und hielt nach dem Retter Ausschau. Endlich sind sie da Herr Doktor, ich habe meine Katze ganz genau beobachtet und es schon wieder gesehen, sie humpelt. Rosa, mach dir keine Sorgen, ich habe ALLES für eine umfassende Behandlung dabei, so dass wir Carlo ganz bestimmt helfen können.

Wie gut, dass wir sie haben, Herr Doktor Schön.

Der Retter in der Not entlud sein Auto und richtete in Rosas Kaminzimmer ein komplettes Behandlungszimmer ein. Nach einer halben Stunde war es dann soweit, die Rettung von Carlo konnte

beginnen. Doch bevor es an die harte Arbeit ging, reichte Rosa zur Stärkung eine Tasse Tee. Doktor Schön konnte noch etwas verschnaufen, um dann frisch gestärkt seine Behandlung zu beginnen. Nach unendlichen 40 Minuten war es dann soweit, das Bein von Carlo war fixiert. Rosa war überglücklich, dass es Doktor Schön wieder geschafft hatte, ein Tier zu retten.

Wie kann ich Ihnen nur danken, Herr Doktor?

Sie machen mich und meinen Kater Carlo überglücklich. Aber liebe Rosa, das ist mein Beruf und ganz nebenbei angemerkt, macht es auch mich glücklich, wenn ich helfen kann. Carlo braucht jetzt absolute Ruhe. Kein wildes Herumspringen, kein Ausgang und zur Unterstützung lasse ich Ihnen diese Medikamente hier. Das wird schon wieder, sagte Doktor Schön und fing an, seine Gerätschaften wieder abzubauen. So, alles war verstaut, Kater Carlo gerettet und Rosa überglücklich   – wieder ein erfolgreicher Tag.

Noch bevor er aber in sein Auto einsteigen konnte, kam Rosa mit eiligen Schritten zu ihm. Herr Doktor, wussten sie schon, dass der Brendel Hof verkauft wurde?! Schon vor einer ganzen Weile. Na ja,  er stand ja auch schon lange leer. Wer hat ihn gekauft? Ein Unternehmer aus Nord-Deutschland, der dort wohl eine große Nummer in der Tier-Mast ist.

Bei uns eine Großmastanlage?

Ich dachte diese Anlagen gibt es bei uns gar nicht mehr. Das glaube ich erst wenn ich sie sehe. Unvorstellbar! Und überhaupt, wieso weiß ich noch nichts davon? Nein, das kann nicht sein! Ganz  aufgeregt und ohne weitere Verabschiedung sprang Doktor Schön in seinen frisch geputzten Wagen und trat das Gaspedal voll durch, denn so einer unglaublichen Neuigkeit wollte er sofort auf den Grund gehen.

Nei, nein und nochmals nein, das kann nicht sein!

Sein geliebtes Weißwasser-Tal hat dunkle Flecken bekommen und auf dem Weg zur vermeintlichen neuen Mastanlage vielen ihm zum ersten Mal auch Hinweisschilder zu diesem Störenfried auf. Schon als er zum Brendel Hof einbog, konnte er zahllose LKWs sehen. Ihm stockte der Atem, um Himmelswillen, was ist denn hier los?

Er machte eine Vollbremsung, warf die Tür auf, sprang aus dem Auto und rannte zum ersten Tor. Doch als er auch das aufstieß, sah er etwas, das er nie erwartet hätte. Keine Mast-Hähnchen-Anlage oder unzählige Schweine-Boxen, sondern viel Schlimmeres  -eine illegale Schlachtanlage. Doktor Schön brach innerlich zusammen und ging wie unter Betäubung in die Hallen hinein. Ein unfassbar großer Abgrund tat sich vor ihm auf, es stank fürchterlich und von dem was er erkennen konnte, war dieser Abgrund unfassbar groß.

Doktor Schön spürte, wie Übelkeit und Würgereiz in ihm hoch krochen. Er ging weiter und stand plötzlich in einer dunkelroten glitschigen Masse, die fest an seinen Schuhen haften blieb. Sofort wolle er sie panisch abschütteln, doch was er auch versuchte, das dunkle Etwas hatte sich bereits tief hinein gefressen. Plötzlich rutschte er auf der schleimigen Masse aus und landete mit seinem Gesicht in dem klebrigen Sud.

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Doktor Schön wurde übel und noch vor dem Aufstehen musste er sich übergeben. Nun war er ein Teil dieser Hölle, besudelt mit Blut, Schleim und Erbrochenem.

Nur mühsam kam er wieder auf die Beine, doch er hatte nicht nur kurzzeitig die Orientierung verloren, sondern empfand vor allem Ekel vor sich selbst. Doktor Schön wankte weiter. In der nächsten Halle lagen Berge von Pferden, die anscheinend weiterverarbeitet werden sollten. Doktor schön musste wieder erbrechen, aber es kamen nur noch grüne Magenreste. Um Himmels willen, wo bin ich nur hingeraten, ist das hier vielleicht tatsächlich der Vorhof zur Hölle?  Er ging weiter. Schon von weitem sah er Berge von Köpfen, Schaf-Köpfen. Plötzlich fing sich alles um ihn herum an zu drehen und aus dem Berg mit Köpfen strahlte ein Licht.

Doktor Schön, Doktor Schön, um Gottes willen Doktor Schön, was ist mit ihnen… ? Wachen sie doch wieder auf. Rosa schlug den Doktor verzweifelt rechts und links auf die Wangen. Nichts passierte. Und noch einmal, nur diesmal schlug sie viel fester. Doktor Schön kam wieder langsam zu sich und saß noch immer in seinem Auto vor Rosas Haus. Rosas schreckliche Neuigkeit hatte ihn überfordert.

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Der Doktor und das liebe Vieh im Weißwasser-Thal, eine selbst gewählte Fantasiewelt, in die auch wir gerne flüchten, weil die Wirklichkeit sonst unser unbeschwertes, selbst erdachtes Paradies stört.

Helden für einen Tag

Jack treibt in über 600 m Entfernung die fünfköpfige Schafgruppe präzise durch den vorbestimmten Parcours und man kann gar nicht anders, als mit aufgerissenen Augen dieses Treiben zu bestaunen. Sind da übernatürliche Kräfte am Werk und warum kann das mein so süßer Mischling Rudi nicht? Der Wunder-Hund führt noch immer sämtliche Pfeifkommandos perfekt aus, was bei fast allen Zuschauern am Rande des Trial Feldes ein schlechtes Gewissen aufkommen lässt: Meiner könnte das bestimmt auch, ich habe nur keine Zeit.

Ist schon klar.

Schaf-Land

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Das, was diese Hunde auf dem Wettkampffeld vollbringen, muss nicht jeder Hund können, denn jeder Vierbeiner hat seine eigene Bestimmung. Die Bestimmung der Border Collies ist eben die Arbeit an Schafen. Nur mal zur Vervollständigung, die Wettkampfbedingungen haben meist wenig mit der tatsächlichen Arbeit an einer Herde von 1.600 bewollten Damen zu tun. Natürlich leugnen das fast alle Wettkampfteilnehmer, aber dann erkläre mir doch bitte jemand, weshalb so gut wie kein aktiver, ausgebildeter Berufsschäfer oder gar Schäfermeister teilnimmt?! Was aber die grandiosen Leistungen auf dem Wettkampffeld nicht kleiner machen. Es ist ein Wettkampf und das beste Team erstreitet die begehrten Punkte.

Jack hat inzwischen alle Aufgaben mit Bravur abgearbeitet und ist bei der letzten Prüfung angelangt, dem Einpferchen. Super, auch das wäre geschafft. Toll, dass müssen die andern Punktejäger erst mal nachmachen oder übertreffen. Die berühmte Latte liegt nun ziemlich hoch. Ein Team nach dem anderen schreitet zum Startpfosten, gibt sein Bestes und kämpft um Qualifikationspunkte.

Alle Zuschauer sind beeindruckt, die Starter ärgern sich über Fehler, nur für die Hunde ist es ein Tag wie jeder andere. Sie geben ihr Bestes. Noch während sich die letzten Starter auf ihren Wettstreit vorbereiten,  muss ich plötzlich an meine befreundete Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein denken. Wir kennen uns gut. Sie liebt Tiere und die Arbeit mit ihnen über alles.

Helden für einen Tag - Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein Schaf-Land

Helden für einen Tag – Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein  http://www.schaf-land.de

Doch weshalb käme sie nie auf den Gedanken von Schäferhunden auf Border Collies umzusteigen, sie perfekt auszubilden und an diesen Trials teil zu nehmen? Eigentlich sollte ihr das doch auch Spaß machen!? Unter den Startern findet man aber meist Tierärzte, Polizisten oder Angestellte, die zu Hause 20- 30 Schafe halten und ihre ganze Energie in die Perfektionierung der vierbeinigen Zauberlehrlinge stecken.

Helden für einen Tag - Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein Schaf-Land

Helden für einen Tag – Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein http://www.schaf-land.de

Bei Kerstin, mit ihren über 1.200 Mutter Schafen, einer Bison Herde, einer Yak Herde, Hühnern, unzähligen Hasen und 10 Schäferhunden, sieht die Welt schon etwas anders aus. Das ist die echte Welt der Farmer und Schafzüchter. Ich habe mit Kerstin gearbeitet und muss voller Respekt sagen: „Hut ab- mit tiefer Verbeugung“. Das, was sie täglich leistet, grenzt für mich schon fast an ein Wunder.  Und die Hunde, wie arbeiten die Hunde dieses zweibeinigen Perpetuum Mobiles? Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich an die tägliche Arbeit denke. Ohne die fantastischen Leistungen der Trial Hunde auf dem Wettkampffeld schmälern zu wollen…, kommen mir diese außergewöhnlichen Leistungen auf dem Trial-Feld wie ein Hobby vor.

Arbeitet nur eine Woche mit einem Berufsschäfer, an seiner Herde, dann könnt ihr vielleicht erahnen was ich meine. Am Abend werdet ihr zugeben: Sie waren heute Helden, für einen Tag. Nur das wir nicht sehen, dass dieser Tag wie jeder andere ist.

Was sind wir doch bequem, satt und faul geworden. Haben wir unsere Ideale, Naturverbundenheit und Begeisterung schon völlig verloren? Seien wir fair, nicht jeder kann sich intensiv mit Tieren beschäftigen und schon gar nicht halten. Was aber nicht den Blick auf unsere Wurzeln verdecken darf, denn wir sind was wir sind: Eine junge, kriegerische Spezies, die noch immer in ihren ursprünglichen Veranlagungen und Trieben gefangen ist, es aber aus Arroganz und Überheblichkeit verleugnet. Dumme Angewohnheit.

Helden für einen Tag - Schäfermeisterin Kerstin Doppelstein Schaf-Land

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Warum sehen Menschen wie Kerstin Doppelstein die Welt anders als die meisten von uns? Allein darüber könnte man vermutlich eine Doktor Arbeit schreiben. Unsere letzten Helden kommen nicht aus der griechischen Mythologie und schon gar nicht aus kriegerischen Aktionen fürs Vaterland, sondern aus unserem Alltag. Jedes Mal wenn der Tag zur Neige geht, gibt es Zwei- und Vierbeiner, die auch an diesem Tag wieder Unglaubliches vollbracht haben.

Was macht aber Menschen wie Kerstin Doppelstein nun wirklich zu Helden unseres Alltags?

Kerstin ist ein Extremist, verfolgt fast rücksichtslos ihren Weg und nimmt bewusst große persönliche Einschränkungen in Kauf. Genau aus diesem Stoff werden Helden gemacht. Helden die uns als Vorbild dienen, auch wenn wir sie nie erreichen. Ein Vorbild an Willensstärke, Durchhaltevermögen und Idealismus. Kerstin, dir und vielen anderen… – danke!

Ihr wart auch heute wieder:  Helden für einen Tag.

-und morgen und übermorgen und überübermorgen…

Die Besten der Besten – Border Collies – Deutsche Meisterschaft 2018

Es ist Dienstagnachmittag, der Wettergott ist mir freundlich gestimmt. Nur der Diesel in meinem Auto bereitet mir Kopfschmerzen. Irgendjemand scheint ihn regelmäßig abzulassen, denn mein Tank ist ständig leer. Ich fahre gerade alle meine Schafe auf den Weiden ab, stelle zusätzlich Heuballen und Wasser zu den Damen, damit alle gut versorgt sind. Morgen Früh fahre ich zur Deutschen Meisterschaft der Border Collies, nicht als Zuschauer, nein- sondern als Organisator der Veranstaltung. In einem kleinen Anflug von Überheblichkeit dachte ich: Das machst du doch mit links. Die Ereignisse haben mich später eines Besseren belehrt.

Die Besten der Besten - Border Collies - Deutsche Meisterschaft 2018

Die Besten der Besten – Border Collies – Deutsche Meisterschaft 2018  http://www.schaf-land.de

Mittwochmorgen  4:15 Uhr- der Wecker schreit mich erbarmungslos an und dabei wird dieser freche Kerl auch noch immer lauter. Ich kündige ihm die Freundschaft und drücke auf aus. Meine Jasi neben mir steht nun auch auf. Ein früher, müder Start in den neuen Tag, aber heute geht es Richtung Thüringen, auf die fast unendlichen Flächen der Thüringeti. Kaffee, duschen, Koffer verstauen, Hunde einladen und los, so war der Plan. Doch wofür werde Pläne gemacht? Damit sie von Gevatter Zufall über den Haufen geworfen werden.  Aus irgendeiner Eingebung heraus, wollte ich (noch in der Dunkelheit) nach meinen Schafen sehen. Auf der Weide angekommen, traute ich meinen Augen nicht. Die Damen hatten alle Wasserkübel umgeworfen.

Nun kam der entspannende Teil der Anreise, vier Stunden Autobahn- nicht schön, aber ruhig. Bei langen Reisen auf diesen Beton Adern der Wirtschaft habe ich immer genügend Zeit, über alle mir wichtigen Themen nachzudenken, auch über das bevorstehende Treffen Der Besten. Manche sagen auch Deutsche Meisterschaft dazu. Nach viereinhalb Stunden fuhr ich auf den Hof der Thüringeti und mir blieb fast das Herz stehen. Pferde- auf der geplanten Wettkampffläche stehen Pferde.

Pferde? Warum stehen da Pferde?

Der Farmbesitzer relaxt ganz entspannt vor seinem Haus, trinkt genüsslich ein Mittagsbier und beobachtet meine Ankunft. Kein Hallo oder sonstige Begrüßung, sondern: Wir müssen als Erstes einen Plan machen. Hallo Heinz, war meine Begrüßung, auf der Trial Fläche stehen Pferde!? Für euch hat sich doch nichts geändert, war seine Antwort. Aber dieses Mal geht es um die Deutsche Meisterschaft und dafür brauchen unsere Teams viel mehr Platz, als bei unserem letzten Trial. Wir sind doch alles abgegangen und haben den Ablauf besprochen?!

Setz dich und trinke erst mal einen Kaffee, meint Heinz. Bevor ich hier einen ganzen Haufen unzufriedener Border Collie Leute habe, schauen wir uns dann endlich doch noch ein Paar andere Flächen an. Also ab in die unendlichen Weiten der Thüringeti. Eigentlich habe ich es immer für ein Gerücht gehalten, dass es in Thüringen eine Mega Farm gibt, zumindest für deutsche Verhältnisse, mit 700 Pferden, 600 Rindern und zahlreichem anderen Getier. Alle vergnügen sich ganzjährig im Freien- irgendwie ein Stück Wunderwelt oder gar Paradies. Weiß das der Papst?

Schnell in die edle Stahl Karosse eingestiegen und die 200 Pferdestärken in Bewegung gesetzt. Das Land ist weit und unsere Wege lang. So brausen wir von einem Highland  zu Highland, von einer grandiosen Fläche zur anderen. Dann aber kamen wir an eine leichte Anhöhe und der Anblick war weitaus mehr als nur toll! Er war überwältigend! Mitten in Thüringen stand ich vor den sanften Hügeln in Wales. Unfassbar! Eine Wettkampffläche bei der man sich nicht nur über Größe und Weite freut, sondern sich am Startpfosten auch noch vom Anblick des Paradieses tragen lassen kann.

Mit anderen Worten: That`s it.

Noch während ich mit meinen Glückshormonen kämpfe, kommen ganz nüchterne Themen auf den Tisch: Sortieranlage, Startpfosten, Ruhepferch, wo soll der Richterwagen hin und tausend andere Dinge. Ich muss aufpassen, dass ich einen klaren Kopf behalte, denn neben den vielen Gedanken, die gerade auf mich einströmen, bin ich noch immer von dem grandiosen Ausblick überwältigt. Ein Gedankenfunke bringt mich aber schlagartig wieder zurück auf den harten Boden der Realität. Schafe! Für die bevorstehende Deutsche Meisterschaft stehen von einer benachbarten Schäferei 300 Merino Land Schafe bereit und diese prächtigen Tiere sind alles andere als kooperativ oder leicht von den Border Collies zu bewegen.

Aber hey, das ist die Deutsche Meisterschaft und keiner hat versprochen, dass dieser Titel einfach zu bekommen ist. Schließlich treten die Besten der Besten an, unsere hoffnungsvollsten Teams, die sich mit Fleiß, Ausdauer und vielen Starts bis zu diesem Punkt vorgekämpft haben. Auch wenn man sich zum Anschieben dieser bewollten Zwerg-Elefanten sorry Merino Schafe zwei Rottweiler wünschen würde, so ist es doch ein realistischer Ausschnitt aus der täglichen Arbeit.

Da bekommt der Begriff Elefanten-Rennen doch gleich eine ganz andere Bedeutung.

Die fleißigen Mitarbeiter der Thüringeti Farm sind ein Segen, denn wo hat man sonst schon so professionelle Helfer, die mit allen schweren Gerätschaften ausgestattet sind? Der Wunschzettel für diesen Moment: Wir brauchen zwei Wasserwagen, Richterwagen, Stromgerät mit großem Erdspieß, unsere Netze (angeblich Wolf sicher) und bitte die neu gekaufte Sortieranlage auf die ausgesuchte Traumfläche. Prompt setzte sich ALLES in Bewegung. Die Helfer-Profis der Farm schnappten sich ihre Gerätschaften und karrten alles heran was der Wunschzettel verkündete und wir machten uns mit den 300 korpulenten Damen auf den Weg, trieben sie auf die Wettkampffläche.

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300 Schafe Richtung Wettkampffläche  (Man beachte am Ende der Herde die Größenverhältnisse Schaf / Hund)  http://www.schaf-land.de

Noch während wir im Schweiße unseres Angesichts das Puzzle der Sortieranlage zu lösen versuchten, sahen wir am anderen Ende der Fläche, in ca. 1.000 Meter Entfernung, die ersten neugierigen Starter aufs Feld fahren. Was macht man als erstes, wenn man zur Deutschen Meisterschaft fährt? Nein nicht ins Hotel oder erst mal einen Kaffee trinken, sondern sofort und ohne Umweg auf die Kampf-Fläche, klein Wales fahren. Die Begeisterung war bei allen riesengroß, bis sie die Herausforderung erkannten, Elefanten schieben.

Von nun an  fielen nach und nach die Starter mit Hunderten von Border Collies in Thüringen ein.

Kurz für Nichteingeweihte und Trial-Muffel, schwer-gängige Schafe zu bewegen ist eine ganz besondere Herausforderung. Denn in der Regel werden die sogenannten Trial-Hunde /Wettkampf-Hunde so trainiert, dass sie die Kommandos ihrer Ausbilder auch in großen Entfernungen exakt umsetzen, aber eigenverantwortliches Handeln meist vernachlässigt wird oder teilweise sogar unerwünscht ist. Dann kann es also vorkommen, dass unser vierbeiniger Kollege in 600 Meter Entfernung auf bewollte Zwerg-Elefanten trifft, die den sonst sehr gerühmten Border Collie Blick ignorieren und ihnen auf der Stirn geschrieben steht:

Was willst du Hündchen von mir? Komm doch her, wenn du dich traust.

Was macht dann unser vierbeiniger Kollege? Er weiß nicht so recht weiter und ist in einer solchen Situation alles andere als selbstbewusst. Haben wir keinen selbstständig agierende, mitdenkende Hund gefördert, endet ein Lauf meist im Fiasko, denn der vierbeinige Kollege steht dann vor einer für ihn unlösbaren Aufgabe. Zudem ist  der Hundeführer meist enttäuscht, obwohl er es hätte besser wissen müssen. Einer unserer erfolgreichsten Wettkämpfer, ein Polizist aus Schleswig Holstein, sagte einmal die unglücklichen Worte: Man kann sie wie Joysticks steuern und bewegen.

Brrr…  gruseliger Satz.

Wir bauen noch immer die Sortieranlage auf und die Anreisewelle mit kurzer Besichtigung der Kampfarena läuft ebenfalls. Sie bereiten sich bereits seelisch auf ihre Aufgabe vor, die alles andere als einfach werden wird. Natürlich ist uns bewusst, dass der eine oder andere am Abend den Kopf mehr als nur nachdenklich auf sein Kopfkissen legt, aber hey, es sind die Besten der Besten die wir in Deutschland haben. Sorry, dass ich euch nicht einfache Woll-Mädels, leichte Aufgaben und viele Punkte garantieren kann  -aber einfach wollte ich es ja auch nicht..

Eines muss ich aber an dieser Stelle vorwegnehmen, bei einigen Kämpfern war ich schwer beeindruckt, wie sie als Team zusammen arbeiten und hart um ihre beste Leistung ringen.

Ich habe Respekt und das ist nicht nur eine Floskel,
sondern wirklich größte Hochachtung.

Deutsche Meister Schaft 2018, Tag eins und der erste Start ist schon früh angesetzt. So früh, dass wir den Hotel Chef bitten mussten, um 5:00 Uhr extra für uns Kaffee zu kochen. Er präsentierte uns aber nicht nur den Wachmacher, sondern auch ein ausgiebiges Frühstück. Das war die Rettung! Denn die Nacht war kurz, die Augen noch klein, die Bewegungen langsam, aber nach der zweiten Tasse Kaffee kam auch zu dieser frühen Morgenstunde gute Stimmung auf. Unser Hotel war von Border Collie Menschen belagert, einige nahmen ihre vierbeinigen Kollegen sogar mit aufs Zimmer. Doch nun hieß es:  Wettkampfmodus, dass wird nicht leicht.

Mit am Tisch saß der Richter, ein hochgewachsener blonder Mann, um die 60 Jahre, still, bescheiden aber vollgepackt mit Border Collie Wissen. Arthur Roberts  kommt aus dem Mutterland unserer vierbeinigen Raketen, aus England oder genauer gesagt aus Wales. Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass es die Engländer /sorry Waliser- mit der Sprache genau wie die Franzosen halten, ein tolles, stolzes Volk, sprechen aber egal wo sie sind, ausschließlich ihre eigenen Sprachen.
Hätte ich doch in der Schule im Englisch Unterricht besser aufgepasst…  Vor der Hoteltür schlug mir die erste Überraschung des Tages entgegen, Nebel. Auf dem Wettkampffeld begann die Morgendämmerung, alle waren anwesend, nur den Nebel hatte wohl Arthur Roberts versehentlich aus Wales mitgebracht, so dass wir keine 50 Meter sehen konnten. Was macht man aber auf der Deutsche Meisterschaft bei Nebel? Nichts! Warten auf bessere Zeiten. Der Richter fühlt sich bei diesen Verhältnissen sofort heimisch und war entspannt, die Starter nicht.

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Nebel des Grauens

Nach drei Stunden Ewigkeit, lichten sich die britischen Verhältnisse. Die Sonne hat endlich den Kampf gegen den Nebel des Grauens gewonnen. Schlagartig steigt die Spannung, alle nehmen ihre Plätze ein, die Schafgruppe steht bereit und das erste Team meldet sich beim Richter. Der Wettstreit um das beste Team Deutschlands kann beginnen.

Nun könnte ich alle 59 Starter beschreiben, was ich natürlich nicht mache, nur so viel: Es gab Überraschungen, grandiose Leistungen, Enttäuschungen und bei einem, meine ich fast Tränen gesehen zu haben. Elefanten-Schieben– kein leichter Job.

Nach einem aufreibenden ersten Tag, nun die Belohnung für Zweibeiner, Thüringer Rostbratwurst, Bier und Spaß. Was man in einer geselligen Runde doch so alles erfährt. Einige der Teams kamen direkt von der Europameisterschaft und die Gerüchteküche ist die einzige, die den ganzen Tag geöffnet hat. Bei aller Anstrengung und Kampfgeist, soll es auf einer Party zu ungeahnten Überraschungen gekommen sein. Eine Starterin, aus einem der internationalen Teams hat die Gastfreundschaft ganz besonders in Anspruch genommen und nicht nur neue Freundschaften geschlossen, sondern auch mit dem einheimischen Alkohol Bekanntschaft gemacht. Schlaf im Wechsel mit ausgeflippten Tanzeinlagen im Gastraum war die erste Phase, mit kurzem Zusammenbruch und unerklärlichem Verschwinden startete die zweite Phase. Daraufhin folgte die dritte Phase, die Teamkollegen aus ihrer Landesdelegation machten sich auf die Suche, aber wo? Zunächst in anderen Kneipen, danach mit panischem Gesichtsausdruck in Krankenhäusern und Notaufnahmen. Phase vier: Es half nichts, das Verschwinden konnte nicht-mehr geheim gehalten werden, sie mussten zur Polizei. Die Beamten sahen es aber mit großer Gelassenheit, denn das Aufstöbern von voll-trunkenen Partyschrecks war am Wochenende eine ihrer Hauptaufgaben.

Gehen Sie zurück ins Hotel, wir kümmern uns darum, war die Antwort.

So kam es dann auch. Die kurz vor der Bewusstlosigkeit betrunkene Starterin, landete auf wundersamen Wegen wie von selbst bei der Polizei und wurde nach ärztlicher Untersuchung wieder zu ihrem Team zurückgebracht. Solche Abwege haben wir auf der Deutschen Meisterschaft noch nicht erlebt, aber wer weiß schon, was da noch alles kommen mag?!

Tag zwei der Deutschen Meisterschaft 2018. Traumhaftes Wetter, die Kampfarena ist wieder eröffnet. Ralph Aßmann eröffnet den Tag mit seinem Hund Spot. Irgendwie läuft an diesem Tag alles besser, vermutlich haben sich die Starter nun auf die bewollten Elefanten eingestellt. Die Arbeit in der Sortieranlage war dank der umsichtigen und einsatzfreudigen Helfer nahezu perfekt und mit einer maximalen Motivation gesegnet.

Die Besten der Besten - Border Collies - Deutsche Meisterschaft 2018

Neben der Arbeit in der Sortieranlage, übte sich das Team in Schatten-Kunst

Trotz der eigenwilligen 100 Kilo Damen fiel kein lautes Wort und die Hunde kamen innerhalb der Anlage natürlich auch nicht zum Einsatz. Mit Ruhe und Umsicht wurden die Elefanten Babys sortiert und zusammengestellt. War am Schaf-Stellpfosten, bei der Annahme aber ein Hund zu schwach oder konnte in diesem Moment nicht genügend Präsens zeigen, hoben die Damen ab-und-zu den bösen Mittelfinger und bewegten sich wieder Richtung Sortieranlage, zu ihren Freundinnen. An diesem Tag habe ich mit meiner Abby dem Schafsteller eine Zeit lang die Schafe nachgetrieben und abgesichert, so dass ich beim Lift /der Annahme in der ersten Reihe sitzen konnte. Was man am Startpfosten in 600 Meter nur erahnen konnte, spielte sich direkt vor meinen Füßen ab
und es war spannend.

Die Besten der Besten - Border Collies - Deutsche Meisterschaft 2018

Meine Abby war zu diesem Zeitpunkt die zweite Sicherheit für den Schafsteller http://www.schaf-land.de

So verging wieder Stunde um Stunde. Begeisterung und Beifall lösten Niederlagen und Endtäuschungen ab, aber so ist das nun mal. Bei der Deutschen Meisterschaft bekommt keiner was geschenkt und wo es Gewinner gibt, leiden auch Verlierer.

Lassen wir aber mal die Kirche im Dorf,
es ist Klagen auf hohem Niveau.

Natürlich wollen ALLE in das Finale, obwohl der eine oder andere kurioser Weise genau ahnt, dass sie als Team bei der Aufgabe Look back (schau zurück und hole die zweite Schafgruppe) scheitern werden. Egal, Finale ist Finale, denn allein schon die Teilnahme ist grandios. Nur bei einem Team war ich überrascht dass sie es wegen eines Patzers nicht bis in das Finale geschafft haben, Viola Hebeler mit Gismo. Für mich zählt dieses Team mit zu den Besten der Besten und nach Gismos Verletzung konnten sie sich tatsächlich wieder bis an die Spitze kämpfen. Nur heute nicht.

Die Besten der Besten - Border Collies - Deutsche Meisterschaft 2018

Dr. Viola Hebeler und Gismo  http://www.schaf-land.de

Alle Teams haben zwei Tage gekämpft, gebangt, gejubelt und über die schweren Aufgaben gezetert, aber am Ende der zwei Qualifikationstage kann es nur 12 geben, eben die Besten der Besten.

Das sind sie 2018:

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Original Starterliste /Deutsche Meisterschaft 2018 Finale  http://www.schaf-land.de

Wir haben das Rad in diesen Tagen nicht neu erfunden, aber Beachtliches war schon dabei. Ich konnte auch, als es in Richtung erster Final-Starter ging, eine ganz besondere Stimmung spüren…
So richtig erklären kann ich es nicht, aber da war ETWAS. Natürlich gaben sich alle gelassen, aber ich konnte auch den Satz hören: Das ist ja nicht irgendein Trial, das ist die Deutsche Meisterschaft.

Ich für meinen Teil- habe die Vorbereitungen für den ersten Finale Starter von der Sortieranlage aus beobachtet. Der Lift war bei diesem Wettkampf, oder besser gesagt bei diesen Woll-Elefanten ganz entscheidend und aus dieser Position war jede Regung des Hundes zu beobachten, die noch nicht einmal der Starter vom Startpfosten aus sehen konnte. Das erste Team hieß Hendrik Kinker mit Hund Win. Grandioser Lauf unter erschwerten Bedingungen, das muss erst mal einer überbieten. So folgte nun Schlag auf Schlag. Alle gaben ihr Bestes. Einige hatten ganz einfach Pech und an diesem Tag leider nicht das Glück der Fleißigen und andere brachten uns zum Staunen. Das Problem Loock back, (Schau zurück und hole die anderen Schafe) muss an diesem Tag ein ansteckender Virus gewesen sein, denn viele waren davon befallen. Aber Finale ist Finale und keiner hat diesen Startplatz geschenkt bekommen.

Nur allein schon für die Teilnahme  – Herzlichen Glückwunsch!

Da am Finale Tag auch zahlreiche Besucher aus der Region angereist waren, um einmal die Besten der Besten aus der Nähe und in Aktion zu sehen, trat ich kurzer Hand nach dem letzten Team vor das Publikum, stellte mich als Mitorganisator vor und lud alle in 30 Minuten auf dem Hof Thüringeti zur Siegerehrung ein. Gerade als ich mich Richtung Hof in Bewegung setzen wollte, standen mir vier Schäfer gegenüber, die gerade angeregt diskutierten. Hallo, war meine Begrüßung, was sagt ihr dazu? Einer der vier Schäfer brachte tatsächlich Lob hervor und die anderen fanden kein so richtiges Gegenargument. Ich kenne diese vier Jungs, aber auch unsere Gespräche Monate vor dieser Veranstaltung. Das hörte sich in etwa so an: Niemals könnt ihr 5 Schafe aus der Herde abtrennen und mit einem Hund per Pfeifkommando bewegen. Sie brechen immer aus und laufen zur Herde zurück, schon gar nicht mit Border Collies. Meine Antwort: Ihr habt aber gesehen, dass es ging und was machen denn die Schotten? Ohne ihre Border Collies wäre die Schafhaltung in Schottland gar nicht möglich! Alle lachten verlegen. Vielleicht haben sie es ja noch nie ernsthaft mit gut ausgebildeten Border Collies probiert?

Nun aber schnell Richtung Hof. Die Siegerehrung für die Deutsche Meisterschaft 2018 steht an. Frauke, Bianca und ich bereiten schon mal die Medaillen und den Tisch für die Präsente vor, bis Eckhard Sievers eintrifft und noch Werbebotschaften seines Sponsors mit ins rechte Licht rücken möchte. Wir schieben also Tische und Bänke zusammen, so das Eckhard seine Banner und Futtersäcke für Fotos präsentieren kann- schon sind alle glücklich.

Die Urkunden sind geschrieben und Sieger 2018 stehen fest:

  1. Win mit Hendrik Kienker
  2. Cap mit Eckhard Sievers 
  3. Dan mit Anita Heserm

Die Besten der Besten - Border Collies - Deutsche Meisterschaft 2018

Cap mit Eckhard Sievers         Win mit Hendrik Kienker         Dan mit Anita Hermes http://www.schaf-land.de

Die Medaillen sind verteilt, alle Kämpfe ausgefochten und die Besten der Besten 2018 gefunden. Win, Cap und Dan waren grandios, aber- alle, die sich drei Tage lang mit großen Herausforderungen herumgeschlagen haben, waren sehenswert!

Vielen Dank, dass wir euch beim Wettstreit beobachten durften.

Veranstalter:      ABCD e.V. /Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland
Organisator:       Bianca Jacobi und H.P.Schaarschmidt  von www.schaf-land.de

Achtung Lebende Tiere – Was für eine Heuchelei.

Es ist 8.30 Uhr am Sonntagmorgen. Ich habe heute etwas länger geschlafen als sonst, aber nun bin ich auf dem Weg zu meinen Schafen. Die Hunde, hinten im Auto, sind voller Tatendrang und ich gehe im Kopf schon mal den Plan für den Tag durch. Im Radio läuft gerade ein Titel von Michael Jackson, als vor mir ein großer Lastzug auftaucht. Ich komme näher und erkenne einen Schriftzug:

Achtung, lebende Tiere.

Ich lebe auf dem Land und solche Transporter habe ich schon oft gesehen, aber heute Morgen durchfährt mich dabei ein Schock und ein Gedanke trifft mich wie ein Blitz: „Wie mögen sich die Tiere wohl  fühlen?“ Dann kommt mir sofort ein zweiter Gedanke und ich stelle mir die Frage:  „Was ist denn heute anders?“ An diesem Sonntagmorgen irritieren mich meine eigenen Fragen. In meinem Kopf muss über Nacht ein Schalter umgelegt worden sein, denn die zur Schlachtung transportierten Tiere bereiten mir fast Schmerzen. Ich habe das Gefühl, als könne ich ihre Verzweiflung spüren.

„Verzweifelte Tiere“? Das würde ja bedeuten, dass diese vierbeinigen Tiergefährten viel mehr wahrnehmen und erfassen, als ich mir jemals gedacht habe. Ehrlich gesagt, kann ich die Gedanken und Gefühle für mich in diesem Moment nicht einordnen. Natürlich bin ich sehr naturverbunden und selbstverständlich spielen Tiere in meinem Leben eine sehr große Rolle, aber ein so überwältigendes Gefühl beim Anblick eines Tiertransporters?! Ich bin verwirrt.

Tiertransporter zum Schlachthof - Nach der Massentierhaltung fast eine „Erlösung“

Tiertransporter zum Schlachthof – Nach der Massentierhaltung fast eine „Erlösung“

Fast wie ein Blitz durchzucken mich Bilder von üblen Massentierhaltungen und diese Bilder machen diesen Moment nicht leichter. Ist es tatsächlich möglich, dass viele Menschen dieses Elend nicht im Geringsten kümmert? Hat ein Großteil der Bevölkerung ihre ethischen Werte für Euros verkauft? Lassen sie für Geld wirklich alles zu? Vermutlich lautet die Antwort: „Ja.“

Eine kleine Hoffnung bleibt, damit die Menschheit und die Menschlichkeit nicht völlig im Erfolgs- und Gewinnmaximierungswahn untergehen. Wir müssen unsere Hoffnung in die Träumer und die Idealisten setzen, die uns Rettung bringen können. Sie können das Licht am Ende des Tunnels sein, denn was bleibt schon übrig, wenn bei einem Gewinnmaximierer der Gewinn ausbleibt? Nichts! Den Idealisten bleibt alles, oder sagen wir lieber fast alles. Egal, ob Schafzüchter, wie ich es einer bin, der seine komplette Freizeit investiert, um eine kleine Herde von 120 Scottish Blackface zu halten, oder Jung-Landwirte, die Freiland -Schweine züchten.

Der Lastzug  „Achtung, lebende Tiere“  – er fährt noch immer vor mir.

Soll ich das Fahrzeug stoppen und die Tiere befreien? Ich bin mir sicher, dass das nicht einer meiner besten Einfälle wäre, aber was kann ich sonst tun? Dass wir alle kein Fleisch mehr essen, wäre z. B. eine logische Konsequenz, um Tierleid zu verhindern.

Hilft aber den zu transportierenden Tieren leider nicht wirklich.

Eine von vielen Möglichkeiten, die gar nicht so schwierig ist, wäre: Konsequente, artgerechte Freilandhaltung, bei der es Freude macht, dass treiben zu beobachten.

Konsequente, artgerechte Freilandhaltung   www.Schaf-Land.de

Konsequente, artgerechte Freilandhaltung www.Schaf-Land.de

Einige kennen solche Bilder gar nicht mehr.

Konsequente, artgerechte Freilandhaltung

Konsequente, artgerechte Freilandhaltung

Als ich vor den Weiden der Freiland-Schweine stand, kam in mir ein Glücksgefühl auf, denn so ausgelassen wirkende Schweine hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Natürlich wird das Fleisch bei einer solchen Haltung teurer. Aber was wäre bei steigender Bevölkerungszahl sonst die Alternative?
Vermutlich noch intensivere „Fleisch-Fabriken“ und das möchte ich nicht.

Achtung, lebende Tiere – Was für eine Heuchelei.

Tiertransporter zum Schlachthof - Nach der Massentierhaltung fast eine „Erlösung“

Tiertransporter zum Schlachthof – Nach der Massentierhaltung fast eine „Erlösung“

 

Können Tiere denken? Teil I

Ohne die Definition näher zu kennen, schütteln viele energisch den Kopf und antworten mit einem: Natürlich NICHT.
Und die andere Fraktion, die zugegeben deutlich kleiner ist, zieht es zumindest in Erwägung. Selbstverständlich sind wir Menschen der felsenfesten Überzeugung, dass Denken nur für uns in Anspruch zu nehmen ist, denn wir sollen ja angeblich die Krönung der Schöpfung sein.

Puhhh…, bei dieser Aussage schüttelt es mich durch und durch. Dabei sollten wir uns zunächst mit der genauen Definition „Denken“ beschäftigen.

Unter „Denken“ werden alle Vorgänge zusammengefasst, die aus einer inneren Beschäftigung (mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen) eine Erkenntnis zu formen versuchen. Hört sich etwas hochtrabend an, aber so lautet eine der offiziellen Umschreibungen. Für Otto Normalverbraucher übersetzt, heißt es: Wenn ein Individuum durch Erfahrungen und Vorstellungen eigenständige Schlüsse zieht, die zu neuem Verhalten führen, so ist dies ein Denkvorgang. Oder noch kürzer: Wenn Gegebenheiten aus der realen Welt im Kopf simuliert und beurteilt werden, wird gedacht. Wobei das Beurteilen für mich der entscheidende Fakt ist, denn daraus werden Konsequenzen im Handeln gezogen. Ist doch eigentlich gar nicht so schwer, die Definition.

Wenn ich so über diese Definition nachdenke…, komme ich bei einigen Mitmenschen schon arg ins grübeln…

Können auch Tiere denken?

Können auch Tiere denken?                                                                                                             Foto Jasemin B

Ich kann euch helfen, diese Antwort selbst herauszufinden. Mit einem eigenen Experiment.  Dieser Versuch dauert mehrere Wochen, kann aber jeder Hundebesitzer durchführen. Der Hund sollte zwischen 3 – 9 Jahre alt sein, 5 – 8 wäre perfekt, zudem agil, aufmerksam und geistig sehr wendig.

Versuchsaufbau

  1. Wir brauchen 2 große Kisten, eine schwarz ( innen & außen), die andere weiß
  2. Die Kisten sind jeweils an einer Seite offen, der Hund muss bequem hineinlaufen können
  3. Die Kisten werden in entgegengesetzten Richtungen ( in verschiedenen Zimmern des Hauses) aufgestellt
  4. Sie sind vom „Start“ aus nicht zu sehen und nicht auf direktem Weg zu erreichen
  5. Der Hund muss sich also in die eine oder andere Richtung bewegen
  6. In jeder Kiste stellt ihr exakt das gleiche Futter bereit (natürlich lecker)

Versuchsablauf

  1. Die Fütterung erfolgt immer zur gleichen Zeit
  2. Ausgangspunkt ist immer der selbe /z.B. Diele
  3. Der Hund läuft dann in die eine oder andere Richtung
  4. Die Räume mit den Kisten sind gut beleuchtet
  5. Dieser Ablauf wird 2x täglich mindestens 2 Wochen durchgeführt
  6. Nach 2 Wochen erfolgt ein Umbau
  7. Die zwei Kisten werden in einen anderen, bisher noch nicht genutzten Raum gestellt
  8. Jede Kiste in eine andere Ecke des gleichen Raumes (also ein komplett anderer Versuchsaufbau)
  9. Zu den Räumlichkeiten des ersten Versuches hat der Hund jetzt keinen Zugang
  10. Die schwarze Kiste wird innen mit starkem Gebläse versehen, welches durch einen Kontakt beim Betreten des Hundes startet. Zudem wird ungeeignetes Futter angeboten
  11. Die weiße Kiste bleibt neutral und beinhaltet gutes Futter
  12. Dieser Ablauf wird 2x täglich 1 Woche durchgeführt
  13. Nach 1 Wochen erfolgt ein Umbau
  14. Rückbau auf den ersten Versuchsaufbau
  15. Erneute Durchführung des 1. Versuchs- nur 1 x

Ergebnis

Alle Anhänger der These: Tiere folgen nur ihren Trieben oder einer Konditionierung, müssen davon ausgehen, dass der Hund nach dem 2. Versuch und anschließendem Umbau zum 1. Versuchsaufbau, wieder in sein gewohntes Verhalten zurückgeht.

So die weit verbreitete Annahme.

Wurden alle Versuchsbedingungen erfüllt, ist das Ergebnis erstaunlich.
Erstaunlich  anders, anders als die meist verbreitete Meinung uns sagen möchte.
Ihr dürft gespannt sein.

Das überraschende Ergebnis erfahrt ihr in:
Können Tiere Denken  Teil II

Wanderschäfer, die letzten Helden unserer Zeit

An alle Schreibtisch-Täter, Traumtänzer und Möchtegern-Abenteurer, die wahren Helden unserer Tage kommen nicht aus den Fitnessstudios oder dem TV, sondern aus dem harten Alltag der Wanderschäfer.

Wanderschäfer, die letzten Helden unserer Zeit Schaf-Land.de

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Wanderschäfer, auch zur Winter-Zeit

Ich weiß was es heißt, sich um seine Tiere im Winter Sorgen zu machen. Man kennt sie ganz genau. Die einen sind zurückhaltend, die anderen frech, manche zutraulich und bei anderen muss man immer ein Auge drauf haben, dass sie genug zu Fressen bekommen und nicht von den anderen abgedrängt werden. Dabei habe ich nur 120 Damen. Was ist das aber für eine riesen Last für 1.000 Tiere, also 1.000 Leben verantwortlich zu sein. Ich stehe immer wieder sprachlos vor der Herde meiner befreundeten Schäfermeister. Wie unglaublich kompromisslos sie sich für ihre Tiere einsetzen. 14 Arbeitsstunden sind dabei keine Besonderheit und am Wochenende braucht ihre Herde die gleiche Aufmerksamkeit.

Wanderschäfer, die letzten Helden unserer Zeit Schaf-Land.de

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Zeiten, die diesen unbeugsamen Individualisten alles abverlangen.  Im Winter

Als ich diese Fotos zum ersten Mal gesehen habe, Christian Peter hatte sie ins Netzt gestellt, war ich so fasziniert, dass es mir kalt den Rücken herunter lief. Was für ein Durchhaltevermögen, welche Willensstärke und Härte gegen sich selbst, einfach unbeschreiblich. Dieser uralte Traditionsberuf vereint so vieles, was uns Zweibeiner ausmacht, denn er ist einer der wenigen verbliebenen Lebensarten, die noch Natur, Tier und Mensch im Einklang vereint. Die letzten verbliebenen Wanderschäfer sind das Paradebeispiel für ein Leben mit der Natur und nicht nur von ihr.

Wanderschäfer, die letzten Helden unserer Zeit Schaf-Land.de

Wanderschäfer, die letzten Helden unserer Zeit Schaf-Land.de

Ob Sturm, Regen oder wie hier Schnee, er sorgt sich immer um seine 1.000 Tiere

Als ob das alles nicht schon anstrengend genug wäre, besteht das Wetter in Deutschland ja nicht nur aus 24 Grad und einer leichten Sommer-Briese, sondern auch aus Sturm, Regen, Unwetter und vor allem auch aus einem Winter mit Schnee.

Was soll da eigentlich unser Gezeter: z.B. Warum hat der Schneepflug noch nicht geräumt?  Das Internet war gestern Abend auch ausgefallen.

Dabei wollten einige vielleicht gerade gestern Abend nachsehen, wo entlang ihre sensationelle Radtour verlaufen soll, aber allein schon die Hotelauswahl eine Herausforderung darstellt. Nicht dass dies einer missversteht, ich mag Radfahren, aber mit unserem Alltag erschaffen wir nicht gerade die Welt neu, auch wenn wir manchmal meinen, einen Sturm bezwungen zu haben. Doch meist ist es nur ein Sturm im Wasserglas. Schauen wir also aus unseren warmen Stuben voller Bewunderung auf wirkliche Helden unserer Tage, auf Wanderschäfer mit ihren Herden.

Solltet ihr einmal einen Wanderschäfer mit seiner Herde begegnen, so zollt ihm Respekt, denn es sind die letzten Helden unserer Zeit.

 

Schein oder Sein

Wir leben in einer schnellen, hektischen Welt, in der alles jetzt und sofort passieren muss. Dabei schauen wir auch gern mal NICHT hinter die Kulissen, sondern begnügen uns mit dem Schein.

Ein Beispiel: Fragen wir uns ernsthaft, wie es möglich ist, dass uns die bunte Werbung T-Shirts für 3,99 € verspricht? Nur drei Sekunden Gehirn-Aktivität und wir würden bei der Beantwortung dieser Frage in eine mittelschwere Krise stürzen. Da leben wir lieber weiterhin in unserer Schein-Welt. Wir leben in ihr, weil sie doch so wunderbar bequem und einfach ist.

Gruselige Scherzverpackung. Spiele-Wurst

Gruselige Scherzverpackung. Spiele-Wurst

Gruselige Scherzverpackung. Spiele-Wurst

Ich frage mich auch, weshalb es kaum jemanden interessiert, dass hinter den hübschen Bildchen auf der abgepackten Wurst für 79 Cent millionenfaches Elend steckt. Wollen wir diese schrecklichen Bilder aus den Tierfabriken überhaupt sehen? Nein, denn mit einem netten Bildchen auf der Verpackung schmeckt die Wurst besser und lässt sich auch besser verkaufen.

Kürzlich fragte mich jemand:  „Bist du ein Grüner?“ Als ob die Grünen das Tierwohl für sich gepachtet hätten. Und nein, ich bin parteilos. Nur mal nebenbei angemerkt: Hätten die Grünen einen guten Job gemacht, wären wir heute nicht Weltmeister in der Massentierhaltung. Meine Einstellung, die zugegeben nicht immer mit dem aktuellen Zeitgeist konform geht,  habe ich meinem gesunden Menschenverstand zu verdanken.

Kürzlich bestätigte sich beim Besuch einer gut funktionierenden Thüringer Groß-Schäferei, dass respektvoller Umgang mit Tieren keine Theorie sein muss. Selbst die Hundezwinger gefielen mir, obwohl ich kein Anhänger von Außenzwingern bin. In diesem Unternehmen herrschte nicht der Schein oder eine Wunsch-Welt vor, sondern ein respektvoller Pragmatismus, gepaart mit Erfahrung und Begeisterung. Wunderbar.

Auch wenn unsere selbstgebastelte Schein-Welt bequem zu sein erscheint, in den 200.000 Jahren Menschheitsgeschichte hat sie noch nie funktioniert.