Archiv für den Monat: Juni 2016

Tierschutz, Schmerzen und Massentierhaltung

Bei diesem heiklen Thema landet man schnell auf Glatteis, aber es gibt ja auch elegante Schlittschuhläufer. Also legen wir den Gang und Allrad ein, geben Gas und los. Sitzen wir auf dem Zahnarztstuhl, haben wir unseren „Gegner“ direkt vor Augen, den Zahnarzt. Die Arbeit mit „schwerem Gerät“ an unseren Zähnen bereitet äußerst unangenehme Gefühle, bis hin zu noch unangenehmeren Schmerzen. Wie sieht es aber im Tierreich aus? Da gibt es keine Ärzte, Schmerztherapie oder Notaufnahme. Sie müssen allein damit klar kommen.

Fühlen sie etwa weniger als wir?

Bei diesem Thema müssen wir ganz nüchtern auf den Entwicklungsstand der Spezies achten. Weniger weit entwickelte Arten haben ganz andere Verknüpfungen als hoch entwickelte Säugetiere. Insekten haben also ein völlig anderes Schmerzempfinden (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) als wir. Doch die These, dass auch hochentwickelte Lebewesen kaum bis gar keinen Schmerz empfinden, ist schlicht und einfach Unsinn. Ein Hund verletzt seine Pfote, Körper gibt seinem Gehirn das Signal „Körper defekt“. Der Hund leckt seine Pfote, um den Schmerz zu lindern und humpelt auf drei Beinen weiter oder gar zu uns. Weshalb sollte er das  tun, wenn es keine Schmerzen wären?

Dabei ist aber die Frage aller Fragen: Reagiert ein Tier nur reflexartig auf einen Schmerz oder werden diese Reize in höheren Hirnregionen verarbeitet und folgt darauf eine Handlungsänderung? Bei vielen Tieren entsteht zwar ein „Schmerz“, dieser wird aber nicht in wichtigen Hirnregionen weiter verarbeitet. Doch unsere allseits geliebten, hoch entwickelten Säugetiere verarbeiten diesen Signale. …so dass sie den Tierarzt auch nicht als ihren persönlichen Freund ansehen, wie wir den Zahnarzt. Das ist auch eines der großen Probleme, die Tierärzte haben. Sie können die Gefühlswelt ihrer Patienten nicht ergründen. Der Patient kann bei der Genesung nicht mithelfen und „Onkel Doktor“ versucht einen Spagat zwischen Weissagung und Schulmedizin. Im schlimmsten Fall hat alles „gut geklappt“ und endet doch mit dem Spruch: Operation gelungen, Patient tot.

Eine sprechende Kuh wäre also die Lösung für alle Probleme, wenn es da nicht einige Verständigungsschwierigkeiten geben würde. Solange wir aber nicht das „Innenleben“ unserer Tiere ergründen können, bleiben unsere Erkenntnisse immer im Bereich der Weissagungen. Zumindest wissen wir, dass zum Beispiel bei Insekten „bösartige“ Reize nicht an das Gehirn weitergeleitet werden. Etwas höher entwickelt Wesen nehmen „vermutlich“ Schmerzen als Kontakt-Reiz wahr und nur die am höchst entwickelten Säugetiere empfinden einen ähnlichen Schmerz wie wir, aber wir wissen es nicht.

Um diesen misslichen Zustand zu verbessern, habe ich schon oft versucht, mit Nachbars Kühen in Kontakt zu treten, leider ist es trotz größter Anstrengungen noch nicht gelungen, mit Moni (der pfiffigsten von allen) zu quatschen. Unsere Hunde sind da schon anders. Durch das dichte Zusammenleben mit uns, sind sie sozialisiert und die Verständigung ist deutlich besser als mit anderen Lebewesen. Wir können ihr Verhalten besser deuten und auch der Hund kommuniziert mit uns. Er gibt uns deutliche Signale und „übertreibt“ zu weilen schon mal.

Abby /Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Abby /Hardi P.Schaarschmidt Ⓒ Jasemin Be

Für einige hat unsere Unwissenheit auch ganz handfeste Vorteile. Dies hört sich komisch an, ist aber bedauerlicher Weise so. Nicht nur die Massentierhaltung, sondern bereits der Begriff „Nutztier“ ist eine Ausrede. Eine Ausrede- mit empfindsamen Wesen rücksichtslos umgehen zu dürfen. Gerade Schweine sind uns viel näher als Einigen lieb sein dürfte, was wir aber mit größter Beharrlichkeit ignorieren. Zum Beispiel wurde noch bis Ende der 80er Jahre den Studenten in den USA vermittelt, dass Tiere generell kein Schmerz-empfinden haben. Das war für eine ganz bestimmte Industrie ziemlich bequem. Denn in den Schlachtereien muss man weniger Rücksicht walten lassen denn die Tiere sind ja eh „nur“ Fleischlieferanten ohne Gefühle.

Heute wissen wir es besser oder anders gesagt: wir haben zu diesem großen Haus zwar noch immer keinen passenden Schlüssel gefunden, aber wir kennen wenigstens den Grundriss.

Tierschutz und Zirkus

Meine sehr verehrten Damen, meine sehr verehrten Herren, hier kommt der gefährliche Dickhäuter direkt aus dem Urwald und zeigt uns sein Können. An diesem Satz ist so ziemlich jedes Wort gelogen, bis auf das Wörtchen „und“. Der Dompteur steht mit einer Fantasie Uniform in der Manege und knallt mit der Peitsche. Sofort erscheinen die Giganten des Dschungels und trotten in die Mitte des Zeltes.  Das sind sie also, die „Bestien“ aus der Wildnis und zeigen uns nun ihr „Können“.

Ich bin nicht nur betroffen, sondern schäme mich für alle Anwesenden in diesem Zirkuszelt. Ein junges Mädchen springt vom Rücken einer der Elefanten, legt sich auf den Boden und die Giganten laufen über sie hinweg. Natürlich ohne sie zu verletzen. Nun lässt der Dompteur, die Tiere sich im Kreis drehen und verkündet voller Stolz, dass sie im Takt des Orchesters tanzen. Nach einigen Minuten ist dieses „Schauspiel“ vorbei und die Elefanten trotten aus der Manege.

Wieso ist der Tanzbär mit Ring in der Nase auf dem Marktplatz verboten, aber Wildtiere im Zirkus erlaubt? Falls irgendjemand glaubt, einen Elefanten gesehen zu haben, so war dies nur sein Schatten, der dressiert wurde, um uns zu amüsieren. Ein 3 Tonnen schweres Tier  soll uns unterhalten indem es lächerliche Bewegungen zur Musik ausführt?

Zirkus -nein danke

Das umfangreichste Elefanten- Wissen haben wir zum Großteil Iain Douglas-Hamilton zu verdanken. Douglas-Hamilton hat über 4 Jahre in einem Nationalpark in Tansania zugebracht, um diese beeindruckenden Wesen zu studieren. Zum Beispiel hat er herausgefunden, dass nicht wie allgemein angenommen, die Tiere mit all ihren Instinkten geboren werden. Nein, sie lernen vor allem von Familienmitgliedern das richtige Handeln. Die Elefanten geben in verstärktem Maße Wissen an ihre nächste Generation weiter und das zeugt von hoher Intelligenz. Zudem pflegen Elefanten einen ähnlich engen Familienverband wie wir Menschen und sorgen sich aufopferungsvoll umeinander. Natürlich ist in der Elefanten- Welt nicht immer nur Sonnenschein. Bullen können zu weilen schon recht aggressiv werden

…aber das ist die Natur in ECHT.

Tierschutz und Kinderprojekt

In Zusammenarbeit mit dem Wald- Kindergarten Steyerberg habe ich ein Projekt ins Leben gerufen, welches bereits unsere „Kleinsten“ (zwischen 3-6 Jahre) einen engeren Bezug zu Tier & Natur erleben lässt. Regelmäßige Besuche im Stall, auf der Weide und natürlich auch zur Lammzeit, lassen Neugier und eine Verbindung zum natürlichen Lebenskreislauf entstehen.
Tiere & Natur zum Anfassen.

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Mein ganz persönliches Anliegen in diesem Kindergarten Projekt:
Bereits unseren „Jüngsten“ zu vermitteln, dass nicht „Wegwerfmentalität“ und „Schnelllebigkeit“ das wirkliche Leben sind, sondern: Achtung, Respekt und Bodenständigkeit. Das Miterleben des Entwicklungsweges von Lämmern unterstützt diese bodenständige Sichtweise und lässt bereits in jungen Jahren die Natur als Kreislauf  begreifen. Der respektvolle Umgang mit meinen Schafen und das Entdecken ihres Lebensraumes, in dem sich diese kleine Herde fantastisch selbst organisiert (in der sogar Streitigkeiten intern geschlichtet werden), machen diese regelmäßigen „Schaf-Besuche“ wertvoll.

Hundeausbildung & Geduld

Geduld zu warten, das ist uns heute abhanden gekommen (auch mir). Geduld kommt aus dem althochdeutschen „dulten“ tragen, ertragen und hängt mit dem lateinischen „tolerare“

tolerieren zusammen. Im griechischen wird das Wort „hypomone“ für Geduld verwendet und steht für Ausharren, Aushalten. Ich persönliche habe bisher nur 2 Trainier kennenlernen dürfen, die mir Ruhe, Gelassenheit und vor allem Geduld vermitteln konnten. John Johnes aus Wales und Dr. Hans-Jürgen Werbke aus Hollingstädt.

In diesem Sinne erinnere ich mich auch gern an den Ausspruch einer von mir sehr geschätzten, lieben Freundin Ingrid Stottmann. „Verabschiede Dich davon, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen“.

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Geduld Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Ein unvergesslicher Moment

Scottish Blackface -das 1.Lamm

Das 1.Lamm ist jedes Jahr etwas Besonderes. Ich habe schon einige Lammzeiten erlebt, zolle aber jedes Mal Respekt, wie souverän meine Mädels dies meistern. Bekanntlich ist die Geburt kein Spaziergang und wir alle sollten immer daran denken, was die Damen leisten. Ein Wunder der Natur und doch „nur“ ein Kreislauf! Ich bin jedes Jahr glücklich, dass ich an diesem Wunder teilhaben darf und schaue mit Hochachtung auf Berufsschäfer, die für 1.000 Lämmer verantwortlich sind. In der heutigen hektischen Zeit, helfen wir nicht diesen Tieren, sondern sie helfen uns. Sie helfen uns, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und einen klaren Kopf zu behalten. Sie erinnern uns daran, dass auch wir nur ein Teil des Kreislaufs sind. Größenwahn, Arroganz und Oberflächlichkeit funktionieren hier nicht -denn das ist die wirkliche Welt.

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Lamm /Scottish Blackface Ⓒ Hardi Schaarschmidt

Nun könnte der eine oder andere auf den Gedanken kommen, das geht mich nichts an, das ist nicht meine Welt. Lasst es mich so beschreiben:  würde das stimmen, währt ihr aus dem Sternbild Kassiopeia, Pegasus oder Andromeda, aber nicht von unserer Erde. Bei uns hängt alles zusammen, auch wenn wir diese Tatsache zeitweise ignorieren. Wer kann schon sagen, wo uns die Wege noch hinführen. Nichts ist unmöglich. Beethoven zum Beispiel, war bereits als Kind an der Musik interessiert  -nur sein Umgang mit der Geige, alles andere als perfekt. So bereitetes es ihm große Schwierigkeiten, fremde Kompositionen nach zu spielen. Um an seiner Leidenschaft festhalten zu können, fing er an, selbst zu komponieren und schuf eigene Werke. Sein Musiklehrer sagte damals über ihn „ Als Komponist ist Beethoven hoffnungslos“. Das Blatt hatte sich aber für Beethoven gewendet, denn er wurde zu einem der bekanntesten Komponisten der Welt.